Page images
PDF
EPUB

von allen Gröfsen mit einander abwechseln, Riesenexemplare über eine Menge kleiner hervorragen. Da aber auch ebenso viele Stalaktiten, gleichfalls von der verschiedensten Gröfse, von oben herabhängen, so glaubt man sich in eine Tropfsteinhöhle versetzt, nur mit dem Unterschiede, dafs statt des Kalksinters die Bildungen hier aus Eisensinter bestehen. Die Bergleute in Obergrund nennen die grofsen Stalagmiten des Hackelsberger Stollens „Mannel,,; es wäre nicht zu verwundern, wenn sie sie für Berggeister hielten.

Die Stalaktiten und Stalagmiten des Hackelsberger Eisensinters bestehen aus krumm- und dünnschaligen, übercinander abgesetzten Lagen, und zeigen an der Oberfläche wellenförmige Erhabenheiten und Vertiefungen, welche dicsen schaligen Absonderungen entsprechen, so wie auch flache und breite zackige Hervorragungen. Die Bildung der schaligen Absonderungen erklärt sich aus der Entstehung des Eisensinters, indem sich dieser, wie schon bemerkt, aus dem in der ganzen Grube verbreiteten eisenhaltigen Wasser lagenweise absetzt. Das schwefelsaure Eisenoxyd, womit dieses Wasser imprägnirt ist, entsteht durch die Zersetzung des in der Grube in Menge vorhandenen Schwe felkieses, welche Zersetzung durch die herrschende Feuchtigkeit ungemein begünstigt und beschleunigt wird. Die grofsen Zapfen des Eisensinters sind, wenn man den sehr langsam erfolgenden Absatz aus dem Stollenwasser bedenkt, wahrscheinlich schon sehr alt und konnten nur in ganz abgelegenen ruhigen Räumen im Hintergrunde der Grube gedeihen, zu welchen der Zutritt lange Zeit verschlossen war; von den dünneren Krusten und kleinen Stalaktiten dagegen ist ein grofser Theil ganz neuer Bildung, und diese Bildung geht noch immer fort.

Zwischen den am meisten in die Augen fallenden langen und sich mehr oder weniger zuspitzenden Stalaktiten und Stalagmiten von schlankem Habitus befinden sich auch viele niedrige, verhältnifsmäfsig dicke, welche an ihrem freien Ende wie abgestutzt erscheinen. Besonders giebt es viele Stalagmiten von dieser letztern Form, welche an

ihrer Oberfläche lauter ringförmig herumlaufende, mit einander parallele und stark wellenförmig gebogene hervorragende Wülste und an ihrem oberen Ende eine von einem eben solchen wulstförmigen Ringe umgebene Vertiefung zeigen, als das deutlichste Merkmal der durch Herabtröpfeln des Wassers entstandenen Bildung.

An ihrer äufseren Oberfläche sind die Eisensinterzapfen des Hackelsberger Stollens starkglänzend von Harzglanz, wie mit Oel überstrichen, und die wie Schuppen oder flache Zacken hervorragenden Theile derselben sind bald glatt, bald rauh. Die inneren Ablösungsflächen der dünnschaligen Stücke sind oft ganz matt, doch stellenweise auch glänzend; der Bruch der compacteren und etwas dickeren Parthien ist kleinmuschlig bis uneben und dabei glänzend oder wenigglänzend, der Bruch der lockeren Parthien dagegen erdig und matt. In der Farbe unterscheiden sich die dünnschaligen leicht zerbrechlichen Parthien von den festeren. Die ersteren sind gelblichbraun, auf den Ablösungsflächen hin und wieder mit einem sehr dünnen blafsgrünlichgrauen Ueberzuge bedeckt, manchmal auch pfauenschweifig-bunt angelaufen; die festeren Parthien sind im Bruche schwärzlichbraun bis pechschwarz. Unter den braunen Eisensinterzapfen, welche durchaus die vorherrschenden sind, findet man zuweilen auch einzelne von schmutzig dunkelgrüner Farbe, aber als grofse Seltenheit. Strich und Strichpulver sind bei allen Farben ochergelb oder lichte gelblichbraun. Als ganze Massen sind die Zapfen undurchsichtig, nur in den allerdünnsten Lamellen durchscheinend mit gelblichbrauner Farbe.

Aufser der Stalaktiten- und Stalagmitenform kommt der Eisensinter im Hackelsberger Stollen auch noch in einer zweiten Form, in der Form mehr oder weniger langer, meistens dünner und hohler gerader cylindrischer Röhren vor, welche sich jedoch gewöhnlich nach unten etwas zuspitzen. Ihre Länge variirt von 1 Zoll bis 2 Fufs. Diese Röhren bilden sich nur an der Firste des Stollens und an hervorragenden Schieferfelsen, von wo sie oft in grofser

Menge senkrecht herabhängen. Ihre Entstehung ist ebenso zu erklären, wie die Entstehung der ihnen ganz ähnlichen Kalksinterröhren in manchen Tropfsteinhöhlen. Das eisenhaltige Wasser, welches die Decke und die Wände des Stollens continuirlich befeuchtet, fliefst an vielen Stellen zu Tropfen zusammen. Durch den Druck nach unten und nach der Mitte der untern Wölbung des Tropfens überwiegt zuletzt bei zunehmender Gröfse des Tropfens das Gewicht desselben über seine Adhäsion an das Gestein und der Tropfen trennt sich von dem letztern und fällt herab, worauf immer wieder ein neuer an seiner Stelle entsteht, welcher dasselbe Schicksal hat. Dadurch, dass fortwährend neues Wasser nachfliefst und den Tropfen vom Rande seiner Basis aus vergröfsert, setzt sich an eben diesem Rande allmälig etwas von dem schwefelsauren Eisenoxydhydrat, welches in dem Wasser aufgelöst ist, in Form eines braunen Ringes ab. Im inneren Theile der Basis des Tropfens findet ein solcher Absatz nur schwach statt, weil das den Tropfen unausgesetzt vergröfsernde Wasser immer nur vom Rande desselben herabfliefst und ebendaselbst auch die Verdunstung des Wassers am stärksten ist, mithin auch der Absatz nur vorzugsweise und merklich an diesem ringförmigen Rande erfolgen kann. Bedenkt man nun, dafs dieser Procefs anhaltend vor sich geht, so muss durch den fortgesetzten Absatz von Eisensintermasse an dem Ringe dieser letztere immer dicker und zu einem sich allmälig mehr erhöhenden ringförmigen Rande oder zu einer kurzen hohlen cylindrischen Röhre werden, an deren unterem Rande sich nun das herabfliefsende Wasser ansammelt und durch fortwährenden Absatz von Eisensulphat den Cylinder nach unten verlängert. Man trifft daher am unteren Ende eines jeden dieser Cylinder stets einen Wassertropfen, der sich, wenn er herabfällt, immer wieder durch einen neuen ersetzt. Wenn nun dieser Vorgang lange Zeit so fortdauert, so müssen nothwendig zuletzt lange cylindrische Röhren entstehen, wie sie der Eisensinter im Hackelsberger Stollen darbietet.

Die meisten dieser Röhren sind so zart und dünn, dafs sie bei der leichtesten Berührung zerbrechen, wobei dann oft Wasser aus ihrer Höhlung herausfliefst. Doch giebt es auch dickere Röhren dieser Art, welche verhältnifsmäfsig kürzer sind und auch eine gröfsere Festigkeit besitzen. Manche Röhren haben nur eine Hülle, welche bald stärker bald schwächer ist; andere sind von etlichen oder mehreren enge um einander herum liegenden, oft selbst papierdünnen Hüllen umschlossen, welche sich leicht von einander ablösen lassen. Im Innern sind die Röhren entweder ihrer ganzen Länge nach hohl, oder sie sind mit einer feinerdigen sehr weichen zerreiblichen hellgelben ocherigen Materie angefüllt, welche dieselbe chemische Beschaffenheit hat wie die Masse des festen Eisensinters. Die ocherige Ausfüllung ist zuweilen selbst wieder durch eine feine hohle Röhre perforirt, oder sie nimmt den inneren Raum ohne Unterbrechung ein. In Farbe, Glanz, Bruch u. dergl. stimmen die cylindrischen Röhren ganz mit den Stalaktiten und Stalagmiten des Eisensinters überein.

Die geraden cylindrischen Röhren hängen aber nicht allein isolirt von der Firste des Stollens herab, sondern häufig sind sie die Verlängerungen der nach unten sich zuspitzenden Stalaktiten, also eine sich fortsetzende Bildung der letzteren. In diesem Falle endigen sie entweder frei mit ihrem sich unten etwas verschmälernden Ende, oder sie reichen bis zur Spitze eines Stalagmiten herab, welcher dadurch mit dem an der oberen Basis der Röhre befindlichen Stalaktiten in Verbindung gesetzt ist. Auch dieses ist eine bei Kalksintern nicht selten vorkommende Erscheinung, welche hier beim Eisensinter nach eben demselben Bildungsgesetze wiederkehrt. Durch ein lange fortgesetztes Herabtröpfeln des Wassers von der Spitze eines Stalaktiten oder einer Eisensinterröhre und das lagenweise Absetzen von Eisensulphat wird an der gerade gegenüberliegenden Stelle auf der Sohle natürlich nach und nach ein Stalagmit gebildet, und indem dieser immer höher und die Röhre nach unten zu immer länger wird durch das an

beiden Stellen auf dieselbe Weise bildend fortwirkende Wasser, so müssen zuletzt beide Gebilde in Berührung mit einander kommen und dadurch die erwähnte Verbindung darstellen. Ist diese Verbindung zu Stande gebracht und die Wirkung des herabtröpfelnden Wassers dauert noch lange fort, so wird die Verbindungsröhre immer kürzer, während Stalaktit und Stalagmit an Länge und an Umfang zunehmen. Wo viele solche durch Zwischenröhren mit einander verbundene Stalaktiten und Stalagmiten in einem kleinen Raume nahe bei einander stehen, gewähren sie einen Anblick wie Orgelpfeifen.

Es wäre wohl der Mühe werth, von den schönen und grofsen stalaktitischen Formen des Hackelsberger Eisensinters Exemplare in ihrem ganzen Umfange aufzubewahren. Dieses ist jedoch wegen ihrer aufserordentlichen Zerbrechlichkeit sehr schwierig, auf die Dauer fast unmöglich. So wie die Exemplare aus der Grube kommen, sind sie noch durch und durch feucht, und wenn sie auch, wie dieses bei denen von älterer Bildung der Fall ist, einige Consistenz besitzen, so werden sie doch bei zunehmender Austrocknung nach einiger Zeit so mürbe und locker, dafs sie bei dem geringsten Drucke mit der Hand, ja oft auch von selbst, während sie ruhig daliegen, besonders in der Sommerwärme, auseinander fallen. Nur unter den grofsen und dicken Exemplaren giebt es zuweilen einzelne von grösserer Festigkeit, die sich bei sorgfältiger Verwahrung transportiren lassen; doch mufs man sie in jedem Falle vor zu schneller Austrocknung schützen '). Noch zerbrechlicher als die Zapfen sind die dünnen cylindrischen Röhren; diese lassen sich nicht anders als in kleinen Fragmenten aufbewahren.

Was das Verhalten des Hackelsberger Eisensinter ge

1) Ein schönes Exemplar eines Hackelsberger Eisensinterstalagmiten 1 par. Fufs Länge und an der Basis 33 Zoll Dicke habe ich im Mineraliencabinet der Breslauer Universität niedergelegt; derselbe hat sich bisjetzt fast unversehrt erhalten, jedoch an seinem untern Theile schon eine Menge Sprünge bekommen.

« ՆախորդըՇարունակել »