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Jod des jodsauren Kalis wieder vollkommen aus, wie die nachfolgenden Versuche zeigen.

Es wurden 9,2808 Grm. reines getrocknetes Jod zwischen zwei Uhrgläsern abgewogen, in Jodkaliumlösung gelöst, und der hundertste Theil dieser Lösung, der mithin 0,092808 Grm. Jod enthielt, mit Aetzkali bis zum Verschwinden der braunen Farbe und dann mit Salzsäure bis zum Wiedererscheinen derselben versetzt. Ein dieser Lösung zugefügtes Maafs schwefliger Säure erforderte zu seiner vollständigen Zerstörung noch at'=0,0214 Jod. Dasselbe Maafs schwefliger Säure für sich erforderte at=0,1134 Jod. Die gefundene Jodmenge betrug daher 0,092, was nur um Milligramm von der angewandten Menge abweicht. Bei einem zweiten Versuch ergab sich at'=0,0209 Jod, was der Jodmenge 0,0925 und daher einer Differenz von Milligramm entspricht.

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Da es bei diesen Versuchen nur darauf ankam, die vollständige Zersetzung des jodsauren Kalis durch Jodkalium bei Gegenwart von Salzsäure nachzuweisen, habe ich auf die Genauigkeit dieser quantitativen Bestimmung keine besondre Sorgfalt verwandt. Mifst man die Flüssigkeit genauer oder verdünnt man sie stärker, so läfst sich die Fehlergränze ebenso weit hinausrücken, wie bei den vorhergehenden Versuchen. Die Fehler fallen alsdann erst in die Hundertel Milligramme und darüber hinaus.

Man sieht daher, dafs die ausgeschiedene Jodmenge, mag sie unverbunden bleiben, oder zur Bildung von jodsaurem Kali Veranlassung geben, in beiden Fällen mit gleicher Schärfe bestimmt werden kann. Das zur Analyse benutzte Ozon wurde aus Chromsäurelösungen erzeugt, auf deren Darstellung die gröfste Sorgfalt verwendet worden ist. Es kam besonders darauf an, jede Spur von Salzsäure, die zur Bildung von Chlor hätte Veranlassung gebeu können, zu entfernen. Bei dem ersten Versuch ist das mit Chromsäure und etwas reiner Schwefelsäure versetzte Wasser durch einen sechs Tage ununterbrochen wirkenden

Strom zersetzt. Es ergaben sich dabei folgende Rechnungselemente:

Gesammtgewicht des Ozons A=0,0133 Grm.

a=0,00025387

t=55,1

t'=44,4

n=10

Hieraus berechnet sich w=0,008109

und A-w=0,005191

Ein zweiter unter ähnlichen Verhältnissen angestellter Versuch, bei welchem jedoch der Strom 8 Tage wirkte,

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Aus diesen Zahlen leitet sich als einfachster Ausdruck für die Zusammensetzung des Ozons die Formel HO, ab. Drückt man die Zusammensetzung des Ozons in Procenten aus, so ergiebt sich:

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Nach der Stelle, welche das Ozon in dieser Reihe einnimmt, würde man es für eine Säure halten können, die sich nicht unpassend als hydrogenige Säure bezeichnen liefse. Als solche bietet sie mit der salpetrigen Säure einige Analogie dar. Was bei der salpetrigen Säure zum

Theil der Fall ist, das scheint beim Ozon immer einzutreten, nämlich die Zersetzung beim directen Zusammenbringen mit Basen. Aus diesem Grunde ist es mir nicht gelungen, salzartige Verbindungen des Ozons mit Basen zu erzeugen. Vielmehr charakterisirt sich das Ozon durch sein chemisches Verhalten als ein Wasserstoffsuperoxyd. Metalloxyde, die einer höhern Oxydation fähig sind, die also entweder Superoxyde oder Säuren bilden können, werden in Berührung mit Ozon in Superoxyde und Säuren verwandelt. Das Ammoniak wird zu salpetersaurem Ammoniak oxydirt, das Quecksilber bildet Quecksilberoxyd, ohne eine salzartige Verbindung einzugehen. Auf die Metalloxyde der Magnesiagruppe scheint es ohne alle Einwirkung zu seyn. Der Farbestoff des Lackmus wird zerstört ohne vorübergehende Röthung. Das Ozon giebt endlich bei Gegenwart leicht oxydirbarer Stoffe seinen Sauerstoff an diese ab, während sich Wasser ausscheidet. Dieses Verhalten macht es nöthig, den durch Elektrolyse des Wassers gebildeten Wasserstoff bei der Darstellung des Ozons auszuschliessen. Versuche, bei denen Knallgas durch den beschriebenen Apparat getreten war, ergaben bei der Analyse immer einen Ueberschufs an Wasser. Da in diesen Versuchen die übrigen Bedingungen sich nicht geändert hatten, so lässt sich diese Wasserbildung nur durch eine directe Verbindung des freien Wasserstoffs mit dem im Ozon überschüssig vorhandenen Sauerstoff erklären. Nach allem, was ich bisher erwähnte, kann es wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, dafs der Wasserstoff im Ozon als ein wesentliches Element enthalten ist. Erwägt man die Verhältnisse, unter denen das Gas den Apparat durchströmte, so lässt sich ohnehin schon hieraus der Schlufs ziehen, dafs der gefundene Wasserstoffgehalt nicht von fortgeführtem Wasserdampf herrühren konnte; denn dieses Gas durchströmte vor seinem Eintritt in den Kugelapparat ein fünfmal so langes Schwefelsäurerohr, als bei seinem Austritt aus demselben. Der Kugelapparat hätte daher nur weniger wiegen können, als dem durch Titrirung gefundenen GePoggendorf's Annal. Bd. LXXXIX.

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wichte des Sauerstoffs entspricht, niemals aber mehr. Ein letzter Einwand, der diesen Versuchen entgegengehalten werden könnte, gründet sich auf die Tension der Schwefelsäuredämpfe, welche möglicherweise hätte grofs genug seyn können, um mit den Gasen freie Schwefelsäure in den Jodkaliumapparat hinüberzuführen. Um diesem Einwand zu begegnen, habe ich durch das angewandte Trockenrohr 50 Litres atmosphärische Luft in raschem Strome treten lassen und den mit destillirtem Wasser gefüllten Kugelapparat vorgelegt. Nicht die leiseste Trübung konnte nach Beendigung des Versuches durch eine Chlorbariumlösung erhalten werden.

Bei der Ungewissheit, die über die Identität der unter dem Namen Ozon zusammengefassten Stoffe besteht, mufs es immer zweifelhaft erscheinen, ob der Körper, welchen man beim Ueberschlagen elektrischer Funken durch ausgetrocknetes Sauerstoffgas erhalten hat, wirklich die eben untersuchte Verbindung ist. Ihre Bildung würde unter diesen Verhältnissen nur durch die Voraussetzung erklärt werden können, dafs das getrocknete Gas noch Spuren von Feuchtigkeit enthalten habe. Liefse sich dagegen erweisen, dafs der durch den elektrischen Funken erzeugte riechende Stoff in einer vollkommen von Wasserdampf befreiten Atmosphäre dadurch entsteht, dafs der Sauerstoff durch eine ungeheure aber momentane Temperaturerhöhung, wie sie bei dem elektrischen Funken auftritt, in einen allotropischen, durch eine gesteigerte Verbindungsfähigkeit charakterisirten, Zustand überginge, so würde damit eine höchst einfache Beziehung desselben zu dem eben als ein Wasserstoffsuperoxyd nachgewiesenen Ozon gegeben seyn. Dasselbe wäre dann nichts anderes, als auf Kosten des allotropischen Sauerstoffs oxydirtes Wasser, und würde also stets da entstehen, wo dieser allotropische Sauerstoff bei niederen Temperaturen mit Wasser in Berührung kommt, so dafs der allotropische Sauerstoff seinen Geruch eben dieser Bildung des Ozons verdankte. Die Entscheidung dieser Frage liegt daher in der Führung des Beweises,

dafs bei völligem Ausschlufs von Wasserdampf der vom elektrischen Funken durchströmte Sauerstoff wirklich eine Verbindungsfähigkeit erlangt, die grofs genug ist, um schon bei gewöhnlicher Temperatur die stärksten Verwandtschaften z. B. des Chlors und Jods zum Kalium zu überwinden. Es war daher vor Allem erforderlich, die Gränze zu bestimmen, bis zu welcher der Wasserdampf sich aus einer Sauerstoffatmosphäre entfernen läfst. Dazu bietet die oben festgestellte Zusammensetzung des Ozons und die durch einen Phosphorsäurehauch erzeugte Reaction das einfachste und sicherste Mittel dar. Es wurde zu diesem Zweck in der im Eingang mitgetheilten Weise eine enge lange Glasröhre mit einem hauchartigen Anflug von wasserfreier Phosphorsäure bestäubt. Von einem Gase durschströmt, das nur geringe Spuren Wasserdampf enthält, verschwindet, wie bekannt, dieser Hauch nach der Richtung des strömenden Gases hin, indem die mikroskopischen weifsen Phosphorsäuretheilchen bei ihrer Verbindung mit Wasser durchsichtig werden. Es läfst sich nachweisen, dafs auf diese Art noch einige Zehntausendtel Milligramme Wasserdampf sichtbar gemacht werden können. Aus früher angegebenen Versuchen ergiebt sich nämlich, dafs Ozon bei einer mässigen Temperaturerhöhung in Wasser- und Sauerstoff zerfällt, und dafs das Wasser, welches bei dieser Zersetzung in einem Kubik centimeter elektrolytischen Sauerstoffgases abgeschieden wird, durch dieses Mittel noch deutlich nachgewiesen werden kann, obgleich seine Menge ohngefähr ein Zehntausendtel Milligrm. beträgt.

Um eine erhebliche Menge des zu untersuchenden Stoffs zu erhalten, war es nöthig, eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle zur Erzeugung eines Funkenstroms zu benutzen. Ich habe mich dazu einer vortrefflichen Inductionsspirale von Halske und Siemens bedient, welche Inductionsströme von solcher Kraft liefert, dafs an den Enden des ungeschlossenen secundären Drahtes Funken von fast einer Linie Länge bei der Unterbrechung des primären Stromes überschlagen. Diese Unterbrechung wurde wie gewöhnlich

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