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mittelst eines kleinen Hammers und Elektromagneten durch den vorhandenen Strom selbst herbeigeführt. Die Zahl dieses Wechsels und der dadurch erzeugten Funken liefs sich aus dem Tone leicht berechnen, welchen die Schwingungen des kleinen Hammers verursachten. Dieser Ton, welcher natürlich an Höhe und Tiefe nach Umständen wechselte, war durchschnittlich E in der grofsen Octave. Aus der Zahl der Schwingungen, die diesem Tone entsprechen, ergiebt sich ein 82facher Wechsel in der Sekunde, was mithin für die Dauer des Versuchs von 4 Stunden mehr als zwei Millionen überschlagenden Funken entspricht. Der Apparat, in welchem dieser Funkenstrom benutzt wurde, ist in Fig. 5 abgebildet.

Die Thonzelle a, die Fig. 6 Taf. I genauer gezeichnet ist, enthält den positiven Platinpol und steht in einem mit verdünnter Schwefelsäure und etwas Eisenvitriol gefüllten, von aufsen abgekühlten Glasgefäfs. Dieses nimmt den negativen Pol aufserhalb der Zelle in der Weise auf, dafs der abgeschiedene Wasserstoff vollständig vom Sauerstoff getrennt ist. Das Sauerstoffgas streicht durch den kleinen mit Schwefelsäure gefüllten Kugelapparat b (Fig. 1 Taf. I) in die Röhre c, welche in ihrer Mitte mit einem feinen Platinblech umwickelt und vermittelst einer Berzelius'schen Spirituslampe während der ganzen Dauer des Versuchs stark rothglühend erhalten wurde. Dadurch wurde das etwa gebildete Ozon, sowie der möglicherweise durch Diffusion mit fortgeführte Wasserstoff in Wasser umgesetzt. Von diesem Theile des Apparats gelangt der Strom in die mit Jodkaliumstücken gefüllte Kugel d (Fig. 7 Taf. I), welche durch einen ausgeglühten Asbestpfropf von der mit staubiger, chemisch reiner Phosphorsäure gefüllten Röhre e getrennt ist. Das in diesen beiden Apparattheilen vollständig von Ozon und Wasserdampf befreite Gas tritt endlich in die kleine, eine halbe Linie im Durchmesser habende, Röhrenerweiterung f, in der die zum Ueberschlagen der Funken mit dem Inductionsapparat verbundenen Platindrähte eingeschmolzen sind. Dieser Theil des Apparats wurde

mit dem aus einem Röhrenstücke geblasenen vordern Theile auf die bereits früher besprochene Weise verbunden, und das ganze, die Platindrähte enthaltende, Rohr mit einem Hauch wasserfreier Phosphorsäure beschlagen. In den vordern verdickten Ansatz g dieses Rohrs war der kleine mit Jodkaliumlösung gefüllte Kugelapparat h luftdicht eingeschliffen.

Das bei den Versuchen befolgte System war Folgendes: Zuerst wurde mittelst der Polplatten drei Stunden lang, während der Röhrentheil c glühte und die Inductionsrolle ausser Thätigkeit war, ein Sauerstoffstrom mit angemessener Schnelligkeit durch den Apparat getrieben. Weder das Jodkalium in der Kugel d, noch der Phosphorsäureanflug in der vordersten Röhre fg zeigten die leiseste Veränderung. Da der Phosphorsäureanflug noch ein Zehntausendtel Milligramm Feuchtigkeit anzeigt und mindestens 4000 C. C. Sauerstoff das Rohr in 4 Stunden durchströmten, so kann man es als ausgemacht ansehen, dass 1 C. C. des Gases nicht einmal drei Zehnmilliontel Milligramm Feuchtigkeit mehr enthalten konnte. Die Jodkaliumlösung im Kugelapparat h blieb nicht nur vollkommen farblos, sondern zeigte auch auf Zusatz von Salzsäure und Stärkelösung keine Spur einer blauen Färbung. Hieraus läfst sich der Schlufs ziehen, dass elektrolytisches Sauerstoffgas, bei niederer Temperatur, weder Jodkaliumlösung zersetzt, noch unter den vorhandenen Umständen eine Spur von Ozon mit sich führte.

Der Versuch wurde nun mit dem einzigen Unterschiede, dafs der Funkenstrom zwischen den eingeschmolzenen Drähten überging, wiederholt, nachdem zuvor der möglicherweise bei der Abnahme des Kugelapparats in die vordere Röhre eingedrungene Stickstoff durch den Sauerstoffstrom wieder vollkommen verdrängt war. Schon nach den ersten Minuten wurde die Jodkaliumlösung merklich gelb und bereits nach einer Stunde konnte 1 Milligrm. freies Jod in derselben nachgewiesen werden. Der Phosphorsäureanflug des

Funkenrohrs zeigte auch jetzt während der ganzen Dauer des Versuchs nicht die leiseste Veränderung.

Nun wurde der Kugelapparat zum dritten Male mit frischer Jodkaliumlösung gefüllt und die Entfernung des eingedrungenen Stickstoffs, wie früher, abgewartet. Der Versuch wurde genau in derselben Weise wiederholt, die Inductionsrolle in Thätigkeit erhalten, das Funkenrohr bei i dagegen der Flamme einer kleinen Spirituslampe ausgesetzt. Die Jodkaliumlösung zeigte nun auch nicht die leiseste gelbe Färbung, und selbst nach Verlauf einer Stunde konnte auf Zusatz von Salzsäure und Stärkelösung nicht die geringste Bläuung derselben wahrgenommen werden. Nach der Entfernung des vorgelegten Jodkaliumapparates liefs sich das dem Rohr entströmende Gas leicht durch den Geruch prüfen. Durch dieses Mittel konnte auch nicht die geringste Spur von Ozon erkannt werden, in dem Augenblicke aber, als die Erhitzung bei i unterbrochen wurde, zeigte sich der penetranteste Ozongeruch, der nach Unterbrechung des Funkenstroms sogleich verschwand, mit demselben aber jedesmal augenblicklich zurückkehrte.

Die Menge des im vorigen Versuch nach einer Stunde ausgeschiednen Jods überwiegt, den früheren Betrachtungen gemäfs, die aus einer Verunreinigung mit Wasserdampf mögliche Ozonmenge um mehr als das neunfache. Hieraus kann geschlossen werden, dafs es wirklich einen allotropischen Sauerstoff giebt, der bei gewöhnlichen Temperaturen mit einer Verwandtschaft begabt ist, welche an Stärke sogar die des Chlors übertrifft.

Die Bedingungen, unter denen diese Allotropie des Sauerstoffs auftritt, sind sehr merkwürdig. Bei fast allen übrigen Körpern ist die durch Temperaturerhöhung bewirkte Allotropie durch eine auffallende Schwächung der Verwandtschaft charakterisirt. Hier dagegen sehen wir durch eine Temperaturerhöhung von der höchsten Intensität und kürzesten Dauer einen Zustand hervortreten, der gerade umgekehrt durch eine Steigerung der Verwandtschaft bezeichnet ist. Dafs dieser Zustand nur in den höchsten Tem

peraturen erzeugt wird und, einmal erzeugt, bei der Erwärmung von nicht einmal 200° schon wieder verschwindet, ist nicht minder merkwürdig, obwohl erklärlich. Der Uebergang des allotropischen Phosphors in gewöhnlichen Phosphor erfolgt nicht momentan, sondern in einem länger dauernden Zeitraum. Ebenso kann sehr wohl der bei der hohen Temperatur des elektrischen Funkens allotropisch gewordne Sauerstoff bei rascher Abkühlung das Intervall von jener Temperatur bis zu 200° ohne vollständige Zurückführung in den gewöhnlichen Zustand durchlaufen, wenn die Dauer der Abkühlung schneller ist, als die Zeit, deren er bedarf, um in jenem Temperaturintervall in die gewöhnliche Modification zurückzukehren. Es wird daraus verständlich, wie immer nur ein so geringer Bruchtheil des gesammten Sauerstoffs in dem bleibenden Zustande jener Allotropie erhalten wird, und wie dieser Zustand bei Temperaturen über 200o so leicht wieder verschwindet. Es steht zu erwarten, dafs die Temperatur, bei welcher das Ozon in Wasser und Sauerstoff zerfällt, und diejenige, bei welcher der allotropische Sauerstoff in gewöhnlichen übergeht, nicht dieselbe ist. Ich hoffe auf diesen Gegenstand später noch einmal zurückzukommen. Bei der vorstehenden, im Heidelberger Laboratorium ausgeführten, Untersuchung hatte ich mich des gütigen Rathes des Hrn. Professor Bunsen zu erfreuen, für welchen ich ihm meinen wärmsten Dank ausspreche.

III. Zweiter Beitrag zur Katoptrik und Dioptrik krystallinischer Mittel mit einer optischen Axe; von Beer in Bonn.

Die Formeln, welche Malus und Biot für die Bewe

gung des Lichtes in krystallinischen Mitteln aufgestellt haben, setzen uns zwar in den Stand, in dem jedesmal gegebenen Falle den reflectirten oder gebrochenen Strahl seiner Richtung nach zu bestimmen; dahingegen halten sie gewissermassen viele allgemeine Lehrsätze versteckt, deren Kenntnifs wesentlich dazu beitragen würde, einen allgemeineren Ueberblick über die Brechungs- und Spiegelungsgesetze dieser Mittel zu gewinnen. Einige solcher Sätze babe ich bereits in dem zweiten Hefte des Bandes 88 dieser Annalen veröffentlicht; weitere Ergebnisse, die sich auch wieder auf Mittel mit einer einzigen optischen Axe und mit ebenen Begränzungsflächen beschränken, lege ich in diesem Aufsatze nieder.

1. Spiegelbilder eines leuchtenden Punktes, der sich im Innern einer einaxigen Krystallplatte befindet.

In der Fig. 8 Taf. I. stelle P einen leuchtenden Punkt dar, dessen Licht auf die Ebene TT fällt, welche das krystallinische Mittel I von dem Mittel II trennt, dessen optische Beschaffenheit für unsere Frage unbestimmt bleiben kann. Von dem Oscillationscentrum P breiten sich ordentliche sphärische und aufserordentliche ellipsoïdische Wellen aus. Eine von den letzteren sey E, und sie berühre die Trennungsfläche im Punkte p. Während sich die Welle E ausbreitet, werden immer neue Punkte der Ebene TT von eben dieser Welle getroffen und treten als ebenso viele neue Oscillationscentra auf; es entwickeln sich insbesondere aus ihnen Wellenflächen, die sich in das Mittel I hinein ausbreiten, und deren gedoppelte Umhüllungsfläche die Wellenfläche der von E angeregten reflectirten Lichtbe

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