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leicht blofs der Accomodationsfähigkeit des Auges zuzuschreiben seyn möchte, wurden drei Oeffnungen in ein Blatt gemacht, eine gröfsere und zu jeder Seite noch eine kleinere; das Auge mochte sich nun der mittelsten oder den Randöffnungen anpassen, immer mufsten 2 Bilder entstehen, wenn schon hier bedeutende sphärische Abweichung stattfand. Man erhielt jedoch nur ein Bild. Für ein kurzsichtiges Auge ergab sich nur in der Nähe von 5 bis 6 Zoll ein solcher Punkt, in welchem alle Oeffnungs-Paare bis zum Abstande 8* ein Bild gaben; in gröfserer Entfernung gaben nur die enger zusammenstehenden ein Bild, die mehr von einander entfernten zeigten zwei Bilder. Bei einem Abstande über 8* konnte man den Punkt nicht mehr durch beide Oeffnungen zugleich sehen.

Ferner wurden Papierstreifen von verschiedener Breite 8*, 6*, 4* unmittelbar vor das Auge (kurzsichtig) gehalten und so ein leuchtender Punkt in der Entfernung des deutlichen Sehens beobachtet; die Resultate waren dieselben, bis 8 konnte man, jedoch nur in gröfster Nähe, die Bilder vereinigen, über 8* wurde die Oeffnung ganz verdeckt, keine Strahlen mehr wahrgenommen; aus der Entfernung konnte man Strahlen bis zu einer Breite 15* wahrnehmen, erhielt aber natürlich doppelte Bilder.

Bei einem mit Tageslicht angestellten Versuche verdeckte schon 7 bis 8* die Oeffnung ganz, der Durchmesser der Pupille war also ein kleinerer; bei der Breite 6* und selbst bei kleineren Breiten sah man bei diesem Versuche selbst in gröfster Nähe die zwei Bilder nicht ganz zusammenfallen, die äussersten Ränder fielen nicht ganz genau aufeinander.

In der deutlichen Sehweite besitzt also das Auge keine oder doch sehr wenig sphärische Abweichung; ob diese erst mit der Entfernung entstehe, indem die Aenderung der Lage der Netzhaut zugleich eine Aenderung hinsichtlich der sphärischen Abweichung im Auge bedingt, oder ob sie in der Nähe namentlich durch die Verengung der Pupille vermindert werde, soll jetzt nicht entschieden werden. Für erstere Annahme spricht der S. 555 beschriebene Ver

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such, welchem zufolge die Oeffnung 2* durch die kleine Oeffnung betrachtet um so kleiner erscheint, je näher man kommt (namentlich von 4 bis 2 Fufs); denn hier gab dieselbe Oeffnung * in der Entfernung noch sphärische Abweichung, welche in der Nähe keine giebt. Allerdings kann die Ursache immer noch darin gesucht werden, dass in gröfserer Nähe die Centralstrahlen die Oeffnung mehr ausfüllen, doch lässt sich andererseits wohl nicht annehmen, dafs sich die Pupille in der Nähe so verenge, dafs sie nur Centralstrahlen durchläfst und nicht eine gröfsere Abweichung gestatte als Punkt * in der Ferne. Dafs eine Verkleinerung der Pupille in der Nähe stattfindet, dafür spricht die vergrösserte Breite, welche bei letzterwähntem Versuche zum Verdecken in der Entfernung nöthig war.

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Wodurch eine Vergrösserung der sphärischen Abweichung mit der Entfernung bedingt werde, wenn wir die Pupille nicht als alleinige Ursache annehmen können (wie es allerdings wahrscheinlich wird); so wie über die Schlüsse, die sich aus der grofsen Uebereinstimmung der Resultate bei einem guten und kurzsichtigen Auge ergeben, darüber gehen wir jetzt hinweg, da die Anzahl der deshalb besonders gemachten Versuche zu einem nur einigermassen sicheren Urtheil nicht ausreicht.

Vermindert man die Intensität des leuchtenden Punktes durch vorgeklebte Papierstreifen, so werden die äussersten Strahlen so schwach, dafs sie nicht mehr empfunden werden; Oeffnung 1*, mit Papier überdeckt, gab keine Strahlen, wohl aber im Ausschnitt 5*, also ein gröfseres Bild, wie sich auch durch wirkliches Messen desselben mit dem Zollstabe nachweisen läfst. Ebenso ergaben gröfsere Oeffnungen meist keine Strahlen aber eine ziemliche Verbreiterung. Es dürfte hiernach kaum noch einem Zweifel unterliegen, dass die gewöhnliche Irradiation, wornach man alle hellen Gegenstände grösser als gleich grosse dunkle sieht, nichts anderes als sphärische Abweichung ist. Die Ursache, weshalb man unter den gewöhnlichen Umständen am Tage nie Strahlen erhält, liegt darin 1) dafs das Auge durch das allgemeine

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Licht nur für stärkere Strahlen empfindlich ist; 2) dafs am Tage die Pupille kleiner als Abends ist, wie sich durch Versuche mit verschieden entfernten kleinen Oeffnungen leicht nachweisen läfst, das Auge also weniger sphärische Abweichung besitzt. Die Resultate, welche Versuche mit der durch Irradiation erhaltenen Vergröfserung ergeben, stimmen mit den am Strahlenkreis erhaltenen überein; da es jedoch die Gränzen dieses Aufsatzes überschreiten würde, auch hierauf jetzt näher einzugehen, so mag ein einziger Versuch genügen: Richtet man das Auge auf eine leuchtende Kante z. B. eine Hauskante (ein gelbes Eckhaus) und geht mit einem Gegenstande z. B. dem Finger nahe vor dem Auge von aufsen herein, so tritt dieser Theil der Kante zurück, weil die sphärische Abweichung durch den Finger u. a., um den sich scheinbar ein Rand bildet, aufgehoben wird. Je gröfser die sphärische Abweichung des Auges ist, um so deutlicher wird diese Erscheinung wahrgenommen. Es ist eine bekannte Thatsache, dafs man beim Sehen durch die kleinen Oeffnungen des Diopters die Backen etc. deutlicher aber kleiner sieht etc. Die Zerstreuungskreise um Mond und Sterne sind sonach ebenfalls nichts als sphärische Abweichung. Mit den Sternen lassen sich die oben beschriebenen Beobachtungen daher auch anstellen.

Sonach dürfte bewiesen seyn, dafs weder die Annahme von Kepler, welcher die Irradiation in einem Zurückliegen der Netzhaut suchte, noch die von Descartes (Herschel, Plateau etc.), welcher sie für eine Ausbreitung des Lichteindruckes auf der Netzhaut hielt, richtig ist, dass sie vielmehr in der sphärischen Abweichung des Auges und in der Vergrösserung oder Verkleinerung der Pupille zu suchen ist, möglicherweise z. Th. auch in der Unempfindlichkeit der Netzhaut in der Nähe starker Lichteindrücke und in der Unempfindlichkeit für schwache Eindrücke, wenn sie bereits durch starkes Licht gereizt ist. Selbst die Ansicht von Gassendi, welcher die Erklärung in die Pupille verlegte, wird jetzt weniger umgereimt, da diese bei der

sphärischen Abweichung jedenfalls von bedeutendem Einflufs ist.

Nehmen wir die sphärische Abweichung als begründet an, so wird sich nun leicht zeigen lassen, weshalb die Irradiation (ganz ähnlich wie das Zurücklegen der Netzhaut bei schlechtem Auge) alle Gegenstände, Dreiecke, Rechtecke etc. immer mehr und mehr dem Kreise, als der Gestalt der Pupille, zu nähern sucht, aus je grösserer Entfernung man sie betrachtet; eine dreieckige Pupille bringt alle Gegenstände dem Dreieck näher, s. obige Versuche. Es lässt sich ferner leicht zeigen, weshalb sehr verschieden entfernte Lichtquellen in gröfserer Entfernung doch gleich grofse Bilder (d. i. gleich grofse leuchtende Scheiben) geben können etc. Auch durch die veränderliche Grösse der Pupille werden sich so manche Erscheinungen erklären lassen, so z. B., weshalb in der Dämmerung Gegenstände gröfser erscheinen als am Tage etc.

IV. Ueber einige Stellen der Schrift con Helmholtz über die Erhaltung der Kraft“;

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von R. Clausius.

In meiner Abhandlung über das mechanische Aequivalent

einer elektrischen Entladung ') habe ich bei Anführung des Satzes, dafs die bei einer elektrischen Entladung von den elektrischen Kräften gethane Arbeit durch die Zunahme des Potentials der gesammten Elektricität auf sich selbst gemessen wird, gesagt, eine von Helmholtz in der oben genannten Schrift gegebene Formel weiche davon ab, diese Abweichung sey aber nur dadurch entstanden, dafs er das Potential einer Masse auf sich selbst doppelt so grofs rechne, als es in der That ist. Hierauf erwidert nun 1) Diese Annalen Bd 86, S. 343.

Helmholtz in einer in diesem Bande S. 224 befindlichen Note, dafs diese Abweichung nur auf einem Unterschiede des Namens, nicht der Sache beruhe.

Was zunächst den Unterschied des Namens betrifft, so darf der hier nicht als unwesentlich betrachtet werden. Der Begriff des Potentials zweier Massen auf einander hat nämlich seine grofse Bedeutung in der Wissenschaft nur dadurch, dafs er für einen speciellen, aber sehr häufig vorkommenden Fall der Ausdruck der mechanischen Arbeit ist, welche letztere als eine der wichtigsten Grössen der ganzen Mechanik und mathematischen Physik betrachtet werden mufs, und in diesem Sinne hat auch Helmholtz denselben in seiner Schrift angewandt. Wenn nun auch der Begriff des Potentials einer Masse auf sich selbst eingeführt werden sollte, und sich dazu auf den ersten Blick zwei verschiedene Gröfsen darboten, von denen die eine wiederum der Ausdruck der mechanischen Arbeit war, während die andere den doppelten Werth hatte, so konnte es keine Frage seyn, welche von beiden gewählt werden mufste, und ich glaube daher, dafs kein Unrecht darin liegen würde, die andere Wahl, selbst wenn alle weiteren Entwickelungen mit ihr übereinstimmend ausgeführt wären, doch als ein Versehen zu bezeichnen.

Im vorliegenden Falle steht die Sache aber noch anders. Helmholtz hat nicht nur der doppelten Gröfse den Namen Potential gegeben, sondern seiner ganzen dahin gehörigen Entwickelung liegt auch die irrige Ansicht zu Grunde, dafs diese doppelte Gröfse der Ausdruck der gethanen Arbeit, und daher das Maafs der dabei mögli cherweise zu erzeugenden lebendigen Kraft sey. Er sagt S. 39: »so finden wir die ganze gewonnene lebendige Kraft, wenn wir das Potential der übergehenden elektrischen Massen vor der Bewegung gegen jede der anderen Massen und auf sich selbst abziehen von denselben Potentialen nach der Bewegung «. Hier ist also das Potential einer Masse auf sich selbst, trotzdem dafs es doppelt gerechnet ist, mit den auf gewöhnliche Weise gerechneten

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