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Himmels machen und ein Maler denselben darstellen könnte. Die Liebe zur Sache spornte mich schon längst an, einen Versuch zur Bildung einer solchen Terminologie zu machen, und obgleich sie noch sehr lückenhaft ist, so mag doch die mir dabei vorschwebende Idee vielleicht gut genannt werden, und ich gebe die Terminologie wie ich dieselbe in meinen Journalen bis jetzt gebrauchte, ihre Vervollständigung den Sachverständigen überlassend.

So wie wir beim Erwachen des Morgens uns nach dem Wetter erkundigend nicht fragen, wie viel Decimalen der Himmelsdecke mit Wolken bedeckt seyen, wobei wir auch nach genauer Beantwortung unserer Frage zu viel und zu wenig für unsern Zweck erfahren würden, sondern im Allgemeinen über die Beschaffenheit der Atmosphäre Aufschlufs verlangen, so wird man auch bei der wissenschaftlichen Terminologie von dem allgemeinen Zustand des Himmels ausgehen müssen, und erst nach gemachten allgemeinen Abtheilungen in specielle Unterabtheilungen eingehen.

Wenn nun die ganze Himmelsdecke über unserem Scheitel sowohl als gegen den Horizont nur die helle blaue Luftfarbe erkennen läfst, oder höchstens eine einzelne Federwolke auftaucht, so ist diese Luftbeschaffenheit ein Coelum serenissimum (C. S. S.). Gewöhnlich weht bei uns dann der N. O. mit mehr oder weniger Schwankung gegen Nord oder Ost.

Mehrt sich hingegen die Zahl der Wolken etwas, indem eine in den Höhen herrschende veränderte Luftströmung zur Wolkenbildung Anlafs giebt, so dafs einige wenige Cirri oder Cumuli sich zeigen, im Uebrigen aber der Himmel rein bleibt, so ist dieses ein Coelum serenum (C. S.).

Die gewöhnliche Beschaffenheit des Himmels an schönen Sommertagen und wie er sich auch in den Tropenländern während der trocknen Jahreszeit zeigt, ist die Besetzung desselben an zahlreichen Stellen mit weifsen Cumuli, zwischen welchen das tiefe Blau allenthalben hervorsticht, wie der blaue Grund einer mit grofsen Blumen bemalten Ta

pete. Diesen Zustand nenne ich den gemischten Himmel Coelum mixtum.

Es kann sich jedoch der ganze Himmel mit bläulichen zum Theil grauen Wolken überziehen, ohne dass für die nächste Zukunft noch Regen zu erwarten ist. Diefs geschieht in jenen Fällen, wo lange Zeit hindurch nördliche Winde geherrscht haben, dann aber in den obern Regionen die südwestlichen Winde mehr durchdringen, eine ziemliche Quantität feuchter Dünste mit sich bringen, welche zur Wolkenbildung Anlafs geben, ohne jedoch in so grofser Menge noch vorhanden zu seyn, dafs die warme Luft der untern Regionen sie nicht auflösen könnte. Dieser Zustand ist der bedeckte Himmel Coelum obscuratum. Im Falle nun die nördlichen Winde wieder die Oberhand erhalten, so lösen sich die Wolken nach einem etwaigen kurzen Regen wieder auf und der Himmel wird rein. Ich will hiervon ein Beispiel anführen. Nachdem es am ersten Juli d. J. geregnet hatte, blieb der Himmel am zweiten noch immer bedeckt, bis endlich die noch übrigen Dünste aufgelöst wurden, indem der Wind eine Drehung von N. N. W. bis zu O.N. O. machte:

Himmelsschau.

2 4 9,9 9,3 0,6 4"",31 915 319",62 315",31 N. N. Coel. obsc.

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1,0 4,34 862 316,74 315,40 N.

1,5 4,28 798 320,00 315,72 N.
3,6 5,25 623 320 ,02 315,77 N.

Stratus coerul. Cum. gris.

Coel. obsc. Cum. gris. Coel. obsc. C.obsc.Strat. coerul.

0,7 3,59 813 320,41 316,820. NO. C. S. S.

Gewinnt hingegen der Südwestwind die Oberhand, so werden die verschiedenen Luftschichten mehr und mehr mit Dünsten erfüllt, es entsteht der

Coelum nimbosum. Eine gleichmässige graue Masse be

bedeckt den ganzen oder gröfsten Theil des Himmels, jedoch nur nach oben, während die andern Luftschichten durchsichtig sind. Verschieden von diesem ist der

Coelum nubilatum, wo die wäfsrigen Niederschläge auch in den niedrigen Luftschichten sich bilden, das Psychrometer den höchsten Feuchtigkeitsgrad anzeigt, und die Luft in Grau gehüllt erscheint.

Diefs wären die Benennungen der Himmelszustände im Allgemeinen. Aber auch die einzelnen Wolkengestalten mögen eine genauere Terminologie bedürfen. Da fällt uns nun zuerst die Federwolke mit ihren mannichfaltigen Gestaltungen auf, welche uns um so mehr erfreuen, als sie sich in der Regel nur bei sehr heiterem Himmel zeigen, wo Jeder den Blick so gerne nach oben richtet. Den Namen Cirrus, wie ihn Howard gegeben, behalten wir als Geschlechtsnamen bei, fügen ihm aber einige Unterordnungen hinzu. Häufig sieht man den Cirrus wie die Wedel einer Cocuspalme regelmäfsig gefiedert. Von dieser Form datirt sich, wahrscheinlich sein Name. Ihn wollen wir zum Unterschied von andern Formen Cirrus palmiformis nennen.

Ebenso pafst dieser Name für jene Art Cirrus, welche wie ein zusammengelegter Fächer aussieht und daher den Palmenzweigen anderer Gattungen gleicht.

Verschieden davon aber ist jene Form, die man gewöhnlich Schaafwölkchen nennt, weil man in den haufenweise zusammengestellten rundlichen weifsen Flecken Aehnlichkeit mit einer Schaafheerde sah. Hierfür pafst der Name Cirrus maculosus.

Die Federwolke nimmt oft eine eigenthümliche Gestalt an, indem mehrere Schichten derselben an einer Stelle der Atmosphäre sich anhäufen, wo sie dann wie ein dickes Stück Baumwolle aussehen. Als Haufenwolke kann man diese Form nicht ansprechen, denn es fehlt ihr die geballte rundliche Gestalt, eben so wenig ist sie langgestreckt wie der Stratus. Deshalb möchte ich sie Cirrus gossipiformis, die baumwollartige Federwolke nennen.

Endlich trifft es sich, dafs in den obern Regionen den schwach wehenden südlichen Wind ein westlicher durchschneidet, in welchem Falle die früher vorhandenen Federwolken eine zerrissene Gestalt annehmen und wie eine dünne Lage Baumwolle aussehen. Diese Wolkenform kann man Cirrus diffusus nennen.

Wir haben demnach vier Arten der Federwolke aufgestellt, unter welche sich alle ihre Formen bringen lassen.

Was den Cumulus anbelangt, so scheint die Unterscheidung desselben nach seiner Farbe in die weifse und graue Haufenwolke, Cum. albus, Cum. griseus, durchaus nothwendig. Denn die graue Haufenwolke ist der Erdoberfläche viel näher als die weifse, läfst einen baldigen atmosphärischen Niederschlag viel eher erwarten und giebt uns von der gröfsern Feuchtigkeit der Luft Zeugnifs, was denn auch das Psychrometer bestätigt. Von der grauen Haufenwolke fällt häufig Regen, und der Gewitterregen ist nichts anderes als das Herabfallen der in tropfbare Flüssigkeit condensirten einzeln dastehenden Haufenwolken, während der weisse Cumulus erst zum grauen werden mufs, um uns einen Niederschlag zu schicken.

Die Lagewolke ist oft so niedrig, dafs wir sie von Ferne über einem See, einer feuchten Wiese oder einem Walde erblicken, in welchem Falle sie stets als Stratus griseus erscheint. Hingegen zeigen sich die hoch über uns schwebenden Lagewolken als Stratus albus, weshalb wir denn auch diese Wolkengestalt in die genannten Unterarten bringen müssen. Ausserdem aber kommt uns die Lagewolke noch in anderer Gestalt vor. Wir glauben nämlich oft am Rande des Himmels, am Morgen oder gegen den Abend, wie in ein indigoblaues Meer zu sehen, welche Erscheinung durch mehrere Schichten von Stratus hervorgebracht wird. Diese schöne Wolkenart ist der Stratus coeruleus.

Ob man den am Rande des Gesichtskreises sich zeigenden Stratus, der gewöhnlich wegen der zwischen ihm und dem Beobachter befindlichen dicken Luftschicht als blau erscheint, mit dem Namen paries belegen soll, wie Göthe

vorgeschlagen hat, überlasse ich den Sachverständigen. Mir erscheint die Lagewolke immer als dieselbe, mag sie am Horizonte oder entfernt von demselben erscheinen, und es scheint mehr Verwirrung als Aufklärung in die Sache zu bringen, wenn wir eine und dieselbe Wolke anders benennen, je nachdem sie sich an verschiedenen Theilen des Himmels zeigt. So viel vorläufig über die Benennungen der Wolkengattungen und Arten, wobei noch nicht von den Uebergängen einer Gattung in die anderen gesprochen ist. Behufs der Notirung in meteorologische Journale halte ich es für genügend, wenn zuerst das Aussehen des Himmels in den oben angeführten Benennungen angedeutet, und dann die uns zu Gesichte kommenden oder die Hauptrolle am Himmel spielenden Wolken dazu notirt werden, als: Coel. ser., Cirr. palmif., C. mixt., Cum. alb.

Zu einer genauen Himmelsbeschreibung jedoch ist der Anblick des ganzen Horizontes eben so nöthig, wie der Botaniker die ganze Pflanze mit Blüthe, Blättern, Stengel und Wurzel vor sich haben mufs, um sie botanisch aufzuzeichnen.

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Man unterscheide nun zum Zwecke einer solchen Himmelsbeschreibung die Gegend des Horizontes Fig. 19, Taf. I. hh'h" h", die etwa bis zu 45 Graden über den Rand hinaufsteigt, und die Scheitelgegend in z. Die letztere beschreibe man zuerst, wende sich dann gegen Norden und beschreibe die ganze innerhalb h befindliche von n his n' reichende Gegend, worauf man sich nach Osten kehrt, die innerhalb h' von o bis o' reichende Ostgegend beschreibt, und ebenso die Süd- und Westgegend des Horizontes aufnimmt. Hierbei giebt man die in jeder Gegend befindlichen Wolken vom Rande aufsteigend an, wie etwa folgende Beispiele angeben:

Am 18ten Juli d. J. in der Nähe von Pasing, Morgens 4 Uhr:

Z. Coelum mixtum, Cirrocumulus, Cirrus maculosus.
N. Cumulo-stratus coeruleo-griseus.

0. C. serenum, Stratus coeruleus in margine supe-
riori rubeolens.

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