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zulegen; theils weil durch sie die Beobachtungen der HH. Jamin und Bertrand eine Bestätigung erhalten, besonders aber weil die angewandte Methode nicht nur zu bestimmen gestattet, ob eine Verdichtung vorhanden sey, und wie sich dieselbe bei verschiedenen Gasen verhalte, sondern sie auch in der Art zu messen, dafs es möglich ist anzugeben, wie grofs sie für die Einheit der Fläche sey.

Nachdem ich gefunden hatte, dafs die verschiedenen Luftarten sich verschieden ausdehnen, und nachdem auch Hr. Regnault, seine erste Bekanntmachung zurücknehmend, fast dieselben Werthe erhalten hatte, konnte zwar kein Zweifel über die Richtigkeit der verschiedenen Ausdehnungscoëfficienten mehr obwalten; indefs schien es doch von Interesse zu untersuchen, ob vielleicht die Gase an der innern Fläche der Glasgefäfse, welche für die Versuche benutzt wurden, verdichtet wären, und ob eine solche Verdichtung einen Einfluss auf die Bestimmung des Ausdehnungscoëfficienten gehabt haben könnte.

Es wurde deshalb der Ausdehnungscoëfficient bestimmt, indem das angewandte Gas einmal mit einer kleineren, das andere Mal mit einer gröfseren Fläche des Glases, im Verhältnifs zu seinem Volumen, in Berührung war. Im ersten Falle wurde eine Glasröhre benutzt, die 20 Millimeter Durchmesser und 250 Mm. Länge hatte, und im andern eine Röhre von ganz ähnlichen Dimensionen, in der sich aber 250 Glasstäbe befanden, von gleicher Länge wie die Röhre und von 1 Millimeter Durchmesser. Die Oberflächen des Glases in den beiden Röhren verhielten sich daher nahe wie 1:13,5. Dabei war das Volumen der Luft in der letzteren geringer als in der ersteren, nämlich um so viel wie das Volumen der dünnen Glasstäbe betrug, so dafs in Bezug auf die angewandten Mengen von Luft sich die Oberflächen nahe wie 1:36 verhielten.

Die Bestimmung geschah ganz so wie in meiner Untersuchung über die Ausdehnung der Gase '). Da vorausgePoggen

1) Abhandl. der K. Acad. der Wissensch, für 1841, p. 59. gendorff's Annalen LV. 1.

setzt werden musste, dass die Verdichtung sich am stärksten zeigen würde bei den Gasarten, welche ihrem Condensationspunkte am nächsten sind, so wurde zunächst schwefligsaures Gas für diese Versuche angewandt. Bei der Ermittelung so kleiner Werthe als die, um welche es sich hier handelte, konnte der früher gefundene Ausdehnungscoefficient der schwefligen Säure nicht als Vergleichungspunkt zu Grunde gelegt werden. Man musste sicher seyn, dafs das angewandte Gas vollkommen rein war. Deshalb wurde immer gleichzeitig der Ausdehnungscoëfficient bei Anwendung der kleineren und der gröfseren Glasfläche bestimmt, indem zwei solcher Apparate benutzt wurden, wie die in der erwähnten Abhandlung beschriebenen 1). Für beide wurden die Röhren auf ein Mal gefüllt, indem das Gas erst durch die eine und dann durch die andere geleitet wurde.

Die Berechnung der Ausdehnungscoëfficienten ist ganz wie in jener Abhandlung ausgeführt, und da auch das Glas von derselben Sorte wie das damals angewandte war, so ist auch derselbe Ausdehnungscoëfficient für das Glas benutzt worden.

Die Rechnung ergab für den Ausdehnungscoëfficienten der schwefligen Säure von 0° bis 100° C.

1

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Diese Zahlen beweisen, dafs eine Verdichtung an der Oberfläche des Glases stattgefunden hat. Um aus ihnen zu berechnen, wie grofs die Verdichtung gewesen, so bezeichne das Volumen des an der Oberfläche der Stäbe bei 0° verdichteten Gases; und das Volumen des übrigen entweder nicht, oder nur an der Wand der Röhre verdichteten, bei derselben Temperatur, sey = 1; alsdann hat

man:

n

1) In den Abhandl. der K. Acad. für 1841.

len LV.
P. 10.

72. P.

In Pogg. Anna

(1+) 1,3822=1,3896,

woraus sich ergiebt

=0,00535.

n

Da aber der innere Durchmesser der Röhre 20 Millimeter, und ihre innere Länge nahe 250 Mm. betrug, so hatte die Röhre, in welcher keine Stäbe waren, einen Inhalt von 78525 Cub. Millimeter. Da ferner jeder Stab 1 Mm. Durchmesser und 250 Mm. Länge, also ein Volumen gleich 196,31 Cub. Mm. hatte, so war das Volumen sämmtlicher 250 Stäbe gleich 49078 Cub. Mm. Folglich war das Volumen der Luft in der mit den Stäben gefüllten Röhre gleich

78525-49078=29447 Cub. Mm.

Es war folglich das an der Oberfläche der Glasstäbe verdichtete Gas

0,00535.29447-157,5 Cub. Mm.

Die Oberfläche der Stäbe betrug 196704 Quadrat Mm., folglich war die Verdichtung für jedes Quadrat Mm.

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Für die Einheit der glatten Oberfläche von Glas ist also die Verdichtung der schwefligen Säure bei 0o =0,0008 der kubischen Einheit.

Diese Bestimmung beruht auf der Voraussetzung, dafs die Verdichtung bei 100° C. verschwindend klein sey. Sollte bei dieser Temperatur noch eine Verdichtung stattfinden, was man dadurch untersuchen könnte, dafs man die Ausdehnung in beiden Röhren für höhere Temperaturen mit einander vergliche, so würde die Verdichtung bei 0o noch mehr als 0,0008 der kubischen Einheit betragen.

Es ist noch übrig die Verdichtung der anderen Gase in ähnlicher Weise zu bestimmen; ich habe um so mehr vor diefs zu thun, als die Versuche der HH. Jamin und Bertrand, so weit sie bis jetzt bekannt sind, sich nur

mit der Verdichtung durch pulverförmige Körper beschäftigen.

Nachdem so gefunden worden, wie grofs die Verdichtung an der glatten Oberfläche ist, schien es von Interesse zu untersuchen, ob sie an einer rauhen sehr viel gröfser sey.

Es wurden deshalb Bestimmungen des Ausdehnungscoefficienten vorgenommen, bei denen statt der Glasstäbe Platinschwamm angewandt wurde. Auch bei diesen Versuchen ist, um die Reinheit des Gases beurtheilen zu können, zum Vergleich eine Röhre gefüllt worden, in der sich kein Platinschwamm befand, während jene 7 Grammes davon enthielt. Beide Röhren hatten nahe denselben Inhalt wie die früheren, auch wurden beide gleichzeitig gefüllt. Um aber sicher zu seyn, dafs sich bei der Füllung keine Schwefelsäure aus der schwefligen Säure und der vorhandenen atmosphärischen Luft bei Gegenwart des Platinschwamms bilde, wurden die Röhren zuerst mit Wasserstoff gefüllt, während der Platinschwamm durch eine Lampe glühend erhalten wurde. Nachdem so alle atmosphärische Luft und alles Wasser ausgetrieben war, wurde die schweflige Säure so lange durch beide geleitet, bis sie beim Heraustreten durch kaustisches Kali vollständig absorbirt wurde; dann wurden die Röhren abgekühlt, zugeschmolzen, und in die beiden oben erwähnten Apparate eingekittet.

Die Bestimmung des Ausdehnungscoëfficienten ergab

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und da der Inhalt der Röhren ebenso grofs war wie der der Röhren mit den Glasstäben, nämlich gleich 78525 Cub. Mm., so war das von dem Platinschwamm condensirte Gas gleich 510,4 Cub. Mm.

Die Gröfse der Oberfläche des Platinschwamms ist nicht zu bestimmen, und deshalb lässt sich nicht angeben, wie

grofs

grofs die Verdichtung für die Flächeneinheit bei demselben gewesen. Die Versuche zeigen nur, dafs in 7 Grammes Platinschwamm eine stärkere Verdichtung stattfindet als an der Oberfläche der 250 Glasstäbe, die zusammen 196704 Quadrat Mm. betrug.

Je nachdem der Platinschwamm mehr oder weniger zu sammengedrückt oder auch nur geschüttelt wird, nimmt er einen verschiedenen Raum ein. Aus mehreren Wägungen von Platinschwamm ergab sich, dafs 4 Grammes desselben den Raum von 1 C. C. einnehmen, und da hier 7 Grammes 0,510 C. C. absorbirt hatten, so ergiebt sich, dafs der Platinschwamm 0,29 oder naheseines Volumens von schwefliger Säure bei 0° verdichtet.

Dafs in einem so porösen Körper wie der Platinschwamm so viel weniger Gas verdichtet wird, als in der Kohle, die nach Th. v. Saussure's Versuchen ihr 65faches Volumen von schwefliger Säure in sich aufnimmt, ist gewifs sehr auffallend, um so mehr, wenn man berücksichtigt, dass nach dem sogenannten Henry'schen Gesetz, nach welchem die Verdichtung eines Gases proportional dem Drucke ist, unter welchem sich dasselbe befindet, man anzunehmen genöthigt ist, dafs die verschiedene Verdichtung derselben Gasart durch verschiedene Körper, nur auf dem Unterschiede in der Grösse der Berührungsfläche zwischen beiden beruht. Man wird sich aber kaum vorstellen können, dafs die Oberflächen gleicher Volumina von Platinschwamm und von Kohle so verschieden seyn sollten, wie die Verdichtung der schwefligen Säure durch diese beiden Körper. Das Platin ist in der Form von Schwamm noch nicht in dem Zustande der gröfsten Vertheilung, und es wäre deshalb wünschenswerth gewesen die Verdichtung für Platinschwarz zu bestimmen; allein man kann diesen Körper nicht so vollständig, wie es für diese Versuche nöthig wäre, von Wasserdämpfen befreien, ohne ihn zu zerstören. Das aber die von Th. v. Saussure angegebene Zahl nicht zu hoch ist, davon habe ich mich durch Versuche mit feingepulverter Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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