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nachzuweisen, würde freilich ein neues Feld der Untersuchung nöthig machen. Man müfste viele Linien zeichnen und sich vornehmen, aus denselben eine Linie von ganz bestimmter Länge, z. B. 1" 43", herauszusuchen und würde hierbei gewifs unendlich mehr irren, als bei der blofs relativen Vergleichung, wie sie in obiger Versuchsreihe angenommen wurde.

X. Beobachtung eines Irrlichts; mitgetheilt con E. Knorr, Prof. der Physik zu Kiew.

Aus der interessanten Mittheilung des Hrn. Dr. Galle in diesen Annalen Bd. 82, S. 593, die mir erst jetzt zu Händen kommt, sehe ich, dass noch in einzelnen meteorologischen Schriften an der Erscheinung der Irrlichter gezweifelt wird; ich erlaube mir daher folgende Thatsachen mitzutheilen, welche ich aufserdem anzuführen für überflüssig gehalten haben würde, nachdem Bessel's Beobachtung (Ann. Bd. 44, S. 366.) die Existenz des Phänomens meiner Meinung nach aufser Zweifel gesetzt hat. Ich selbst habe Irrlichter in meinem Leben drei Mal gesehen; das erste Mal wurde ich von meinem Vater auf diese Erscheinung aufmerksam gemacht, die sich in der späten Abendstunde auf einem sehr sumpfigen Wiesenstreif bei einem meinen Aeltern gehörigen Ackerstücke zeigte. Es war um die Zeit der Roggenernte, ich mochte damals 7 Jahr alt seyn, eine bedeutende Annäherung erlaubten Sumpf und tiefes Wasser in einem breiten Graben nicht. Es waren mehrere Fläminchen, die ruhig leuchteten ohne zu hüpfen, was mir auf

verhältnisse auf, ohne die Schwingungszahlen zu kennen, in der Baukunst die Verhältnisse räumlicher Gröfsen, ohne sie nach Zollen bestimmt zu haben, und ebenso fassen wir die Empfindungsgröfsen oder Kraft- gröfsen auf bei der Vergleichung der Gewichte.«

fallend war, da ich die Erscheinung durch Erzählung in der Kinderstube kannte; auf meine desfalsige Frage an meinen Vater, warum die Irrlichter nicht hüpfen, entgegnete derselbe, dafs er selbst nie sie hüpfen gesehen. Das zweite Mal sah ich sie auf einer kleinen Reise, die ich im ersten Frühjahr des Jahres 1814 mit meinem Vater von Herzberg an der schwarzen Elster aus nach Treuenbrietzen machte. Des Orts, wo ich damals die Irrlichter sah, erinnere ich mich nicht mehr genan, wir hatten jedoch auf dem Wege von Herzberg nach Jüterbogk, wo wir gegen Mitternacht anlangten, den Ort Hartmannsdorf passirt, als mein Vater den Wagen halten und mich aussteigen liefs, um mir Irrlichter zu zeigen. In der That sahe ich links von der Strafse jenseits eines mit Wasser gefüllten Grabens, doch ziemlich nahe an demselben, zwei schwache Flämmchen, die aber ebenso ruhig leuchteten wie ich es früher auf der Wiese gesehen. Diese Erinnerungen aus den Knabenjahren, so lebhaft sie mir auch jetzt noch vorschweben, sind jedoch gewifs von geringem Gewicht; entscheidender ist der dritte Fall, wo nur eine Annäherung von 6 bis 8 Zoll fehlte um das Irrlicht mit der Hand zu greifen. Ich hoffe deshalb, der Leser werde es mir verzeihen, wenn ich diesen Fall vielleicht etwas zu weitschweifig bespreche. Es war in den letzten Tagen des Monats August 1825; ich batte damals schon zwei Jahre dem Studium der Mathematik und Physik auf der Universität Berlin obgelegen, war also keineswegs mehr in den Kinderschuhen. Wegen der Universitätsferien, die damals schon begonnen hatten, hielt ich mich in Herzberg auf, und war von dort am Morgen nach der kleinen Stadt Schlieben gegangen, wo ich unerwartet lange aufgehalten wurde, so dass ich erst am späten Abend von dort zurückging. Wenn man auf diesem Wege, nach Herzberg zu, das Dorf Polsen etwa seit einer Viertelstunde im Rücken hat, so kommt man auf einen Damm, welcher durch eine sumpfige Niederung führt, der Polsener Damm genannt; eine Strecke weit fliefst längs dem Damme, links in der Richtung von Polsen nach Herzberg zu, der Kremm

nitzbach, der von links her aus einem sehr sumpfigen Erlenwald kommt, bald biegt der Bach unter fast rechtem Winkel um, durchschneidet die Strafse und geht auf die rechte Seite über. Eine Brücke führt über den Bach, weiterhin folgt eine zweite und dann noch eine dritte Brücke; die beiden letzten Brücken führen über sumpfige Gräben, die im Sommer ohne Wasser sind. In der Nähe der Stelle, wo der Bach von der linken Seite der Strafse auf die rechte übergeht, hört auch links die Waldung auf, es folgt dann eine sehr sumpfige Viehweide und dann jenseits der Brücke Ackerland. Eben wollte ich nun, aus der tiefen Dunkelheit, mit welcher der Wald die Strafse bedeckte, herausgetreten, an jenem Abend die mittlere Brücke überschreiten, als ich links am Waldsaume auf der Hütung einige Lichter bemerkte. Anfangs glaubte ich, dafs Bauern mit Laternen im Sumpfe seyen, um dort etwa weidende Pferde einzufangen; da diefs aber zu einer solchen Stunde doch sehr unwahrscheinlich schien, so blieb ich stehen, um näher zu sehen was es eigentlich sey. Die Dämmerung war noch licht genug, dafs ich auf der freien Fläche sich bewegende Menschen hätte erkennen können, besonders wenn sie La*ternen trugen; es war aber weder von Menschen noch Vieh etwas zu sehen oder zu hören. Ich schlofs nun auf Irrlichter, besonders da die Flämmchen gänzlich unbeweglich schienen. Schnell war ich bereit in den Sumpf zu waden um eines der Lichter näher zu betrachten, allein diefs war doch weiter von mir entfernt als es anfänglich schien, und der Sumpf zu tief und zu trügerisch, als dafs ich allein in einer so späten Stunde mich weit darin vorwärts wagen konnte, und nur so viel konnte ich mit Sicherheit wahrnehmen, dafs wenigstens das mir am nächsten stehende Flämmchen wirklich ein Irrlicht war. Etwas mifsmuthig über das mifslungene Unternehmen, setzte ich meinen Weg fort, und ich hatte eben die letzte Brücke überschritten, als sich mir ein ganz unerwartetes Schauspiel bot. Links von der Strafse in einer Verlängerung des Sumpfloches, über welches die Brücke geschlagen war, kaum einige Schritte

von meinem Wege entfernt, leuchtete das schönste Irrlicht. Dicht vom Strafsendamme an nach der Mitte zu war der Sumpf mit hohem Grase bewachsen, dann folgten einige hohe Schilfstauden zwischen deren Blättern das falbe Licht durchschimmerte, den Hintergrund bildete ein Erlenbusch fast im Halbkreise gewachsen, so dafs das Lichtchen wie in einer grünen Nische stand. Busch, Schilf und Gras waren so schön von dem Lichtchen beleuchtet, dafs ich längere Zeit das liebliche Bildchen mit wahrem Entzücken betrachtete; bald aber machte diefs dem Wunsche Platz die Erscheinung näher zu untersuchen. In den Sumpf hinabsteigen konnte ich nicht, denn die Untersuchung zeigte, dafs mein Stock nicht lang genug war, um im Sumpfe festen Grund zu finden, und vergebens suchte ich in der Nähe nach einer längern und stärkern Stütze als mein schwaches Bambusrohr. Ich legte mich daher auf die Erde und versuchte Gras und Schilf möglichst zu entfernen um zunächst die äufsere Form des Lichtchens genau zu betrachten; allein ich konnte nur so weit vorrücken, um das Schilf, hinter welchem der Lichtschein war, gerade mit den Fingerspitzen zu berühren ohne es fassen zu können. Nur mit Hülfe des Stocks gelang es mir das Schilf so weit herunterzuschlagen, dafs der obere Theil des Flämmchens mir ganz sichtbar wurde; den untern Anfang des Flämmchens frei zu machen, um zu sehen wie weit es sich nach unten erstreckte und seine ganze Form zu betrachten, gelang durchaus nicht. Ich schätzte die Länge des Lichtchens, so weit ich es frei betrachten konnte, über eine gute Hand breit, also etwa 5 Zoll, die Breite aber beiläufig auf 1 Finger breit, 14 bis Zoll. Die Form hielt ich für cylindrisch. Das Licht war in der Mitte matt ohne Glanz mit einem schwach gelben Schein, gegen die Ränder wurde es erst leicht violett, dann dunkler violett und verlor sich gegen den dunklen Raum ohne scharfe Begränzung; doch erschien es mir an den Seitenwänden schärfer begränzt als nach oben zu, wo es ohne eigentlich an Breite abzunehmen, d. h. ohne wie eine Lichtflamme eine Spitze zu bilden, sich ebenfalls durch

allmälige Abstufungen von licht zu dunkel-violett im dunklen Raume verlor. Von da an wo ich es vom Schilfe befreit hatte nach unten zu schien sich das Licht noch in gleicher Stärke fortzusetzen. Die Luft war an jenem Abende ganz ruhig und auch das Lichtchen zeigte, wenn es nicht gestört wurde, durchaus keine Bewegung; nur wenn ich mit dem Stock in das Schilf oder durch das Licht selbst schlug, zuckte es leicht und leuchtete dann wieder ruhig fort, ohne irgend eine bemerkbare Aenderung. Ein leichtes Wehen mit dem Schnupftuche brachte das Licht nicht in Bewegung; versuchte ich aber mit dem Tuche einen starken Luftzug hervorzubringen, so begann das Licht zwar etwas, aber doch nur unbedeutend zu schwanken, so dafs es bei Weitem nicht die Beweglichkeit einer gewöhnlichen Lichtflamme zeigte. Da es mir durchaus nicht gelang, so weit vorwärts zu kommen, um mit den Fingern das Lichtchen erreichen zu können, so hielt ich die Spitze meines mit einer dünnen Hülse von Messingblech beschlagenen Stocks in das Flämmchen, allein ob ich gleich diese zuletzt. wohl über eine Viertelstunde darin liefs, konnte ich doch nicht die geringste Spur von Erwärmung daran fühlen. Endlich versuchte ich so viel als möglich den Sumpf zwischen dem Gras und Schilf mit dem Stocke aufzurühren, diefs hatte jedoch nicht den geringsten Einfluss auf das Licht, wahrscheinlich deshalb nicht, weil ich mit dem Stock nicht die Stelle im Sumpfe erreichen konnte, über welcher das Licht schwebte. Ob das Licht von einem besonderen Geruche begleitet war, darauf habe ich nicht geachtet; hätte aber auch ein solcher stattgefunden, so würde ich ihn doch schwerlich bemerkt haben, da ich mich einer feinen Nase niemals in irgend einer Beziehung habe rühmen können. Gern hätte ich die ganze schöne Sommernacht vor der nicht nur interessanten sondern sogar lieblichen Erschei nung zugebracht, um zu sehen ob und wann das Licht verlöschen oder nur vor dem Tageslicht verschwinden würde, allein es war schon sehr spät geworden und nicht mit Unrecht befürchtete ich, dafs die Meinigen über mein ganz

un

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