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unerwartetes langes Ausbleiben schon längst in grofser Besorgnifs seyn möchten; ich verliefs daher den Ort, da ich ohnediefs nichts weiter zu thun wufste. Am andern Tage verliefs ich Herzberg, und ich bin später nicht wieder an den Ort gekommen, wo ich das Irrlicht gesehen. Früher bin ich öfter in verschiedenen Jahreszeiten und in späten Abendstunden und nie allein auf jenem Wege gegangen, ohne von Irrlichtern etwas bemerkt zu haben. Irrlichter scheinen immer zu den seltenen Erscheinungen zu gehören; 27 Jahre sind jetzt verflossen seit ich die eben beschriebene Erscheinung sah, daran ich mich jetzt noch so lebhaft erinnere als hätte ich sie erst vor Kurzem beobachtet; viele Nächte lang bin ich seit jener Zeit in den verschiedensten Gegenden auf der Landstrafse und aufser derselben im Freien gewesen, und nie wieder habe ich ein Irrlicht gesehen; auch kennt keiner meiner Bekannten, die ich darum gefragt habe, die Erscheinung anders als nur durch Hörensagen.

Kiew im Januar 1853.

XI. Der Höhenrauch ist Rauch, eine Folgerung aus Beobachtungen der Luft- Elektricität; con F. Dellmann.

Am 17. Sept. vorigen Jahres, Abends nach 8, brach auf

der Saline bei Kreuznach B.nd in einer Scheune aus. Die Rauchsäule kam in Bogenform auf die Stadt zu und zog in etwas schräger Richtung über mein Observatorium vorüber. Als ich auf den Brand aufmerksam wurde, loderte die Flamme hoch auf und die Rauchsäule näherte sich gerade der Stadt. Nachmittags 2h war die Luft-Elektricität 156,3 1) gewesen. Die beim Anzuge der Rauchsäule Abends 1) Die Einheit ist die Spannung eines Elementes einer Zink-KupferSäule.

Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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8 28′ beginnenden Messungen ergaben folgende Werthe: 148,9; 195,0; 234,4; 295,5; 351,8; 383,5. Nach diesen Messungen (jede dauert 2' bis 3'), welche unmittelbar auf einander folgten, wurde wieder auf die Uhr gesehen; es war 8h 45'. Die folgenden Messungen ergaben die Werthe: 250,7; dann um 8 50': 274,5, als eben vorher das Feuer neu aufflackerte; ferner um 8h 55': 283,0; 9b: 252,1; 9b 5': 232,6; 9 10': 173,3; 9h 15', abermals nach neuem Aufflackern: 198,2; 9b 20': 173,3; 10: 120,0. Die Elektricität war stets E., wie auch bei den folgenden Messungen.

Am 19. Mai dieses Jahres Nachmittags 2b wurde bei der Beobachtung Höhenrauch bemerkt. Die erste Messung ergab den Werth: 58,0; die zweite, unmittelbar folgende: 671,5; die dritte, ebenfalls gleich folgende: 1606,7. Die Messung um 4 ergab den Werth: 654,4. Der Höhenrauch liefs allmälig nach und blieb den ganzen Abend schwach. Um 6 ergaben Messungen die Werthe: 63,1; 81,3; 91,7: um 8: 150,9; 160,0; und 10h war das Mittel: 128,9.

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Das schnelle Steigen um 2 scheint mit dem ersten Anrücken der Rauchmasse verbunden gewesen zu seyn. Der höchste normale Werth um 2b war in diesem Monat: 147,2. Von einem Gewitter, vor dem die Luft-Elektricität gewöhnlich, aber als E., ebenfalls eine bedeutende Gröfse erreicht, war am 19. Nachmittags keine Spur vorhanden, da der Stratus als vorherrschende Wolkenform sich zeigte, Abends der Cirro-Cumulus. Das Barometer befand sich seit zwei Tagen im Steigen und stieg auch noch die bei-den folgenden Tage. Der Wind war NW.

Am 5. Juni war Nachmittags 2b die Luft-Elektricität 154,0; es wurde kein Höhenrauch bemerkt, sondern erst später auf einem Spaziergange. Bei der Ankunft zu Hause um 5 20′ war sie 177,8, und 6' 35': 249,7. Abends 10", wo der Höhenrauch, der ohnehin nur schwach gewesen, nachgelassen hatte, so dafs sein Vorhandenseyn zweifelhaft war: 150,9. Die höchsten Werthe um 2 Nachmittags fallen in diesem Monate auf den 5., 6. und 7., sie scheinen

also eine Wirkung schwachen Höhenrauchs zu seyn. Der Wind war an diesen Tagen meist NW und N.

Aus diesen Erscheinungen wurde die in der Ueberschrift ausgesprochene Folgerung abgeleitet. Kreuznach, Anfang Juli 1853.

XII. Neuere Versuche über die innere Dispersion des Lichts.

Die wichtige Arbeit des Hrn. Prof. Stokes über innere

Dispersion des Lichts ist den Lesern im zweiten Heft des vierten Ergänzungsbandes dieser Annalen vor Kurzem vollständig mitgetheilt worden. Seitdem hat dieser ausgezeichnete Physiker eine Vorlesung in der Royal Institution zu London über denselben Gegenstand gehalten, die einige neuere Beobachtungen enthält, deren wir hier noch nachträglich gedenken wollen 1).

Zunächst erwähnt er, dass, nach einer Wahrnehmung des Hrn. Faraday, die Flamme des in Sauerstoffgas brennenden Schwefels eine Quelle von Lichtstrahlen sey, die das Phänomen aufserordentlich gut zeigen. Schriftzüge, geschrieben auf weisses Papier mit Chininlösung, Absud von Rofskastanienrinde oder alkoholischer Tinktur von Stechapfelsamen, werden bei Beleuchtung mit dem Lichte dieser Flamme sogleich sichtbar, besonders wenn es zuvor durch ein blaues Glas gegangen ist, während sie im Gaslicht nicht gesehen werden. Die Schriftzüge bleiben sichtbar, wenn man sie durch ein Glas betrachtet, welches eine dünne Schicht einer sehr schwachen Lösung von chromsauren Kali enthält; schaltet man aber dasselbe Glas zwischen die Schwefelflamme und das Papier ein, so verschwinden 1) Entlebut aus den vom Hrn. Verf. übersandten Proceedings of the Roy. Institut. of Great Britain, 1853, Febr.

sie, deshalb, weil die Lösung undurchdringlich ist für die Strahlen, welche das Leuchten der Züge veranlassen.

Dann hebt er hervor, welche Vorzüge Prismen und Linsen aus Quarz vor denen aus Glas bei Zerlegung des Sonnenlichts zum Behufe dieser Untersuchungen besitzen, aus dem umgekehrten Grunde, weil sie die unsichtbaren Strahlen frei durchlassen. Schon in der ausführlichen Abhandlung ist gesagt worden, dafs er auf diese Weise ein Spectrum erhielt, welches sich über das äusserste Violett wenigstens doppelt so weit hinaus erstreckte als das bis dahin bekannte sogenannte chemische Spectrum.

Allein ein Spectrum, welches dieses noch weit übertraf, erhielt er mit Hülfe der mächtigen Volta'schen Batterie der Royal Institution. Der Lichtbogen, den diese Batterie zwischen Metallspitzen erzeugte, lieferte, bei Anwendung von Prismen und Linsen aus Quarz, ein Spectrum, welches nicht weniger als sechs bis acht Mal so lang als das sichtbare Spectrum war, und sich von einem Ende zum anderen mit hellen Streifen erfüllt zeigte. Als ein Glasstück in die Bahn der einfallenden Strahlen eingeschaltet wurde, verkürzte sich das Spectrum auf einen kleinen Bruch seiner früheren Länge, indem der brechbarere Theil ganz fortgenommen wurde. Die starke Entladung einer Leidner Flasche gab ein Spectrum, welches wenigstens eben so lang war, ihm aber doch nicht gleich kam, indem es nur aus isolirten hellen Streifen bestand.

Prof. Stokes bemerkt endlich noch, dafs er im Winter, selbst bei hellem Sonnenschein, kein so weit reichendes Spectrum erhalten konnte. Bei vorrückendem Frühling besserte sich das Licht beständig, doch war er nicht im Stande so weit in das Spectrum hinein zu sehen als am Ende des letzten Augusts. Offenbar war die Atmosphäre der Erde nicht durchsichtig für die höchst brechbaren Strablen des Sonnenlichts.

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18.

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