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eine wahre Verdrängungs- Pseudomorphose, während man jene erste Art - bei welcher die ausfüllende Substanz gewissermassen post festum kommt — eine Ausfüllungs- oder eine Abformungs-Pseudomorphose nennen könnte, letzteres weil sie an die gänzlich mechanische Formung eines Gypsabgusses erinnert. Bei einer Ausfüllungs-Pseudomorphose werden pseudomorphirende und pseudomorphirte Substanz mehr oder weniger scharfe Gränzen mit einander bilden; bei einer Verdrängungs-Pseudomorphose braucht diefs nicht der Fall zu seyn. Die bekannte Pseudomorphose von Steinmark nach Flufsspath, welche ja Blum selbst zu den Verdrängungs-Pseudomorphosen rechnet, ist ein Beispiel letzterer Art. An den theilweis veränderten Flufsspathkrystallen bilden Steinmark und Flufsspath durchaus keine scharfen Gränzen, sondern Uebergänge. — Bei den Speckstein - Pseudomorphosen würden wir uns den Bildungshergang im Allgemeinen so zu denken haben, dafs das kohlensäuregeschwängerte, die Bestandtheile des Specksteins aufgelöst enthaltende Wasser durch seinen Kohlensäuregehalt auflösend auf Bitterspath, Quarz u. s. w. gewirkt, und an die Stelle dieser sehr allmälig aufgelösten Mineralien gleichzeitig Speckstein abgesetzt habe. Was in specie die Bildung der Wunsiedler Afterkrystalle nach Quarz betrifft, so ist zu berücksichtigen, dafs sich dieselben wie auch Nauck besonders hervorhebt niemals freistehend, sondern stets in Speckstein eingewachsen finden. Dieselben wurden also wohl zuerst als noch unveränderte, auf Dolomit aufgewachsene Quarzkrystalle - von Specksteinmasse umschlossen, und innerhalb dieser Umhüllung ging

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nannten Salzes, so wird sich fasrig krystallinischer Gyps auf diese Krystalle absetzen, während dieselben zugleich hierbei theilweise gelöst werden. Nicht selten gelingt es auf diese Art, Gypshüllen ganz von der Form des schwefelsauren Kali's zu erhalten. Hier hat also das neutrale schwefelsaure Kali den Gyps aus seiner Auflösung und, vice versa, der Gyps das schwefelsaure Kali aus den Krystallen desselben verdrängt. Schwefelsaures Natron und Gyps vermögen einander nicht in dieser Weise zu verdrängen. Eine concentrirte Gypssolution lässt sich mit schwefelsaurem Natron sättigen, ohne Gyps auszuscheiden.

dann später die Verdrängung des Quarzes durch Speckstein vor sich, indem die Porosität der (aus zusammengehäuften, mikroskopisch kleinen, krystallinischen Talkblätt chen bestehenden ) Specksteinhülle eine fortdauernde Einwirkung der gedachten Wässer gestattete. Dafs der Quarz sich nicht so leicht verdrängen liefs wie Dolomit und Bitterspath, ist sehr natürlich. In einer Specksteinstufe, welche mir mein College Prof. Reich aus Wunsiedel mitbrachte, gewahrt man einige fast gänzlich unveränderte Quarzkrystalle von Speckstein umgeben.

Wohl eben so wenig richtig, wie die Aufnahme der Speckstein - Afterbildungen unter die Umwandlungs- Pseudomorphosen, erscheint die Zuzählung der pseudomorphen Ophit-Gebilde zu derselben Abtheilung; und zwar zum Theil aus ganz ähnlichen Gründen wie die zuvor angeführten. Durch das bekannte Vorkommen des Chrysotil') und Pikrolith werden wir darauf geführt, dafs der Ophit unter gewissen Umständen in Wasser löslich sey, und sich aus dieser Lösung mit unveränderter Zusammensetzung wieder abscheiden könne. Dafür spricht die ganze Art des Auftretens dieser beiden Mineralien jüngerer Bildung und von der chemischen Zusammensetzung des Ophit in kleineren oder gröfseren Gang - Spalten und Trümmern des gewöhnlichen (Gebirgs-) Serpentins. Nicht selten wird der Arendaler Neolith in ganz ähnlicher Weise wie der Chrysotil angetroffen: als krystallinisch fasrige Substanz kleine Gangtrümmer und feine Sprünge im Gestein ausfüllend; und seine krystallinischen Fasern, wie beim Chrysotil, querüber von einer Gangwand zu anderen laufend. Diese für gewisse Infiltrations - Producte sehr characteristische Structur zeigen bekanntlich mitunter auch Gyps (Fasergyps), Cölestin, verschiedene natürlich vorkommende leichtlösliche Salze, wie Eisenvitriol, Steinsalz u. s. w. Indem wir aber auf solchem Wege darauf geführt werden, ein stattgefundenes Auflösen und Wiederabsetzen des Ophit 1) Naumann's Elemente d. Mineralogie, 3te Auflage, S. 265, zweite Anmerkung.

anzuerkennen, gelangen wir zu der Ueberzeugung: dafs der Ophit, analog dem Speckstein, Verdrängungs-Pseudomorphosen habe bilden können. Granitgänge, welche in der Waldheimer Gegend im Serpentin aufsetzen, zeigen sich oftmals so zu sagen serpentinisirt, indem ihre Masse vorzugsweise aber der Feldspath derselben - mehr oder weniger durch Serpentin verdrängt wurde. Eine beginnende Verdrängung des Feldspaths durch Neolith läfst sich zu Arendal beobachten.

Noch bei mehreren anderen Afterbildungen erscheint es zweifelhaft, ob die Stellung als Umwandlungs - Pseudomorphosen, welche sie in der Blum'schen Classification einnehmen, eine richtige sey; so z. B. beim Talk nach Magnesit, Chiastolith, Disthen, Couzeranit, Feldspath und Pyrop, beim Chalcedon nach Datolith, Kalkspath nach Gyps, Glimmer nach Quarz, Beryll u. s. w., ferner (in einer anderen Beziehung) beim Buntkupfererz nach Kupferglanz, Kupferkies nach Kupferglanz u. s. w. In den meisten dieser Fälle bedarf es noch wiederholter und fortgesetzter Beobachtungen, um zu einer richtigen Auffassung ihrer Genesis zu gelangen. Keinesfalls will ich aus diesen Classifications - Differenzen, welche durch ihre Beziehungen zur Bildungsart gewisser Pseudomorphosen von Wichtigkeit sind, einen Vorwurf gegen Blum's, im hohen Grade schätzenswerthe Bemühungen ableiten; es kann mir diefs um so weniger einfallen, als ich meinen der Blum'schen Theorie hier gegenübergestellten Ansichten keine unumstöfsliche Gewissheit, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit beimesse, welche durch spätere Forschungen möglicherweise wieder abnehmen kann. Nur so viel scheint mir gewifs, dafs man bei Untersuchungen auf einem so dunklen Gebiete wie das der Pseudomorphosen nicht einseitig zu Werke gehen, sondern jeden Lichtstrahl beachten müsse, von welcher Seite derselbe auch kommen mag. Ohne daher den Zweck zu haben, gegen einzelne Forscher zu Felde zu ziehen, und ohne so manchen ausgezeichneten Leistungen auf diesem Gebiete die Anerkennung zu versagen,

sondern nur in der Absicht eine dem Gegenstande angemessene Forschungsweise zur möglichst allgemeinen Anwendung zu bringen, will ich mir erlauben, noch auf einige der schwachen Seiten unserer bisherigen Kenntnifs mancher Pseudomorphosen aufmerksam zu machen.

Bei nicht wenigen Afterbildungen wurden die chemischen Verhältnisse nicht mit der nothwendigen Sorgfalt und Schärfe berücksichtigt. Pseudomorphe Substanzen werden mit dem Namen Speckstein, Talk, Steinmark, Serpentin u. s. w. aufgeführt, ohne dafs chemische Untersuchungen hinreichend für eine solche Annahme bürgen. Bei einigen glimmerähnlichen Mineralien wird angenommen, dafs sie die Zusammensetzung eines normalen Glimmers besitzen; Aehnliches geschieht beim Pinit und einigen anderen Species, Wenn es schon bei gewöhnlichen Mineralbestimmungen oftmals misslich genug ist, Species blofs nach äusseren Charakteren erkennen zu wollen, so kann man bei Pseudomorphosen, wie die Erfahrung schon häufig gelehrt hat, hierin nicht misstrauisch genug seyn. Der AspasiolithCordierit den auch ich in gewisser Beziehung für eine Art von Pseudomorphose halte - wurde mir in Norwegen von einem der ersten Auffinder desselben als eine Pseudomorphose von »Serpentin nach Quarz« gebracht. In der That haben Aspasiolith und Serpentin, trotz ihrer sehr wesentlichen chemischen Verschiedenheit, die gröfste äussere Aehnlichkeit mit einander. Auch in Bezug auf die Krystallform pseudomorpher Gebilde liefse sich mehr als ein Beispiel anführen, wo man sich bei der mineralogischen Diagnose mit einer nicht eben streng nachgewiesenen FormAehnlichkeit begnügt hat. Und endlich wäre es zu wünschen, dafs man dem Vorkommen der Pseudomorphosen, d. b. ihren nachbarlichen Verhältnissen in situ, eine ganz besondere Aufmerksamkeit widme ').

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1) Fournet, in seinem interessanten und lehrreichen Aufsatze Histoire de la Dolomie (Extrait des Ann. de la Soc. royale d'agriculture, histoire naturelle et arts utiles de Lyon. 1847) p. 114, spricht sich hierüber folgendermassen aus. » Malheureusement les pseudomor

Indem ich in dem Folgenden einige Beobachtungen aus dem Gebiete der Pseudomorphosen mittheile, will ich dadurch besonders zeigen, dafs diefs Gebiet manche bisher wenig beachtete Erscheinungen in sich schliefst, welche es wohl verdienten mehr berücksichtigt und näher studirt zu werden.

I. Paramorphosen.

Der zuerst und fast gleichzeitig von Dana') und W. Stein 2) aufgestellte Begriff des Allomorphismus (Dana) oder Paramorphismus ist ein durchaus naturgemäfser. Sowohl die Chemie als die Mineralogie kennt Krystallgebilde, welche diesem Begriffe entsprechen. Eins der instructivsten Beispiele einer Paramorphose bietet uns der Schwefel. Die monoklinoëdrischen Schwefelkrystalle verlieren bekanntlich ihre Durchsichtigkeit sehr bald, indem sie sich unter Beibehaltung ihrer äufseren Form - in ein krystallinisches Aggregat von rhombischem Schwefel umwandeln 3). Ein derartig veränderter Krystall ist insoweit eine Pseudomorphose, als sich in ihm rhombischer Schwefel in der äusseren Form des monoklinoëdrischen Schwefels darstellt. Allein er weicht darin von jeder gewöhnlichen Umwandlungs-Pseudomorphose ab: dafs bei jener Umwandlung ein wägbarer Stoff weder aus ihm entfernt, noch von ihm aufgenommen wurde. Unter Paramorphose verstehen wir

phoses n'ont pas toujours été soumises à des essais convenables; on leur devait au moius l'honneur d'un coup de chalumeau, et l'on a trouvé plus commode de s'en tenir aux caractères extérieurs si souvent trompeurs. En outre, ici comme dans d'autres circonstances, les collecteurs de ces sortes de produits n'ont pas assez tenu comte de leurs associations; ils ne se sont presque jamais inquiétés de faire l'histoire de la localité, histoire qui ne peut guère se deduire de l'aspect des échantillons. Wenn auch dieser Ausspruch für die Gegenwart zu streng seyn mag, so ist jedenfalls auch jetzt noch so manches Wahre darin.

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2) v. Leonhard und Bronn's Jahrb. 1845, S. 395.

3) Marchand und Scheerer, über den Dimorphismus des Schwefels, in Erdm. Journ. f. prakt. Chem. Bd. 24, S. 129.

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