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8. Ueber die objective Demonstration der
Wirbelbewegung; von A. Bock.

Hr. A. Oberbeck gibt in einer Arbeit,,Ueber discontinuirliche Flüssigkeitsbewegungen“ 1) eine vorzügliche Methode an, dieselben experimentell zu studiren. Auf Anregung von Hrn. Prof. Sohncke habe ich mich bemüht den ganzen Vorgang zu projiciren. Der Versuch der Projection übertraf alle Erwartung.

Sämmtliche in der angegebenen Arbeit beschriebenen Strahlformen, namentlich die Wirbelbewegungen, das Hindurchkriechen der Wirbelringe durcheinander, stellt sich in tadelloser Reinheit auf dem Projectionsschirme dar. Es zeigte sich die Methode speciell als äusserst praktisch zur Demonstration der Wirbelbewegung vor einem grossen Auditorium für Vorlesungszwecke.

Statt des cylindrischen Glasgefässes Fig. 1 in der citirten Abhandlung 2) wurde ein viereckiger Trog aus Spiegelglasplatten, 26 cm lang, 26 cm hoch und 7 cm breit mit reinem Wasser gefüllt, und in den Weg der Lichtstrahlen der electrischen Projectionslampe gestellt, dass die Strahlen die 7 cm dicke Wasserschicht zu durchdringen hatten. Die Leitungsröhre aus Glas für die mit irgend einer wasserlöslichen Anilinfarbe gefärbten Flüssigkeit hatte eine lichte Weite von nur 2 mm und war an der Ausflussöffnung einfach glatt und eben geschliffen. Der Hahn sitzt unmittelbar am Glastrichter und ist durch einen Schlauch mit genannter Röhre verbunden, welche fest in ein Statif gespannt in den Glastrog taucht. Der Trichter mit der gefärbten Flüssigkeit ist auf einem besonderen Statif zum Heben und Senken befestigt, damit die Erschütterungen, welche durch Oeffnen und Schliessen des Hahns hervorgerufen werden, sich nicht auf die Ausflussöffnung übertragen.

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1) A. Oberbeck, Wied. Ann. 2. p. 1-16. 1877.
2) A. Oberbeck, Wied. Ann. 2. p. 5. 1877.

Als Projectionskopf dient ein altes photographisches Voigtländer-Objectiv von 9 cm Linsendurchmesser und ca. 40 cm Brennweite.

Die nothwendige und einzige Vorbedingung für ein tadelloses Gelingen des Versuches in der Vorlesung ist die, dass man die Flüssigkeiten mehrere Stunden vorher in den betreffenden Raum bringt, sodass keine Temperaturdifferenzen mehr vorhanden sind. Im übrigen hat man sich vollkommen an die Vorschriften der oben citirten Arbeit zu halten.

München, Physik. Inst. d. techn. Hochschule 1895.

9. Bestimmung der kritischen

und der Siedetemperatur des Wasserstoffes;

von K. Olszewski.

(Aus dem „Bulletin International de l'Academie des Sciences de Cracovie“,· Juni 1895.)

(Hierzu Taf. 1 Fig. 6-7.)

In einer meiner früheren Abhandlungen1) habe ich eine neue Methode zur Bestimmung des kritischen Druckes der Gase beschrieben, die man kurzweg als Expansionsmethode bezeichnen könnte. Sie beruht nämlich darauf, dass ein Gas, welches sich unter hohem Druck befindet und eine höhere Temperatur als seine kritische besitzt, während einer langsamen Druckverminderung für kurze Zeit in den flüssigen Zustand übergeht. Man erkennt denselben stets an einer Trübung des Gases, welche immer in dem Augenblicke sich zeigt, in welchem bei der Expansion der kritische Druck des beobachteten Gases erreicht worden ist. Mittels dieser Expansionsmethode zeigte ich damals, dass der bis dahin unbekannte kritische Druck des Wasserstoffes 20 Atm. beträgt; gleichzeitig bewies ich auch an anderen Gasen, deren kritischer Druck genau bekannt war, und zwar an Aethylen und an Sauerstoff, dass die angewandte Methode richtig und zur Bestimmung des kritischen Druckes der Gase im allgemeinen anwendbar ist. Zugleich habe ich darauf hingewiesen, dass, solange wir keine anderen neuen Kältemittel kennen, welche uns noch niedrigere Temperaturen zu erzielen ermöglichen würden, als dies bei Anwendung des flüssigen Sauerstoffes und der verflüssigten Luft erreichbar ist, die Expansionsmethode als das einzige Hülfsmittel zur Bestimmung nicht nur des kritischen Druckes des Wasserstoffes, sondern auch seiner kritischen Temperatur, verbleibt. Denn wenn es gelingen möchte, die Temperatur des Wasserstoffes während

1) K. Olszewski, Ueber den kritischen Druck des Wasserstoffes, Abhandl. der Akademie der Wissenschaften in Krakau, 23. p. 385. 1891 (polnisch); Bulletin Intern. de l'Acad. de Cr. Mai 1891, p. 192 (deutscher Auszug); Phil. Mag. (5) 39. p. 199. 1895.

seiner Expansion bis zum kritischen Drucke (d. i. im Augenblicke des Aufkochens) mittels eines äusserst empfindlichen Messapparates zu bestimmen, so würde diese Temperatur ohne Zweifel der kritischen Temperatur dieses Gases entsprechen.

Als ich nun meine im Jahre 1891 begonnene Arbeit von neuem aufnahm, glaubte ich ein aus sehr dünnen Argentan- und Kupferdrähten bestehendes Thermoelement zur Temperaturmessung mit gutem Erfolge anwenden zu können. Ich kam aber auf Grund einiger in dieser Richtung vorgenommener Versuche sehr bald zur Einsicht, dass sich ein Thermoelement zu derartigen Experimenten keineswegs eignet. Erstens ist nämlich ein aus zwei zusammengelötheten Drähten bestehendes Thermoelement nie dünn genug, um die Temperatur des dasselbe umgebenden Gases augenblicklich anzunehmen. Ferner verliert das Thermoelement bei ganz niedrigen Temperaturen sehr rasch seine Empfindlichkeit und deshalb stehen die Ausschläge des Galvanometers in keinem proportionalen Verhältniss zu der mittels eines Wasserstoffthermometers gemessenen Temperaturerniedrigung. Somit ist das Messen niedriger Temperaturen vermittels eines Thermoelementes nur in den Grenzen möglich, innerhalb welcher dieses mit einem Wasserstoffthermometer genau verglichen wurde; jede Extrapolation würde zu ganz falschen Resultaten führen.

Nach misslungenen Versuchen mit einem Thermoelemente beschloss ich nun, die Bestimmung der kritischen Temperatur des Wasserstoffes vermittelst eines Platinthermometers vorzunehmen, welches auf der Abhängigkeit des Electricitätsleitungswiderstandes eines Platindrahtes von der Temperatur beruht. Auf die Anwendung dieses Grundsatzes beim Messen niedriger Temperaturen haben zwar schon Cailletet und Collardeau1), wie auch Guillaume 2) aufmerksam gemacht, doch hat ihn in der Praxis thatsächlich zum erstenmal Witkowski) angewendet. Die Versuche dieses Gelehrten zeigten, dass nach dem Wasserstoffthermometer das Platinthermometer

1) Cailletet u. Collardeau, Journ. de phys. 1888.

2) Guillaume, Arch. des sciences phys. et nat. de Genève, 1888. 3) Witkowski, Bull. intern. de l'Acad. des sciences de Cracovie Mai 1891.

beim Messen niedriger Temperaturen die grössten Vortheile bietet. Es erfordert zwar eine sorgfältige Vergleichung mit einem Wasserstoffthermometer, weil die Veränderungen des Leitungswiderstandes im Platin denjenigen der Temperatur nicht genau proportional sind, jedoch in diesen Grenzen, innerhalb welcher es mit einem Wasserstoffthermometer verglichen wurde, kann es zu sehr genauen und schnellen Bestimmungen niedriger Temperaturen verwendet werden. Angesichts dessen, dass die Curve, welche das Verhältniss der mittels eines Wasserstoffthermometers gemessenen Temperaturen zu den Widerstandsänderungen des Platins zum Ausdruck bringt, einer Geraden sehr nahe kommt, erachte ich es als zulässig, beim Messen sehr niedriger Temperaturen mittels des Platinthermometers eine nicht zu weit gehende Extrapolation anzuwenden, zumal dabei der Fehler, welcher aus der unvollkommenen Proportionalität der Widerstandsänderungen zu den Temperaturänderungen resultirt, nicht mehr als 0,5° bis 10 betragen dürfte.

Ein Platinthermometer in der von Witkowski angegebenen Form entspricht vielerlei praktischen Zwecken, besitzt jedoch nicht die erforderliche und bei den von mir vorgenommenen Versuchen unbedingt nöthige Schnelligkeit der Angaben. Die Ursache dieser ungenügenden Schnelligkeit des Witkowski'schen Thermometers ist der zu wenig feine Platindraht (0,06 mm im Durchmesser), welcher ausserdem behufs Isolirung noch mit Seide übersponnen und zwischen zwei concentrischen, aus sehr dünnem Kupferblech bereiteten Hülsen dicht eingeschlossen ist. Um das für meine Zwecke erwünschte Thermometer thunlichst empfindlich zu machen, trachtete ich nach Möglichkeit alles die Geschwindigkeit der Wärmeleitung Störende und Vermindernde zu beseitigen. Es wurde somit ein bei weitem feinerer Draht aus chemisch reinem Platin benutzt, der nur 0,025 mm im Durchmesser hatte und mit Seide gar nicht übersponnen wurde, wodurch er die Temperatur des ihn umgebenden Gases äusserst schnell annehmen konnte. Der Draht wurde spiralförmig auf einen sehr zarten, aus Ebonit oder aus dünnen Glimmerblättchen bestehenden Träger aufgewunden, und zwar derart, dass die einzelnen Windungen voneinander um 1 mm oder 1/2 mm entfernt, nirgends miteinander in

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