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Contact waren. Die Drahtwindungen wurden auch nicht mit Kupferblech umhüllt, sondern blieben in unmittelbarer Berührung mit dem sie umgebenden Wasserstoffe, wodurch die Wirkung des Thermometers ausserordentlich beschleunigt wurde.

Die Zusammenstellung des von mir zur Bestimmung der kritischen Temperatur des Wasserstoffes angewandten Apparates war grösstentheils dieselbe wie diejenige, die ich bei Bestimmung des kritischen Druckes dieses Gases an den oben angeführten Stellen beschrieben habe. Deshalb glaube ich mich bloss auf die Beschreibung derjenigen Theile des Apparates beschränken zu dürfen, welche in den jetzigen Versuchen eine Veränderung erlitten haben.

Solange es darauf ankam. den kritischen Druck des Wasserstoffes mittels der Expansionsmethode zu bestimmen, konnte ich nicht umhin, ein Glasgefäss anzuwenden, in welchem der abgekühlte Wasserstoff von hohem Drucke expandirt wurde, da es doch bei jenen Versuchen sich darum handelte, den Druck im Augenblicke des Aufkochens des Wasserstoffes zu beobachten, was wohl nur in einem durchsichtigen Gefässe möglich war. Nachdem aber der kritische Druck des Wasserstoffes bestimmt worden ist, durfte man das brüchige und keinerlei Sicherheit gewährende Glasgefäss gegen ein metallenes eintauschen. Nun konnte man die Versuche mit vollkommener Ruhe vornehmen, ohne eine Explosion befürchten zu müssen, was natürlich die Anwendung von Drahtmasken und anderen Vorsichtsmaassregeln entbehrlich machte. Das an der Stelle des gläsernen benutzte Metallgefäss konnte viel umfangreicher sein und erlaubte gleichzeitig die Expansion von beträchtlich höheren Anfangsdrucken auszuführen, was insgesammt die Expansion bedeutend erfolgreicher machte und zur Genauigkeit der Temperaturmessung im Augenblicke der Expansion viel beitrug. Die auf Taf. I, Fig. 6 angegebene Zeichnung 1) stellt den Querschnitt des zur Temperaturbestimmung des Wasserstoffes im Expansionsaugenblicke dienenden Apparates dar. a ist ein auf 220 Atm. Druck erprobtes Stahlgefäss, in welchem sich der aus Ebonit oder Glimmer verfertigte Träger b sammt dem um ihn gewundenen Platindraht befindet. Fig. 7 stellt 1) Die Dimensionen der Zeichnung entsprechen 2, der natürlichen

Grösse.

die horizontale Projection des Trägers dar. Das eine Ende des Platindrahtes ist an das kupferne Röhrchen c angelöthet, welches, durch den oberen Theil des Gefässes a herausragend, mit einer Klemmschraube d' versehen ist; das zweite Ende des nämlichen Platindrahtes ist an das untere Ende des isolirten Kupferdrahtes e angelöthet, welcher, in das Röhrchen c fest eingekittet, durch dasselbe durchgeht, und oben gleichfalls mit einer Klemmschraube d versehen ist.

Im Laufe meiner Versuche bediente ich mich dreierlei Träger verschiedener Grösse, aus Ebonit oder aus Glimmer. In einigen der ersten Versuchsreihen gebrauchte ich einen Ebonitträger, dessen Höhe 20 mm, der Durchmesser 12 mm betrug. Die Abstände zwischen den einzelnen Platindrahtwindungen betrugen je ein halbes Millimeter, und der Leitungswiderstand des ganzen Drahtes bei 0° C. 241,4 Ohm. Bei einem weiteren Versuche gebrauchte ich einen Ebonitträger von 11 mm Höhe und 10 mm Durchmesser; der Leitungswiderstand des ebenfalls in 1/2 mm-Abständen aufgewickelten Drahtes betrug 117,5 Ohm. Bei meinen letzten Versuchen dagegen bediente ich mich eines aus dünnen Glimmerblättchen verfertigten Trägers, der 20 mm hoch war und 11 mm im Durchmesser hatte; der Leitungswiderstand des in Abständen je eines Millimeters aufgewickelten Platindrahtes betrug 104,9 Ohm. Auf die präcise Ausführung dieser Träger legte ich sehr grosses Gewicht, da wohl von der sorgfältigen Herstellung derselben die Genauigkeit der Temperaturmessungen in hohem Grade abhängig ist. Ich sorgte also dafür, die Träger aus schlechten Wärme- und Electricitätsleitern anzufertigen, dieselben möglichst leicht und ihre Flügel an den mit Platindraht in Berührung kommenden Stellen möglichst dünn zu machen, damit dadurch die Berührungspunkte des Trägers mit dem Platindrahte thunlichst unbedeutend seien. Die Ausführung des Trägers aus Ebonit ist bequemer, dafür sind diejenigen aus Glimmer bedeutend leichter, und zwar wiegt mein grösserer Ebonitträger sammt Platindraht 0,679 g, der kleinere sammt Platindraht 0,218 g, der Glimmerträger hingegen sammt Draht nur 0,177 g. Der Platindraht des letzteren Trägers wiegt 11 mg und ist etwa 595 mm lang. Das sehr dünnwandige Glasröhrchen f, welches den Träger

umgiebt, isolirt ihn während der Wasserstoffexpansion von dem Einflusse der wärmeren Wände des Stahlgefässes a.

Der obere Theil des Stahlgefässes a ist mittels einer leicht schmelzbaren Wismuthlegirung dicht verschlossen. Die Röhre 9 dient als Zuleitungsröhre für den Wasserstoff, der sich in einer 3 1 fassenden eisernen Flasche unter einem Drucke von 170 Atm. befindet. Der untere Theil des beschriebenen Apparates taucht in flüssigen Sauerstoff, dessen Temperatur durch Evacuiren bis zu 210° erniedrigt werden kann der Kautschukstöpsel h dient zur Befestigung des Apparates in dem oberen Deckel des Sauerstoffbehälters. Die Drähte kk' dienen zur Einschaltung des ganzen Messapparates in eine Wheatstone'sche Brücke zum Zwecke der Widerstandsbestimmung des um den Träger gewundenen Platindrahtes. Zum Messen des Widerstandes gebrauchte ich den schwachen Strom eines einzigen Leclanché-Elementes und schwächte ihn noch durch Einschaltung eines 1000 Ohm betragenden Widerstandes; hierdurch wurde die erwärmende Einwirkung auf das Platinthermometer vermieden, welche sich ohne Einschaltung des äusseren Widerstandes unverkennbar zu bemerken gab.

Der Verlauf des Versuches war folgender:

Um die Abhängigkeitscurve der Widerstandsänderungen des Platinthermometers von den mittels eines Wasserstoffthermometers gemessenen Temperaturänderungen aufzeichnen zu können, tauchte ich den ganzen beschriebenen Apparat der Reihe nach in schmelzendes Eis, in ein Gemisch von fester Kohlensäure mit Aether, in flüssigen Sauerstoff unter atmosphärischem Druck und zuletzt in solchen unter vermindertem Druck von 15 mm Quecksilber, und bestimmte die Widerstände des Platinthermometers in den niedrigen Temperaturen: 0°, -78,2°, 182,5°, -208,5°, die mit einem Wasserstoffthermometer gemessen wurden. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Temperatur des Kältegemisches von Aether und fester Kohlensäure nur dann constant ist (-78,2°), wenn das Gemisch im Ueberschusse aus Kohlensäure besteht und eine butterartige Consistenz zeigt; sobald nur Aether sich an der Oberfläche abzuscheiden anfängt, steigt auch allmählich die Temperatur des Gemisches.

Die Widerstandsänderungen aller drei in meinen Versuchen gebrauchter Platinthermometer waren einander vollkommen proportional, und zwar waren sie, auf 1000 Ohm Widerstand bei 0° Temperatur umgerechnet:

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Die letztere Zahl, d. i. 2,692 Ohm = 1o benutzte ich bei der Extrapolation, um Temperaturen unter - 208,5o, bei welchen schon das Platinthermometer mit dem Wasserstoffthermometer nicht verglichen werden konnte, zu bestimmen. Indem ich nun annahm, dass die Widerstandsänderungen den Temperaturänderungen unter - 208,5° proportional bleiben, beging ich augenscheinlich einen Fehler, welcher jedoch, in Betracht der sehr unbedeutenden Krümmung der den obigen Zahlen entsprechenden Curve, nur gering sein konnte, um so mehr, als die extrapolirten Temperaturen nicht sehr tief unter 208,5° lagen.

Um die Widerstände des Platinthermometers während der Expansion des Wasserstoffes von hohem Drucke zu messen, führte ich in das mittels flüssigen Sauerstoffes auf - 208,5° abgekühlte Stahlgefäss a Wasserstoff unter einem Drucke von 120 bis 160 Atm. ein. Durch entsprechende Verminderung des Widerstandes im Widerstandskasten war das Gleichgewicht in der Wheatstone'schen Brücke aufgehoben und es erfolgte ein bedeutender Ausschlag des Galvanometers. Nachdem der Wasserstoff im Stahlgefässe die Temperatur des ihn umgebenden flüssigen Sauerstoffes bereits angenommen hatte, unterwarf ich ihn einer langsamen Expansion, und zwar bis zu seinem kritischen Drucke (20 Atm.), wenn ich seine kritische Temperatur messen wollte, oder bis zum gewöhnlichen Atmosphärendrucke, wenn ich seine Siedetemperatur bestimmen wollte.

Infolge der Abkühlung des Platinthermometers während der Wasserstoffexpansion und der dieser Abkühlung entsprechenden Abnahme seines Widerstandes kehrte das Galvanometer zur Nullstellung zurück, wenn der Widerstand des Widerstandskastens so gewählt war, dass er dem Widerstande des Platinthermometers im Augenblicke der Expansion gleich kam. Falls beim ersten Versuche das Galvanometer nicht genau auf den Nullpunkt zurückkehrte, änderte ich den Widerstand des Widerstandskastens entsprechend und wiederholte die einzelnen Versuche solange, bis die gewünschte Galvanometerstellung erreicht worden ist. Auf diese Weise führte ich sechs Reihen von Versuchen aus und jede von ihnen bestand aus mehreren Bestimmungen der kritischen und der Siedetemperatur des Wasserstoffes. Wie schon erwähnt, gebrauchte ich bei diesen Versuchen drei Platinthermometer von verschiedener Grösse. Als Kältemittel bediente ich mich in fünf Experimenten flüssigen Sauerstoffes, welcher unter dem Drucke von 18 bis 12 mm Quecksilber siedete; in einem Experimente wandte ich flüssige Luft an, die unter ebenso niedrigem Drucke siedete. Die erhaltenen Resultate stimmten trotz bedeutender Schwierigkeiten in der Ausführung derartiger Experimente genügend überein. Es ergaben sich die mittleren Werthe, berechnet auf Grund mehrerer übereinstimmender Versuche und entsprechend dem Widerstande von 1000 Ohm bei der Temperatur 0°, wie folgt:

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Aus Obigem ist zu ersehen, dass die kritische Temperatur des Wasserstoffes bei 234,50 und seine Siedetemperatur bei - 243,5° liegt. In einer vorläufigen Mittheilung in Nature) habe ich - 2330 als die kritische Temperatur des Wasserstoffes und -243o als dessen Siedetemperatur angegeben. Diese Zahlen differiren somit nur wenig von denen, die ich auf Grund mehrerer jetzt ausgeführter Versuche erhalten habe. Zieht man ausserdem in Betracht, dass die durch Extra

1) Olszewski, Nature. 21. Nr. 1325. 1895.

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