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kommenere Hülfsmittel die Temperatur des Meniscus auf vorgeschriebener Höhe in Uebereinstimmung mit der des Niveaus constant zu halten, geben meine im Durchschnitt dreimal wiederholten Messungen an den neun Beobachtungsröhren wieder. Die Uebereinstimmung der Messungen entspricht der durch das Schraubenmikrometer gegebenen Genauigkeit in der Steig

höhenbestimmung.

§ 4. Flossartiges Abfliessen von Oberflächentheilen der Wandschicht.

An dieser Stelle möchte ich gleich von einer Erscheinung berichten, die ich bei dem von mir angewandten nassen Verfahren wiederholt bei engeren Röhren beobachtete. Bei diesem Verfahren ist die ganze innere Röhrenwandung durch eine dünne Wasserschicht bedeckt, und es kommt bisweilen vor, dass flossartige Gebilde vielleicht von der Grössenordnung von 1 qmm längs der fest an der Röhrenwandung haftenden Wasserschicht langsam nach unten, also auf die Oberfläche des Meniscus abfliessen. Man kann diesen Vorgang durch das Beobachtungsmikroskop deutlich verfolgen. In dem Augenblick, in dem die Oberfläche des Meniscus erreicht wird, tritt insbesondere bei engeren Röhren ein deutliches Ansteigen der Flüssigkeitssäule etwa von der Grössenordnung 1/10 mm ein, welches nach einigen Minuten wieder vollständig zurückgeht.

Die Erklärung dieser Erscheinung ist einfach: Die an der inneren Röhrenwandung haftende Wasserschicht ist in höherem Grade als der Meniscus der Verdunstung ausgesetzt, und diese Verdunstung ist bei der geringen Stärke der Wandschicht mit einer nicht unerheblichen Temperaturerniedrigung verbunden. Das Abfliessen auf den Meniscus ist also nothwendig mit einer momentan eintretenden Temperaturerniedrigung der Oberfläche des Meniscus verbunden, und diese ist es, welche das Ansteigen der Flüssigkeitssäule bedingt.

Ich möchte an dieser Stelle hervorheben, wie solche auf den ersten Blick untergeordnete Erscheinungen stets dazu gedient haben, mich in der Werthschätzung der von mir angewandten Methode des nassen Verfahrens zu bestärken. Als ich die ersten Male das vorhin beschriebene Abfliessen längs der Wandung (eine immerhin nicht allzu häufig eintretende Erscheinung) durch das Mikroskop wahrnahm, rechnete ich

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 56.

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mit Sicherheit auf ein Fallen der Steighöhe und war jedesmal überrascht, dass gerade ein Ansteigen erfolgte: Ich hatte die flossartigen Gebilde als eine Folge irgend welcher secundärer Verunreinigungen aufgefasst und fürchtete für eine Verunreinigung der Oberfläche des Meniscus, zumal die Erscheinung, ganz oberflächlich betrachtet, eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Abfliessen der Wandschicht hat, welches bei ungenügender Vorbereitung der Röhren dem Aufhören der Benetzung vorhergeht. Nun wurde mir dieses Abfliessen flossartiger Theile der Wandschicht eine neue werthvolle Bestätigung für die Anschauung, welche allen meinen nach dem nassen Verfahren angestellten Beobachtungen zu Grunde liegt, dass bei meinen Beobachtungen mit dem nassen Verfahren allein der Randwinkel 0° in Betracht zu ziehen ist.

Die Erklärung der beschriebenen Erscheinung bringt mich darauf, auch noch einen anderen Vortheil meines nassen Verfahrens auseinanderzusetzen: Es handelt sich doch bei den von mir beobachteten Erscheinungen der Oberflächenspannung um statische Erscheinungen. Eine Verdampfung, welche eine Aenderung des an die Oberfläche des Meniscus angrenzenden Mediums zur Folge hätte, soll, streng genommen, während der Beobachtung nicht mehr statthaben, es soll die capillare Oberfläche des Meniscus sich mit ihrem Dampf im Gleichgewichtszustande befinden. Es liegt auf der Hand, dass bei dem von mir angewandten nassen Verfahren ein solcher Gleichgewichtszustand in höherem Grade vorliegen wird, als bei dem Verfahren, welches ich mir in meiner vorigen Arbeit erlaubt habe, als trocknes zu bezeichnen.

5. Reduction der Trommelumgänge des Höhenschraubenmikrometers auf mittlere Trommelumgänge und Millimeter.

Bezüglich der Messung der Steighöhen verweise ich auf das § 6 meiner vorigen Arbeit Mitgetheilte.1) Ich habe hier nur hinzuzufügen, in welcher Art ich diesmal die Reduction der beobachteten Steighöhen in Trommelumgängen der Mikrometerschraube auf Millimeter zu sichern bemüht war.

Ich habe diesmal bei drei verschiedenen Temperaturen (10°, 15°, 22,5o C.) und zwar bei jeder Temperatur wiederholte

1) P. Volkmann, Wied. Ann. 53. p. 640. 1894.

Auswerthungen der Mikrometerschraube in derselben verticalen Lage, in der die Messung der Steighöhen stattfand, an einem in Millimeter getheilten Meterstabe, der 1887 von der Société Genevoise pour la construction d'instruments de physique bezogen und dessen geringe Fehler October 1894 von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt bestimmt waren, vor

genommen.

Es war dieselbe Mikrometerschraube, von der ich schon früher berichtet, dass sie stark benutzt war1); um so wichtiger erschien mir diesmal die Vergleichung mit einem Normalmeterstabe unter genau denselben Verhältnissen, unter denen die Messung der Steighöhen stattfand. Es ergab sich entsprechend der stärkeren Benutzung, welche die mittleren Theile der Schraube im Laufe der Zeiten erfahren hatten, dass dieselbe Zahl ganzer vielfacher Trommelumgänge in der Mitte eine etwas andere Länge als an den Enden darstellte, dabei wiesen die mittleren Theile eine grössere Gleichförmigkeit auf.

Unter diesen Umständen benutzte ich vier Vergleichsmessungen der mittleren Intervalle der Mikrometerschraube, welche um 20, 25 und 30 mm abstanden, zur Festsetzung und Auswerthung einer Länge in Millimetern, welche ich als den mittleren Werth eines Trommelumganges bezeichnen will; nach diesen mittleren Werthen eines Trommelumganges corrigirte ich dann die aus allen Vergleichsmessungen erhaltenen Werthe. Ich bezweckte damit, die in Trommelumgängen beobachteten Steighöhen zunächst auf mittlere Trommelumgänge zu reduciren und erst diese in Millimetern auszudrücken.

In der folgenden Tabelle sind die vier Vergleichsmessungen unterstrichen, welche zur Auswerthung des mittleren Werthes eines Trommelumganges in Millimetern dienten Die erste Verticalreihe gibt die Millimeterstriche des Maassstabes, auf welche die Einstellung erfolgte, unter Rücksicht auf die Correction der relativen Theilungsfehler, wie sie von der PhysikalischTechnischen Reichsanstalt bestimmt waren. Die abgelesenen Trommelumgänge in den folgenden Verticalreihen sind die Mittel aus drei getrennten Beobachtungen, es folgen die auf

1) P. Volkmann, Wied. Ann. 53. p. 666. 1894.

mittlere Trommelumgänge corrigirten Werthe dafür. Die Differenzen der abgelesenen und corrigirten Trommelumgänge beziehen sich auf 1/100 Trommelumgang als Einheit und sind für die praktischen Zwecke, die Correctionen thatsächlich anzubringen, auf diese Einheit abgerundet.

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45

27,918

50

55

27,942 -5 28,013
17,996 -6 18,090
8,050 -8,5 8,166

27,974

4

18,028

6

8,082

8

27,875 -4 27,994 17,995 17,929 -7 18,054 8,067 7,988 -8 8,135 Bei einer besseren Schraube würden sich die unter 4 angegebenen Abweichungen für dieselbe Schraubenstelle wohl bei allen drei Temperaturen weniger verschieden ergeben haben. Die Vergleichung zeigt Abweichungen, die an einzelnen Stellen 1/100 Tr.-U. = 0,005 mm erreichen; das war aber auch die Grenze der Genauigkeit, welche ich mir für die Beobachtung der Steighöhen gesetzt hatte.

Ausser diesen von 5 zu 5 mm fortschreitenden Vergleichsmessungen wurden noch von 1 zu 1 mm fortschreitende Messungen an den Stellen der Schraube vorgenommen, welche bei der Einstellung auf das Niveau in Betracht kamen; doch unterdrücke ich diese, zumal sie nichts Bemerkenswerthes enthalten.

Es ergab sich so aus meinen Beobachtungen unter Rücksicht auf die in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt bestimmten Daten, dass bei

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Diese Auswerthung eines mittleren Trommelumganges der Mikrometerschraube reicht für die allein in Betracht kommende Reduction der in Trommelumgängen beobachteten Steighöhen auf Millimeter mehr als genügend aus, war doch 1/100 Tr.-U. 0,005 mm die Grenze der Beobachtung der Steighöhen. Die Beobachtungen führen auf den in Anbetracht des geringen benutzten Temperaturintervalls ganz angemessenen Ausdehnungscoefficienten für die Schraube 12/106 (statt 11/10o). Für die Reduction der bei verschiedenen Temperaturen zwischen 0° und 40° gemessenen Steighöhen wurden die entsprechenden Werthe von einem Trommelumgang in Millimetern unter Rücksicht auf die Ausdehnung der Schraube in Anrechnung gebracht.

§ 6. Ausmessung der Röhrenquerschnitte in Schraubenumgängen eines Objectschraubenmikrometers und ihre Reduction auf Millimeter bei verschiedenen Temperaturen.

Nachdem ich in meiner früheren Arbeit auf Grund von Beobachtungen den Nachweis geführt, dass die Abweichung des Röhrenquerschnittes vom Kreise an der Contactstelle (der Excentricität) von Einfluss auf das Endresultat sei, wählte ich diesmal nach oberflächlicher Messung des Querschnittes der Röhrenenden aus einer Reihe von Röhren neun Stück mit verhältnissmässig geringer Excentricität aus.

Die genauere Ausmessung der Röhrenquerschnitte erfolgte in der §§ 4 und 5 meiner vorjährigen Arbeit angegebenen Methode (p. 637 u. f.). Sämmtliche Röhrenquerschnitte waren in Trommelumgängen des Objectschraubenmikrometers bereits einmal ausgemessen, als ich, um die Reduction auf absolute Millimeter, auf welche hier sehr viel ankommt, ganz sicher vorzunehmen, das Objectschraubenmikrometer zur Auswerthung der II. Abtheilung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt überwies.

Aus dem Prüfungsschein vom 9. Mai 1895 mögen folgende Angaben mitgetheilt werden: „Die periodische Ungleich

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