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Es wurden nun eine Anzahl weiterer Gitter mit veränderten Drahtdistanzen hergestellt. Die Gitter waren alle in schmale achteckige Rahmen gespannt, welche mit den früher verwendeten Holzplatten congruent waren. Betrug die Drahtdistanz 5 bez. 7 cm, so wurde von den ankommenden mit der Drahtrichtung parallelen electrischen Schwingungen schon ein etwas grösserer Bruchtheil durchgelassen. Dieselben Gitter lieferten, wenn sie zwischen die gekreuzetn Hohlspiegel so eingeschaltet wurden, dass die Drahtrichtung den Winkel zwischen den Brennlinien halbirte, einen kräftigen Funkenstrom.

Im Interesse der Kürze des Ausdrucks wollen wir im Folgenden diese Anordnung, wo zwischen gekreuzten Hohlspiegeln ein doppelbrechendes Medium so eingeschaltet ist, dass die zwei Schwingungsrichtungen in demselben die Winkel zwischen den Brennlinien der Spiegel halbiren, den Grundversuch der Doppelbrechung nennen.

In einem andern Gitter betrug die Drahtdistanz 10 cm. Dieses liess, wenn Brennlinien und Drahtrichtung vertical waren, von den ankommenden Schwingungen so viel hindurch, dass die Funkenstrecke des empfangenden Spiegels ziemlich lebhaft erhellt war; wurde das Gitter um 90° gedreht, so war der Funkenstrom ein noch intensiverer. Der Grundversuch der Doppelbrechung gelang mit diesem Gitter sehr deutlich.

Dieses Gitter ist also als ein künstlich hergestelltes doppelbrechendes Medium zu bezeichnen. Der anisotrope Charakter, welcher einer solchen Anordnung zukommt, wurde schon früher von Hrn. v. Bezold1) anlässlich seiner Untersuchungen über die Gestalt der Lichtenberg'schen Figuren auf Platten aus verschiedenen Substanzen erkannt; er fand, dass wenn auf die Rückseite einer Hartgummiplatte schmale parallele Stanniolstreifen 2) in gleichen Abständen geklebt wurden, auf der Vorderseite die Lichtenberg'schen Figuren elliptische Gestalt zeigen.

Es wurde nun ein Gitter mit der Drahtdistanz 14 cm dadurch hergestellt, dass in dem früher benutzten, in welchem

1) W. v. Bezold, Wied. Ann. 54. p. 753. 1895 und Pogg. Ann. 144. p. 362. 1871.

2) Dieselben Wirkungen wie mit Drahtgittern habe ich auch erhalten, wenn auf ein Achteck aus Pappe schmale parallele Stanniolstreifen in gleichen Abständen aufgeklebt werden.

die Distanz 7 cm betrug, je die abwechselnden Drähte herausgenommen wurden. Jetzt war der Unterschied zwischen den Intensitäten der durchgelassenen Strahlen in den zwei Hauptstellungen des Gitters nur noch ein kleiner, so dass der Grundversuch nur noch einen sehr schwachen Funkenstrom lieferte.

Es war noch zu untersuchen, bei welcher Drahtdistanz keine Funken mehr in der Stellung des Grundversuchs erhalten würden, und es zeigte sich, dass dies bei der Distanz 20 cm der Fall war. Die Funken, welche bei den zwei Hauptstellungen des Gitters zwischen parallelen Spiegeln auftraten, waren jetzt nur sehr wenig verschieden; sie schienen allerdings dann immer noch etwas stärker zu sein, wenn die Richtung der ankommenden Schwingungen senkrecht zur Drahtrichtung stand. Aber der Intensitätsunterschied war so gering, dass er in der Stellung des Grundversuchs Funken im Mikrometer nicht mehr zu Stand kommen liess. Bei sämmtlichen vorerwähnten Versuchen betrug die Spiegeldistanz 1 m.

Wir erkennen, dass die Gitter mit 3 bez. 20 cm Drahtdistanz in gewissem Sinn entgegengesetzte Fälle vorstellen; die erstere Distanz liefert möglichst grossen Unterschied in der Intensität der in den zwei Hauptstellungen des Gitters durchgelassenen Strahlen, bei letzterer Distanz ist die Intensität angenähert die gleiche. Ist die Distanz eine mittlere, so hat man Doppelbrechungserscheinungen mit ungleicher Intensität der durchgehenden Strahlen.

Den umgekehrten Weg, den wir in vorstehender Betrachtung gegangen sind, schlug Hertz seinerzeit ein, als es ihm darauf ankam, ein Gitter zu construiren, welches, dem Turmalin vergleichbar, Strahlen, die nach bestimmter Richtung schwingen, auslöscht.

In Kürze möge noch erwähnt werden, dass ich noch auf eine andre Weise, unter Anwendung von geschichtetem Papier, ein Medium mit doppelbrechendem Charakter herstellen konnte.

Zwischen die vertical gestellten Hohlspiegel wurde eine ca. 35 cm dicke Wand von Zeitungen mit horizontaler Schichtung aufgebaut. Durch diese Papiermasse drang der electrische Strahl kräftig hindurch; dasselbe war der Fall, wenn die Wand

mit verticaler Schichtung eingeschaltet war. Um leichte Beweglichkeit der Papiermasse zu ermöglichen, wurde eine achteckige hölzerne Fassung hergestellt, in welche die Zeitungsschichten eingelegt wurden. Auch hier betrug der Abstand zweier paralleler Seiten des Achtecks 60 cm. Mittelst dieser Fassung konnte der Grundversuch der Doppelbrechung leicht mit der Papiermasse ausgeführt werden und lieferte einen kräftigen Funkenstrom.

Die Versuche über Doppelbrechung electrischer Strahlen in künstlich hergestellten Medien von anisotropem Character sind gewiss einer weitern Ausdehnung fähig, wie dies auch Hr. von Bezold1) und Hr. Righi 2) betont haben, und stellen lohnende Ergebnisse in Aussicht; ich beabsichtige, die Versuche in dieser Richtung fortzusetzen.

Hohenheim, Phys. Cabinet, 1. Sept. 1895.

1) W. v. Bezold, Wied. Ann. 54. p. 754. 1895.
2) A. Righi, 1. c. p. 579.

7. Ueber bewegliche Lichterscheinungen in verdünnten Gasen, verursacht durch electrische Schwingungen; von J. Elster und H. Geitel. 1)

Bei Gelegenheit von Versuchen über Kathodenstrahlen, bei denen ein Hochspannungstransformator an Stelle des Inductoriums verwendet wurde, beobachteten wir in einem Lenard'schen Rohre 2) eine eigenthümliche Entladungserscheinung, deren Natur wir durch eine Reihe von Versuchen aufzudecken strebten.

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Zur Transformation des Wechselstromes eines grossen Inductoriums von ca. 18 cm maximaler Schlagweite benutzten wir die von Tuma 3) angegebene Anordnung; die Entladung des angeschlossenen Condensators von grosser Capacität ging zwischen zwei verstellbaren Zinkspitzen) vor sich, deren Ent

1) Bewegliche Lichtbänder und Büschel im Vacuum sind, wie uns erst bei Abfassung der vorliegenden Mittheilung bekannt wurde (vgl. Martin, Tesla's Untersuchungen etc., übersetzt von Maser, p. 132 und p. 225 ff. Halle 1895), schon von Tesla untersucht und beschrieben, doch hielten wir die folgende kurze Darstellung unserer Versuche nicht für überflüssig wegen der Einfachheit der Anordnung und der Schlüsse, die sich aus ihnen auf die Natur der beweglichen Entladung ziehen lassen. 2) Vgl. P. Lenard, Wied. Ann. 51. Taf. IV. Fig. 1. 3) J. Tuma, Wien. Ber. 102. Abth. II a. p. 1352. 1894. 4) Vgl. Himstedt, Wied. Ann. 52. p. 475. 1894.

fernung bei den zu beschreibenden Versuchen nur 1/2 bis 1 mm betrug. (Bei grösseren Entfernungen setzt man das Entladungsrohr der Gefahr des Durchschlagen werdens aus). Als wir die Aluminiumscheibe K (Fig. 1) des Lenard'schen Entladungsrohres mit dem einen Pole T, des Transformators verbanden, während wir den anderen Pol T2, sowie die cylindrische Electrode A und die Metallkappe F zur Erde ableiteten, beobachteten wir bei einem Drucke von etwa 1 mm folgende Erscheinung:

Von der Electrode K ging ein feiner nach oben gekrümmter Lichtfaden KP aus, der sowohl dort, wo er auf der Metallscheibe ansetzte, als auch dort, wo er die Glaswand traf, lebhafte Phosphorescenz hervorrief. Der Phosphorescenzfleck auf der (oxydirten) Aluminiumscheibe hatte eine bläulichweisse, der am Glase die bekannte grüne Färbung. Beide Flecke ge

Fig. 2.

zur Erde

wannen mit zunehmender Verdünnung des Gases an Glanz, während der zwischen ihnen ausgespannten Licht

faden immer mehr an Leuchtkraft verlor und bei den höchsten er

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reichbaren Verdünnungen fast ganz verschwand. Man gewann so den Eindruck, als ginge von der Platte K ein feiner nach oben gekrümmter Kathodenstrahl aus. Näherte man diesem Gebilde von obenher einen zur Erde abgeleiteten Körper, etwa die Hand, so sprang der Lichtfaden bei genügender Annäherung (15-20 cm vom Glasrohr) in die Lage K, P1 (in der Figur punktirt gezeichnet) über. Bei langsamer Herumführung der Hand nahm der Phosphorescenzfleck P nacheinander die durch den punktirten Kreis PP' angedeuteten Lagen auf der Glaswand ein. Der Lichtfaden KP wurde also von dem angenäherten Leiter stets zur gegenüberliegenden Wand des Entladungsrohres gedrängt, erfuhr mithin durch den genäherten Leiter eine Abstossung. Isolirte Leiter wirkten auch, aber weit weniger kräftig, Dielectrica waren unwirksam. Die Krümmung des Fadens nach oben wurde offenbar dadurch bedingt, dass das Entladungsrohr der Platte des Experimentirtisches

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