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ziemlich nahe war. Der Einfluss dieser Platte liess sich dadurch eliminiren, dass senkrecht zur Axe des Rohres ein zur Erde abgeleiteter, das Rohr umschliessender Metallring angebracht wurde. Alsdann rückte der Phosphorescenzfleck in die Mitte der Platte K, der Lichtfaden nahm, ohne seine Empfindlichkeit gegenüber von aussen genäherten Leitern zu verlieren, die in Fig. 2 gezeichnete Gestalt an.

Um die Erscheinung weiter zu verfolgen, ersetzten wir zunächst das Lenard'sche Rohr durch einen Recipienten von der in Fig. 3 dargestellten Form. Bei diesem entspricht der Aluminiumring A dem cylindrischen Bleche des Lenard'schen Apparates; die das Aluminiumfenster tragende Metallkappe

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ist, weil für die vorliegende Untersuchung zwecklos, in Fortfall gekommen. Das Evacuiren wurde, während die Entladungen des Inductoriums unausgesetzt die Röhre passirten, solange fortgesetzt, bis zwischen den Electroden E und E, die Funken aussen über das Glas zu schlugen begannen; alsdann wurde der Apparat bei s von der Pumpe abgeschmolzen.

Das Ansatzrohr n dient als Halter, indem man es in eine Holzklammer festklemmte. Die Schmelzstelle s ist der am meisten gefährdete Punkt des Apparates; bei Annäherung leitender Körper bilden sich hier leicht Funken, die das Glas durchschlagen. Der Ring R, der übrigens auch durch einen dünnen das Rohr dicht umspannenden, aber noch verschiebbaren ringförmigen Draht ersetzt werden kann, wird in solche Entfernung von K gebracht. dass die bewegliche Entladung möglichst intensiv hervortritt. Ihr Auftreten ist von der Entfernung der Leiter K und R abhängig; bei hohen Verdün- .

nungen verschwindet sie ganz, wenn der Ring R der Platte sehr nahe gebracht oder so gestellt wird, dass K in der Ebene von R liegt.

Nachdem wir uns so überzeugt hatten, dass es möglich war, Vacuumröhren anzufertigen, welche die beschriebene Erscheinung dauernd zeigen, suchten wir zunächst die Richtung, in der der electrische Strom innerhalb des beweglichen Lichtfadens verläuft, festzulegen. Wir brachten zu dem Ende einen derartigen Recipienten zwischen die Pole eines mit Commutator versehenen Electromagneten.

Aus dem Verhalten der Entladung im magnetischen Felde war Aufschluss in dem angedeuteten Sinne zu erwarten. Denn ist etwa K (Fig. 4) eine Metallplatte von der Kathodenstrahlen normal zur Oberfläche ausgehen, so kommen diese bekanntlich in einem magnetischen Felde nicht zur freien Entwickelung;

K

d

Fig. 4.

a

sie werden ähnlich wie ein einseitig befestigter Stromfaden abgelenkt und erzeugen auf der cylindrischen Glaswand einen durch zwei gegeneinander geneigte Ellipsen begrenzten Phosphorescenz

fleck, der je nach der Stellung des Commutators im Stromkreise des Electromagneten die Lage ab oder cd einnimmt. Das Rohr ist dabei in äquatorialer Lage zu denken.

Zunächst wurde nun der Ring R so gestellt, dass das in Fig. 2 gezeichnete Entladungsbild auftrat; alsdann wurde der Electromagnet erregt. Es ergab sich hier das Resultat, dass, während die von K ausgehenden Kathodenstrahlen nach oben abgelenkt wurden, der durch den beweglichen Lichtfaden verursachte Phosphorescenzfleck von der Platte K auf die Glaswand nach unten rückte und umgekehrt (vgl. Fig. 5-6). Hierin liegt, dass, während die ersteren von einer Electricitätsbewegung herrühren, für welche K Kathode ist, die bewegliche Entladung ihre Kathode bei C haben muss, dass also beide zusammen die entgegengesetzten Phasen einer electrischen Schwingung darstellen. Die Beweglichkeit der letzteren kann demnach ihren Grund darin haben, dass die zugehörige Kathode keine metallische Niveaufläche, sondern

eine Stelle (es bleibt zunächst noch unentschieden ob der Glaswand oder des Gasraumes) ist, deren Lage durch angenäherte Leiter verschoben werden kann.

Bei den oben beschriebenen Versuchen waren die Entladungen mittels einer metallischen Electrode eingeleitet; wir suchten nun die Verhält

nisse dadurch zu vereinfachen, dass wir als Entladungsrohr einen 5 cm weiten und 25 cm langen electrodenlosen Glascylinder mit ab

K

a

Fig. 5.

R

geschliffenen Rändern Apparat Fig. 3 im magnet. Felde, vor dem

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Umlegen des Commutators.

R

beide Enden durch aufgekittete Spiegelglasplatten verschlossen waren. Die eine dieser Platten berührt eine kugelförmige Electrode K (Fig. 7--10) von ca. 1 cm Durchmesser, die mit dem nicht abgeleiteten Pole des Transformators in

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K

a

Fig. 6.

Bei passend ge- Apparat Fig. 3 im magnet. Felde, nach dem wählter Entfernung des Umlegen des Commutators.

zur Erde

Ringes R von der Electrode K und bei genügend hohem Vacuum (/100/1000 mm Quecksilberdruck) zeigte sich ausser der Phosphorescenz von g1 unter dem Einflusse der von 92 ausgehenoen Kathodenstrahlen bei b (Fig. 7) ein bläulich gefärbter Lichtpinsel, der sich in der

92

M

Fig. 7.

91

zum Transform.

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Mitte M des Ringes zu einem schmalen Rande zusammenzog, das sich von M bis a etwas erweiterte und im Punkte a auf

der Glasplatte g1 einen intensiv grünen, phosphorescirenden, kreisförmigen Fleck von etwa 1 cm Durchmesser hervorrief.

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 56.

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Auch hier war das Lichtband Ma in hohem Maasse gegen angenäherte Leiter empfindlich; im magnetischen Felde nahm es je nach der Stellung des Commutators im Stromkreise des Electromagneten die in den Fig. 8 und 9 gezeichneten Lagen ein; der Phosphorescenzfleck ist stets mit a bezeichnet.

Wir überzeugten uns durch einen directen Versuch an einem zwischen den Polen desselben Electromagneten locker ausgespannten, von einem constanten Strome durchflossenen dünnen Kupferdrahte, dass dieses Lichtband magnetischen Kräften gegenüber sich so verhält, als würde es in der Richtung von a

Fig. 8.

K

nach b von einem Strome
durchflossen. Während
also die durch K ver-
ursachten Kathoden-
strahlen von g1 nach 92
91
gerichtet sind, wie so-
wohl aus der Phosphor-
escenz der Platte J2

als auch aus ihrem Verhalten im magnetischen Felde hervorgeht, verfolgen die in dem beweglichen Lichtbande erzeugten die entgegengesetzte Richtung von b nach a.

a

Fig. 9.

K

Es ergiebt sich also auch hier dasselbe Resultat, wie bei Verwendung von Recipienten mit plattenförmiger Metallelectrode.

Man könnte vermuthen, dass der bewegliche Phosphorescenz

fleck verursacht werde von den von K ausgegangenen und an der gegenüberliegenden Wand der Röhre reflectirten Kathodenstrahlen. Obgleich das Verhalten der Erscheinung im magnetischen Felde dieser Auffassung widerspricht (in Fig. 5 und 6 erreichen die von K ausgehenden Kathodenstrahlen die gegenüberliegende Wand überhaupt nicht), so haben wir doch eine directe Entscheidung herbeigeführt. Wir stellten nämlich in dem electrodenlosen Recipienten Fig. 7 schräg zur Cylinderaxe eine elliptische, ebene Glimmerplatte mn

auf (Fig. 10), welche die von g, ausgehenden Kathodenstrahlen gegen die Wandung des Cylinders reflectiren musste. Das in Fig. 10 wiedergegebene Entladungsbild zeigt deutlich, dass der Lichtfaden ab nicht normal zur reflectirenden Ebene steht. Der Phosphorescenzfleck bei a kann also nicht durch die Reflexion der von g1 ausgegangenen Kathodenstrahlen an der Glimmerplatte erklärt werden.

Zugleich lässt sich aus diesem Versuche noch ein anderer Schluss ziehen. Da die den Phosphorescenzfleck a erzeugenden Kathodenstrahlen nicht normal zu der Glimmerplatte m m stehen (wie es immer der Fall ist, wenn solche Strahlen sich an der Oberfläche von Leitern oder Dielectriken bilden), so ist anzunehmen, dass ihre Ansatzstelle nicht in die Berührungsfläche zwischen dem Glimmer und dem verdünnten Gase fällt. Man wird vielmehr dazu genöthigt, ihre Entstehung in den freien Gasraum

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füllt zu betrachten, an welche die Entstehung der Kathodenstrahlen gebunden ist.

Die Gassäule, die durch schnelle electrische Schwingungen zum Leuchten gebracht wird, ist daher zugleich die Quelle für die Kathodenstrahlen und erzeugt deshalb stets da Phosphorescenz, wo sie die Glaswand des Recipienten trifft. Da ihre Lage lediglich durch die Capacitätsverhältnisse des als Condensators aufzufassenden Entladungsrohres bestimmt wird, indem die Entladung immer an der Seite des Rohres verläuft, welche die kleinste Capacität hat, das Entladungspotential also am frühesten erreicht, so ändert sie und mit ihr die in ihr erzeugten Kathodenstrahlen bei jeder eintretenden Capacitätsveränderung, wie sie durch seitliche Annäherung von Leitern bewirkt wird, ihren Ort. Sie weicht dabei stets dem genäherten Leiter aus, da dieser die Capacität der ihm benachbarten Seite der Röhre vergrössert.

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