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770 K. Hrabowski. Spannungs- und Beschleunigungsmesser.

eine Curve (auf der Figur strichpunktirt gezeichnet), durch deren Höhe bewiesen wird, dass die Spannung während der beschleunigten Bewegung weniger als P und zwar P.Q/P+Q gewesen ist.

Um die Gesetze der beschleunigten Bewegung graphisch nachzuweisen, schiebt man eine Schreibfeder ein, durch welche der Schreibstift des Dynamometers ausser Wirkung gesetzt wird und befestigt am unteren Ende des Dynamometers eine Pendellinse. Der Wagen wird durch letztere in ein fahrendes Pendel" umgewandelt, welches um die Kante der Schiene ss, in der Richtung senkrecht zur Schreibtafel schwingen kann. Der Auslösehaken h hat vorn an seiner Schneide eine Einkerbung; wird der Wagen aus dieser ausgelöst (in schräger Pendellage), so erfolgen während der Fahrt die Pendelschwingungen. Die Schreibfeder gibt je nach der verschiedenen Bewegung des Wagens in verschiedenen Abständen Striche auf der Glastafel an, durch deren Mitten die Bewegung des Wagens bestimmt worden ist.

Die verschiedenen Bewegungen gibt man dem Wagen auf folgende Weise:

1. Die beschleunigte Bewegung (bei der Demonstration der Fallgesetze). Durch schräge Stellung der Fahrschiene, ohne Anwendung des Zuggewichtes P. Man schiebt unter den linken Fuss der Fahrschiene einen Keil, sodass der Wagen infolge seines Eigengewichtes,,fällt" bez. herunterfährt.

2. Die beschleunigte Bewegung auf horizontaler Bahn. Man lässt ein kleines Gewicht P am Ende der Schnur wirken. 3. Die gleichmässige Bewegung und Endgeschwindigkeit. Man setzt auf horizontaler Bahn den Wagen durch ein kleines Gewicht in Bewegung und lässt nach kurzer Zeit das letztere auf einen untergelegten Gegenstand (Fussbank, Bücher) aufschlagen.

4. Die verzögerte Bewegung wird erhalten, indem man durch schräge Stellung der Fahrschiene den Wagen schwach aufwärts fahren lässt, nachdem man ihn durch kurze Wirkung eines Gewichtes P eine Anfangsgeschwindigkeit gegeben hat.

Der Spannungs- und Beschleunigsmesser ist gesetzlich geschützt, seine Herstellung hat die Firma für Präcisionsinstrumente von Sommer & Runge in Berlin übernommen.

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12. Ueber Contactbewegung und Myelinformen; von O. Lehmann.

(Hierzu Taf. IV Fig. 1—24.)

Die Bewegungserscheinungen, welche beim Zusammentreffen mischbarer Flüssigkeiten von verschiedener Oberflächenspannung entstehen, die ,,Contactbewegungen") wurden zuerst von Romieu2) beim Auflösen von Kampfer in Wasser beobachtet. Kleine auf Wasser geworfene Kampferstückchen kamen in rasche Rotation. Romieu fasste die Erscheinungen als electrische auf, Lichtenberg 3) dagegen meinte, sie seien verursacht durch den Ausfluss einer ätherischen Flüssigkeit und Venturi) schloss sich dieser Ansicht insofern an, indem er darlegte, dass die von dem Kampfer ausgehende Flüssigkeit eine Auflösung des Kampfers in Wasser ist, somit die Bewegung des Kampferstückchen als Reaction der Fortschleuderung von Kampfermolecülen in das Wasser beim Vorgang der Auflösung zu deuten wäre.

Prévost 5) gelangte zu der ähnlichen Ansicht, es handle sich um die Reactionskraft der von dem Kampfer entweichenden Dämpfe, Carradori) dagegen betrachtete sie als Aeusserung einer eigenthümlichen Anziehungskraft des Wassers, und G. J. Mulder) und Dutrochet3) kehrten wieder zurück zu der alten Auffassung, es handle sich um eine electrische Wirkung.

Inzwischen hatte man andere, augenscheinlich verwandte Erscheinungen kennen gelernt. Bereits Volta hatte ähnliche Wirkungen erhalten mit Körpern die mit Aether, Benzoe- oder

1) Vgl. O. Lehmann, Molecularphysik, 1. p. 271 ff.
2) Romieu, Mem. de l'Ac. des sciences, Paris p. 449. 1756.

3) Lichtenberg, Crell's chem. Ann. 2. p. 215. 1794.

4) Venturi, Gilbert's Ann. 2. 298. 1799.

5) Prévost, Ann. Chim. 21. p. 254. 1797.

6) Carradori, Gilbert's Ann. 24. p. 148. 1806.

7) Mulder, Pogg. Ann. 39. p. 503. 1836.

8) Dutrochet, Compt. rend. 14. p. 1038. 1842.

Bernsteinsäure getränkt waren, beim Aufbringen derselben auf Wasser.

Venturi ) fand, dass schon Annäherung von erhitztem Kampfer oder Aether genügt, um kleine auf Wasser schwimmende Körperchen in Bewegung zn setzen und Dutrochet2) stellte Vergleiche an zwischen den auf solche Weise erhaltenen Bewegungen und der Protoplasmabewegung in Zellen, insbesondere bei Chara und im Eidotter beim Auftreten des Furchungsprocesses.

Draparnaud) bemerkte die Verdrängung einer dünnen Wasserschicht beim Aufbringen von Alkohol und Fusinieri 4) suchte diese Erscheinung, ebenso wie die bereits im Alterthum bekannte rasche Ausbreitung von Oel auf Wasser, auf welche Franklin (1774) von neuem aufmerksam gemacht hatte, durch eine zwischen den Theilchen der sich ausbreitenden Flüssigkeit wirkende Abstossungskraft zu erklären.

Der wahre Sachverhalt ist wohl zuerst, wenn auch nicht völlig klar, von Frankenheim 5) erkannt worden, welcher die Erscheinungen mit den Cohäsions- nnd Adhäsionskräften in Beziehung bringt. Dass die Ursache der Ausbreitung die relativ grosse Oberflächenspannung des Wassers oder der Flüssigkeit ist, auf welcher die Ausbreitung stattfindet, wurde später von Marangoni) klar ausgesprochen, doch wurde. diese Vermuthung erst durch die Versuche von Lüdtge"), van der Mensbrugghe ) und G. Quincke 9) erfolgreich begründet, nachdem durch Laplace 10), Gauss 11), Poisson 12)

1) Venturi, Gilbert's Ann. 2. p. 308. 1799.
2) Dutrochet, Compt. rend. 12. p. 2. 1841.
3) Draparnaud, Gilbert's Ann. 2. p. 130. 1799.

4) Fusinieri, Brugnatelli Giorn. 1821.

5) Frankenheim. Cohäsionslehre 3. p. 142. 1835.

6) Marangoni (1865), Bericht in Pogg. Ann. 143. p. 337. 1871.

7) R. Lüdge, Pogg. Ann. 137. p. 362. 1869.

8) van der Mensbrugghe, Pogg. Ann. 138. p. 323. 1869.

9) G. Quincke, Pogg. Ann. 139. p. 58. 1870.

10) Laplace, Mécanique céleste 10. Supplement 1805.

11) Gauss, Principia generalia theoriae figurae fluidorum in statu

equilibrii Göttingen 1830.

12) Poisson, Nouvelle théorie de l'action capillaire, Paris 1831.

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