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Project zu einer preussischen Flotte 1751.

In den Jahren 1747 bis 1752 ist zwischen Preussen und Frankreich über einen Handels tractat unterhandelt worden; in den darüber erwachsenen Acten, die das Geh. Staatsarchiv bewahrt, findet sich eine Denkschrift von dem jener Zeit gefeiertsten Seemann Frankreichs, der sich Friedrich dem Grossen zur Gründung einer Kriegsund Handelsflotte anbietet. Den Antrag und die Ablehnung des Antrages zu erläutern ist der Zweck der folgenden Bemerkungen.

Schon zwei Menschenalter früher hat in der militärischen Geschichte Preussens die Marine eine Rolle gespielt. Es war nicht bloss persönliche Liebhaberei oder zur Ostentation, wenn der Grosse Kurfürst zur Seite seines miles perpetuus eine classis perpetua haben wollte. Dass die Krone Schweden seit den Siegen Gustav Adolphs und seiner Feldherrn wie Esthland und Liefland, so die grössere Hälfte Pommerns mit den Odermündungen, Rügen, Wismar, und mit den Fürstenthümern Bremen und Werden die Mündungen der Elbe und Weser besass und mit ihren Licenten in diesen Häfen den deutschen Seehandel auss og und geknechtet hielt, dass sie das dominium maris Baltici, das Jahrhunderte lang bei [1881]

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den Hansestädten gewesen war, hatte und herrisch genug übte, dass sie wie der Krone Polen so dem Kurfürsten das Recht Kriegsschiffe zu halten, das jus admiralitatis bestritt, dass sie den Krieg von 1655 unternahm um auch Danzig und Pillau in ihre Gewalt zu bringen, das gab dem Grossen Kurfürsteu seine politische Aufgabe. Gegen diese Uebermacht zu ringen, von dieser Fremdherrschaft Norddeutschland zu befreien, war der leitende Gedanke in seinen militärischen und politischen Vornahmen.

Nach den Erfolgen des ersten nordischen Krieges und dem Frieden von Oliva begann er das jus admiralitatis factisch zu üben, in einem Verzeichniss preussischer Schiffe, die 1664 in See sind, werden zwei kurfürstliche naves bellicae genannt, das Wappen von Cleve das Wappen der Grafschaft Mark. Der erneute Krieg gegen Schweden, dessen Anfang der Schwedeneinfall in die Kurmark und die Schlacht von Fehrbellin war, gab ihm den Anlass zu grösseren Seerüstungen, die mit Hülfe holländischer Armateurs bewerkstelligt wurden; und die Belagerung Stettins, mehr noch die Landung auf Rügen, die Angesichts einer starken schwedischen Strandbesatzung und unter dem Feuer ihrer Batterien mit 10 brandenburgischen Orlogschiffen und einigen hundert Yachten und Böten unter ihrer Deckung ausgeführt wurde, rechtfertigte des Kurfürsten Interesse für seine junge Marine. Dass er sie dann nach dem Frieden von St. Germain dazu verwandte, sich mit Wegnahme einiger Kriegsschiffe der Krone Spanien, die ihm längst fällige Zahlungen zu leisten weigerte, bezahlt zu machen, erregte bei den Seemächten Missstimmung und Unruhe genug, noch grössere, dass er seine Marine zur Gründung von Factoreien an der Küste von Guinea, zu transoceanischem Handel zu benutzen begann, eine africanische, eine ostindische Compagnie gründete; aber ernstere Weiterungen hinderte der schon drohende neue Conflict zwischen den maassgebenden Mächten, Frankreich und das stuartsche England auf der einen, Österreich nnd Wilhelm von Oranien auf der anderen Seite. Der Grosse Kurfürst starb, bevor die Landung des Oraniers in England das Signal zu dem neuen europäischen Kriege gab, der sich dann nach kurzer Pause in dem um die spanische Erbschaft und dem nordischen Karls XII mit Russland, Dänemark, Polen fortsetzte.

In den Stürmen dieses Doppelkrieges, unter der unsicheren und bald ermattenden Regierung, die der des Grossen Kurfürsten

folgte, sind dessen Gründungen für den Grosshandel und die Marine verkommen.

Unter sehr anderen Verhältnissen, von Aussen her, mehrfach seit dem Jahr 1747 ist dann bei Friedrich II. der Gedanke, eine preussische Marine zu schaffen, in Anregung gebracht worden, ohne dessen Zustimmung zu finden.

Er war wie der Grosse Kurfürst auf das Lebhafteste bemüht, der unter seiner Fürsorge sich mehrenden industriellen und agrarischen Thätigkeit seiner Lande entsprechend deren Handel und Schifffahrt zu steigern; und um wie viel günstiger lagen die Verhältnisse für ihn! Der Kurfürst hatte, was er den Schweden nach Fehrbellin in vier siegreichen Feldzügen entrissen, Stettin, Stralsund, Rügen, die Odermündungen, von seinen Bundesgenossen Preis gegeben, wieder abtreten müssen; ihm blieben nur die Häfen von Memel und Pillau und an der pommerschen Küste der kleine Kolberger Hafen; und wenn er seine Marine und seine Handelscompagnie nach Emden verlegt hatte, so machte sich ihm bald fühlbar, dass er da nicht Herr sei. Als Friedrich II. die Regierung übernahm, war bereits Stettin und Pommern bis zur Peene, so wie zwei Odermündungen und die Peenemünder Schanze, welche die dritte beherrschte, preussisch. Ihm selbst fiel 1744 Ostfriesland mit Emden zu, und mit der Erwerbung Schlesiens war die Oder ein preussischer Strom.

Es galt demselben für den preussischen Handel die Bedeutung zu geben, für welche die Lage Stettins, die althergebrachte Messe in Frankfurt, die 1741 neuerrichtete in Breslau Stützpunkte boten.

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Die Mündung der Swine wurde zu einem Hafen ausgebaut; es wurde der Oderlauf zwischen Frankfurt und Stettin regulirt; täglich“, sagt ein fremder Gesandschaftsbericht von Februar 1747, ,arbeiten bei Güstebiese 1000 Menschen, eben so viele bei Wriezen, wo ein Canal geschlagen wird, der den Schiffen von Stettin nach Frankfurt 10 Meilen erspart". Drei andere Canäle wurden für den Verkehr von der Oder zur Elbe gebaut, der der Miezel, das Holz der Neumark nach Magdeburg und Halle zu führen, der Plauensche und der Finowcanal, den Weg für den Salzhandel nach Pommern, Schlesien und Preussen um 8 Tage zu verkürzen. Mehr noch bedeutete diese Verkürzung für den bald sich mehrenden Sonstigen Verkehr zwischen Magdeburg und Stettin; der Zoll für die Einfuhr französischer Weine, Specereien, Färbestoffe u. s. w.

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