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Haidinger, an den ich mich deshalb wandte, mir versicherte, dass sich in den Wiener Sammlungen kein Kalkspath oder Aragonit von Thorda fände, so zweifelte ich an der Richtigkeit der Angabe, und diese Zweifel wurden noch vermehrt, als später das königl. mineralogische Museum in Berlin von dem Mineralienhändler Augustin eine grofse Druse mit ganz ähnlichen und zum Theil noch grösseren Pseudomorphosen erhielt, die angeblich aus der Schweiz stammen sollte. Die Pseudomorphose besteht ebenfalls aus einer Zusammenhäufung von lauter kleinen Kalkspathkrystallen, die jedoch kleiner, auch nur stellenweise regelmässig gruppirt, und auf der Endfläche auch stellenweise eingesunken sind, so dafs das Gesetz der Gruppirung hieraus nicht würde haben entwickelt werden können.

Die ungefähre Richtigkeit der ersteren Angabe ergab sich aber, als ich die Mineraliensammlung des Hrn. Apotheker Herz hieselbst vor ihrem Abgange nach der Universität Marburg genau durchzugehen veranlasst wurde. Hier sah ich ebenfalls eine solche Pseudomorphose, wie die beschriebene, die zwar kleiner, aber doch sehr regelmässig war, und bei dem aufserdem ein Zettel lag, auf welchem als Fundort die Emericus-Grube in Siebenbürgen mit der Bemerkung lag: vergl. Fichtel's Reise in den Karpathen 1) S. 108. Hier heifst es aber: »Merkwürdig sind noch die grofsen vollkommen sechsseitigen Kalksäulen, so in dieser Emericus-Grube (zu Offenbanya) vor einigen Jahren eingebrochen sind. Auf ihrer Oherfläche sieht man deutlich, dafs sie aus kleinen Rhomben, die in einer gewissen Richtung glänzen, zusammengesetzt sind; zerschlägt man aber die Säule, so zeigt sich derber Kalkstein, der kaum etwas spathartiges an sich hat. Es giebt dergleichen Säulen, die einen Schuh in der Höhe, und einen halben im Durchmesser messen; sie fallen aber auch bis auf 2 Zoll in der Höhe und bis auf Zoll in der Dicke herab. Gewöhnlich sind an die grofsen Säulen kleine angewachsen; oft ist aber auch eine ganze Gruppe von gleich grofsen drusenartig 1) Wien, 1791.

beisammen, die sich bisweilen in einer schiefen Richtung durchkreutzen. «

Diese Beschreibung pafst vollkommen zu der eben von mir gegebenen Beschreibung, und da Thorda ganz in der Nähe von Offenbanya und der Emericus-Grube liegt, so ist es wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs die beschriebene Pseudomorphose von dieser Grube abstammt, und dasselbe ist auch bei der Aehnlichkeit der von dem Mineralienhändler Augustin gekauften Pseudomorphose von dieser anzunehmen.

2. Pseudomorphose von Eisenglanz nach Kalkspath.

Pseudomorphosen von Eisenglanz nach Kalkspath kommen häufig vor, und sind in Blum's Pseudomorphosen S. 278, so wie auch in dem zweiten Nachtrage S. 114 beschrieben; sie kommen sogar auch zu Thoste unfern Semur im Depart. Côte d'or in der Form von Muscheln (Unio liasinus?) in einer eisenschüssigen oolithischen Schicht des Lias vor). Dennoch sind keine solche Pseudomorphosen bekannt, in welchen der gebildete Eisenglanz nicht allein deutlich individualisirt ist, sondern auch die entstandenen Krystalle regelmässig gruppirt sind. Dergleichen finden sich aber zu Altenberg in Sachsen, wie aus einer Pseudomorphose hervorgeht, die aus der Sammlung des verstorbenen Medicinalraths Bergemann in das hiesige Königl. mineralogische Museum gekommen ist.

Dieselbe erscheint in der Form eines Zwillingskrystalls des Kalkspaths, dessen Individuen Hauptrhomboëder sind, die so durcheinandergewachsen vorkommen, dafs die Hauptaxen beider gemeinschaftlich sind, die Endkanten des einen aber aus den Flächen des anderen herausspringen. Diese Rhomboëder bestehen nun aus lauter 1 bis 2 Linien grofsen Eisenglanzrhomboëdern, die in jedem Kalkspathrhomboëder eine untereinander parallele und zwar solche Stellung haben, dass die durch ihre Axe und Endkante gelegte Ebene der entsprechenden Ebene des Kalkspathrhomboëders in welchem sie liegen parallel ist. Da nun das Rhom1) Blume, Nachtrag zu den Pseudomorphosen, S. 202.

boëder des Eisenglanzes viel spitzer, als das des Kalkspaths ist (die Neigung der Flächen zur Axe beträgt beim Eisenglanz 32o 30', beim Kalkspath 45° 23'), so rücken die kleinen Eisenglanzrhomboëder auf der Endkante des Kalkspaths von der Endspitze nach der Seitenecke immer etwas heraus; aber diefs geschieht so regelmäfsig, dass durch die Spitzen der Eisenglanzrhomboëder die früheren Endkanten der Kalkspathrhomboëder') hinreichend deutlich bezeichnet werden, um sich durch die Messung mit dem Anlegegoniometer zu überzeugen, dafs zwei solche in der Axe gegenüberliegende Endkanten, die also ursprünglich den verschiedenen Individuen des Kalkspathzwillings angehören, wie beim Kalkspath unter dem Winkel von 1271⁄2 gegen einander geneigt sind. Im Innern sieht man von übriggebliebenen Kalkspath nichts, es ist eine dichte Eisenglanzmasse, man kann also auf den früheren Zustand der Pseudomorphose nur aus den Winkeln und der eigenthümlichen Gruppirung der kleinen Eisenglanzkrystalle schliefsen, die in dieser Art nur bei Pseudomorphosen vorkommt. Die Breite der Pseudomorphose zwischen den Seitenecken beträgt 1 Zoll

Kayser erwähnt auch dieses Krystalls in seiner Beschreibung der Bergemann'schen Mineraliensammlung 2) S. 281. Er sagt hier No. 123: »Ein grofser Eisenglanzzwilling von Altenberg. Die Individuen in der beim Flufsspath häufigen Durchwachsung nach der rhomboëdrischen Axe, sind in Form des Hauptrhomboëders, dessen Flächen von geschupptem Ansehen durch hervorspringende kleinere Krystalle derselben Form, wodurch die Form der Individuen viel flacher erscheint, als das Rhomboëder von 86o. Dafs es aber dieses wirklich ist, geht aus dem Auftreten des gewöhnlichen Dihexaëders an seinen Lateralecken hervor, dessen Combinationskante mit. diesem Rhomboëder parallel ist der schiefen Diagonale des letzteren.«< Die Flächen

1) Vergl. Fig. 18, Taf. II. die einen Hauptschnitt des als einfach gedachten Kalkspathrhomboëders vorstellt.

2) Berlin 1834, in Commission der Nauk'schen Buchhandlung.

dieses Dihexaëders kommen allerdings bei den kleinen Eisenglanzkrystallen oft noch ganz deutlich vor, sie beweisen aber nur, dafs die kleinen Krystalle Eisenglanz sind, nicht aber, dafs die ganze Gruppe, die Form des Eisenglanzes hat.

VIII. Resultate con Messungen an Rutil- und Bleivitriolkrystallen; von Nicolai v. Kokscharow. (Vom Hrn. Verf. mitgetheilter Auszug aus dessen »Materialien zur Mineralogie von Russland« ).

1. Rutil.

Durch urch die Güte seiner Exc. des Staatsraths Dr. v. Rauch wurde mir ein ausgezeichnet schöner Rutilkrystall zu Theil, welcher, nach der Naumann'schen Methode bezeichnet, die Combination: P. P. Po darstellt. Durch die vollkommene Ausbildung des Krystalls, und weil alle vier Flächen der tetragonalen Hauptpyramide glatt und spiegelnd waren, wurde es mir möglich die Winkel dieser Form mit der grössten Genauigkeit zu messen. - Folgende sind die von mir erhaltenen Resultate '):

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1) Hier wird eine jede Fläche der Haupttetragonal - Pyramide o eine besondere Zahl bezeichnet werden, d. h. 01, 02, 03 und 04.

durch

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Diese Messungen sind vermittelst des Mitscherlich'schen Reflexionsgoniometers mit zwei Fernröhren angestellt worden. Zwei sich kreuzende Fäden der einen dieser Röhren dienten als Gegenstand, welcher von den Krystallflächen reflectirt wurde. Aus diesen Messungen ist es ersichtlich, dass ich somit keine, von einigen Mineralogen beim Rutil angenommene Abweichung von den Erfordernissen des tetragonalen Krystallsystems gefunden habe.

Die nachfolgenden Messungen sind an Rutilkrystallen des Berginstituts-Museums aus der Nicolaje w'schen Goldseife in der Umgegend von Poljakowski am Ural (Fig. 21 u.22 Taf. II.) angestellt worden, wobei der Mitscherlich'sche Goniometer nur mit einem Fernrohre versehen war, daher sie nicht denselben Grad der Genauigkeit der vorhergehenden Messungen erreichen, obgleich sie auch als sehr gut zu betrachten sind. Auf diese Art erhielt ich:

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Folglich beträgt der mittlere Werth für den Winkel

aus beiden Messungen 138° 16′ 20′′.

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