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in einer diesem entgegengesetzten Richtung; der Hauptstrom wird daher durch den secundären Strom stets geschwächt. Wenn z. B. in einer Kupferleitung ein Wismuthstück eingeschaltet wird, so wird der Hauptstrom durch die primäre Wärme keine Veränderung erleiden, weil die dadurch an beiden Gränzstellen erregten Ströme einander gleich und entgegengesetzt sind. Aber die secundäre Wirkung, die an der einen Gränze in Abkühlung, an der anderen in Erwärmung besteht, bringt an beiden Orten Ströme von gleicher Richtung hervor und der Verlust des Hauptstroms ist daher das Doppelte von dem durch Kupfer und Wismuth erzeugten secundären Strom.

Wo solcher Wechsel mehrere sind, wie in einer thermoelektrischen Batterie, da ist der Verlust, den, ganz abgesehen von dem Leitungs-Widerstande, die elektromotorische Kraft erleidet, der Anzahl der Wechsel proportional.

Vielleicht erklärt sich dadurch der Unterschied, den man in dem Leitungsvermögen mehrerer dem Anscheine nach gleichartiger Körper gefunden hat. Bei den grob krystallinischen Metallen kann er von der Lage der Krystalle herrühren, in denen die Leitungsfähigkeit in verschiedenen krystallographischen Richtungen ungleich ist. Aber diese Erklärung findet auf die zähen Metalle keine Anwendung, wo die Individuen in der Regel sehr klein sind. Dagegen kann hier die Beimengung eines fremden Stoffes von Einflufs seyn. Ein Stück Eisen und Kohle oder Koblen - Eisen so gelegt, dafs der galvanische Strom die Gränze nur zwei Mal überschreitet, wird keine merkliche Schwächung desselben hervorbringen; wenn aber beide sehr fein gemengt sind, so dafs solche Uebergänge viele tausend Mal stattfinden, so mufs allerdings eine beträchtliche Schwächung der elektromotorischen Kraft eintreten.

Es bedarf dazu sogar nicht einmal der Beimengung eines heterogenen Körpers, da schon der blofse Uebergang der Elektricität von einem Krystall in einen anderen von abweichender Lage einen Gegenstrom hervorbringt. Ein grobkörniger Kupferdraht z. B. wird weniger Verlust er

leiden, als ein sehr fein körniger; da galvanoplastisch gebildetes Kupfer grobkörniger ist als geschmolzenes, so wird jenes, besonders wenn sein Gefüge durch starkes Ziehen so wenig wie möglich verändert ist, ebenso leiten als dieses. Die Beobachtungen von W. Weber, der galvanoplastisch und gewöhnliches Kupfer auf ganz gleiche Weise untersuchte, ergaben für den Leitungs-Widerstand des gewöhnlichen Kupfers 1,108 des galvanoplastischen =1 gesetzt, was unserer Vermuthung entspricht. Ein Metall wie Zink würde übrigens bei Versuchen dieser Art eine stärkere Differenz geben wie Kupfer, das in tesseralen Formen krystallisirt und daher für die Berührung heterogener Flächen weniger Gelegenheit bietet.

Die Thermo-Elektricität.

Um die Temperatur, welche einer secundären WärmeEntwickelung entspricht, in gewöhnlichen ThermometerGraden angeben zu können, waren die Kreuze so gebogen, dafs der Löthungspunkt den Scheitel einer nach unten gekehrten Pyramide bildete, und leicht in ein Wasserbad getaucht werden konnte. Die Intensität des gewöhnlichen thermo-elektrischen Stromes wurde dann mit derjenigen des secundären Stromes verglichen und daraus die Temperatur, die diesen hervorbrachte, bestimmt. Auf diese Weise fand ich, dafs die Temperatur- Differenz der Löthstelle für eine Stromstärke von 45° in der kleinen Tangenten-Bussole bei einem Eisen-Kupfer-Kreuze gegen 20° C. betrug.

Ich behalte mir über diese Versuche noch eine spätere Mittheilung vor, da es bis jetzt noch nicht gelungen ist, alle Schwierigkeiten zu beseitigen, weil jede Aenderung in dem Gefüge eine Veränderung der thermo- elektrischen Kraft zur Folge hat. Zuweilen tritt eine solche Veränderung sogar während der Beobachtung ein, so dafs ein constanter Zustand, der sonst nach fünf Minuten erlangt wird, nach 20 bis 30 Minuten und länger noch nicht eingetreten ist.

Poggendorff's Annal. Bd. XCI.

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Diefs ist vielleicht auch die Ursache, dafs wir so wenige. Messungen über die Intensität der thermo elektrischen Kraft besitzen, obgleich ihm Erscheinungen von vielen Störungen frei sind, welche der chemische Process bei den hydro-galvanischen Strömen hervorbringt.

Auch mufs die Thermo-Elektricität wohl auf eine von der üblichen etwas abweichende Weise aufgefasst werden. Der Strom entsteht eigentlich nicht durch die Erwärmung oder Erkältung der Berührungs-Stelle zweier heterogener Metalle, sondern die Temperatur - Veränderung beseitigt nur ein Hindernifs, welches die Wahrnehmung des schon vorhandenen Stromes verhindert. So lange alle Löthstellen einer geschlossenen metallischen Kette eine gleichförmige Temperatur haben, ist kein Strom sichtbar, weil die verschiedenen an den Gränzstellen entstehenden Ströme sich neutralisiren.

Wenn AB, BC.. die Strom - Intensitäten an der Gränzstelle des ersten und zweiten, zweiten und dritten u. s. f. Metalles sind, so ist in jeder Temperatur, wenigstens derjenigen unserer Beobachtungs-Lokale,

AB+BC+ CD +DA≈ 0.

Daraus folgt erstlich, dafs stets AB+BC=— CA, und zweitens, dafs die Veränderung, welche die Stromkraft je nach der Temperatur erfährt, für alle Combinationen, wenigstens innerhalb jener Gränzen, gleichförmig ist.

Es entsteht also, wo zwei heterogene Metalle sich berühren, ein Strom, dessen Intensität eine vom Stoffe innerhalb jener Gränzen unabhängige Function der Temperatur ist. In einer ganz metallischen Kette ist die Summe der Ströme gleich Null. Aber die Metalle folgen in der Intensität ihrer Wirkung nicht der sogenannten Spannungs. reihe: Platin, Kupfer, Zink, sondern der thermo-elektrischen; und die wahre Contact - Elektricität wäre demnach nicht die gewöhnliche Volta'sche, sondern die Seebeck'sche.

Der hydrogalvanische Strom würde also, wenn diese Auffassung richtig ist, einen chemischen Ursprung haben und die gewöhnliche Reibungs-Elektricität einen theils

thermo-elektrischen theils chemischen, in unserer Elektrisir - Maschine zuverlässig der letzte. Es bleiben zwar,

wie man auch die Natur der hydro-galvanischen Kette auffassen mag, immer einige Erscheinungen unerklärt, aber der Vorzug ist meines Erachtens auf Seite der chemischen Theorie.

II. Theorie des elektrischen Rückstandes in der Leidener Flasche; con R. Kohlrausch. (Schlufs von S. 82.)

9.

Wir wollen nun einen Augenblick die gewöhnliche Er

klärungsweise des elektrischen Rückstandes näher ins Auge fassen.

Es soll nach ihr der Druck der gleichartigen Elektricität derselben Belegung und der starke Zug der entgegengesetzten auf der anderen Belegung nach und nach einen Theil derselben in das Glas hineinpressen. Entweder diese ganze eingedrungene Menge oder nur ein tiefer gelegener Theil derselben ist verhindert, an der Entladung Theil zu nehmen, und kommt später nach und nach zum Vorschein; denn obschon die gegenseitige Anziehung zwischen diesen im Glase befindlichen Elektricitäten nicht aufgehört hat, kann man doch, ohne der Substanz des Glases eine abstofsende Kraft beizulegen, das Hervortreten dadurch erklären, dafs nach der Entladung die Gleichgewichtsverhältnisse ganz andere geworden seyen, namentlich der Druck der gleichartigen Elektricität auf der entsprechenden Belegung aufgehört habe.

Mit dieser Erklärungsweise ist aber zugleich unabweisbar die Annahme verbunden, dafs das Potential der nach der Entladung im Glase verbliebenen Elektricität auf jeden Punkt im Inneren der isolirten Belegung gleich Null

sey. Um das einzusehen braucht man nur folgende Schlüsse zu beachten.

Die isolirte Belegung sey positiv geladen gewesen. Der Voraussetzung gemäfs soll unter ihr im Glase eine Schicht positiver, auf der anderen Seite eine Schicht negativer Elektricität sich befinden. An der Entladung haben diese eingedrungenen Elektricitäten ganz oder theilweise keinen Antheil nehmen können, und ihre Bewegung im Isolator ist so langsam, dafs sie für die kurze Dauer der Entladung als unbeweglich betrachtet werden. Trotz der Kürze der Entladungszeit hat sich aber, weil während dessen beide Belegungen mit der Erde leitend verbunden waren, doch ein Gleichgewichtszustand bilden müssen. Sollte also das Potential der im Glase verbliebenen Elektricitäten auf einen Punkt der vorher positiven Belegung nicht gleich Null seyn, d. h. sollten sich die Wirkungen dieser elektrischen Massen auf den fraglichen Punkt nicht aufheben, so müsste durchaus auf den die Elektricität leitenden Theilen des Körpersystems und zwar hier doch wohl auf den Belegungen noch irgend anderweitige Elektricität sich aufgehäuft haben, welche mit den im Glase befindlichen zusammen den Gleichgewichtszustand hervorbrächten. Fragen wir, von welcher Art diese, wie man sagt, gebundene Elektricität seyn werde, und denken wir dabei an die Franklinsche Tafel, so leuchtet ein, dafs auf der dem Glase zugewendeten Seite der Belegung, welche der positiven Schicht im Glase am nächsten ist und welche zuerst positiv geladen gewesen war, jetzt negative Elektricität sich befinden werde. Denn da auf dieser Belegung zuerst ein sogenannter Ueberschuss von Elektricität sich befand, kann doch wohl nicht angenommen werden, dafs gerade hier weniger Elektricität in das Glas gedrungen sey, als auf der anderen Seite, und man wird deswegen glauben müssen, dass die Wirkung dieser positiven Schicht auf die ihr nahe stehende Belegung bedeutender seyn werde, als die der entfernteren negativen. Dieser ungleichen Wirkung kann nur begegnet werden, wenn man ein richtiges Quantum

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