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beiweitem nicht die Genauigkeit wie durch das directe Verfahren, und wird daher jene immer nur eine ultima ratio bleiben. Bei einer Platte, die gegen die drei Krystallaxen gleich geneigt ist, dreht sich ein Hauptschnitt nur um 30°, wenn der Winkel der optischen Axen von 0° bis 180°

anwächst.

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VIII. Ueber das Zerfliefsen und Verwittern der Salze; von P. Kremers.

Ein jedes Salz, welches innerhalb bestimmter Schwankun

gen des Wärme- und Feuchtigkeitszustandes der umgebenden Luft zerfliefst, tritt bei allmälig gesteigerter Temperatur in den Zustand der Unveränderlichkeit oder Neutralität und gelangt, falls es gebundenes Wasser enthält, bei noch höherer Temperatur in einen dritten Zustand, den der Verwitterbarkeit. Die Aufeinanderfolge dieser drei Zustände ist für alle Salze gleich, dagegen erscheinen Lage und Umfang des Mittelzustandes der Neutralität bei den einzelnen Salzen oft sehr verschieden und bedingen dadurch, dafs dieses Salz schon zerfliefst, während jenes unter denselben Umständen noch neutral ist und ein drittes sogar verwittert.

Versucht man, darüber etwas festzustellen, was denn eigentlich die so verschiedene Lage des Mittelzustandes der Neutralität zunächst verursacht, so möchten solche Salze am ehesten darüber Aufschlufs ertheilen, welche einen der drei Zustände in besonders hohem Grade zeigen. Vergleicht man z. B. miteinander die Salze, welche sich durch eine bedeutende Zerfliefslichkeit auszeichnen, so sind es gewöhnlich Salze mit starken Säuren von oft hohem Atomgewichte, so dafs die Vermuthung nahe liegt, es möchten die Salze in Anbetracht der Lage ihres Neutralitätszustan

des ein Verhalten darbieten, wie es schon früher für die Lage ihres Nullpunktes dargethan wurde '). Um nur einiges Wenige zu erwähnen, so sind unter den 17 überchlorsauren Salzen, deren Verhalten Gmelin in seinem Handbuche näher angiebt, 13 zerfliefslich und nur 4 neutral 2), wogegen andererseits unter den Salzen der eigentlichen Metalle mit hohem Atomgewichte Zerfliefslichkeit nur eine seltene Erscheinung ist. Eine weitere Ausführung dieser Verhältnisse würde ganz das Gepräge der frühern Untersuchung über die Lage des Nullpunktes der Salze haben 3), daher hier nur eine kurze Uebersichtstabelle die bisher aufgefundenen Vergleichungsreihen in sich vereinigt.

Die Anordnung der Tabelle ist so getroffen, dass jeder zuerst angeführte negative oder positive Körper sich mit jedem der rechts in gleicher Linie befindlichen Körper zu einer Gruppe von Salzen vereinigt, deren Verhalten bei gewöhnlichem Wärme- und Feuchtigkeitszustande der Luft durch die vorgesetzten Zeichen *) angedeutet ist. Die Wahl der Salze verdient in sofern noch Erörterung, als eigentlich nur solche Salze mit einander vergleichbar erscheinen, welche eine gleiche Anzahl Wasseratome enthalten; da indefs ein gewässertes Salz gewifs nicht zerfliesslich seyn wird, wenn es schon im weniger gewässerten Zustande als neutral erscheint und ersteres ebenso wenig neutral seyn wird, wenn letzteres schon verwittert, so kann hier, während die Reihe der verglichenen Salze von den zerfliesslichen zu den verwitternden hinansteigt, die Anzahl der Wasseratome auch abnehmen, ohne dadurch die Vergleichung zu beeinträchtigen. Auch mufs noch bemerkt werden, dafs sämmtliche Salze, welche kein Citat begleitet, dem Handbuche der Chemie von Gmelin entnommen sind und dass, wo keine

1) Pogg. Ann. Bd. 86, S. 384.

2) CIO, (— NaO; —LiO; — BaO; — SrO; — CaO; — MgO; — Al2O;; -Mn O; -Zn O; - CdO; -Cu O; Hg O; AgO; 0NH, O; KO; 0 Pb 0; 0 Hg2O).

3) l. c.

4)

— = zerfliefslich, 0=neutral, += verwitternd.

ausführliche Analyse vorgefunden wurde, diefs durch? angedeutet ist.

CI

CI

Br

Br

J

J

S03

SO3

NO,

NO,

NO,
S2 05
S2O5
CIO5
Na O
Sr O

CuO

-Li+4) | 0 Na | 0 K

- Mg +6 | — Ca+6 | 5Sr+6 | 0Ba+2

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- Mn Fe |
-Mg+6 |

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- Zn | 0 Hg | 0 Pb | 0 Ag

Co-Ni | Cu
Ca+? | 0Sr+6 | 0 Ba+2

- Mn | Co | Ni | — Cu | — Zn | 0 Hg | 0 Pb | 0 Ag

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-Mg?

- Mn

- MgO |

- Ca?

NiZn Hg 0 Pb | 0 Ag 0 CaO | 0SrO | 0 Bao

Mn O- Fe O|- Co O|- Ni O|- Cu O|— ZnO | 0 Pb O | 0 Ag O - LiO | Na O

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-MnO+6|CoO+6ō NiO+61-ZnO+6|-CdO+4|0PbO|0AgO - LiO+23) | 0 NaO+2 | 0KO

0 MgO+6 | 0 Ca 0+4 | 0 Sr0+4 | +BaO+4

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Die vorstehende Tabelle zeigt, wie der Neutralitätszustand eines Salzes, durch die Stärke der Säure und deren oft hohes Atomgewicht einerseits, andererseits durch das geringe Atomgewicht der Basis erhöht, alsbald wieder bis zur gewöhnlichen Temperatur und oft noch unter dieselbe sinkt, wenn jene Basis durch ähnliche von höherem Atomgewicht ersetzt wird; wie also die Lage des Neutralitätszustandes der Salze zugleich mit der Lage ihres Nullpunktes sich ändert. Es verdient wohl noch besonders hervorgehoben zu werden, dafs die Gruppen einiger Säuren, wie sie in den drei letzten Zeilen der Tabelle angeführt sind, ein anscheinend widersprechendes Resultat liefern, indem hier gerade stets die Säure mit dem niedrigsten Atomgewicht den Neutralitätszustand am meisten erhöht, welcher Umstand um so bemerkenswerther ist, als auch bereits früher bei der Untersuchung der Lage des Nullpunktes der Salze auf ganz dasselbe Verhältnifs hingedeutet wurde *).

1) Des Raumersparnisses wegen wurde aq stets fortgelassen. 2) Rammelsberg, Pogg. Ann. 66, 79.

3) ib.

4) Pogg. Ann. 86, 388.

Bei der Bestimmung der Stärke dieser und ähnlicher Säuren ist daher aufser der Höhe ihres Atomgewichtes auch noch das Verhältnifs zu betrachten, in welchem der negativere zum positiveren Bestandtheil sich befindet.

Soweit über die Lage des Neutralitätszustandes der Salze. Was seinen Umfang betrifft, so ist derselbe mitunter so grofs, dafs nur bedeutende Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen ihn begränzen, bald kann er aber auch so klein werden, dafs er sich der Beobachtung fast ganz entzieht, gleich wie auch bei einigen Körpern von einem eigentlichen Schmelzen nicht die Rede ist, wenn Sublimations- und Erstarrungspunkt sich bis zum Ueberdecken nähern 1).

Es ist mir keine Arbeit bekannt geworden, welche das Verhalten der Salze in gleichen, nebeneinander liegenden Temperatur- und Feuchtigkeitsintervallen zum Gegenstande hat, und da ich selbst bisher nicht Gelegenheit hatte, einzelne dahin zielende Versuche anzustellen, so beschränkt sich das Wenige, was hier darüber mitgetheilt werden kann, blofs auf das während der natürlichen Schwankungen der atmosphärischen Zustände Beobachtete.

Gmelin führt nur drei Salze an, deren jedes in diesem nicht unbedeutenden Intervalle alle drei Zustände zeigen kann 2), dagegen 93 andere, welche das ganze Intervall hindurch nur im Mittelzustande der Neutralität erscheinen. Diesen Erfahrungen nach zu schliefsen wird also der Neutralitätszustand der Salze, dem flüssigen Zustande der Körper ähnlich, nur in seltenen Fällen durch Intervalle gemessen, welche kleiner sind als die natürlichen Schwankungen des Wärme- und Feuchtigkeitszustandes der Luft. 1) As; NiC; Hg, Cl.

2) NaJ+4aq; Ni Cl+9 aq; NiO, NO,+6aq;

IX. Versuch einer Erklärung der Ausdehnung der Körper durch die Wärme; von Adolph Fick in Zürich.

Nach der Annahme der Physiker unterscheiden sich zwei

Masseneinheiten desselben Stoffes von verschiedener Temperatur nur dadurch, dafs die Amplituden der Oscillationen, welche die intermolecularen Aetheratome ausführen, bei der wärmeren gröfser sind als bei der kälteren; und doch nimmt die wärmere einen gröfseren Raum ein, als die kältere, d. h. liegen in der wärmeren die constituirenden Molecule weiter aus einander. Die grofse Mehrzahl der Physiker ist nun wohl einverstanden mit der Ansicht von der Constitution der Materie, die im Wesentlichen Poisson seiner berühmten Abhandlung über die Begründung der Gleichgewichts- und Bewegungsgleichungen fester und flüssiger Massen (Jonrual de l'école polytechnique 20′′ cah.) zu Grunde gelegt hat, und die in einem kleinen vor kurzem erschienenen Schriftchen von Wilhelmy (Versuch einer mathematisch physikalischen Theorie der Wärme, Heidelb. 1851) ausführlicher auseinandergesetzt worden ist. Nach dieser Anschauung ziehen sich alle ponderabelen Atome gegenseitig an, und stofsen sich ebenso alle Aetheratome gegenseitig ab; zwischen einem ponderabelen und einem Aetheratome hat Anziehung statt. Daher findet sich jedes ponderabele Atom von einer verdichteten Aethersphäre umgeben, und die zwischen den Aethersphären stattfindende Abstofsung kann unter Umständen die Anziehung der ponderabelen Kerne überwiegen (gasförmiger Aggregatzustand). Man denke sich nun der Einfachheit wegen zwei Molecule A und B (ponderabele Atome mit ihren Aethersphären) und dazwischen ein ruhendes Aetheratom c und es sey ferner durch irgendwelche Einrichtung keine andere Bewegung dieser drei Körper möglich als Verschiebung längs der ihre Mittel

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