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Während die Locatellische Lampe im Multiplicator bei freier Strahlung 69°, mit Steinsalz 66", mit Alaun 18° Ablenkung gab, erhielt ich mit einer etwa 2mm dicken Nickelplatte nur 8o Ablenkung. Für dunkle Wärmequellen scheint dieses Salz fast ganz atherman zu seyn. Ich erinnere hiebei an die analogen Eigenschaften des Kupfervitriols (s. Ettingshausen, Physik 3. Aufl. S. 522).

Für die Farbenringe müssen die Platten schon gegen 5mm dick seyn, wenn man eine gehörige Anzahl derselben übersehen will.

Dieser Umstand, so wie dafs ich einigen Freunden von dem Krystalle mittheilte, machte, dafs mir für ein Prisma, zur Bestimmung der Brechungscoëfficienten, kein Stück mehr übrig blieb, das eine vollkommene Bearbeitung der Seitenflächen erlaubt hätte. In Folge hievon war es nicht möglich ein Goniometer mit Fernrohr anzuwenden, und ich sah mich genöthigt, mit dem Wollaston'schen Goniometer und einem dreizölligen Spiegelsextanten ohne das Fernrohr zu operiren.

Nachdem der Winkel des Prismas gemessen war, wurde dasselbe gegen eine feine horizontale Spalte, hinter der eine gute Lampe brannte, mit Hülfe der Goniometerbewegung unter den Winkel der kleinsten Ablenkung gestellt und der Winkel zwischen Spalte und Mitte des Spectrums gemessen. Da die Spalte in einem Abstand von 30 Fufs sich befand und die Beobachtungen in möglichster Nähe des Prismas gemacht wurden, so konnte man sich erlauben, den Fehler zu vernachlässigen, der davon herrührt, dass die von der Spalte auf das Prisma und den grofsen Sextantenspiegel fallenden Strahlen nicht parallel sind. Der Winkel des Prismas ergab sich als Mittel aus sechs Bestimmungen zu 41° 29' 51"; für den ordinären Strahl war die kleinste Ablenkung 23" 20′ 20′′, für den extraordinären 21° 58′ 0′′", beide ebenfalls das Mittel aus je sechs Einstellungen. Hieraus berechnen sich nach der bekannten Formel die mittleren Brechungscoëfficienten

n. = 1,513
n,= 1,485.

Diese Zahlen treffen zufällig ziemlich nahe mit denen zusammen, welche Sénarmont (Beer, höhere Optik S. 297) für das doppelt - phosphorsaure Ammoniak gefunden hat.

Um mich von der Brauchbarkeit der obigen Methode zu überzeugen, beobachtete ich unter gleichen Umständen an einem Kalkspathprisma mit zur Axe paralleler Kante und einem brechenden Winkel von 58° 47′ 10′′ die Winkel der kleinsten Ablenkung und fand 50° 11′ 45′′ für den ordinären, 34° 49′ 15′′ für den extraordinären Strahl, wobei alle Winkel das Mittel aus je vier Einstellungen sind. Man erhält hieraus

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sind. Es dürften daher die zwei ersten Decimalen der oben gegebenen Zahlen sicher seyn. Viel genauer sind aber wohl die Zahlen in der oben citirten Tabelle (Beer S. 297 und 298) überhaupt nicht.

XVI. Ueber die Fraunhofer'schen Linien. Aus einem Briefe des Hrn. Dr. Heusser.

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Zürich 11. Febr. 1854.

- Broch roch hat in ihren Annalen (Ergänzbd. III. 311) mitgetheilt, dafs die Fraunhofer'schen Linien in Christiania ganz anders auftreten, als wie sie von Fraunhofer selbst beschrieben sind, dafs er (Broch) deswegen der Ansicht sey, das Erscheinen derselben hänge ab von der geographischen Lage des Beobachtungsortes, von der Höhe desselben über dem Meer, von Jahres- und Tageszeiten etc. In Berlin hatte ich keinen Unterschied von der von Fraun

hofer gegebenen Zeichnung gefunden, wie ich diefs schon in meiner Arbeit, Annal. Bd. 87 S. 457, bemerkt habe. Letzten Herbst bot sich mir nun eine günstige Gelegenheit dar, das Sonnenspectrum in einer bedeutenden Höhe zu beobachten, nämlich zu St. Moritz, im Ober- Engadin, ungefähr 5500 Fufs über dem Meer. Ich hatte von Berlin aus, aufser einem Oertling'schen Fernrohr, das Flintglasprisma mitgenommen, mittelst dessen ich dort ein reines Sonnenspectrum darstellte. Fernrohr und Prisma waren auf einem Gestell so befestigt, dafs beide sich um eine verticale Axe drehen liefsen, das Prisma also leicht ins Minimum der Ablenkung gebracht und das Fernrohr darauf gerichtet werden konnte. Einen Heliostaten hatte ich zwar in St. Moritz nicht, allein dafür liefs ich den Sonnenstrahl von einem auf ein Brett gespannten blendend weifsen Faden durch einen engen ebenfalls von Berlin mitgenommenen Spalt reflectiren. Mittelst eines solchen hatte ich schon in Berlin das Spectrum beobachtet und gefunden, dafs die Fraunhofer'schen Linien, mit Ausnahme von A im Roth und von Him Violett, deutlich zum Vorschein kommen.

Diese Beobachtungen wiederholte ich nun im Hause meines Bruders zu St. Moritz, und fand nicht den mindesten Unterschied von dem Auftreten der Linien wie ich es in Berlin gesehen. B, C, D, E, F und G erschienen als die stärksten Linien, und, soweit das Auge es beurtheilen konnte, in denselben Abständen von einander wie zu Berlin.

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18.

1854.

No. 3.

ANNALEN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND XCI.

I. Ueber das Verhältnifs, in welchem isomorphe Körper zusammen krystallisiren, und den Einfluss desselben auf die Form der Krystalle; von C. Rammelsberg.

Leblanc, Beudant, Gay-Lussac, insbesondere aber

Mitscherlich verdanken wir zahlreiche Versuche über die isomorphen Mischungen, welche entstehen, wenn man zwei oder mehrere isomorphe Körper entweder aus einer gemeinschaftlichen Auflösung krystallisiren, oder einen Krystall des einen in der Auflösung des anderen sich vergrössern lässt. Die Alaunarten und die schwefelsauren Salze gewisser Metalloxyde sind hierzu besonders anwendbar. Es ist hierdurch nachgewiesen, dafs die Krystallform der isomorphen Mischung übereinstimmt mit der ihrer nächsten Bestandtheile (Mischungstheile), wenn diese selbst gleiche Form besitzen. Aber ebenso bekannt ist es, dafs aus der gemeinschaftlichen Auflösung zweier Substanzen von verschiedener Krystallform, wie eine solche bei analog zusammengesetzten Salzen durch eine Verschiedenheit im Wassergehalt bedingt wird, sowohl Krystalle von der Form der einen als auch der anderen Substanz erhalten werden können, welche isomorphen Mischungen angehören, und in denen dann die Anzahl der Atome gleich ist der in dem betreffenden isomorphen Mischungstheil des Ganzen.

So wissen wir z. B., dafs eine Auflösung von Kupfervitriol und Eisenvitriol unter Umständen sowohl Krystalle von der Form des ersteren als auch des letzteren liefern kann, in welchen sich beide Salze entweder mit 5 oder 7 At. Wasser verbunden finden.

Poggendorff's Annal. Bd. XCI.

21

Es schien mir für die Kenntnifs der in jeder Beziehung wichtigen und anziehenden Lehre von der Isomorphie von Interesse, zu untersuchen, worin die Ursache dieser Erscheinung liegt. Denn obwohl man im Allgemeinen mit Recht annimmt, dafs die Form der isomorphen Mischung sich nach dem vorwaltend vorhandenen Mischungstheil richte, so ist doch bisher noch kein Versuch gemacht worden, die Gränze zu bestimmen, bei welcher das Verhältnifs der isomorphen Substanzen Anlass zur Entstehung der zweiten Form giebt.

An diese Frage knüpft sich unmittelbar die allgemeine, ob das Verhältnifs zweier (oder mehrerer) isomorpher Körper in ihren Mischungen ein stöchiometrisch-einfaches oder innerhalb weiter Gränzen unendlich Differirendes sey.

Jeder Krystall einer isomorphen Mischung kann in mechanischer Beziehung entweder homogen oder heterogen gedacht werden. Bildet er sich in der gemeinschaftlichen Auflösung isomorpher Körper, so haben die Atome derselben Beweglichkeit genug, um sich dicht nebeneinander ablagern zu können. Der ganze Krystall wird als ein Complex gleich-gestalteter Molecüle (Atomaggregate) erscheinen, welche gleichmässige Anordnung und Vertheilung haben, und bei der geringen Gröfse der Molecüle wird es nie gelingen, einen Unterschied der Masse in Bezug auf ihre Zusammensetzung an irgend einer Stelle des Krystalles aufzufinden. Solche Krystalle werden also homogen erscheinen, wenn sie es auch in atomistischer Beziehung durchaus nicht sind. In der That nimmt man auch allgemein für Krystalle von der erwähnten Entstehungsweise diesen homogenen Zustand an, obwohl kein Beweis dafür bekannt ist, da es doch auch möglich wäre, dafs bei ihrer Bildung keine Juxtaposition sondern ausschliesslich eine Ueberlagerung stattfände, d. h., dafs sich zuvörderst ein Krystall der einen Substanz bilde, und dieser alsdann von der Masse der mit ihr isomorphen umhüllt oder überwachsen würde, was vielleicht abwechselnd sich wiederholen könnte, so dafs das Endresultat ein gröfserer Krystall

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