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wismuths ereilt und nun von diesem letzteren gleichsam hüllenartig umschlossen werden. Es mag sich hieraus erklären, weshalb selbst in den dem äussersten Rande entnommenen Proben (s. oben) ein etwas höherer Wismuthgehalt gefunden wurde, als solcher dem Dreifach - Schwefelwismuth zukommt. Bei fortgesetztem Erkalten wird sich dieser Procefs schichtenweise nach dem Inneren zu wiederholen, es wird nach der Mitte zu immer mehr Wismuth apgehäuft, folglich auch immer mehr eingeschlossen werden, am Meisten endlich von dem zuletzt, d. h. im innersten Kern krystallisirenden Schwefelwismuth. Dieser innerste Kern ist aber die Stelle, wo sich bei den verschiedenen Schmelzungen die mit deutlichen Krystallen erfüllte Druse vorfand. Es erklärt sich aus dem Vorstehenden, weshalb in diesen Krystallen stets ein bedeutend höherer Wismuthgehalt gefunden wurde als in den Proben vom äusseren Rande.

Ausser in der Richtung von den Seiten nach der Mitte wurde aber hei den oben erwähnten Versuchen ein Steigen des Wismuthgehaltes in der Richtung von oben nach unten beobachtet. Die Kraft, die das Steigen in dieser Richtung bedingt, ist ohne Zweifel die Schwere. Wenn während des Erstarrens das Wismuth in die innere noch flüssige Masse zurückgedrängt wird, so mufs sich die Menge desselben hier allmählig so anhäufen, dafs es nicht mehr, oder doch nur noch theilweise, in Lösung erhalten werden kann; offenbar wird es dann, seiner Schwere folgend, sich nach dem Boden hinsenken, um von dem hier krystallisirenden Schwefelwismuth mechanisch eingeschlossen zu werden 1).

1) Es verdient an dieser Stelle beiläufig darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass hinsichtlich der Anordnung von weisser und gelber Bronze im Innern eines bronzenen Geschützes (während des Erstarrens) ähnliche Verhältnisse stattfinden. Dem specifisch schwereren und zugleich leichter schmelzbaren Wismuth entspricht hier die weifse, der Hauptmasse des leichteren und schwerer schmelzbaren Schwefel wismuths die sogenannte gelbe Bronze (oder die Hauptmasse des Kupfers): es ist erfahrungsmässig, dafs die weifse Bronze von den Wänden des Ge

Dafs nirgends in der erstarrten Masse, selbst nicht in den tiefstgelegenen Partien derselben, in denen die Analyse (s. oben S. 417) einen so hohen Wismuthgehalt nachweist, das mechanisch eingeschlossene Metall (selbst mit bewaffnetem Auge nicht) bemerkt und vom Schwefelwismuth unterschieden werden kann, beruht theils auf der Aehnlichkeit von Wismuth und Schwefelwismuth in Glanz und Farbe, theils und hauptsächlich auf der innigen Durcheinanderlagerung beider, wie solche durch die Schnelligkeit des Erkaltens bedingt wird. Es ist schon früher unter ähnlichen Umständen Aehnliches beobachtet worden. Berzelius') sagt von dem in Schwefelantimon gelösten Antimon: >>bei einer raschen Erkaltung gesteht die ganze Lösung und die Masse sieht dann gleichmässig im Bruche

aus. «<

So erklärt sich die Ungleichmässigkeit in der Zusammensetzung des fraglichen Schwefelwismuths, die auf den ersten Blick so viel Befremdliches hat, ganz einfach aus der mechanischen Einlagerung von metallischem Wismuth in die Masse desselben. Hiernach und nach den Ergebnissen der oben (S. 410-418) mitgetheilten Analysen darf denn wohl die Formel BiS +x Bi als der richtige Ausdruck für die rationelle Zusammensetzung dieses Schwefelwismuths angesehen werden.

Diese Formel hebt zugleich den oben (S. 408) erwähnten Widerspruch zwischen Krystallform und Zusammensetzung auf, - sie befindet sich in Uebereinstimmung mit der von Hrn. G. Rose festgestellten Form des fraglichen Schwefelwismuths. Denn dafs das Schwefelwismuth trotz des darin eingelagerten metallischen Wismuths sich in der ihm eigenthümlichen Krystallform entwickelt, kann, da dasselbe (als schwerer schmelzbare Masse) eher erstarrt

schützes nach der Mitte desselben, aufserdem aber in der Richtung von oben nach unten sich besonders anhäuft, so dass also die gröfste Menge derselben in der Axe des Geschützes und im Bodenstück desselben vorhanden ist.

1) Poggend. Annalen, 37, 165.

und krystallisirt als das Metall, nicht befremden; man kann sich vorstellen, dafs das feste Gefüge des Schwefelwismuthkrystalles schon gebildet ist, wenn der Erstarrungsmoment für das innerhalb desselben befindliche Metall eintritt: diesem letzteren, ohne dafs es im Stande wäre, an der bereits fertigen Form des Schwefelwismuths noch etwas Wesentliches zu ändern, bleibt nichts übrig, als sich innerhalb jenes so anzuordnen, wie es ihm die jedesmaligen Umstände gestatten. Manche analoge Beispiele sprechen für die Richtigkeit dieser Ansicht. In der Tendenz eines Salzes, die ihm eigenthümliche Krystallform anzunehmen, wird durch die etwa eingeschlossene Mutterlauge in keinem Falle etwas geändert. Die Mineralogie kennt mehr denn eine Substanz, die ihre eigenthümliche Krystallform unverändert beibehält, obgleich nicht unbedeutende Mengen fremdartiger (selbst amorpher) Stoffe im Inneren der Krystalle mechanisch eingeschlossen sind. Ich erinnere beispielsweise an den Bergkrystall und Chiastolith.

Was endlich noch zu Gunsten der Formel Bi S3+x Bi spricht, ist der Umstand, dafs sich aus derselben die Abweichungen, die Werther an seinem Schwefelwismuth, verglichen mit dem Wismuthglanz, beobachtete, ziemlich ungezwungen erklären.

1. Was zunächst das specifische Gewicht betrifft, so hat Werther das seiner Krystalle zu 7,29 gefunden, also bedeutend höher als das des Wismuthglanzes (6,5). Offenbar mufs aber auch, wenn dem Wismuthglanz Wismuth mechanisch beigemengt ist, das specifische Gewicht desselben hinaufgerückt werden. Die obigen Versuche beweisen, dafs diefs in demselben Verhältnifs geschieht, als der Gehalt an Wismuth sich steigert. Die Krystalle, aus denen am meisten metallisches Wismuth abgeschieden wurde und die in ihrer Zusammensetzung den Werther'schen am nächsten stehen (s. oben S. 410), zeigten ein specifisches Gewicht von 7,10; die hingegen, aus denen am wenigsten Wismuth abgeschieden wurde (s. oben S. 415 u. 16), zeigten auch

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2. Ferner has Werther an seinen Schwedewismuth eie hellere Farie und dateren Gaz berdachter als au Wasuntigladz. I labe in deser Beziehung keinen erichttien Uiterschied bemerken klamen de Farbe schien mir in beiden Fällen Behr Verras und der Glann lebhafter Metallglanz zu seyn Woal denkbar ficirens, dris dem Schwefel winnmå durch eine beträchtliche Menge darin ein gelagerten Winths unter Umständen ein etwas hellerer Farbenton mitgetheilt werden kann.

3. Ein fererer Uzterschied zwischen dem Werther"schen Schwefelwinmuth und dem Wisnotglaza soll darin bestehen, das jenes bei niedrigerer Temperatur schmilzt ale dieser und in der zugeschmolzenen Glasröhre erhitzt kein Sublimat von Schwefel giebt bei einer Temperatur, bei welcher vom Wismuthglanze ein solches in reichlicher Menge ausgegeben wird. Beide Beobachtungen sind gewifs richtig, doch erklären sich die Abweichungen sehr wohl aus dem Vorhandenseyn von metallischem Wismuth neben dem Schwefelwismuth. Dafs durch einen bedeutenden Gehalt an metallischem Wismuth der Schmelzpunkt des Schwefelwismuths herabgedrückt werden könne darf, glaube ich, mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden: dafs aber Dreifach-Schwefelwismuth von normaler Zusammensetzung (Wismuthglanz) bei niedrigerer Temperatur Schwefel abgiebt als ein nach Werther's Methode dargestelltes Schwefelwismuth, hat durchaus nichts Befremdliches: der

Wismuthglanz verliert nach meinen Versuchen schon Schwefel unter der Temperatur, welcher das Werther'sche Schwefelwismuth bei seiner Darstellung ausgesetzt wurde; dieses letztere kann offenbar erst bei oder über dieser Temperatur einen Verlust an Schwefel erleiden.

4. Betreffs des Unterschiedes endlich, der zwischen der Krystallform des Werther'schen Schwefel - Wismuths und der des Wismuthglanzes beobachtet worden ist, verweise ich auf die voranstehende Abhandlung des Hrn. G. Rose, aus welcher hervorgeht, dass ein solcher Unterschied in der That nicht besteht, dafs vielmehr die von Werther (wie auch die von mir) erhaltenen Krystalle in ihrer Form mit dem Wismuthglanze übereinstimmen.

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Aus diesem Allen glaube ich denn den Schlufs ziehen zu dürfen, dass das nach Werther's Methode dargestellte Schwefelwismuth nicht wirklich aus Wismuthsulfuret (Bi S2) besteht, dafs dasselbe vielmehr als ein inniges mechanisches Gemenge von Dreifach-Schwefelwismuth mit metallischem Wismuth anzusehen ist. Darüber, ob die Verbindung Bi S2 auf nassem Wege hervorgebracht werden kann, wage ich, obgleich vorläufige Versuche es mir wahrscheinlich machen, noch nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden.

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Berlin, im Februar 1854.

VI. Ueber die Gesetze der Entwickelung von Wärme und mechanischer Kraft durch den Schliefsungsdraht der galvanischen Kette; von J. H. Koosen.

Wenn man von der jetzt ziemlich allgemein angenom

menen Ansicht ausgeht, dafs jede Wärmemenge als ein Aequivalent mechanischer Kraft betrachtet werden müsse, und wenn man diese Betrachtungsweise mit den bekannten Gesetzen der Wärmeentwickelung im Schliefsungsdrabte

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