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wenden, der doppelt so stark ist als derjenige, der einem Grove'schen Elemente entspricht; bei einer kleinern Kraft wird das Gemenge angezogen, bei einer gröfsern abgestossen. Diese Abstofsung, wie jene Anziehung, können, wir für eine gegebene Kraft berechnen. Bei Anwendung eines Groveschen Elementes ist die Anziehung nahe ein Drittel Mal so grofs als diejenige Abstofsung, welche, bei gleicher Kraft, stattfinden würde, wenn das ganze Gefäfs mit Wismuth gefüllt wäre; bei Anwendung einer Kette von 6 Elementen erhalten wir, statt der eben bestimmten Anziehung, eine ihr nahe gleiche Abstofsung; bei einer Kette von 16 Elementen endlich eine Abstofsung, die ungefähr derjenigen ist, die reines Wismuth bei einem Elemente erfährt 1). Die Resultate würden stärker hervortreten, wenn Wismuth mit Nickel, statt mit Eisen, gemengt würde. Sie würden, bei einer Mengung mit Kobaltoxydhydrat, im entgegengesetztem Sinne auftreten; das heifst, wenn bei irgend einer Stromstärke Wismuth und das Hydrat in solcher Proportion gemengt würden, dafs Abstofsung und Anziehung sich aufhöben, so würde, bei geringerer Stromstärke, Abstossung, bei gröfserer Anziehung des Gemenges stattfinden.

7. Diejenigen Substanzen, welche der Magnetisirung einen geringeren Widerstand entgegensetzen, scheinen auch den einmal angenommenen Magnetismus leichter (im Sinne des Stahls) festzuhalten. Wenigstens finde ich vom reinen Nickel angegeben, dafs es keinen Magnetismus behalte, während unser Kobaltoxydhydrat dieses thut; ebenso Sauerstoffgas, das, wie ich zuerst bemerkt habe, in einer indifferenten Glaskugel durch Commutation der Pole, von dem Elektromagneten nach unserem Belieben angezogen und abgestofsen wird. Dasselbe habe ich endlich für Wismuth aus meinen Versuchen gefolgert, wogegen nur der Zwei1) Die genauen Verhältnifszahlen sind nach der letzten Tabelle:

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fel erhoben worden ist, ob nicht vielleicht die beobachtete Erscheinung inducirten galvanischen Strömen zuzuschreiben sey. Doch ich will hier einer späteren Mittheilung >>über das Wesen der Coërcitivkraft« nicht vorgreifen.

8. Nach Abschlufs der gegenwärtigen Abhandlung wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dafs Herr Lallemand, um die Intensität eines durch einen galvanischen Strom in einer Spirale hervorgerufenen Inductionsstroms auszudrücken, dieselbe Function der inducirenden Kraft gefunden hat, als nach dem Vorhergehenden sich für die Intensität des durch Induction hervorgerufenen Magnetismus ergiebt '). Diese Uebereinstimmung musste mich überraschen. Wenn die beiderseitigen Resultate nicht blofs Annäherungsgesetze, sondern wirkliche Gesetze der Natur sind, so ist bewiesen, dass, wenn wir Magnetismus durch Ampère'sche Molecularströme erklären, diese Ströme denselben Erregungsgesetzen unterworfen sind, als endliche galvanische Ströme. Was aber auch, abgesehen von jeder Theorie, die geheimnisvolle Thätigkeit, die im galvanischen Strome einerseits, im Magnetismus andererseits sich offen1) Ann. de Chimie et Physique 3me série, T. XXII., p. 19. In der deutschen Uebersetzung »>Ueber die gegenseitige Anziehung und Abstossung augenblicklicher Ströme« heisst es

>>Nach meheren fruchtlosen Versuchen, durch ein empirisches Gesetz das Verhalten der beiden Intensitäten mit hinreichender Annäherung auszudrücken, fand ich, dafs der Bogen, dessen Tangente gleich der Intensität des inducirenden Stromes ist, mit grofser Genauigkeit die Intensität des secundären Stromes ausdrückt. Wenn man bedenkt, dafs die Versuche von dieser Art unter ziemlich ungünstigen Bedingungen angestellt werden, so ist die Uebereinstimmung so vollkommen, dass ich nicht anstehe, das so bestimmte Verhältnifs als den wahren Ausdruck des Phänomens zu betrachten; man hat also, wenn man durch J die Intensität des inducirenden, durch D die Intensität des secundären Stromes und durch K eine Constante bezeichnet:

J=KTgD.«

Krönig Journal für Physik des Auslandes, Bd. III., p. 147.

Eine neue Prüfung dieses Resultats scheint mir sehr wünschenswerth und dann eine Wiederholung der Versuche mit Strömen, die in Drähten von verschiedenen Metallen und überhaupt von verschiedener Leitungsfähigkeit inducirt werden, in theoretischer Hinsicht von grofser Bedeutung.

bart, ihrem wahren Wesen nach seyn möge: so viel steht biernach fest, dafs sie immer Aeufserung ein und derselben Naturkraft ist.

Indem ich diese Abhandlung schliefse, kann ich nicht unerwähnt lassen, dass Herr Th. Meyer mir in meinen Experimentaluntersuchungen mit unermüdlichem Eifer als Assistent behülflich gewesen ist.

Bonn, den 24. October 1853.

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II. Theorie des elektrischen Rückstandes in der Leidener Flasche; von R. Kohlrausch.

Die Lösung eines wichtigen elektrischen Problemes machte

es nothwendig, ein Gesetz für die Bildung des elektrischen Rückstandes in der Leidener Flasche aufzusuchen. Nachdem zu diesem Zwecke das in diesen Annalen Bd. 88, S. 497 beschriebene Sinuselektrometer construirt, und mit dessen Hülfe und mit Hülfe eines im gegenwärtigen Aufsatze angeführten Multiplicators das Thatsächliche der Erscheinung einem genauen Studium unterworfen war (§. 1 bis 8), ergab sich bald (§. 9), dafs die bisherige Erklärungsweise schwerlich Anspruch auf Richtigkeit machen könne. Es wurde deswegen versucht (§. 10), einen anderen Grund für die Entstehung des elektrischen Rückstandes aufzusuchen, und es gelang (§.11), auf die neuen Annahmen gestützt, ein Zahlengesetz für die Bildung desselben aufzufinden, welches zu practischen Anwendungen (§. 12) zu gebrauchen war.

Die neue Hypothese wird einer strengen Kritik bestens empfohlen, denn solche Hypothesen, welche, wie diese, durch ihre ziemlich ausgedehnte Anwendbarkeit etwas Bestechendes haben, müssen unter guter Aufsicht gehalten werden, gesetzt auch, die Anwendungen würden aus Bescheidenheit noch nicht versucht. Mag man aber auch die in §. 10

aufgestellte Erklärungsweise verwerfen, die angeführten Thatsachen und die Anwendbarkeit der Rechnung auf sie werden nicht bestritten werden, und auf diese Paragraphen mag sich also die Ueberschrift des Aufsatzes beziehen.

1.

Wenn eine Leidener Flasche geladen steht, so bemerkt man eine beständige Abnahme der Spannung an ihrem Knopfe. Bedient man sich bei dieser Beobachtung geeigneter Elektrometer, so mufs es auffallen, dafs diese Abnahme kurz nach der Ladung so viel beträchtlicher ist als nach Verlauf von einiger Zeit, und es entsteht die Vermuthung, dafs der Erscheinung noch eine andere Ursache als der Elektricitätsverlust an die Luft zum Grunde liege.

Zur Entscheidung dieser Frage ist zunächst nöthig, die Curve, in welcher die Dichtigkeit der Elektricität an dem Knopfe der Flasche abnimmt, mit Genauigkeit zu bestimmen, um so mehr, als an diese Curve die Vermuthungen über die Natur einer anderweitigen Ursache geknüpft werden müssen. Es sind also zunächst solche Curven zu beobachten.

Will man die Beobachtung recht rein und übersichtlich erhalten, so mufs man dafür sorgen, dafs die Ladung der Flasche nicht allmälig, sondern dass sie momentan geschehe, damit man nicht in Ungewissheit über das bleibe, was während der allmäligen Aufhäufung der Elektricität geschieht; auch muss man ein Elektrometer anwenden, welches vom Momente der Ladung an die Spannung beobachten läfst. Das erste erreicht man, wenn man die Flasche mit einer schon geladenen Flasche oder einer Batterie aus mehreren Flaschen verbindet, das zweite, indem man sich des Sinuselektrometers bedient, und dabei das Bd. 88, S. 508, d. dieser Annal, angegebene Verfahren einschlägt.

Um den Gang der Betrachtung nicht zu sehr zu unterbrechen, habe ich in dem Anhange I. die Beobachtungsweise für eine solche Curve, und zwar für die in der bald folgenden Tabelle a enthaltene, ausführlich geschildert, und

gebe hier nur die Resultate, dieses aber sogleich für drei verschiedene Ladungsapparate a, b und c, weil uns deren weitere Berechnung später dienen soll.

a. Eine gewöhnliche Leidener Flasche mit Stanniolbelegungen von etwa Quadratfufs; die Flasche in Form eines Zuckerglases.

b. Eine dicke Flasche mit engem kurzem Halse, wie sie zum Aufbewahren der Reagentien dienen. Der Hals war innen und aufsen in der Hitze mit Siegellack überzogen, die Flasche bis dahin mit Quecksilber gefüllt und ebenso aufsen mit einer zolldicken Schicht von Quecksilber umgeben. Damit die Flasche nicht schwamm, war sie durch seitlich zugespitzte eiserne Schrauben in dem cylindrischen hölzernen Troge in bestimmter Höhe festgeklemmt.

c. Eine dicke rechteckige Spiegelplatte war am Rande zwei Zoll weit von der Spiegelfolie befreit, auf der anderen Seite, der gebliebenen Folie entsprechend, mit Stanniol beklebt und der Rand beiderseitig mit Siegellack überzogen. Beim Versuche wurde sie mit der Stanniolseite auf ein Metallblech gelegt, die andere Seite aber, welche mit dem Elektrometer verbunden war, elektrisirt.

Bei diesen drei Ladungsapparaten, den beiden Flaschen a und b und der Franklin'schen Tafel c, war die eine Belegung sorgfältig abgeleitet, d. h. mit der nassen Erde des Gartens durch einen Draht verbunden. In den mit denselben Buchstaben a, b und c überschriebenen Tabellen finden sich die Resultate der Beobachtung. In der mit t überschriebenen Spalte ist die Zeit nach dem Momente der Ladung angemerkt, ausgedrückt in Sekunden. Die Spalte L, enthält die Gröfse der Ladung, wie sie vom Sinuselektrometer angegeben wurde.

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