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Krystalle proportional ist, und dafs nach allen Richtungen in den Krystallen die Drehung gleich ist, wenn die Wege des Lichtes in den Krystallen gleich lang sind. Hierbei muss ich aber bemerken, dass ich bei einigen Krystallen eine merkliche geringere Drehung gefunden habe, als bei der Mehrzahl der anderen. Die zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Lösungen gebildeten Krystalle habe ich leider nicht sortirt gehalten, daher konnte ich bis jetzt nicht entscheiden, von welchen Verhältnissen die Verschiedenheit des Drehungsvermögens abhängen dürfte.

Die meisten der von mir gemessenen Krystalle zeigten eine Drehung der Polarisationsebene von 84 Grad für jede pariser Linie Dicke, oder etwa von 33 Grad für ein Millimeter Dicke der Krystallschicht, nämlich für dasjenige gelbe Licht, welches die Complementarfarbe der teinte passage ist. Einige andere Krystalle drehten nur um 7 Grad in dem bezeichneten Falle; da die untersuchten Krystalle eine Wegeslänge von 1 bis 7 Linien dem Lichte darboten, so war der Unterschied der beiden beobachteten Drehungsgröfsen zu gross, als dass derselbe von einer Ungenauigkeit der Beobachtung oder des Polarisationsinstrumentes herrühren konnte; letzteres gewährte vielmehr eine solche Genauigkeit, dass wiederholte Beobachtungen nur um 4 Grad abwichen. Bei gleichen Dicken ist hiernach die Drehung durch chlorsaures Natron 6 mal kleiner als die durch Quarz, da dieser bei 1 Millimeter Dicke die Polarisationsebene des Gelb 24 Grad dreht; dagegen ist die Drehung durch unser Salz etwa 10 mal so grofs als durch Terpenthinöl, und etwa 5 mal so grofs als durch concentrirten Syrup.

Um das Drehungsvermögen des chlorsauren Natrons in Betreff der verschiedenen Farben zu prüfen, construirte ich eine Zuckerlösung der Art, dafs die teinte passage bei einer rechten Drehung des Zerlegers erreicht wurde, die so grofs war, als die linke Drehung eines Krystalls. Wurde das polarisirte Licht durch beide Medien nach einander geleitet, SO war das Gesichtsfeld merklich ungefärbt, und blieb

farblos während der Drehung des Zerlegers. Es würde hieraus folgen, dafs für die verschiedenen Farben das Drehungsvermögen des chlorsauren Natrons nahe dieselben Verhältnisse darbietet, als Zuckerlösung; indefs will ich diesen Punkt noch sorgfältiger untersuchen, als mir bisher möglich war.

Eine Auflösung von chlorsaurem Natron brachte keine Drehung der Polarisationsebene hervor; auch wenn nur solche Krystalle, welche nach derselben Richtung drehten, aufgelöst wurden, erfolgte keine Wirkung. Die aus einer solchen Lösung gebildeten Krystalle stimmten nicht alle mit den aufgelösten Krystallen überein, sondern waren gemischt aus beiden Arten.

Das Verhalten des bromsauren Natrons und bromsauren Kalis, welche als isomorph mit chlorsaurem Natron bezeichnet werden, habe ich mit dem Polarisationsmikroskop geprüft, und ich werde mir erlauben, darüber, sowie in Betreff einiger noch nicht erledigten Fragen bei dem chlorsauren Natron eine Mittheilung zu machen, wenn diese Arbeit mehr vollendet seyn wird ').

1) Schon vor mehren Jahren beobachtete Prof. Mitscherlich eine Wirkung des chlorsauren Natron auf das polarisirte Licht, welche von Hrn. Biot, dem er sie zeigte, den Erscheinungen der sogenannten >> Polarisation lamellaire" beigezählt wurde (Compt. rend. 1846, T. XXIII, p. 909) d. h. denjenigen Erscheinungen, welche nach seinen und nach den viel älteren Beobachtungen Brewster's (Siehe Transact. of the Roy. Soc. of Edinb. 1816) beim Alaun auftreten, und wie später der letztere Physiker gefunden (Ebendaselbst, Jahrg. 1824) am ausgezeichnetsten beim Analcim vorkommen. Diese beiden Körper krystallisiren in Formen des regulären Systems und dennoch verhält sich jede der acht Pyramiden, in welche man sich das Octaëder von seinen Flächen aus nach dem Mittelpunkt hin zerlegt denken kann, als ein besonderer mit Doppelbrechung begabter Krystall. Hr. Biot sieht diese Erscheinungen (die nach ihm beim Alaun nur auftreten, wenn derselbe ammoniakhaltig ist) als Folge einer secundären Wirkung an, als Folge des blättrigen Gefüges, und daher belegt er sie mit dem sonst eben nicht zweckmässig gewählten Namen »Polarisation lamellaire« (Compt. rend. 1841 T. XII. p. 741, 803, 871, 967 ). P.

XI. Ueber den krystallisirten Skorodit von einem neuen Fundorte; von N. v. Kokscharow.

(Mitgetheilt vom Hrn. Verf. aus d. Verhandl. der Russ. K. Mineralog. Gesells., Jahrg. 1852-1853.)

Der er Skorodit war bisher in Rufsland nur im amorphen Zustande im Nertschinskischen bekannt, wo derselbe erdige Massen bildet, und als Zersetzungsproduct des Arsenikkieses angesehen wird. Dieses Mineral findet sich aber bei uns, und namentlich bei der Beresowsker Hütte, 15 Werst von Katharinenburg im Ural, auch in schönen zu Drusen vereinigten Krystallen, welche die Wände der Höhlungen des Fahlerzes auskleiden, dafs mit Bleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies, Rothbleierz, Bleivitriol und anderen Mineralien, in Gängen von goldhaltigem Quarze zusammen vorkommt 1). Die Krystalle haben gewöhnlich bis 6 Millimeter in ihrem gröfsten Durchmesser; sie sind durchscheinend, lauchgrün und bieten ganz dieselben Krystallformen und Combinationen dar, wie die Krystalle des Skorodits aus Sachsen. Eine dieser Combinationen ist in Fig. 18 Taf. IV dargestellt und bietet folgende Formen dar:

P=P, s=2o2, d=∞ P2, m=2P∞, r=∞ĕx. Die Flächen P sind meistentheils drusig, r sind vertical gestreift, s etwas gebogen, aber d und m sind ziemlich glatt und glänzend.

Vor dem Löthrohre zeigt der Skorodit von Beresowsk, dieselben Eigenschaften und verhält sich auf dieselbe Weise zu den Flüssigkeiten, wie der Skorodit anderer Locali

täten.

1) Ich habe dieses Minaral nach einem Exemplar bestimmt, das für das Museum des Berg-Instituts unter dem Namen: »> Kupferhaltiges Weissbleierz«< kürzlich vom Ural geschickt wurde.

XII. Oberflächenänderung der Guttapercha.

Wer längere Zeit die Guttapercha angewendet hat, wird

bemerkt haben, dafs die Oberfläche einer sorgfältig gesäuberten Platte nach einigen Monaten stellenweise von einem bläulichen Hauche gefärbt ist, der sich, wenn er durch Abreiben entfernt wird, zu wiederholten Malen erneut, so lange die Platte noch biegsam ist. Bleibt die Platte Jahrelang unberührt, so erscheint ihre ganze Oberfläche matt graublau, und unter dem Mikroskope erkennt man, dafs die Färbung von einer aufserordentlich dünnen Schicht herrührt, die bei 105 facher Vergröfserung aus sehr feinen weissen Pünktchen zusammengesetzt erscheint. Diese Aenderung der Gutta habe ich bei allen Fabrikaten derselben gefunden, die nicht mit Firnifs überzogen sind: bei Röhren, Schnüren, dicken Platten von heller und dunkler Farbe, wie bei den, dem Wachstaft ähnlichen, dünnen Blättern; doch tritt sie bei der dunkelbraunen Gutta früher auf, als bei der hellbraunen, womit die folgende Erfahrung zu vereinigen ist. An einem Kasten, den ich vor 2 Jahren aus Platten einer hellbraunen Gutta zusammengelöthet hatte, sind jetzt die Wände nur stellenweise blau, hingegen die Löthfugen und alle Stellen, die der heisse Bolzen berührt hatte, mit einer dichten blauen Decke überzogen. Es folgt hieraus, dafs eine höhere Temperatur, welcher die Gutta Einmal ausgesetzt war, die Aenderung ihrer Oberfläche begünstigt, und dafs die dunkle Sorte der Guttapercha bei ihrer Bereitung einer gröfseren Hitze ausgesetzt war, als die helle. Der blaue Ueber. zug lässt sich mechanisch durch starkes Reiben der Platte mit einem Tuche gröfstentheils entfernen, chemisch und vollständig durch momentanes Eintauchen der Platte in Schwefeläther oder Terpenthinöl; Alkohol von 0,80 spec. Gew. verändert ihn nicht.

Die in der beschriebenen Weise an der Oberfläche

Jedenfalls ist die Borsäure mit der Thonerde als AlB verbunden, welche Verbindung der des borsauren Eisenoxyds analog ist. Das Kali ist mit Schwefelsäure vereinigt, das Natron mit Borsäure, und zwar wahrscheinlich zu neutralem Borax, wie es in der analogen Fällung des borsauren Eisenoxyds der Fall ist. Das gefundene Resultat indessen stimmt am besten mit folgendem berechneten:

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

nach welcher Zusammensetzung 14 Äl B mit 4 Na+6 B verbunden angenommen werden müfsten, also mit einer Mengung von einfach- und von zweifach-borsaurem Natron. Da diess indessen weniger wahrscheinlich ist, und da bei der Fällung des borsauren Eisenoxyds vermittelst des neutralen Borax in der nicht ausgewaschenen Verbindung nur neutraler Borax und nicht eine Mengung von diesem mit gewöhnlichem Borax enthalten ist, so ist folgende berechnete Zusammensetzung, obgleich sie nicht so gut mit dem gefundenen Resultate übereinstimmt, wohl die richtigere:

[blocks in formation]

Hiernach besteht der Niederschlag aus 3 (Al B+H) +(NaB+2H) gemengt mit Atom KS; er ist also análog

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