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farblos während der Drehung des Zerlegers. Es würde hieraus folgen, dafs für die verschiedenen Farben das Drehungsvermögen des chlorsauren Natrons nahe dieselben Verhältnisse darbietet, als Zuckerlösung; indefs will ich diesen Punkt noch sorgfältiger untersuchen, als mir bisher möglich war.

Eine Auflösung von chlorsaurem Natron brachte keine Drehung der Polarisationsebene hervor; auch wenn nur solche Krystalle, welche nach derselben Richtung drehten, aufgelöst wurden, erfolgte keine Wirkung. Die aus einer solchen Lösung gebildeten Krystalle stimmten nicht alle mit den aufgelösten Krystallen überein, sondern waren gemischt aus beiden Arten.

Das Verhalten des bromsauren Natrons und bromsauren Kalis, welche als isomorph mit chlorsaurem Natron bezeichnet werden, habe ich mit dem Polarisationsmikroskop geprüft, und ich werde mir erlauben, darüber, sowie in Betreff einiger noch nicht erledigten Fragen bei dem chlorsauren Natron eine Mittheilung zu machen, wenn diese Arbeit mehr vollendet seyn wird ').

1) Schon vor mehren Jahren beobachtete Prof. Mitscherlich eine Wirkung des chlorsauren Natron auf das polarisirte Licht, welche von Hrn. Biot, dem er sie zeigte, den Erscheinungen der sogenannten »>Polarisation lamellaire" beigezählt wurde (Compt. rend. 1846, T. XXIII, p. 909) d. h. denjenigen Erscheinungen, welche nach seinen und nach den viel älteren Beobachtungen Brewster's (Siehe Transact. of the Roy. Soc. of Edinb. 1816) beim Alaun auftreten, und wie später der letztere Physiker gefunden (Ebendaselbst, Jahrg. 1824) am ausgezeichnetsten beim Analcim vorkommen. Diese beiden Körper krystallisiren in Formen des regulären Systems und dennoch verhält sich jede der acht Pyramiden, in welche man sich das Octaëder von seinen Flächen aus nach dem Mittelpunkt hin zerlegt denken kann, als ein besonderer mit Doppelbrechung begabter Krystall. Hr. Biot sieht diese Erscheinungen (die nach ihm beim Alaun nur auftreten, wenn derselbe ammoniakhaltig ist) als Folge einer secundären Wirkung an, als Folge des blättrigen Gefüges, und daher belegt er sie mit dem sonst eben nicht zweckmässig gewählten Namen »Polarisation lamellaire" (Compt. rend. 1841 T. XII. p. 741, 803, 871, 967).

P.

XI. Ueber den krystallisirten Skorodit con einem neuen Fundorte; con N. c. Kokscharox. (Mitgetheilt vom Hrn. Verf. aus d. Verhandl. der Russ, K. MineralogGesells., Jahrg. 1852 — 1853.)

Der Skorodit war bisher in Rufsland nur im amorphen Zustande im Nertschinskischen bekannt, wo derselbe erdige Massen bildet, und als Zersetzungsproduct des Arsenikkieses angesehen wird. Dieses Mineral findet sich aber bei uns, und namentlich bei der Beresowsker Hütte, 15 Werst von Katharinenburg im Ural, auch in schönen zu Drusen vereinigten Krystallen, welche die Wände der Höhlungen des Fablerzes auskleiden, dafs mit Bleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies, Rothbleierz, Bleivitriol und anderen Mineralien, in Gängen von goldhaltigem Quarze zusammen vorkommt 1). Die Krystalle haben gewöhnlich bis 6 Millimeter in ihrem gröfsten Durchmesser; sie sind durchscheinend, lauchgrün und bieten ganz dieselben Krystallformen und Combinationen dar, wie die Krystalle des Skorodits aus Sachsen. Eine dieser Combinationen ist in Fig. 18 Taf. IV dargestellt und bietet folgende Formen dar:

P=P, s=2P2, d=∞ P2, m=2Px, r=∞ĕx. Die Flächen P sind meistentheils drusig, r sind vertical gestreift, s etwas gebogen, aber d und m sind ziemlich glatt und glänzend.

Vor dem Löthrohre zeigt der Skorodit von Beresowsk, dieselben Eigenschaften und verhält sich auf dieselbe Weise zu den Flüssigkeiten, wie der Skorodit anderer Locali

täten.

1) Ich habe dieses Minaral nach einem Exemplar bestimmt, das für das Museum des Berg-Instituts unter dem Namen: » Kupferhaltiges Weissbleierz kürzlich vom Ural geschickt wurde.

XII. Oberflächenänderung der Guttapercha.

Wer längere Zeit die Guttapercha angewendet hat, wird

bemerkt haben, dafs die Oberfläche einer sorgfältig gesäuberten Platte nach einigen Monaten stellenweise von einem bläulichen Hauche gefärbt ist, der sich, wenn er durch Abreiben entfernt wird, zu wiederholten Malen erneut, so lange die Platte noch biegsam ist. Bleibt die Platte Jahrelang unberührt, so erscheint ihre ganze Oberfläche matt graublau, und unter dem Mikroskope erkennt man, dafs die Färbung von einer aufserordentlich dünnen Schicht herrührt, die bei 105 facher Vergröfserung aus sehr feinen weissen Pünktchen zusammengesetzt erscheint. Diese Aenderung der Gutta habe ich bei allen Fabrikaten derselben gefunden, die nicht mit Firnifs überzogen sind: bei Röhren, Schnüren, dicken Platten von heller und dunkler Farbe, wie bei den, dem Wachstaft ähnlichen, dünnen Blättern; doch tritt sie bei der dunkelbraunen Gutta früher auf, als bei der hellbraunen, womit die folgende Erfahrung zu vereinigen ist. An einem Kasten, den ich vor 2 Jahren aus Platten einer hellbraunen Gutta zusammengelöthet hatte, sind jetzt die Wände nur stellenweise blau, hingegen die Löthfugen und alle Stellen, die der heisse Bolzen berührt hatte, mit einer dichten blauen Decke überzogen. Es folgt hieraus, dafs eine höhere Temperatur, welcher die Gutta Einmal ausgesetzt war, die Aenderung ihrer Oberfläche begünstigt, und dafs die dunkle Sorte der Guttapercha bei ihrer Bereitung einer gröfseren Hitze ausgesetzt war, als die helle. Der blaue Ueber. zug lässt sich mechanisch durch starkes Reiben der Platte mit einem Tuche gröfstentheils entfernen, chemisch und vollständig durch momentanes Eintauchen der Platte in Schwefeläther oder Terpenthinöl; Alkohol von 0,80 spec. Gew. verändert ihn nicht.

Die in der beschriebenen Weise an der Oberfläche

veränderte Guttapercha hat eine merkwürdige physikalische Eigenschaft. Die reine Gutta ist bekanntlich ein guter Isolator der Elektricität und steht so tief in der elektrischen Erregungsreihe durch Reibung, dafs sie mit fast allen Körpern gerieben stark negativ elektrisch wird. Ich kenne nur Schiefsbaumwolle, Collodium und elektrisches Papier, welche die Gutta positiv elektrisiren. Durch die Oberflächenänderung erfährt die Gutta keine Aenderung ihres Isolationsvermögens, aber sie ist dadurch hoch in der Erregungsreihe hinaufgerückt, und wird, mit fast allen Körpern gerieben, stark positiv elektrisch. Nur mit Glimmer, Diamant und Pelzwerk gerieben, habe ich sie negativ erhalten Reinigt man die eine Fläche einer alten Guttaperchaplatte mittels Schwefeläther, so besitzt man eine Platte, deren blaue Fläche mit der Hand, Leinwand, Glas, Bergkrystall, der Fahne einer Feder, Flanell leicht gerieben, stark positiv, und deren braune Fläche mit denselben Reibern stark negativ wird.

war.

Die Veränderung der Gutta hat ohue Zweifel in der, durch Einfluss der Luft und Wärme bewirkten, Ausscheidung eines Bestandtheiles der Masse ihren Grund. Ich verdanke Hrn. Heinrich Rose zwei Präparate, die aus absolutem Alkohol gewonnen wurden, der in Berührung mit Guttapercha lange Zeit im Kochen erhalten worden Das eine Präparat, ein grauweisses leichtes Pulver, das aus dem heifsen Alkohol bei längerem Erkalten sich von selbst abgeschieden hatte, erschien bei 300 facher Vergröfserung aus kugligen Körpern mit rauher Oberfläche zusammengesetzt. Bis 100° C. erhitzt, blieb das Pulver unverändert, bei höherer Temperatur schmolz es zu einer dunklen öligen Flüssigkeit, die zu einer schwärzlichen vielfach zerklüfteten Masse erstarrte. Diese Masse, nach der vollständigen Erkaltung mit Flanell gerieben, wurde entschieden positiv elektrisch, und erhielt diese Eigenschaft, wenn sie dieselbe verloren hatte, durch Umschmelzen wieder. Die geringe Menge des Pulvers hinderte, daraus das weisse krystallisirbare Harz darzustellen, das Payen aus einem sol

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chen Pulver ausgeschieden hat (Compt. rend. t. 35, p. 114) Das zweite Präparat, ein gelbes amorphes Harz, das durch Abdestilliren des Alkohols erhalten worden war, enthielt Alkohol und konnte, da es deshalb noch bei 1° C. weich und klebend blieb, nicht untersucht werden. Die Untersuchung der von Payen aus der Guttapercha dargestellten Harze in Bezug auf ihre elektrische Erregbarkeit dürfte in zwiefacher Hinsicht interessant seyn, da wir bisher keinen vegetabilischen Stoff von so eminent positiver Erregbarkeit kennen, wie sie die veränderte Oberfläche der Gutta zeigt, und ferner die Bildung der blauen Schicht mit der unglücklichen Aenderung der Guttapercha in eine spröde zerbrechliche Masse zusammenzuhangen scheint.

P. Riefs.

XIII. Versuche über die künstliche Erzeugung von Polychroïsmus in krystallisirten Substanzen; von H. de Sénarmont.

(Auszug aus den Compt. rend. T. XXXVIII. p. 101.)

Der bei vielen Mineralien und Kunstproducten vorkommende Polychroïsmus besteht wie bekannt darin, dafs die farbigen Elemente der beiden Lichtstrahlen, welche aus der Doppelbrechung entspringen, im Innern des Krystalls eine ungleiche Auslöschung erfahren, so dafs ein einfallender Faden von weifsem und natürlichem Licht sich beim Aus. treten in zwei Fäden zerfällt erweist, die nicht allein gegeneinander rechtwinklich polarisirt, sondern auch verschieden gefärbt sind. Es kann dabei die Frage aufgeworfen werden, ob diese sonderbare Eigenschaft der Substanz.des Krystalls im eigentlichen Sinne angehöre, oder nur von einem in den Zwischenräumen derselben verbreiteten Farbstoff ausgehe. Diese Frage veranlafste den Verf., Versuche zur künstlichen Hervorbringung des Polychroïsmus anzustellen,

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