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anzuerkennen, gelangen wir zu der Ueberzeugung: dass der Ophit, analog dem Speckstein, Verdrängungs-Pseudomorphosen habe bilden können. Granitgänge, welche in der Waldheimer Gegend im Serpentin aufsetzen, zeigen sich oftmals so zu sagen serpentinisirt, indem ihre Masse vorzugsweise aber der Feldspath derselben mehr oder weniger durch Serpentin verdrängt wurde. Eine beginnende Verdrängung des Feldspaths durch Neolith lässt sich zu Arendal beobachten.

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Noch bei mehreren anderen Afterbildungen erscheint es zweifelhaft, ob die Stellung als Umwandlungs - Pseudomorphosen, welche sie in der Blum'schen Classification einnehmen, eine richtige sey; so z. B. beim Talk nach Magnesit, Chiastolith, Disthen, Couzeranit, Feldspath und Pyrop, beim Chalcedon nach Datolith, Kalkspath nach Gyps, Glimmer nach Quarz, Beryll u. s. w., ferner (in einer anderen Beziehung) beim Buntkupfererz nach Kupferglanz, Kupferkies nach Kupferglanz u. s. w. In den meisten dieser Fälle bedarf es noch wiederholter und fortgesetzter Beobachtungen, um zu einer richtigen Auffassung ihrer Genesis zu gelangen. Keinesfalls will ich aus diesen Classifications - Differenzen, welche durch ihre Beziehungen zur Bildungsart gewisser Pseudomorphosen von Wichtigkeit sind, einen Vorwurf gegen Blum's, im hohen Grade schätzenswerthe Bemühungen ableiten; es kann mir diefs um so weniger einfallen, als ich meinen der Blum'schen Theorie hier gegenübergestellten Ansichten keine unumstöfsliche Gewissheit, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit beimesse, welche durch spätere Forschungen möglicherweise wieder abnehmen kann. Nur so viel scheint mir gewifs, dafs man bei Untersuchungen auf einem so dunklen Gebiete wie das der Pseudomorphosen nicht einseitig zu Werke gehen, sondern jeden Lichtstrahl beachten müsse, von welcher Seite derselbe auch kommen mag. Ohne daher den Zweck zu haben, gegen einzelne Forscher zu Felde zu ziehen, und ohne so manchen ausgezeichneten Leistungen auf diesem Gebiete die Anerkennung zu versagen,

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sondern nur in der Absicht eine dem Gegenstande angemessene Forschungsweise zur möglichst allgemeinen Anwendung zu bringen, will ich mir erlauben, noch auf einige der schwachen Seiten unserer bisherigen Kenntnifs mancher Pseudomorphosen aufmerksam zu machen.

Bei nicht wenigen Afterbildungen wurden die chemischen Verhältnisse nicht mit der nothwendigen Sorgfalt und Schärfe berücksichtigt. Pseudomorphe Substanzen werden mit dem Namen Speckstein, Talk, Steinmark, Serpentin u. s. w. aufgeführt, ohne dafs chemische Untersuchungen hinreichend für eine solche Annahme bürgen. Bei einigen glimmerähnlichen Mineralien wird angenommen, dafs sie die Zusammensetzung eines normalen Glimmers besitzen; Aehnliches geschieht beim Pinit und einigen anderen Species. Wenn es schon bei gewöhnlichen Mineralbestimmungen oftmals mifslich genug ist, Species blofs nach äufseren Charakteren erkennen zu wollen, so kann man bei Pseudomorphosen, wie die Erfahrung schon häufig gelehrt hat, hierin nicht mifstrauisch genug seyn. Der AspasiolithCordierit den auch ich in gewisser Beziehung für eine Art von Pseudomorphose halte wurde mir in Norwegen von einem der ersten Auffinder desselben als eine Pseudomorphose von »>Serpentin nach Quarz« gebracht. In der That haben Aspasiolith und Serpentin, trotz ihrer sehr wesentlichen chemischen Verschiedenheit, die gröfste äussere Aehnlichkeit mit einander. Auch in Bezug auf die Krystallform pseudomorpher Gebilde liefse sich mehr als ein Beispiel anführen, wo man sich bei der mineralogischen Diagnose mit einer nicht eben streng nachgewiesenen FormAehnlichkeit begnügt hat. Und endlich wäre es zu wünschen, dafs man dem Vorkommen der Pseudomorphosen, d. b. ihren nachbarlichen Verhältnissen in situ, eine ganz besondere Aufmerksamkeit widme ').

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1) Fournet, in seinem interessanten und lehrreichen Aufsatze Histoire de la Dolomie (Extrai des Ann. de la Soc. royale d'agriculture, histoire naturelle et arts utiles de Lyon. 1847) p. 114, spricht sich hierüber folgendermassen aus. » Matheureusement les pseudomor

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Indem ich in dem Folgenden einige Beobachtungen aus dem Gebiete der Pseudomorphosen mittheile, will ich dadurch besonders zeigen, dafs diefs Gebiet manche bisher wenig beachtete Erscheinungen in sich schliefst, welche es wohl verdienten mehr berücksichtigt und näher studirt zu werden.

I. Paramorphosen.

Der zuerst und fast gleichzeitig von Dana ') und W. Stein 2) aufgestellte Begriff des Allomorphismus (Dana) oder Paramorphismus ist ein durchaus naturgemäfser. Sowohl die Chemie als die Mineralogie kennt Krystallgebilde, welche diesem Begriffe entsprechen. Eins der instructivsten Beispiele einer Paramorphose bietet uns der Schwefel. Die monoklinoëdrischen Schwefelkrystalle verlieren bekanntlich ihre Durchsichtigkeit sehr bald, indem sie sich unter Beibehaltung ihrer äusseren Form

in ein krystallinisches Aggregat von rhombischem Schwefel umwandeln 3). Ein derartig veränderter Krystall ist insoweit eine Pseudomorphose, als sich in ihm rhombischer Schwefel in der äusseren Form des monoklinoëdrischen Schwefels darstellt. Allein er weicht darin von jeder gewöhnlichen Umwandlungs-Pseudomorphose ab: dass bei jener Umwandlung ein wägbarer Stoff weder aus ihm entfernt, noch von ihm aufgenommen wurde. Unter Paramorphose verstehen wir

phoses n'ont pas toujours été soumises à des essais convenables; on leur devait au moius l'honneur d'un coup de chalumeau, et l'on a trouvé plus commode de s'en tenir aux caractères extérieurs si souvent trompeurs. En outre, ici comme dans d'autres circonstances, les collecteurs de ces sortes de produits n'ont pas assez tenu comte de leurs associations; ils ne se sont presque jamais inquiétés de faire l'histoire de la localité, histoire qui ne peut guère se deduire de l'aspect des échantillons. Wenn auch dieser Ausspruch für die Gegenwart. zu streng seyn mag, so ist jedenfalls auch jetzt noch so manches Wahre darin.

1) Silliman's Journ. Vol. 48, p. 81.

2) v. Leonhard und Bronn's Jahrb. 1845, S. 395.

3) Marchand und Scheerer, über den Dimorphismus des Schwefels, in Erdm. Journ. f. prakt. Chem. Bd. 24, S. 129.

daher das Product einer blofsen, innerhalb der Gränzen des betreffenden Krystalls vorgegangenen Atom- Umsetzung, während jede andere Pseudomorphose durch eine über jene Gränzen hinausgehende Atom-Wanderung entstand. Diesen Begriffs - Unterschied festzuhalten, dürfte nicht unwichtig seyn. Es wird dadurch der erste Lichtstrahl auf einige der räthselhaftesten Pseudomorphosen geworfen, deren Verhältnisse des Vorkommens eine Stoff-Wanderung als völlig unerklärlich erscheinen lassen.

Paramorphosen kommen, was künstlich erzeugte Krystalle betrifft, aufser beim Schwefel, noch bei einigen anderen dimorphen Körpern vor, wie z. B. bei der arsenigen Säure und dem Jodquecksilber.

Von paramorphen Gebilden des Mineralreichs ist Folgendes anzuführen. Kalkspath nach Arragonit. Aus Kalkspath bestehende, aber äufserlich in der Arragonitform auftretende Krystalle wurden zuerst von Mitscherlich, später mehrfach von Haidinger beobachtet. G. Rose wies durch Versuche nach, dass Arragonit durch schwache Rothglühhitze sich in Kalkspath umwandelt. Strahlkies nach Schwefelkies, aus der Braunkohlenformation von Liebnitz in Böhmen, hat Blum, und Schwefelkies nach Strahlkies, von Rodna in Siebenbürgen, hat Sillem beschrieben. Das Nähere über diese drei Gebilde findet man in Blum's bekanntem Werke. Ferner dürften hierher gehören:

A. Hornblende nach Augit.

Gustav Rose's schöne Beobachtungen über den Uralit eine Hornblende mit der äufsern Form des Augit lassen verschiedene Deutungen hinsichtlich der Entstehung dieses Minerals zu. G. Rose selbst und Blum sind geneigt, den Uralit für eine durch Austausch von Bestandtheilen vor sich gegangene Umwandlungs-Pseudomorphose nach Augit zu halten. Es wäre jedoch möglich, dafs der Uralit ein paramorphes Gebilde ist; freilich alsdann ganz eigener Art. Die Hornblende-Substanz für dimorph zu erklären und anzunehmen, dafs sie, aufser in ihrer gewöhn

lichen Krystallform, unter gewissen Umständen in einer andern Form und zwar in der des Augit aufzutreten vermöge, erscheint insofern nicht verwerflich, als der Isomorphismus (Homöomorphismus) zweier Körper von einem Verhältnisse der chemischen Constitution

wie R3 Si2+R Si (Hornblende)

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nach jetzigen Erfahrungen nicht ohne Analogie dastehen würde. Berthier, Mitscherlich und G. Rose haben überdiefs gezeigt, dafs Hornblende durch Schmelzen die Form und Structur des Augits annimmt. Rammelsberg (in seinem Handwörterbuch des chem. Theils der Mineralogie) hat schon vor längerer Zeit dargethan: dass gewisse, ihrer äusseren und inneren Form nach, entschiedene Augite

z. B. der krystallisirte schwarze (thonerdefreie) vom Taberg, nach H. Rose's Analyse; der braune von Pargas, nach Nordenskjöld, und der schwarze aus dem Basalttuff der Azoren, nach Hochstetter die chemische Zusammensetzung der Hornblende haben. Zugleich macht Rammelsberg darauf aufmerksam: dass der (amphibolitische) Strahlstein aus Pensylvanien die chemische Mischung des Augit besitze. Dasselbe scheint nach meiner Beobachtung ') bei einem Schwedischen (wasserhaltigen) Strahlstein der Fall zu seyn. Wenn nun endlich Arppe gezeigt hat, dafs gewisse normal krystallisirte Hornblenden von Gulsjö, Fahlun und Cziklowa nach der Formel

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zusammengesetzt sind, so erscheint es allerdings wohl nicht mehr zweifelhaft, dafs hier ein Fall des polymeren (oder heteromeren) Isomorphismus vorliegt; und dafs die Verbindung

mR3 Si2+n R Si

wenigstens in den Fällen gleiche oder ähnliche Krystallform anzunehmen vermöge, in welchen:

1) Pogg. Ann. Bd. 84, S. 382.

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