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angerufen werden, um den Unterschied zwischen den Resultaten des Hrn. Baudrimont und denen meiner Versuche zu erklären. Zwar hat dieser Beobachter, unter den Ursachen, welche die Höhe des von dem Streifen erzeugten Tons merklich abändern können, den Druck bezeichnet, mit welchem das Ende des Streifens eingeklemmt ist. Ich habe als ich den Stab von 52mm,0 Länge schwingen liefs, um den Tou à zu erhalten, gleichfalls die Wirkung dieser Fehlerquelle bemerkt, welche dahin geht, den Ton mit Zunahme des Drucks zu erhöhen. Nähme man an, dass der Effect einer gleichen Druckzunahme auch merklich wäre bei den Schwingungen der Stäbe von 10 bis 20 Centimeter Länge, welche bei den ersten Versuchen schwangen und tiefe Töne gaben, deren Veränderungen in der Höhe ziemlich schwierig wahrzunehmen gewesen waren, so scheint es sonderbar, dafs bei diesen Versuchen eine durch den Druck bewirkte Erhöhung genau compensirt seyn sollte von den Abweichungen, die aus der Mangelhaftigkeit des Gesetzes der Elasticität der Stäbe entspringen.

Uebrigens suchte ich schon aus Grundsatz jede Anomalie zu entfernen, die aus der Art der Uebertragung der Schwingungsbewegung der Stäbe zu dem ihre Enden einklemmenden Kupferstücken entspringen konnte. Diese Stücke waren auf der Holzscheibe wohl festgeschraubt, und vermöge ihrer Dimensionen hinreichend stark; jedes derselben hatte auf der Innenseite eine tiefe Furche, und in diesen Furchen wurde das Ende der Stäbe durch die zum Zusammendrücken der Stücke bestimmten Schrauben vollkommen eingeklemmt. Die Scheibe besafs durch ihre Gröfse und Dicke, so wie durch die Beschaffenheit des Holzes, eine hinreichende Masse, um gegen die Schwingungsbewegung der Stäbe unempfindlich zu seyn.

Die Combination der Vibrations- und der Rotationsbewegung würde bei mehren Untersuchungen Anwendung finden, so z. B. in der Industrie zur Bestimmung der Steife eines Metallstabes. Bestimmte man nämlich bei einem grofsen Stabe (verge) die Anzahl n seiner Schwingungen in ei

ner Sekunde in ähnlicher Weise wie bei den dünnen Stäben (aiguilles), und setzte den Werth von n in die allgemeine Formel, so würde man, da alle übrigen Factoren bekannt sind, für die Steife (rigidité) des Stabes erhalten:

[blocks in formation]

Das auf die Combination der beiden Bewegungen gegründete Verfahren würde ferner erlauben, die Schwingungen gespannter Saiten sichtbar zu machen. Das Mittel, welches sich am einfachsten darzubieten scheint, um einer Saite gleichzeitig die beiden Bewegungen mitzutheilen, bestände darin, dafs man sie mit dem einen Ende an einen festen Punkt aufhinge und an dem andern mit einem Gewichte beschwerte. Liefse man sie nun pendeln, während man sie zugleich in Schwingungen versetzte, so müsste man diese Schwingungen während eines Pendelganges durch isolirte Bilder der Saite wahrnehmen können. Da indefs die Maximum - Geschwindigkeit einer Pendelschwingung insgemein sehr schwach ist gegen die der Querschwingungen, so würde die Wahrnehmung deutlicher Bilder nur bei einem gewöhnlichen Faden stattfinden, der ziemlich rasch und bei schwacher Spannung vibrirte.

Um die Querschwingungeu einer Saite gehörig zu untersuchen, wäre die beste Einrichtung die: dafs man auf einer lothrechten Rotationsaxe den Kasten eines gewöhnlichen Sonometers horizontal gut befestigte, und zwar so, dafs die lineare Verlängerung der Axe durch den Punkt ginge, wo die auf dem Sonometer ausgespannte Saite auf dem Stege liegt. Die Querschwingungen der Saite wären dann bei jeder Umdrehung durch ein Anschlagsstück hervorzurufen, in ähnlicher Weise wie bei den elastischen Stäben.

Für gewisse Versuche würde es vortheilhaft seyn, die Saite durch Reibung an ein kleines winkelrecht gegen sie auf dem Sonometer angebrachtes Holzrad in Schwingung zu versetzen, ganz in ähnlicher Weise wie bei der Leier. Die Bewegung des Rades könnte begreiflicherweise mittelst

eines sehr einfachen Räderwerks durch die Rotation des Sonometers selbst bewerkstelligt werden. Bei dieser Einrichtung könnte man die Saite an einem Theil ihrer Länge schwingen lassen, welcher gesondert wäre durch einen Steg von dem andern, wo das Rad seine Reibung ausübte.

Obgleich ich nach diesem Verfahren keinen Versuch angestellt habe, so ist es doch nicht zweifelhaft, dafs er gelingen werde. Die folgende Thatsache wird es unwi derleglich beweisen, wenn nicht schon die ähnlichen Versuche mit elastischen Stäben diefs voraussehen liefsen. Wenn man einer Geige, während eine ihrer Saiten schwingt, eine rasche Translationsbewegung mit der Hand ertheilt, so sicht man deutlich isolirte Bilder der Saite.

Auch ohne Translationsbewegung sieht man die gesonderten Bilder einer schwingenden Saite sehr gut, wenn man sie durch Reflexion in einem Spiegel betrachtet, dem die Hand eine schwingende Bewegung ertheilt.

Endlich könnte dasselbe Verfahren auch angewandt werden, um die Schwingungen einer zugleich in Translations und Vibrationsbewegung begriffenen Platte sichtbar zu machen. Liefse man nämlich eine Metallscheibe um einen ihrer Durchmesser rasch rotiren, während sie winkelrecht gegen ihre Oberfläche vibrirt, so würde man gewifs Bilder von dem kreisrunden Umrifs dieser Scheibe erblicken und zwar nach den Meridianen der durch die Rotationsbewegung beschriebenen Kugel.

IX.

Ueber die isomerischen Modificationen des Schwefelantimons; von Heinrich Rose.

Die isomerischen Modificationen einer Verbindung sind um so lehrreicher, je einfacher dieselbe zusammengesetzt ist. Man kann hierbei die Frage aufwerfen, ob die ungleiche Anordnung der einfachen Atome die Ursache der Isomerie sey, oder ein verschiedener allotropischer Zustand der Elemente selbst, aus denen der zusammengesetzte Körper besteht.

Unter den Schwefelmetallen finden sich mehrere, von denen man, je nachdem sie auf nassem oder trocknem Wege erzeugt worden sind, isomerische Modificationen schon lange kennt. Am bekanntesten unter ihnen sind die Schwefelverbindungen des Quecksilbers und des Antimons, die durch ihre ganz verschiedene Färbung sich auszeichnen. Von beiden Metallen kennt man bekanntlich schwarze und rothe Schwefelverbindungen von derselben Zusammensetzung, und es ist auch bei ihnen bisweilen geglückt, die eine Modification in die andere zu verwandeln.

Schon seit längerer Zeit habe ich Bemerkungen über die Umwandlung des Schwefelantimons in isomerische Modificationen zu sammeln Gelegenheit gehabt, die mir zum Theil neu, zum Theil bisher wenig beachtet zu seyn scheinen.

I. Schwarzes Schwefelantimon.

Dasselbe kommt bekanntlich in der Natur krystallisirt als Grauspiesglanzerz (Antimonglanz) vor. Aber von derselben Beschaffenheit erhält man es auch, wie man weifs, wenn Schwefel mit Antimon zusammengeschmolzen, und die geschmolzene Masse langsam erkaltet wird.

Uebereinstimmend mit den bisherigen Angaben wurde das specifische Gewicht von einem durch Zusammenschmelzen erhaltenen Schwefelantimon, das frei von fremden Schwe

felmetallen war, und das zu allen den folgenden Versuchen benutzt wurde, zu 4,614 gefunden. Zu einem sehr feinen Pulver gerieben, war die Dichtigkeit desselben 4,641 (Temperatur 16o C., bei welcher auch alle andere DichtigkeitsBestimmungen, deren weiter unten Erwähnung gethan wird, angestellt wurden).

Das krystallisirte Schwefelantimon giebt fein zerrieben kein krystallinisches Pulver. Bei der mikroskopischen Besichtigung erscheint dasselbe glasartig. Das Pulver, selbst das feinste, ist schwarz. Auch der Strich der Stücke auf unglasirtem weifsen Porcellan ist vollkommen schwarz, ohne den mindesten Stich ins Braune oder ins Rothe.

Das krystallisirte Schwefelantimon ist ein Leiter der Elektricität, auch als feines Pulver. Zu diesen und allen folgenden Untersuchungen wurde das Bennet'sche Goldblatt - Elektrometer angewandt.. Um die Leitungsfähigkeit des Pulvers zu untersuchen, wandte ich die Methode an, deren sich Hr. Riefs seit längerer Zeit bedient'). Das Pulver wird bei dieser Untersuchung in eine Glasröhre gebracht, welche an einem Ende durch eine angeschraubte Messingplatte verschlossen ist. Durch das andere Ende geht vermittelst eines Korkes eine stählerne Nadel, welche verschiedenen Tiefen in das Pulver gesenkt wird, das in der Glasröhre leicht erhitzt werden kann, um aus demselben alles Wasser zu entfernen, und um das Glas selbst weniger leitend zu erhalten.

zu

II. Rothes Schwefelantimon.

1) Rothes Schwefelantimon, durch schnelles Abkühlen des geschmolzenen schwarzen erhalten. Fuchs ) hat angegeben, dafs wenn man krystallisirtes Schmefelantimon in einem dünnen Glase schmelzt, eine Zeitlang im Flufs erhält, und dann so schnell wie möglich sammt dem Glase in eiskaltes Wasser wirft, man amorphes Schwefelantimon von röthlich-braunem Pulver erhalte. Durchs Schmelzen 1) Pogg. Ann. Bd. 64, S. 53. 2) Pogg. Ann. Bd. 31, S. 578.

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