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XI.

Ueber die Zusammensetzung des nordamerikanischen Spodumens; von C. Rammelsberg.

In einer kürzlich publicirten Abhandlung) habe ich die

chemische Zusammensetzung des Petalits und Spodumens schärfer zu bestimmen gesucht, als es bisher geschehen war. Aus meinen eigenen Analysen sowohl als aus den früheren von Hagen hatte sich ergeben, dafs im Spodumen von Utö und aus Tyrol der Sauerstoff der Alkalien, der Thonerde und der Kieselsäure 1:4:10 angenommen werden müsse, dafs das Mineral folglich aus Bisilikaten, der Formel R3 Si2+4 Al Si entsprechend, zusammengesetzt ist.

Diesem Resultat widersprachen jedoch die Analysen, welche Brush mit zwei amerikanischen Spodumenvarietäten, von Norwich und Sterling, angestellt hat, weil das Mineral danach nur 62-63 Proc. Säure enthält, während Arfvedson, Regnault, Hagen und ich stets 65 bis 66 Proc. gefunden haben. Da aufserdem die Richtigkeit der so wichtigen Alkalibestimmung (sie geschah indirect, und das Kali wurde ganz übersehen) keineswegs verbürgt erschien, so habe ich die Richtigkeit dieser Analysen in Zweifel ziehen zu müssen geglaubt, und die von Brush vorgeschlagene Formel, welche der des Leucits analog ist, vorläufig nicht angenommen.

Durch Hrn. Dr. Krantz in Bonn erhielt ich später eine ansehnliche Menge Spodumen von Sterling, Massachusets, und bin jetzt im Stande, einige Versuche mit demselben beschreiben zu können.

Die Exemplare besitzen nicht das schöne frische Ansehen des Spodumens von Utö. Sie sind weifs, gelblich oder bläulich grau gefärbt, wenig glänzend, von feinen Spalten durchsetzt, und in diesen, wie an manchen Stellen

1) Diese Annalen, Bd. 85, S. 544.

der

der Oberfläche mit zarten Glimmerblättchen, so wie auch mit gelben Flecken von Eisenoxydhydrat überzogen. Die ganze Erscheinung des Minerals macht den Eindruck, als sey es nicht mehr ganz frisch, und die Analyse dient dieser Vermuthung nicht wenig zur Stütze.

Das spec. Gew. fand ich =3,073. Brash giebt das der Varietät von Norwich = 3,18 an. Die Varietäten von Utö und Tyrol wiegen nach meinen Versuchen 3,13.

In dem Folgenden ist a eine Analyse mittelst kohlensauren Natrons, b mittelst Fluorwasserstoffsäure. Ich mufs bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dafs die Thonerde immer etwas Alkali, insbesondere Lithion enthält, auch wenn sie gut ausgewaschen ist. Man mufs sie nach dem Glühen mit Wasser behandeln, und erhält dann eine alkalisch reagirende Flüssigkeit, welche an der Luft Thonerde fallen läfst. Sie wurde mit Chlorwasserstoffsäure neutralisirt, im Wasserbade abgedampft und dann durch Ammoniak zerlegt. Das Filtrat enthält dann stets Chlorlithium. Der Gang der Analysen ist schon früher angegeben.

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Hagen hatte in dieser Varietät schon früher die Menge der beiden Hauptbestandtheile bestimmt. Er fand 65,25 Kieselsäure und 27,55 Thonerde, also genau dieselben Mengen wie ich. Die Kieselsäure, welche auch Bowen in dem Spodumen von Conway, Massachusets, = 65,3 Proc. angiebt, stimmt folglich mit der in den europäischen Spodumenen gefundenen vollkommen überein, und auch die Menge der Thonerde weicht wenig ab von derjenigen, Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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welche namentlich die Analysen mittelst kohlensauren Natrons bei allen übrigen Varietäten geliefert haben.

Allein der amerikanische Spodumen ist ärmer an Lithion und Natron, und enthält 4,5 Proc. Kali, welches, wie ich mich überzeugt habe, nicht durch die Reagentien hineingekommen ist. Das Sauerstoffverhältnifs von R: Al: Si ist 0,77: 3,8: 10, während es 1:4:10 seyn sollte. Ich bin der Ansicht, dafs es ursprünglich auch so war, dafs das Mineral aber, wie schon sein Ansehen zeigt, etwas verwittert ist, und dafs der Anfang der Glimmerbildung hier, gleichwie in vielen anderen Fällen (Turmalin von Rozena, Cordierit- und Skapolith - Pseudomorphosen) sich eben durch das Auftreten des bedeutenden Kaligehalts zu erkennen giebt, während das sauerstoffreiche Lithion und das Natron theilweise ausgelaugt sind.

Man darf hiernach wohl annehmen, dafs auch der amerikanische Spodumen, wo er sich ganz unverändert findet, dieselbe Zusammensetzung wie der europäische habe.

XII. Ueber die Verbindungen der beiden Säuren des Selens mit den beiden Quecksilberoxyden, und das natürliche selenigsaure Quecksilberoxydul (Onofrit); von Friedrich Köhler.

(Auszugsweise aus dem Osterprogramme der Berliner Gewerbeschule vom Verf. mitgetheilt.)

Unsere Kenntnifs der Verbindungen der Selensäuren mit

den Quecksilberoxyden beschränkte sich bisher auf die des neutralen selenigsauren Quecksilberoxyduls und des neutralen und sauren selenigsauren Quecksilberoxyds, welche sämmtlich Berzelius ') dargestellt und beschrieben hat.

Durch eine nähere Untersuchung von Quecksilbererzen 1) Lehrbuch, 5. Ausg. S. 890 und 905.

von San Onofrio in Mexico, die der verstorbene Hr. Carl Ehrenberg mitgebracht hatte, und unter denen ich selenigsaures Quecksilberoxydul auffand, wurde mir Veranlassung geboten, auch die bisjetzt noch nicht beschriebenen selensauren Quecksilbersalze der Vergleichung wegen darzustellen, wodurch dann die in Folgendem mitgetheilte Arbeit entstand.

Ueber die angewandten analytischen Methoden bemerke ich nur, dass das Quecksilber durch Schwefelwasserstoff aus der Chloridauflösung niedergeschlagen und aus dem Gewicht des im Wasserbade getrockneten Schwefelquecksilbers (Hg) berechnet; ferner dafs das Selen bald mittelst schwefligsauren Alkalis reducirt, bald als selensaure Baryterde gefällt wurde.

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Der Wassergehalt wurde durch Erhitzen des Salzes in einem trocknen Luftstrom, Auffangen der Wasserdämpfe in Chlorcalcium, directe und indirecte Wägung bestimmt; die Leichtzerzetzbarkeit der untersuchten Verbindungen aber und der Umstand, dafs das letzte Wasser erst entweicht, wenn an einer andern Stelle schon Zersetzung beginnt, giebt den Wasserbestimmungen eine unvermeidliche Unsicherheit.

1. Selenigsaures Quecksilberoxydul. Dieses schon von Berzelius beschriebene Salz wurde durch Fällung von selenigsaurem Natron mit salpetersaurem Quecksilberoxydul erhalten. Es bildet ein weifses, am Lichte unveränderliches Pulver, das weder unter der Luftpumpe, noch im Wasserbade einen Gewichtsverlust oder eine Farbenveränderung erleidet. Bei stärkerem Erhitzen giebt es eine sehr geringe Wassermenge, wird strobgelb, entwickelt gelben Rauch, indem unter theilweiser Zersetzung des Salzes sich Quecksilber und selenige Säuren sublimiren, und schmilzt zuletzt zur dunkelbraunen Flüssigkeit, die sich unter Sieden vollständig verflüchtigt und in Gestalt von braunen, beim Abkühlen durchsichtigen und hellbernstein- oder schwefelgelb werdenden, amorph erstarrenden Tropfen sublimirt, ein von Berzelius angegebenes sehr charakteristisches

Verhalten. Es wird von Wasser nicht angegriffen, ist in kalter Salpetersäure unlöslich, dagegen vollkommen löslich in heifser, wird durch Salzsäure roth von ausgeschiedenem Selen und durch Kalilösung schwarz.

Seiner Mischung nach ist es Hg Se.

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Das wasserfreie Salz fand ich als stroh- bis citronengelbe erdige Masse, meist wenig gemengt mit Quecksilberhornerz, an den oben erwähnten Quecksilbererzen von San Onofrio, die Gangstücke zu seyn schienen, in denen Kalkspath mit zerfressenem Quarz durchwachsen ist und worin das von H. Rose 1) analysirte Schwefelselenquecksilber, etwas Zinnober, viel gediegenes Quecksilber, Quecksilberhornerz und selenigsaures Quecksilberoxydul (Onofrit) eingesprengt vorkommen.

Das chemische Verhalten des Onofrits auf nassem und trocknem Wege stimmte vollkommen mit dem oben angegebenen des gelben selenigsauren Quecksilberoxyduls überein. Eine. Analyse des Mineralgemenges, worin der Onofrit vorkommt, ergab:

3,529 selenigsaures Quecksilberoxydul 56,987 Quecksilberchlorür

31,225 gediegenes Quecksilber

4,390 Kalkspath

3,236 Quarz
Spur Silber

99,367.

2. Saures selenigsaures Quecksilberoxydul. Es entsteht dieses Salz aus dem neutralen, wenn letzteres geschmolzen (was bei 180° C. erfolgt), und über seinen Schmelzpunkt erhitzt wird. Es bildet eine dunkel ziegelrothe, undurchsichtige, im Bruche krystallinisch strahlige Masse, dem Fünffachschwefelkali ähnlich, vom specifischen Gewichte 1) Diese Annalen, Bd. 46, S. 315.

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