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Ueberschrift: » Ueber die Erscheinungen bei geschlossenen Elektromagneten « im 1sten Stück 1852 Bd. 85 bekannt ge

macht hat.

Der Inhalt dieser Mittheilung darf allen denen als ein Leitfaden dienen, welche eine erweiterte practische Anwendung des Elektromagnetismus erstreben, und es war mir erfreulich, dafs hierdurch zugleich mein Versuch seine volle Rechtfertigung findet.

XIV. Bemerkungen in Beziehung auf die Temperaturverhältnisse des Peifsenberges; con Herm. Schlagintweit.

Gesetzt der Radius der Erde würde um ein Tausendstel vergrössert, ohne dafs dadurch an der Oberfläche weder die Gestalt der Meere und Continent noch die gegenseitigen Höhenverhältnisse einzelner Theile verändert würden, so hätte eine solche Vergröfserung des Radius auf die Temperatur der Luft gewifs ungemein wenig Einfluss. Und doch wäre dadurch die Oberfläche der Erde in eine Entfernung vom Mittelpunkte (d. h. in eine Höhe) versetzt, die jetzt Berge von 19,000, bis 20,000 Fufs einnehmen.

Die Luft in der Nähe hoher Gipfel ist deswegen kalt, weil sie von der allgemeinen Oberfläche der Erde, der vorzüglichsten Quelle für atmosphärische Wärme, entfernt ist. Auf den Gipfeln selbst kann die Besonnung nur auf eine kleine Oberfläche wirken, zugleich wird ihnen die Wärme der Erde weniger zugeleitet. Die geringe Menge der Luft, welche also hier in Berührung mit dem Boden erwärmt wird, verschwindet fast spurlos in der ungleich gröfsern Masse der kalten Luft, welche solche Gipfel umgiebt.

Es vereinen sich mit dem Einflusse der insolirten Ober

fläche noch viele andere, verschiedenartige Ursachen, welche die unteren Schichten der Atmosphäre erwärmen, die oberen erkalten. Aber in Beziehung auf die Gröfse ihres Einflusses ist die Wirkung der Besonnung auf eine Oberfläche festen Gesteines bei weitem die wichtigste.

Tritt nun, wie es an ausgedehnten Theilen der Erde wirklich der Fall ist, eine partielle aber weit verbreitete Erhöhung der Oberfläche ein, so mufs an so gestalteten Stellen die Luft weit mehr erwärmt werden, als in der Nähe isolirter Gipfel von gleicher Höhe.

Eine partielle Erhöhung der Erdoberfläche findet im Allgemeinen entweder in der Form von Plateaux oder von Gebirgen statt; weit seltener treten ganz einzeln stehende Berge auf. Hr. v. Humboldt hat bekanntlich zuerst die Wichtigkeit der Plateaux für die elementaren Verhältnisse nachgewiesen, indem er die grofsen Temperaturverschiedenheiten zwischen dem Rande und den centralen Theilen von Quito entdeckte.

Auch für grofse Gebirge, obwohl sie, von Thälern mannigfach durchschnitten, weniger fähig sind sich zu erwärmen als ununterbrochene Plateaux, findet, wie ich glaube, etwas ganz Aehnliches statt.

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Mein Bruder und ich haben früher versucht, diese Verhältnisse für die einzelnen Theile der Alpen aus der Gestalt der Isothermen und der Höhe der Pflanzengränzen näher zu bestimmen. Es sey mir erlaubt an unsere früheren Untersuchungen einige Betrachtungen anzuknüpfen, die sich speciell auf die Temperaturverhältnisse des Peissenberges beziehen. Ich benutzte dabei die Angaben, welche in den >> Beobachtungen des Observatoriums auf dem Hohenpeissenberge, herausgegeben von Lamont << enthalten sind. Hr. Lamont hat in diesem interessanten Werke die Beobachtungsreihen von 1793 bis 1850 zusammengestellt und zugleich die Correctionen der dabei gebrauchten Instrumente sorgfältig untersucht.

Das Verhältnifs zwischen der mittleren Temperatur des Peifsenberges und jener von München hat Lamont neuer

dings in dem Jahresberichte der Münchener Sternwarte für 1852 festgestellt. S. 66. Da für die einzelnen Monate eine entsprechende Reducirung der beiden Beobachtungsreihen noch nicht ausgeführt wurde, gebe ich im Folgenden die Monatsmittel für den Peifsenberg ungeändert, jene für München sind Dove's Temperaturtafeln S. 178/179 entlehnt. Der Unterschied der nicht corrigirten Mittel ist jenem der corrigirten ohnehin nahe gleich.

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Die mittlere Temperatur des Peifsenberges ist (mit Berücksichtigung der Correction des Thermometers und der Reduction wegen der Beobachtungsstunden.)

Reducirt auf die Breite von München, ein Breitengrad =0,55° C., Unterschied der Breite 0° 21'

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Die mittlere Temperatur der Sternwarte Bogenhausen

4,68° R. 5,85 °C.

Der Höhenunterschied zwischen München und

5,67° C.

5,85° R.=7,31° C. ̧

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3005 P.F.

18 P. F.

3023 P.F.

1569 P.F.

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34 P.F.

1603 P.F.

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dabei wurde angenommen:

Peifsenberg: Höhe des Kirchenpflasters

Höhe der Instrumente über

demselben

München: Pflaster der Frauenkirche
Sternwarte über der Frauen-

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Es findet demnach eine Temperaturabnahme für 1° C. erst statt bei einem Höhenunterschiede von

900 P. F.

Für das Gebiet der Alpen kann man die mittlere Erhebung für 1° C. Temperaturabnahme =540 P.F. annehmen; eine Zahl, die nicht nur auf sehr verschiedenartigen Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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Beobachtungsreihen beruht, sondern zugleich auf solchen, die unter sich verhältnifsmäfsig nur wenig abweichen.

Die Temperaturabnahme zwischen München und dem Peifsenberge ist also bei weitem langsamer als im Alpengebiete im Allgemeinen; die Temperatur des Peissenberges ist um 1° C. wärmer als die normale Wärme eines Punktes von gleicher Höhe ').

Als die vorzüglichste Ursache dieses geringen Temperaturunterschiedes ist die Bodengestaltung zu nennen. Der Peifsenberg ist einer von jenen nebelfreien Hügelzügen, die sich nur mit sehr flachen Abhängen über die Hochebene am nördlichen Rande der Alpen erheben. Verbindet man nach verschiedenen Seiten hin den Gipfel mit dem Fufse des Berges, so werden diese Linien meist nur 5 bis 6o gcneigt; nach Norden und Westen ist das Terrain sogar noch weit flacher; gegen Pisting z. B. beträgt die Neigung nur 240; nur der oberste Gipfel des Berges, ein kleiner Kegel von sehr geringer relativer Höhe, hat steilere Neigungen.

Die Monatsmittel am Peifsenberge und in München sind folgende:

Mittlere Erhebung für 10° C. Abnahme in den Alpen.

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710 P. F.

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1) Erst eine um nahe 2 Breitengrade südlichere Lage würde z. B. den

gleichen Unterschied hervorbringen.

2) Ohne Reduction auf die Breite von München.

Es ergiebt sich daraus, dafs in allen Monaten die Temperaturabnahme weit langsamer ist, als jene Werthe, welche wir bei unseren früheren Untersuchungen für die Alpen im Allgemeinen erhielten; diese sind zur Vergleichung in der letzten Spalte beigefügt.

Es ist im Juli und August für die Alpen die Abnahme von 1o C. von einer Höhendifferenz von 440 Fufs bedingt; zwischen München und dem Peifsenberge beträgt aber diese Höhendifferenz für den Juli 700, für den August noch bedeutend mehr.

Wenn man die Wintermonate vergleicht, zeigt sich eine noch grössere Unregelmässigkeit. Der kälteste Monat, der Januar, ist am Peifsenberge bedeutend wärmer als in München.

Auch diese Unregelmässigkeit ist wesentlich von der Bodengestaltung abhängig.

Die Wintertemperatur eines hoch gelegenen Punktes, der sich nicht in einem Thalkessel befindet, ist stets etwas gemildert, verglichen mit einem Punkte, der sich in gleicher Höhe auf einer gleichmässigen Ebene befindet. Jene Luftschichten, welche unmittelbar in der Nähe des Bodens durch Strahlung desselben erkältet werden, können von Abhängen nach unten abfliefsen, und werden dann durch Luftschichten ersetzt, die noch nicht in Berührung mit dem ausstrahlenden Boden erkältet waren, also etwas wärmer sind.

Ist der Höhenunterschied zwischen zwei Beobachtungsstationen grofs, so wird eine Temperaturabnahme mit der Höhe noch immer stattfinden, nur ist sie langsamer. Die 1o C. entsprechende Höhendifferenz für die Alpen kann im Januar und December etwas über 700 angenommen werden.

Ist aber der Höhenunterschied nicht sehr grofs, und der höhere Punkt überdiefs so gestaltet, dafs die kalte Luft allseitig abfliefsen kann, so wird, wie viele Beispiele aus den Alpen es zeigen, die Wintertemperatur am höheren Punkte weniger kalt seyn als am tieferen 1).

1) Vergl. die interessanten Beobachtungen von Dove (Bericht des me

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