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kann nun, wie Jeder weifs, nicht dem gewöhnlichen elektrischen Funken gleichgestellt werden, aber wohl dem Davy'schen Lichtbogen. Wenn man mit den Polen einer galvanischen Batterie zwei kurze Kupferdrähte verbindet, und sie, nachdem sie in Berührung gesetzt worden, wieder von einander trennt, so mufs der alsdann entstehende Funke, wenigstens gröfstentheils, dem glühenden Uebergang der zuletzt in gegenseitiger Berührung gewesenen Molecüle von dem einen Draht zu dem andern zugeschrieben werden. Man hat es sonach mit einem Davy'schen Lichtbogen zu thun, der aus glühendem Kupfer besteht, und dessen Länge von der Intensität des Stromes abhängt. Unter den gegebenen Umständen dauert dieser Bogen nicht lange, aber doch einige Zeit, und desto länger, je gröfser die Stromstärke ist und je langsamer die Drähte von einander entfernt worden sind. Man kann also nicht sagen, dafs der Strom, wenn man ihn auf gewöhnliche Weise unterbricht, plötzlich aufhöre. Er dauert so lange wie der Bogen, obschon seine Intensität abnimmt nach Maafsen der Bogen länger wird, oder mit anderen Worten, nach Maafsen die Enden der Kupferdrähte weiter von einander kommen. Obschon auf dem Gebiete der inducirten Ströme noch Vieles eine nähere Untersuchung erheischt, so wird doch kein Physiker verkennen, dafs die Intensität oder, wenn man lieber will, die elektro - motorische Kraft der beiden hier von uns betrachteten inducirten Ströme von der Art der Unterbrechung des primären Stromes abhängt und sie gröfser wird, wenn man den primären Strom schneller vernichtet, dafs alsdann der durch diese beiden Ströme hervorgebrachte Funke an Stärke zunimmt und mehr mit dem Funken einer

Leidener Flasche übereinkommt. Deshalb mag man die Erscheinung als erklärt betrachten, wenn nachgewiesen worden, dafs bei dem Versuch von Page die Vernichtung des primären Stroms viel schneller als gewöhnlich geschieht, oder, was auf dasselbe hinausläuft, dafs der Davy'sche Bogen auf einer viel kürzeren Strecke vorhanden ist.

Um zu zeigen, dafs der Bogen schneller aufhören muss,

wenn die Unterbrechung dichter an den Polen des Elektromagnets geschieht, brauche ich nur auf die neuerlichen Beobachtungen von Quet zu verweisen oder lieber auf die allgemein bekannten Versuche von Davy, die bewiesen haben, dafs der Bogen als ein beweglicher galvanischer Strom angesehen werden kann. Ist der Bogen, um den einfachsten Fall zu betrachten, rechtwinklich auf der Mitte der Axiallinie, dann müssen die Stofftheilchen, woraus er besteht, in einer winkelrechten Richtung abgestofsen werden. Die Intensität dieser Kraft kann grofs genug seyn, um die Theilchen so weit von einander zu entfernen, dafs sie den andern Pol nicht mehr erreichen können. Es bedarf keines Beweises, dass dann der Strom rasch aufhören mufs; jedenfalls wird der folgende Versuch alle Zweifel heben.

Eine elektrische Lampe von Soleil und ein Elektromagnet wurden so aufgestellt, dafs die beiden Kohlenstücke winkelrecht gegen die Mitte der Axiallinie standen. Während der Elektromagnet noch nicht in Wirkung war, liefs ich durch die einander berührende Kohlen den Strom einer Grove'schen Batterie von 30 Elementen gehen. Die Kohlenspitzen brannten schnell ab, ihr Abstand ward dadurch immer grösser und grösser, und so bekam ich bald den Davy'schen Bogen. Gleich darauf wurde der Elektromagnet (Combination B) mit 10 Bunsen'schen Elementen in Thätigkeit gesetzt, und nun sah man den Bogen in der Quere abweichen, beinahe in der Richtung, die ein beweglicher verticaler Strom unter der Wirkung der beiden Pole annehmen würde. Hatte man die Eisencylinder nahe aneinander gebracht, so wurden die Stofftheilchen des Bogens schnell so kräftig abgestofsen, dafs sie die andere Kohlenspitze nicht mehr erreichen konnten, und dann hörte der Strom auf. Nun wurden die Kohlenspitzen einander näher gebracht '); dadurch war der Strom wieder hergestellt, 1) Gewöhnlich setzen sich die Kohlenspitzen in Bewegung, sobald die Intensität des Stroms bis auf einen gewissen Punkt geschwächt ist. Allein eine Feder, die man nach Willkühr spannen kann, setzt den Beob

die Kohlenspitzen brannten abermals ab, es bildete sich der Davy'sche Bogen und man sah dieselbe Erscheinung auftreten. Je nachdem die kegelförmigen Enden der Eisencylinder näher aneinander gebracht worden, war der Abstand, in welchem die Kohlenspitzen bleiben konnten, kleiner. Hatte man die Pole einander auf 5 bis 10mm Abstand einander genähert, so liefs sich gar kein Bogen mehr hervorbringen; die Kohlenspitzen blieben stets mit einander in Berührung. Ich glaube, dafs dieser Versuch hinlänglich ist zum Beweise, dafs ein Elektromagnet, wenn er Kraft genug hat, die Entstehung des Bogens unmöglich machen kann.

Es leuchtet ein, dass, falls meine Erklärung richtig ist, die elektro-motorische Kraft eines jeden Extrastroms verstärkt werden mufs, sobald die Unterbrechung des primären Stroms in der Nähe der Pole eines Elektromagnets stattfindet. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dafs solches in der That der Fall ist. Zu dieser Untersuchung habe ich eine sogenannte platte Spirale gebraucht. Das Werkzeug, dessen ich mich bedient habe, aus der Sammlung des Staatsrath Nairac herstammend, besteht aus einem Kupferstreifen von 415 Rheinl. Fufs Länge, 1 Rheinl. Zoll Breite und ungefähr 0,3 Dicke. Die Zahl seiner Windungen beträgt 170. Ich habe dabei 4 Bunsen'sche Elemente gebraucht und wahrgenommen dafs, wenn die Unterbrechung zwischen den Polen des Elektromagnets geschieht, nicht allein die physiologische Wirkung stärker wird, sondern auch die Intensität des Funken wächst und ein eigenthümliches stärkeres Geräusch entsteht. Durch das Gewinde des Elektromagnets ging der Strom von 30 Grove'schen Elementen.

Meine Erklärung bringt noch mit sich, dass nicht allein der Extrastrom, sondern jeder inducirte Strom verstärkt werden muss, sobald der primäre Strom in der Nähe der Pole eines starken Elektromagnets unterbrochen wird. Ich

achter in den Stand, die Lampe so zu stellen, dafs die Kohlenspitzen sich nur in Bewegung setzen, wenn der Strom aufhört.

habe diefs mittelst eines von Ruhmkorff verfertigten Werkzeugs bestätigt gefunden. Diefs besteht aus zwei übereinander geschobenen Gewinden '). Das innere enthält 300 Windungen Kupferdraht von 2mm Durchmesser, das äufsere dagegen 8000 Windungen Kupferdraht von 0mm,333 Durchmesser. In dem inneren Gewinde befindet sich ein cylindrisches Bündel von beinahe einander gleichen Eisendrähten. Wenn man durch den ersten Draht den Strom eines Bunsen'schen Elements gehen lässt und ihn unterbricht, springt bei meiner Vorrichtung zwischen den beiden Enden des dünnen Drahts noch ein Funke über, sobald sie einen Abstand von 2mm besitzen. Moigno sagt, dafs der Funke noch bei einem Abstand von 5mm überspringe, doch ist mir diefs zu sehen nicht geglückt. Sobald aber der Strom zwischen den Polen des Elektromagnets unterbrochen wird, habe ich den Funken des inducirten Stroms bei einem Abstand von 7,7 überspringen gesehen. Später habe ich den primären Strom verstärkt, indem ich statt eines Bunsen'schen Elements deren zwei gebrauchte. Dann sah ich den Funken einen Abstand von 13mm,1 überspringen. Diese Funken sind sicherlich die längsten, die jemals mittelst zweier Bunsen'schen Elemente hervorgebracht wurden. Bei diesen Versuchen hatten die Pole des Elektromagnets einen Abstand von 3mm und die magnetische Kraft wurde durch 30 Grove'sche Elemente erregt.

Die Holländische Gesellschaft der Wissenschaften hat die Erklärung dieser Erscheinung als Preisfrage aufgegeben. Sie meinte, wie viele ausgezeichnete Physiker, namentlich Pouillet, dafs man es mit einer ganz neuen Klasse von Erscheinungen zu thun habe. Wäre solches der Fall gewesen, ich würde die Erklärung sicherlich der berühmten Stiftung übersandt haben.

Leiden, 1. März 1853.

1) Cosmos. Revue encyclopédique redigée par Mr. l'abbé Moigno, p. 261.

XVIII. Ueber die Inductions - Elektrisirmaschinen und ein leichtes Mittel zur Erhöhung ihrer Wirksamkeit; von Hrn. Fizeau.

(Compt. rend. T. XXXVI. p. 418.)

Die Elektrisirmaschinen, die man seit einigen Jahren nach dem Principe der Induction construirt, sind gegenwärtig hinlänglich bekannt. Die Beständigkeit und Regelmäfsigkeit ihrer Wirkungen, so wie die Leichtigkeit ihrer Anwendung, bieten für gewisse Untersuchungen Vortheile dar, welche diesen neuen Apparaten unter gewissen Umständen vor den älteren Maschinen den Vorzug geben.

Bei Anstellung neuer Versuche über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität, besonders zu dem Zweck, die Reibungselektricität in dieser Beziehung mit der galvanischen zu vergleichen, fand ich, dafs ein solcher Apparat hierzu sehr geeignet sey, dafs es aber nützlich wäre, wenn man ihn eine gröfsere Kraft geben und besonders die Spannung seiner Elektricität erhöhen könnte.

Eine sehr merkliche Verstärkung des Effects bekommt man, wenn man den Apparat durch eine kräftigere Säule in Thätigkeit setzt, und die an den Polen der Maschine. entwickelte Elektricität erlangt dabei eine sehr beträchtliche Erhöhung der Spannung. Allein diefs Mittel führt einen Nachtheil mit sich, welcher dem Instrument seinen Hauptvorzug raubt, nämlich die Regelmässigkeit und die Dauer seiner Wirkungen. Einer der wesentlichen Theile des Instruments ist der federnde Unterbrecher (interrupteur à vibrations) des Hrn. De la Rive. Allein bei dem Spiele dieses Instruments entstehen sehr lebhafte elektrische Funken zwischen den Unterbrechungsflächen, und mögen diese auch von Platin seyn, werden sie doch bald geschmolzen und entstaltet, sobald der Stom intensiv ist; die Schwingungen werden weniger constant und die Elektricität hört bald auf, sich mit derselben Regelmässigkeit zu erzeugen.

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