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vollkommen depolarisirt, als ob es natürliches wäre, da ein doppeltbrechendes Kalkspathprisma, durch welches ich das aus jedem der Parallelepipede austretende Licht betrachtete, zwei Bilder von stets gleicher Intensität gab, wie auch das Prisma vor dem Auge gedreht werden mochte. Dafs es dennoch nicht natürliches Licht war, hiervon überzeugte ich mich dadurch, dafs ich das aus dem einen Parallelepipede austretende Licht einer nochmaligen doppelten Totalreflexion in dem anderen unterwarf. Nun war das aus diesem austretende und durch einen Nicol analysirte Licht, welche Lage auch der Reflexionsebene dieses zweiten Parallelepipedes gegeben werden mochte, wieder linear-polarisirt, und zwar nach einer Ebene, die mit der unter +45° zur rechten Hand gestellten Polarisationsebene des polarisirenden Nicols einen Winkel von — 45o zur linken Hand bildete. Weil aber natürliches Licht durch eine zweimalige Totalreflexion sonst nie linear-polarisirtes wird, so konnten auch die aus dem ersten Parallelepipede austretenden Strahlen nicht natürliche seyn. Um mich endlich zu überzeugen, dafs in jedem der Parallelepipede wirklich circular-polarisirtes Licht entstehe, betrachtete ich das durch einen Nicol polarisirte Tageslicht durch ein Glimmerblättchen von überall gleicher Dicke und ein doppeltbrechendes Prisma, und erhielt als complementäre Bilder ein blaues und ein orangefarbenes. War aber an den polarisirenden Nicol eins der Parallelepipede angelegt, und betrachtete ich nun das austretende Licht durch dieselbe Stelle des Glimmerblättchens und durch das doppeltbrechende Prisma in derselben Lage, wie vorhin, so waren die beiden complementären Bilder purpurfarben und gelbgrün. Dieser Wechsel der Farben liefs keinen Zweifel übrig, dafs die Lichtstrahlen in jedem der Parallelepipede in der That circular polarisirt wurden. Denn es ist da, wo ohne das Parallelepiped das blaue Bild sich zeigt, das orangefarbene, und umgekehrt da, wo man dieses erblickt, das blaue im Minimum der Intensität, und es müfste im Gangunterschiede der beiden Strahlenbündel, in welche das

einfallende parallel mit dem Hauptschnitte des Glimmerblättchens und senkrecht gegen denselben sich spaltet, eine Aenderung von einer halben Wellenlänge eintreten, damit das blaue Bild in ein orangefarbenes, und umgekehrt dieses in jenes übergehe '). Wird aber an den polarisirenden Nicol ein Parallelepiped angelegt, so wird dadurch zwar nicht eine Aenderung von einer halben Wellenlänge im Gangunterschiede jener beiden Strahlenbündel, wohl aber, wenn das Licht in dem Parallelepipede wirklich circular polarisirt wurde, eine Aenderung von einer Viertelwellenlänge bewirkt. Es kann daher das blaue Bild auch nicht in ein orangefarbenes, sondern es mufs vielmehr in eine Färbung übergehen, die zwischen Blau und Orange in der Mitte liegt, es mufs purpurfarben erscheinen. Eben so verhält es sich mit dem anderen Bilde, das in eine zwischen Orange und Blau in der Mitte liegende Färbung übergehen, und gelbgrün erscheinen muss.

Die circulare Polarisation des Lichtes kann bekanntlich in künstlicher Weise auch durch Glimmerblättchen von solcher Dicke bewirkt werden, dafs zwischen den beiden auf einander senkrechten Strahlenbündeln, in welche ein einfallendes in diesen Blättchen gespalten wird, ein Gangunterschied von einer ungeraden Anzahl von Viertelwellenlängen sich bildet, wenn man anders, um die Gleichheit der Amplituden in beiden Bündeln zu erreichen, den Hauptschnitt des Blättchens unter 45° gegen die Reflexionsebene des polarisirenden Spiegels oder gegen die Polarisationsebene des polarisirenden Nicols gestellt hat. Da es jedoch aufserhalb des Bereiches menschlicher Kunst liegt, die erforderliche Dicke des Blättchens durch Messung zu bestimmen, weil es dabei auf wenige Milliontel Zoll ankommt, und man sich begnügen mufs, solche Blättchen gewählt zu haben, durch welche ungefähr dieselben Farbenbilder, wie durch die Parallelepipede erhalten werden: so habe ich bei meinen Beobachtungen den freilich unbequemeren Gebrauch der letzteren um so mehr vorgezogen, weil solche 1) Diese Ann. Bd. 88, S. 200.

Blättchen, die für eine bestimmte Farbe wirklich die erforderliche Dicke haben sollten, sie dennoch nicht für alle übrigen von unendlich verschiedenen Wellenlängen haben können, in den Parallelepipeden aber alle Farben auf gleiche Weise durch die doppelte Totalreflexion einen Gangunterschied von einer ungeraden Anzahl von Viertelwellenlängen erhalten.

(Schlufs im nächsten Heft.)

IV. Ueber eine neue Anwendung der stroboskopischen Scheiben; von W. Rollmann.

Der Hr. Prof. J. Plateau beschreibt in diesen Annalen Bd. 80, S. 150 einen Apparat, der durch Anwendung stroboskopischer Zeichnungen beim Anorthoskop sich bewegende Bilder zeigt. Ich werde in Folgendem zeigen, wie sich das Phaenakistiskop allein für sich als eine Art Anorthoskop gebrauchen läfst. Die bei diesem Verfahren erhaltenen Bilder sind zwar nur matt, und ihre Beobachtung ist immer nur einer Person möglich, doch ist, so viel mir bekannt, diese Anwendung des Fantaskops neu und deshalb der Mittheilung werth.

Zeichnet man auf der weifsen Scheibe des Fantaskops einen schwarzen Fleck, und betrachtet denselben bei langsamer Drehung auf die bekannte Art im Spiegel, so bewegt er sich langsam und sprungweise im Kreise herum; bei etwas rascherem Drehen sieht man mehrere Flecke, was daher kommt, dafs der Lichteindruck des Flecks in der ersten Stellung noch nicht verschwunden ist, wenn man ihn bereits in der zweiten und dritten sieht. Bei noch beschleunigter Rotation sieht man einen vollständigen Kreis von so viel Flecken, als die Pappscheibe Löcher hat. Die Flecke haben natürlich viel an ihrer Schwärze verloren,

weil ihr Eindruck auf die Netzhaut rasch entstehen und verhältnifsmässig lange andauern mufs, wenn sie alle gesehen werden sollen; aufserdem zeigen sie eine flammende Bewegung, welche von ihrer bei jeder Umdrehung der Scheibe zu- und abnehmenden Dunkelheit herrührt. Zieht man nun auf der weifsen Scheibe eine beliebige Anzahl Radien unter gleichem Abstande von einander und zeichnet auf oder zu jedem dieser Radien einen Fleck, und zwar so dafs keiner den andern decken würde, wenn alle in ihren verschiedenen Stellungen um denselben Radius gruppirt wären, so erhält man beim raschen Drehen der Scheibe natürlich von jedem Fleck so viel Bilder als die Scheibe Löcher hat, und um jede Oeffnung gruppiren sich die Flecke auf eine Art, die zu ihrer Vertheilung auf der ganzen Scheibe in bestimmter Beziehung steht. Man erhält also statt eines über die ganze Scheibe peripherisch und sectorenweis vertheilten Bildes so viele zusammengeschobene als die Scheibe Löcher hat. Die Zeichnung der Scheibe unterscheidet sich von der beim Anorthoskop dadurch, dass bei diesem das Bild peripherisch verzerrt gezeichnet wird, bei jener aber stückweis in die verschiedenen Sectoren der Scheibe vertheilt wird. Die Scheibe hat also auch Aehnlichkeit mit dem Thaumatrop, da die einzelnen Theile des Bildes, in Zwischenräumen dem Auge vorgeführt, den Eindruck eines Ganzen machen.

Vertheilt man die Flecke auf der Scheibe nach einem bestimmten Princip, so erhält man durch Abänderungen in der Zahl der Löcher so interessante, überraschende Configurationen, dafs es der Mühe werth ist, durch ein bestimmtes Beispiel die Sache näher zu erörtern.

Will man beim Drehen der Scheibe Kreise erhalten, so nehme man zunächst auf der Scheibe die Mittelpunkte derselben in gleichen Abständen von einander und vom Centrum der Scheibe an. Nun zeichne man zu jedem dieser Mittelpunkte einen schwarzen Fleck von 2 bis 3 Lin. Durchmesser und zwar so, dafs wenn alle diese Flecke zu demselben Mittelpunkte gezeichnet wären, sie denselben im

...

...

Kreise in gleichen Abständen von einander umgäben. Die Flecke bezeichnen also verschiedene Stellungen eines Körpers, der in der Zeit der einmaligen Umdrehung der Scheibe um die obenbezeichneten Mittelpunkte rotirt. In Fig. 6 Taf. II. sind n, n, .. 10 Flecke und m, m, die Mittelpunkte zu denen sie gehören, welche aber nur angedeutet werden, da sie nicht gesehen werden sollen. Lässt man eine solche Scheibe rasch rotiren, so zeigt sie bei 10 Löchern auch 10 Kreise. Bei 11 Löchern erhält man 11 andere aber gleiche und feststehende Bilder. Es haben in diesem Falle die Mittelpunkte zu den Löchern verschiedene Stellung während sie oben gleiche hatten. Fällt z. B. jetzt ein Mittelpunkt mit dem Radius eines Loches zusammen, so wird der folgende um o'r der Peripherie von der nächsten Oeffnung abstehen; das zu diesem zweiten Mittelpunkte gehörige Bild hat sich aber gegen das erste um 36° gedreht. Während sich also die Mittelpunkte um r der Peripherie von Loch zu Loch fortbewegen, drehen sich die Flecke um ihre Mittelpunkte um T. Diese doppelte Bewegung bedingt, wie leicht einzusehen, eine Epicykloïde, die nach dem Verhältnifs mc schieden ausfallen wird. In Fig. 7 Taf. II. ist: mc :mn 6:1 angenommen. Die Zahl der Löcher (1.2.3..) ist 11. Zwischen je zwei Löchern ist das entstehende Bild dasselbe. Nimmt man nun an, wie die Stellung der Flecke es fordert, dafs die Curve eine Epicykloïde sey, so mufs der Bogen, auf welchem der erzeugende Kreis während einer Umwälzung rollt, r2(mc-mn)л seyn, und da 2 (mc-mn)л ist, so hat man: 2.mn.лT2(mc 6 -mn), d. h. die Figur ist eine verlängerte Epicykloïde, die im ganzen Umkreise 11 Schlingen zeigt, wie Fig. 7 Taf. II. andeutet.

2.mn.л=

=

T2

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-mn: mn ver

mn

Für 12 Löcher ist die Bewegung des Mittelpunktes von einer zur folgenden Stellung der ganzen Peripherie. Die 10 aufeinanderfolgenden Stellungen eines Mittelpunktes umfassen also derselben. Man hat

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