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fseren Insel Lövöe im Brevigfjord '); und später sind sie auch an mehreren anderen Stellen des Zirkonsyenit - Terrains gefunden worden. Diese Krystalle

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von denen manche eine Länge von einigen Zollen bei einem Durchmesser von bis gegen 1 Zoll erreichen haben die Form sechsseitiger Säulen, kommen in vollkommen frischem Syenit, besonders in Feldspath eingewachsen vor, und zeigen in ihrer ganzen Masse dieselbe verworren krystallinische (marmorähnliche) Structur wie der gewöhnliche Spreustein. Mitunter findet man auch Krystalle, welche auf ihrem Querbruche eine, an das oben gedachte Auftreten der Hornblende (S. 14) erinnernde Anordnung ihrer strahligen Masse zeigen. Nach allen vorliegenden Thatsachen halte ich es für wahrscheinlich und habe mich bereits früher darüber ausgesprochen 2) — dafs auch die Spreusteinkrystalle zu den Paramorphosen gehören. Ich nehme an, dafs sich aus der, durch plutonische Einwirkung ihrer Starrheit beraubten Masse des Zirkonsyenit: Natrolithkrystalle von einer anderen Form als die des gewöhnlichen aus einer wässerigen Auflösung krystallisirten Natrolith ausgeschieden haben; dafs aber darauf jene Krystalle der ersten Art, während oder nach ihrer Erstarrung ganz analog den Krystallen des geschmolzenen Schwefels innerlich zu einem Aggregat krystallinischer Partikel verändert worden seyen.

In einem der neuesten Hefte dieser Annalen (Bd. 87, S. 315) veröffentlicht Blum, dem mehrere der eben mit. getheilten Daten unbekannt gewesen seyn dürften, seine Ansicht über die Entstehung der Spreusteinkrystalle, von denen vor Kurzem durch Dr. Krantz in Bonn und Dr. Bondi in Dresden eine Anzahl Exemplare in den Mineralienhandel gekommen ist. Er betrachtet dieselben als Pseudomorphosen nach Eläolith, welches Mineral bekanntlich als

1) Nyt Mag. for Naturvidenskaberne Bd. 4, S. 134. u. Bronn's Jahrb. 1843, S. 642.

V. Leonhard

2) Verhandl. d. Bergmänn. Vereins zu Freiberg. Berg- und Hüttenmänn. Zeitung Bd. 11, S. 374.

ein sehr häufiger

obwohl äufserst selten zu deutlichen

Krystallen entwickelter accessorischer Gemengtheil des Norwegischen Zirkonsyenit angetroffen wird.

Die Meinung Blum's umfafst zwei getrennte Behauptungen:

1) dafs die Spreusteinkrystalle von — in gewöhnlichem pseudomorpher Bildung seyen, und

Sinne 2) dafs sie durch Umwandlung aus Eläolith entstanden.

Die erste Behauptung wird durch die eben angeführten Verhältnisse des Spreustein- Vorkommens nichts weniger als gerechtfertigt. Der als Spreustein auftretende Natrolith erscheint nicht als ein theilweise eingewandertes Mineral, sondern er giebt sich als ein aboriginer Einwohner des Zirkonsyenit zu erkennen. Auch Hausmann 1) schliefst aus seinen Beobachtungen, dafs Feldspath, Hornblende, Spreustein und Eläolith, so wie die anderen Gemeng theile dieser Gebirgsart eine gleichzeitige Entstehung haben, dafs sie alle aus einer gemeinschaftlichen (plutonischen) Auflösung hervorgingen, indem sie sich bei der Erstarrung derselben als verschiedenartige chemische Verbindungen individualisirten. Wenn es sich hiernach als eine nicht haltbare Hypothese herausstellt, den Spreustein als eine secundäre Bildung zu betrachten und seine Entstehung einer physisch und chemisch unbegreiflichen Infiltration zuzuschreiben, so wird dadurch der zweiten Behauptung die ganze Basis entzogen. Nichts destoweniger wollen wir, unter Annahme der Möglichkeit eines hier vor sich gegangenen pseudomorphirenden Processes, auch diesem Theile der Blum'schen Ansicht unsere Aufmerksamkeit widmen.

Blum stützt seine Meinung besonders auf zwei Umstände: 1) auf die angeblich gleiche Krystallform von Spreustein und Eläolith, und 2) auf das Vorkommen des letzteren Minerals in und an einem Krystalle des ersteren. Betrachten wir zuerst diesen zweiten Punkt. Das Nebeneinander-Vorkommen von zwei hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung so nahe mit einander verwandten Mine1) Bemerkungen üb. d. Zirkonsyenit, S. 16.

ralien ist gewifs eine sehr natürliche Erscheinung. Die Formel des Eläolith ist

= R2 Si+2 Al Si

oder vielleicht richtiger (wegen des oft nicht unbeträchtlichen Wassergehaltes dieses Minerals):

=(R)2 Si+Al Si

wobei die fixen Bestandtheile von R zu

aus Natron und

zu aus Kali bestehen. Die Formel des Natrolith:

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3 Na Si+3 AlSi+6H

=6Si+3Al+3 Na+6H

=6Si+3Al+3 Na+2(H)

=6 Si+3 Al+5 (Na)

=3[(Na)2 Si+2Al Si]+(Na)a Si3

woraus man ersieht, dafs der Natrolith als aus 3 Atomen Natron-Eläolith und 1 Atom Natron-Hornblende zusammengesetzt betrachtet werden kann. Es ist daher leicht erklärlich, dafs sich aus einer plutonisch geschmolzenen Masse wie die des Zirkonsyenit, welche Si, Al (nebst Fe und Fe), Na, K und in bestimmten Verhältnissen enthielt, gleichzeitig Eläolith und Natrolith, so gut wie Arfvedsonit

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(Na)+

und wie wir aus C. G. Gmelin's neueren Untersuchungen 2) wissen

ein Kali - Natron - Feldspath ausscheiden mussten. An allen den Stellen dieser Masse, wo Kali

1) Pogg. Ann. Bd. 84, S. 365-367.

2) Ebendas. Bd. 81, S. 311.

und Eisenoxydul in hinreichender Menge vorhanden waren, war die Bildung von Natrolith unmöglich: hier konnten nur Eläolith und Hornblende entstehen, während ein Mangel an Kali und Eisenoxydul die Natrolith - Bildung zur Folge hatte. Dagegen wird durch die Annahme einer pseudomorphirenden Umwandlung des Eläolith in Natrolith abgesehen von vielen andern hierbei in den Weg tretenden Hindernissen der armen Natur das schwierige Geschäft aufgebürdet: alles Kali aus dem Eläolith rein herauszuwaschen! Die hierbei nothwendigerweise entstandene allkalische Lauge mufste aber aufserdem noch auf eine höchst subtile Weise entfernt werden, damit dadurch gewisse Mineralien, wie Hornblende, Apatit (Cer-Apatit ')), Zirkon, Pyrochlor, u. s. w. welche man, zu Krystallen ausgebildet und im völlig frischen Zustande, sowohl im Feldspath und Eläolith wie im Spreustein eingewachsen findet — durchaus nicht beschädigt wurden.

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Eine Verwachsung zweier Mineralien innerhalb eines Krystalls - wie sie Blum zur Unterstützung seiner Meinung anführt beweist sicherlich nicht, was dadurch bewiesen werden soll. Unzweifelhaft ist es, dafs man bei wahren Pseudomorphosen mitunter zwei verschiedenartige Substanzendas pseudomorphirende und pseudomorphirte Mineral von den Contouren eines und desselben Krystalls umschlossen findet; allein es wäre sehr unrichtig, diesen Satz umzukehren: und bei jedem derartigen oder ähnlichen Mineral-Vorkommen auf eine gewöhnliche Pseudomorphose schliefsen zu wollen. Da ich diesen Gegenstand im Verlaufe dieser Abhandlung einer näheren Betrachtung unterwerfen werde, so möge hier das Angedeutete genügen.

Wir gelangen nun zum eigentlichen Hauptpunkte der Blum'schen Theorie: die angeblich gleiche Form der Spreustein- und Eläolith-Krystalle. Der Eläolith krystallisirt bekanntlich in hexagonalen Säulen (mit 6 Winkeln

1) Hausmann, üb. d. Zirkonsyenit, S. 16.

von

von 120°), an welchen eine gerad angesetzte (horizontale) Endfläche auftritt. Wenn Blum meint, dafs der Spreustein Krystalle von der nämlichen Form bildet, so stimmen seine Beobachtungen mit den meinigen durchaus nicht überein. An den verschiedenen mir zu Disposition stehenden Spreustein-Exemplaren beobachtete ich Folgendes.

1. Ein Krystallbruchstück (etwa Zoll lang und breit), an welchem drei Flächen, ähnlich den Flächen eines stumpfen Rhomboëders, zusammenstofsen. Zwei derselben (a und a') sind sehr scharf ausgebildet und so eben und glatt, dafs sie einen schwachen Glanz besitzen. Durch Messung mittelst des Anlege-Goniometers wurde ihre Neigung = 136° gefunden. Um diese Flächen mit dem ReflexionsGoniometer messen zu können, bediente ich mich des von G. Rose) bei der krystallographischen Bestimmung von Serpentinkrystallen angewendeten Verfahrens, und versah beide Flächen mit einem Lack-Ueberzuge 2). Auf diese Weise ergab sich die Neigung derselben im Durchschnitt von einigen Versuchen zu 1364°. Die erwähnte dritte Fläche (b) ist grofsentheils beschädigt und auch ihr unbeschädigter Theil nicht ganz scharf ausgebildet. Ihre Neigung gegen eine der beiden Flächen a und a' konnte daher nicht näher bestimmt werden, als zwischen den Gränzwerthen 125° und 130° liegend.

2. Eine an beiden Enden abgebrochene sechsseitige Säule (1 Zoll lang und 1 Zoll dick), an welcher vier Längskanten scharf ausgebildet und freiliegend, die beiden anderen aber theils durch Verwachsung mit Feldspath und einem kleineren Spreusteinkrystall, theils durch Beschädigung nicht zu beobachten sind. Von jenen vier Längs

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1) Pogg. Ann. Bd. 82, S. 511.

2) Bei Krystallen mit glanzlosen aber hinreichend ebenen Flächen, und bei Anwendung eines möglichst durchsichtigen Lackes braucht man nicht wegen der leicht eintretenden oberflächlichen Unebenheit dieses Ueberzuges besorgt zu seyn; denn es ist die untere Fläche desselben, welche das Spiegelbild giebt.

Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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