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Theil der Fall ist, das scheint beim Ozon immer einzutreten, nämlich die Zersetzung beim directen Zusammenbringen mit Basen. Aus diesem Grunde ist es mir nicht gelungen, salzartige Verbindungen des Ozons mit Basen zu erzeugen. Vielmehr charakterisirt sich das Ozon durch sein chemisches Verhalten als ein Wasserstoffsuperoxyd. Metalloxyde, die einer höhern Oxydation fähig sind, die also entweder Superoxyde oder Säuren bilden können, werden in Berührung mit Ozon in Superoxyde und Säuren verwandelt. Das Ammoniak wird zu salpetersaurem Ammoniak oxydirt, das Quecksilber bildet Quecksilberoxyd, ohne eine salzartige Verbindung einzugehen. Auf die Metalloxyde der Magnesiagruppe scheint es ohne alle Einwirkung zu seyn. Der Farbestoff des Lackmus wird zerstört ohne vorübergehende Röthung. Das Ozon giebt endlich bei Gegenwart leicht oxydirbarer Stoffe seinen Sauerstoff an diese ab, während sich Wasser ausscheidet. Dieses Verhalten macht es nöthig, den durch Elektrolyse des Wassers gebildeten Wasserstoff bei der Darstellung des Ozons auszuschliefsen. Versuche, bei denen Knallgas durch den beschriebenen Apparat getreten war, ergaben bei der Analyse immer einen Ueberschufs an Wasser. Da in diesen Versuchen die übrigen Bedingungen sich nicht geändert hatten, so läfst sich diese Wasserbildung nur durch eine directe Verbindung des freien Wasserstoffs mit dem im Ozon überschüssig vorhandenen Sauerstoff erklären. Nach allem, was ich bisher erwähnte, kann es wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, dafs der Wasserstoff im Ozon als ein wesentliches Element enthalten ist. Erwägt man die Verhältnisse, unter denen das Gas den Apparat durchströmte, so lässt sich ohnehin schon hieraus der Schlufs ziehen, dafs der gefundene Wasserstoffgehalt nicht von fortgeführtem Wasserdampf herrühren konnte; denn dieses Gas durchströmte vor seinem Eintritt in den Kugelapparat ein fünfmal so langes Schwefelsäurerohr, als bei seinem Austritt aus demselben. Der Kugelapparat hätte daher nur weniger wiegen können, als dem durch Titrirung gefundenen GePoggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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wichte des Sauerstoffs entspricht, niemals aber mehr. Ein letzter Einwand, der diesen Versuchen entgegengehalten werden könnte, gründet sich auf die Tension der Schwefelsäuredämpfe, welche möglicherweise hätte grofs genug seyn können, um mit den Gasen freie Schwefelsäure in den Jodkaliumapparat hinüberzuführen. Um diesem Einwand zu begegnen, habe ich durch das angewandte Trockenrohr 50 Litres atmosphärische Luft in raschem Strome treten lassen und den mit destillirtem Wasser gefüllten Kugelapparat vorgelegt. Nicht die leiseste Trübung konnte nach Beendigung des Versuches durch eine Chlorbariumlösung erhalten werden.

Bei der Ungewissheit, die über die Identität der unter dem Namen Ozon zusammengefassten Stoffe besteht, muss es immer zweifelhaft erscheinen, ob der Körper, welchen man beim Ueberschlagen elektrischer Funken durch ausgetrocknetes Sauerstoffgas erhalten hat, wirklich die eben untersuchte Verbindung ist. Ihre Bildung würde unter diesen Verhältnissen nur durch die Voraussetzung erklärt werden können, dafs das getrocknete Gas noch Spuren von Feuchtigkeit enthalten habe. Liefse sich dagegen erweisen, dafs der durch den elektrischen Funken erzeugte riechende Stoff in einer vollkommen von Wasserdampf befreiten Atmosphäre dadurch entsteht, dafs der Sauerstoff durch eine ungeheure aber momentane Temperaturerhöhung, wie sie bei dem elektrischen Funken auftritt, in einen allotropischen, durch eine gesteigerte Verbindungsfähigkeit charakterisirten, Zustand überginge, so würde damit eine höchst einfache Beziehung desselben zu dem eben als ein Wasserstoffsuperoxyd nachgewiesenen Ozon gegeben seyn. Dasselbe wäre dann nichts anderes, als auf Kosten des allotropischen Sauerstoffs oxydirtes Wasser, und würde also stets da entstehen, wo dieser allotropische Sauerstoff bei niederen Temperaturen mit Wasser in Berührung kommt, so dass der allotropische Sauerstoff seinen Geruch eben dieser Bildung des Ozons verdankte. Die Entscheidung dieser Frage liegt daher in der Führung des Beweises,

dafs bei völligem Ausschlufs von Wasserdampf der vom elektrischen Funken durchströmte Sauerstoff wirklich eine Verbindungsfähigkeit erlangt, die grofs genug ist, um schon bei gewöhnlicher Temperatur die stärksten Verwandtschaften z. B. des Chlors und Jods zum Kalium zu überwinden. Es war daher vor Allem erforderlich, die Gränze zu bestimmen, bis zu welcher der Wasserdampf sich aus einer Sauerstoffatmosphäre entfernen läfst. Dazu bietet die oben festgestellte Zusammensetzung des Ozons und die durch einen Phosphorsäurehauch erzeugte Reaction das einfachste und sicherste Mittel dar. Es wurde zu diesem Zweck in der im Eingang mitgetheilten Weise eine enge lange Glasröhre mit einem hauchartigen Anflug von wasserfreier Phosphorsäure bestäubt. Von einem Gase durschströmt, das nur geringe Spuren Wasserdampf enthält, verschwindet, wie bekannt, dieser Hauch nach der Richtung des strömenden Gases bin, indem die mikroskopischen weifsen Phosphorsäuretheilchen bei ihrer Verbindung mit Wasser durchsichtig werden. Es läfst sich nachweisen, dafs auf diese Art noch einige Zehntausendtel Milligramme Wasserdampf sichtbar gemacht werden können. Aus früher angegebenen Versuchen ergiebt sich nämlich, dafs Ozon bei einer mässigen Temperaturerhöhung in Wasser- und Sauerstoff zerfällt, und dafs das Wasser, welches bei dieser Zersetzung in einem Kubikcentimeter elektrolytischen Sauerstoffgases abgeschieden wird, durch dieses Mittel noch deutlich nachgewiesen werden kann, obgleich seine Menge ohngefähr ein Zehntausendtel Milligrm. beträgt.

Um eine erhebliche Menge des zu untersuchenden Stoffs zu erhalten, war es nöthig, eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle zur Erzeugung eines Funkenstroms zu benutzen. Ich habe mich dazu einer vortrefflichen Inductionsspirale von Halske und Siemens bedient, welche Inductionsströme von solcher Kraft liefert, dafs an den Enden des ungeschlossenen secundären Drahtes Funken von fast einer Linie Länge bei der Unterbrechung des primären Stromes überschlagen. Diese Unterbrechung wurde wie gewöhnlich

mittelst eines kleinen Hammers und Elektromagneten durch den vorhandenen Strom selbst herbeigeführt. Die Zahl dieses Wechsels und der dadurch erzeugten Funken liefs sich aus dem Tone leicht berechnen, welchen die Schwingungen des kleinen Hammers verursachten. Dieser Ton, welcher natürlich an Höhe und Tiefe nach Umständen wechselte, war durchschnittlich E in der grofsen Octave. Aus der Zahl der Schwingungen, die diesem Tone entsprechen, ergiebt sich ein 82facher Wechsel in der Sekunde, was mithin für die Dauer des Versuchs von 4 Stunden mehr als zwei Millionen überschlagenden Funken entspricht. Der Apparat, in welchem dieser Funkenstrom benutzt wurde, ist in Fig. 5 abgebildet.

Die Thonzelle a, die Fig. 6 Taf. I genauer gezeichnet ist, enthält den positiven Platinpol und steht in einem mit verdünnter Schwefelsäure und etwas Eisenvitriol gefüllten, von aufsen abgekühlten "Glasgefäfs. Dieses nimmt den negativen Pol aufserhalb der Zelle in der Weise auf, dafs der abgeschiedene Wasserstoff vollständig vom Sauerstoff getrennt ist. Das Sauerstoffgas streicht durch den kleinen mit Schwefelsäure gefüllten Kugelapparat b (Fig. 1 Taf. I) in die Röhre c, welche in ihrer Mitte mit einem feinen Platinblech umwickelt und vermittelst einer Berzelius'schen Spirituslampe während der ganzen Dauer des Versuchs stark rothglühend erhalten wurde. Dadurch wurde das etwa gebildete Ozon, sowie der möglicherweise durch Diffusion mit fortgeführte Wasserstoff in Wasser umgesetzt. Von diesem Theile des Apparats gelangt der Strom in die mit Jodkaliumstücken gefüllte Kugel d (Fig. 7 Taf. I), welche durch einen ausgeglühten Asbestpfropf von der mit staubiger, chemisch reiner Phosphorsäure gefüllten Röhre e getrennt ist. Das in diesen beiden Apparattheilen vollständig von Ozon und Wasserdampf befreite Gas tritt endlich in die kleine, eine halbe Linie im Durchmesser habende, Röhrenerweiterung f, in der die zum Ueberschlagen der Funken mit dem Inductionsapparat verbundenen Platindrähte eingeschmolzen sind. Dieser Theil des Apparats wurde

mit dem aus einem Röhrenstücke geblasenen vordern Theile auf die bereits früher besprochene Weise verbunden, und das ganze, die Platindrähte enthaltende, Rohr mit einem Hauch wasserfreier Phosphorsäure beschlagen. In den vordern verdickten Ansatz g dieses Rohrs war der kleine mit Jodkaliumlösung gefüllte Kugelapparat h luftdicht eingeschliffen.

Das bei den Versuchen befolgte System war Folgendes: Zuerst wurde mittelst der Polplatten drei Stunden lang, während der Röhrentheil c glühte und die Inductionsrolle aufser Thätigkeit war, ein Sauerstoffstrom mit angemessener Schnelligkeit durch den Apparat getrieben. Weder das Jodkalium in der Kugel d, noch der Phosphorsäureanflug in der vordersten Röhre fg zeigten die leiseste Veränderung. Da der Phosphorsäureanflug noch ein Zehntausendtel Milligramm Feuchtigkeit anzeigt und mindestens 4000 C. C. Sauerstoff das Rohr in 4 Stunden durchströmten, so kann man es als ausgemacht ansehen, dafs 1 C. C. des Gases nicht einmal drei Zehnmilliontel Milligramm Feuchtigkeit mehr enthalten konnte. Die Jodkaliumlösung im Kugelapparat h blieb nicht nur vollkommen farblos, sondern zeigte auch auf Zusatz von Salzsäure und Stärkelösung keine Spur einer blauen Färbung. Hieraus läfst sich der Schlufs ziehen, dafs elektrolytisches Sauerstoffgas, bei niederer Temperatur, weder Jodkaliumlösung zersetzt, noch unter den vorhandenen Umständen eine Spur von Ozon mit sich führte.

Der Versuch wurde nun mit dem einzigen Unterschiede, dafs der Funkenstrom zwischen den eingeschmolzenen Drähten überging, wiederholt, nachdem zuvor der möglicherweise bei der Abnahme des Kugelapparats in die vordere Röhre eingedrungene Stickstoff durch den Sauerstoffstrom wieder vollkommen verdrängt war. Schon nach den ersten Minuten wurde die Jodkaliumlösung merklich gelb und bereits nach einer Stunde konnte 1 Milligrm. freies Jod in derselben nachgewiesen werden. Der Phosphorsäureanflug des

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