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ähnlichen Substanzen) nach Bitterspath, Spinell, Quarz, Andalusit, Chiastolith, Topas, Feldspath, Glimmer, Wernerit, Turmalin, Staurolith, Granat, Idokras, Augit als Umwandlungs-Pseudomorphosen. Bischof') ist anderer Meinung; er hält es mit Recht für wahrscheinlicher, dass diese Bildungen, oder doch viele derselben, blosse Verdrängungs-Pseudomorphosen seyen. Das bekannte, zuerst von Nauck 2) ausführlich beschriebene Vorkommen des Wunsiedler Specksteins zeugt unverkennbar für die letztere Ansicht, zu deren Gunsten sich auch Nauck ausspricht. Wir finden bei Wunsiedel (Göpfersgrün) Bitterspath und Quarz, in unmittelbarster Nachbarschaft neben einander, in ein und dieselbe Substanz, einen Speckstein (mikroskopisch feinblättrigen Talk) von der Zusammensetzung

(Mg)Si+(Mg)3 Si2

=3Mg Si+Mg3 Si2+2H

umgewandelt 3). Dafs diese Umwandlung auf nassem Wege geschah, lässt sich wohl kaum bezweifeln. Welche eigenthümliche Flüssigkeit hätte es aber seyn müssen, die es vermocht hätte, mit Bitterspath ganz dasselbe präcipitirte Zersetzungs-Product zu liefern wie mit Quarz? - Die directe Entstehung des Specksteins, d. h. sein unmittelbares Absetzen aus einer Solution, wird überdiefs noch durch einen anderen Umstand wenn auch nur in einer Analogie bestehend - wahrscheinlich. Ich habe früher gezeigt ), dafs sich aus den Grubenwässern einer Arendaler Eisensteingrube ein talkartiges Mineral, der Neolith, in grofser Menge absetzt, dessen chemische Constitution der Formel

(Mg)3 [Si]2

1) Lehrb. d. chem. u. phys. Geol. Bd. 1, S. 789 und 794; Bd. 2, S. 188. 2) Pogg. Ann. Bd. 75, S. 129.

3) Beiträge zur näheren Kenntnifs des polymeren Isomorphismus. Pogg. Ann. Bd. 84, S. 359.

4) Pogg. Ann. Bd. 71, S. 285.

masse von

entspricht; und dafs dieses jugendliche Gebilde allem Anscheine nach in Folge der, unter hohem Druck vor sich gegangenen, Auslaugung eines augitreichen Gesteins durch die kohlensäurehaltigen Grubenwässer entstand. Die bei diesem geo-chemischen Processe entwickelte, sehr beträchtliche Kohlensäuremenge läfst sich von Kalkspathmassen herleiten, welche in der Nachbarschaft jenes Gesteins vorkommen. Ein Mineral von derselben chemischen Constitution wie der Arendaler Neolith, aber von mehr speckstein- als talkartigem Habitus, findet sich als Ausfüllungsehemals theils wohl mit Kalkspath, theils mit anderen Mineralien erfüllt gewesenen - Mandelräumen des Basalts der Stoppelskuppe bei Eisenach, und unter gleichen Verhältnissen wahrscheinlich noch in vielen anderen Basalten '). Wenn es hiernach das Ansehen gewinnt, dafs unter besonderen Umständen aus augitischen Gesteinen gewisse ihrer Bestandtheile ausgelaugt, und aus dieser Solution als ein talk - oder specksteinartiges Mineral von der Augit-Formel (Mg)3 Si abgesetzt werden können, sollte es da ein zu gewagter Sprung der Analogie seyn, anzunehmen: dafs der Wunsiedler Speckstein von der Amphibol-Formel (Mg)Si+(Mg)3 Si2 auf ähnlichem Wege aus amphibolitischen Gesteinen vielleicht aus dem dort mit Glimmerschiefer und Thonschiefer wechsellagernden Grünsteine gebildet worden sey? Die hierzu nöthige Kohlensäure würde sich aus den benachbarten, zum Theil selbst in Speckstein umgewandelten Dolomit- und Marmor-Zonen entnehmen lassen.

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Blum sucht seiner Ansicht über die Bildung der Wunsiedler Speckstein - Afterkrystalle durch Aufstellung des allgemeinen Satzes zu Hülfe zu kommen: dafs Uebergänge aus einer pseudomorphirenden Substanz in die betreffende pseudomorphirte, wenn sie sich bei einer Afterbildung beobachten lassen, stets auf eine chemische Umwandlung, nicht 1) Pogg. Ann. Bd. 84, S. 374.

aber auf eine Verdrängung 1) hindeuten.

Unter jenen >> Uebergängen « kann hier nichts anderes verstanden werden, als dafs an einem theilweis verändertem Krystall die pseudomorphirende Substanz keine scharfen Gränzen mit der pseudomorphirten bildet, sondern dass beide, innerhalb einer Gränzzone, mehr oder weniger in einander greifen. Warum sollte diefs nicht auch bei Verdrängungs-Pseudomorphosen der Fall seyn können? Nur mufs man von letzteren die keinem Zweifel unterworfenen UmhüllungsPseudomorphosen hier aufser Betracht gelassen zwei wesentlich verschiedene Arten unterscheiden. Bei der einen derselben wird ein von irgend einer Matrix oder Hülle umschlossener Krystall durch auflösende Agentien ganz oder theilweise aus dieser Matrix oder Hülle fortgeführt, und darauf erst sein zurückgelassener leerer Raum durch ein chemisches Präcipitat oder einen mechanischen Schlamm ausgefüllt 2); bei der andern Art aber gehen allmälige Auflösung des Krystalls und Absetzung des Präcipitates so gut wie gleichzeitig vor sich. Eine mit einer gewissen Substanz gesättigte Solution wirkt hierbei auflösend auf den Krystall, wird aber dadurch zugleich genöthigt einen entsprechenden Theil jener Substanz abzusetzen 3). Diefs ist

1) Bei einer Umwandlungs - Pseudomorphose werden die Bestandtheile der ursprünglichen Substanz niemals sämmtlich, sondern nur zum Theil fortgeführt und mehr oder weniger durch andere Stoffe ersetzt. Aus einer Verdrängungs-Pseudomorphose dagegen ist die ursprüngliche Substanz gänzlich verschwunden, und an ihre Stelle ist eine andere Substanz getreten. Im ersten Falle findet Veränderung der chemischen Zusammensetzung unter theilweiser Beibehaltung früherer Bestandtheile, im zweiten Falle Austausch der ganzen Substanz statt.

2) Die Existenz dieser Art der Pseudomorphosen ist von einigen Forschern in Zweifel gestellt worden. In einem späteren Abschnitte dieser Abhandlung werde ich jedoch Thatsachen mittheilen, welche geeignet seyn dürften, diesen Zweifel zu beseitigen.

3) Von der Möglichkeit dieses Herganges im Allgemeinen kann man sich durch folgenden Versuch überzeugen. In einer concentrirten Gypssolution löse man so viel neutrales schwefelsaures Kali auf, als diefs ohne eine beginnende Trübung jener Solution möglich ist, und bringe in diese Doppel- Auflösung einen Krystall oder eine Krystallkruste des letztge

eine wahre Verdrängungs-Pseudomorphose, während man jene erste Art - bei welcher die ausfüllende Substanz gewissermassen post festum kommt eine Ausfüllungs- oder eine Abformungs-Pseudomorphose nennen könnte, letzteres weil sie an die gänzlich mechanische Formung eines Gypsabgusses erinnert. Bei einer Ausfüllungs- Pseudomorphose werden pseudomorphirende und pseudomorphirte Substanz mehr oder weniger scharfe Gränzen mit einander bilden; bei einer Verdrängungs-Pseudomorphose braucht diess nicht der Fall zu seyn. Die bekannte Pseudomorphose von Steinmark nach Flufsspath, welche ja Blum selbst zu den Verdrängungs-Pseudomorphosen rechnet, ist ein Beispiel letzterer Art. An den theilweis veränderten Flufsspathkrystallen bilden Steinmark und Flufsspath durchaus keine scharfen Gränzen, sondern Uebergänge. Bei den Speckstein - Pseudomorpbosen würden wir uns den Bildungshergang im Allgemeinen so zu denken haben, dafs das kohlensäuregeschwängerte, die Bestandtheile des Specksteins aufgelöst enthaltende Wasser durch seinen Kohlensäuregehalt auflösend auf Bitterspath, Quarz u. s. w. gewirkt, und an die Stelle dieser sehr allmälig aufgelösten Mineralien gleichzeitig Speckstein abgesetzt habe. Was in specie die Bildung der Wunsiedler Afterkrystalle nach Quarz betrifft, so ist zu berücksichtigen, dafs sich dieselben - wie auch Nauck besonders hervorhebt niemals freistehend, sondern stets in Speckstein eingewachsen finden. Dieselben wurden also wohl zuerst als noch unveränderte, auf Dolomit aufgewachsene Quarzkrystalle - von Specksteinmasse umschlossen, und innerhalb dieser Umhüllung ging

nannten Salzes, so wird sich fasrig krystallinischer Gyps auf diese Krystalle absetzen, während dieselben zugleich hierbei theilweise gelöst werden. Nicht selten gelingt es auf diese Art, Gypshüllen ganz von der Form des schwefelsauren Kali's zu erhalten. Hier hat also das neutrale schwefelsaure Kali den Gyps aus seiner Auflösung und, vice versa, der Gyps das schwefelsaure Kali aus den Krystallen desselben verdrängt. Schwefelsaures Natron und Gyps vermögen einander nicht in dieser Weise zu verdrängen. Eine concentrirte Gypssolution lässt sich mit schwefelsaurem Natron sättigen, ohne Gyps auszuscheiden.

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dann später die Verdrängung des Quarzes durch Speckstein vor sich, indem die Porosität der (aus zusammengehäuften, mikroskopisch kleinen, krystallinischen Talkblätt chen bestehenden ) Specksteinhülle eine fortdauernde Einwirkung der gedachten Wässer gestattete. Dafs der Quarz sich nicht so leicht verdrängen liefs wie Dolomit und Bitterspath, ist sehr natürlich. In einer Specksteinstufe, welche mir mein College Prof. Reich aus Wunsiedel mitbrachte, gewahrt man einige fast gänzlich unveränderte Quarzkrystalle von Speckstein umgeben.

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Wohl eben so wenig richtig, wie die Aufnahme der Speckstein - Afterbildungen unter die Umwandlungs- Pseudomorphosen, erscheint die Zuzählung der pseudomorphen Ophit-Gebilde zu derselben Abtheilung; und zwar zum Theil aus ganz ähnlichen Gründen wie die zuvor angeführten. Durch das bekannte Vorkommen des Chrysotil') und Pikrolith werden wir darauf geführt, dafs der Ophit unter gewissen Umständen in Wasser löslich sey, und sich aus dieser Lösung mit unveränderter Zusammensetzung wieder abscheiden könne. Dafür spricht die ganze Art des Auftretens dieser beiden Mineralien jüngerer Bildung und von der chemischen Zusammensetzung des Ophit kleineren oder gröfseren Gang - Spalten und Trümmern des gewöhnlichen (Gebirgs-) Serpentins. Nicht selten wird. der Arendaler Neolith in ganz ähnlicher Weise wie der Chrysotil angetroffen: als krystallinisch fasrige Substanz kleine Gangtrümmer und feine Sprünge im Gestein ausfüllend; und seine krystallinischen Fasern, wie beim Chrysotil, querüber von einer Gangwand zu anderen laufend. Diese für gewisse Infiltrations - Producte sehr characteristische Structur zeigen bekanntlich mitunter auch Gyps (Fasergyps), Cölestin, verschiedene natürlich vorkommende leichtlösliche Salze, wie Eisenvitriol, Steinsalz u. s. w. Indem wir aber auf solchem Wege darauf geführt werden, ein stattgefundenes Auflösen und Wiederabsetzen des Ophit 1) Naumann's Elemente d. Mineralogie, 3te Auflage, S. 265, zweite Anmerkung.

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