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grofs die Verdichtung für die Flächeneinheit bei demselben gewesen. Die Versuche zeigen nur, dafs in 7 Grammes Platinschwamm eine stärkere Verdichtung stattfindet als an der Oberfläche der 250 Glasstäbe, die zusammen 196704 Quadrat Mm. betrug.

Je nachdem der Platinschwamm mehr oder weniger zu sammengedrückt oder auch nur geschüttelt wird, nimmt er einen verschiedenen Raum ein. Aus mehreren Wägungen von Platinschwamm ergab sich, dafs 4 Grammes desselben den Raum von 1 C. C. einnehmen, und da hier 7 Grammes 0,510 C. C. absorbirt hatten, so ergiebt sich, dafs der Platinschwamm 0,29 oder naheseines Volumens von schwefliger Säure bei 0° verdichtet.

Dafs in einem so porösen Körper wie der Platinschwamin so viel weniger Gas verdichtet wird, als in der Kohle, die nach Th. v. Saussure's Versuchen ihr 65faches Volumen von schwefliger Säure in sich aufnimmt, ist gewifs sehr. auffallend, um so mehr, wenn man berücksichtigt, dass nach dem sogenannten Henry'schen Gesetz, nach welchem die Verdichtung eines Gases proportional dem Drucke ist, unter welchem sich dasselbe befindet, man anzunehmen genöthigt ist, dafs die verschiedene Verdichtung derselben Gasart durch verschiedene Körper, nur auf dem Unterschiede in der Gröfse der Berührungsfläche zwischen beiden beruht. Man wird sich aber kaum vorstellen können, dafs die Oberflächen gleicher Volumina von Platinschwamm und von Kohle so verschieden seyn sollten, wie die Verdichtung der schwefligen Säure durch diese beiden Körper. Das Platin ist in der Form von Schwamm noch nicht in dem Zustande der grössten Vertheilung, und es wäre deshalb wünschenswerth gewesen die Verdichtung für Platinschwarz zu bestimmen; allein man kann diesen Körper nicht so vollständig, wie es für diese Versuche nöthig wäre, von Wasserdämpfen befreien, ohne ihn zu zerstören. Das aber die von Th. v. Saussure angegebene Zahl nicht zu hoch ist, davon habe ich mich durch Versuche mit feingepulverter Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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Kohle aus Buchsbaumholz überzeugt, die in ähnlicher Weise wie die oben beschriebenen ausgeführt wurden.

Auf einige früher von mir ausgeführte Versuche gestützt, glaube ich aber auch behaupten zu können, dass die Menge des durch Wasser verdichteten kohlensauren Gases dem Druck nicht proportional ist, und dafs daher das Henry'sche Gesetz nicht vollkommen richtig ist. Daraus folgt, dafs die Absorption, wenigstens zum Theil, auf einer Anziehung zwischen den Theilen des anziehenden festen oder flüssigen Körpers und denen des Gases beruht, und zwar auf einer der chemischen Anziehung analogen, die verschieden ist für die verschiedenen Substanzen. Dieser Satz verträgt sich nicht mit der von Dalton aufgestellten Ansicht von der Absorption. Aber ich hoffe in einiger Zeit den ausführlichen Beweis für die Richtigkeit desselben liefern zu können.

IX. Ueber das Gedächtnifs für Linear-An-
schauungen 1); von F. Hegelmaier,

Stud. med. in Tübingen.

(Mitgetheilt aus Griesinger's Archiv.)

Die Sinnesorgane benachrichtigen uns nicht blos von den

Eigenschaften der in jedem einzelnen Augenblick im Be

1) Ich habe den Verf. aufgefordert, den vorliegenden Gegenstand einer näheren experimentellen Untersuchung zu unterwerfen, bei deren Ausführung ich übrigens, abgesehen von einer Reihe von Fragestellungen, von denen einige beantwortet wurden, in keiner Weise betheiligt bin. Der Eifer und die Tüchtigkeit meines jungen Freundes bürgen mir jedoch für die Genauigkeit der angestellten Versuche.

Leider hat Verf. einen nicht unwesentlichen Gegenstand, auf den ich ihn aufmerksam machte, nicht gehörig beachtet, nämlich die durch fortgesetzte Uebung nothwendig zunehmende Geschicklichkeit in der Wahrnehmung feinerer Linienunterschiede. Er hätte deshalb seine Versuche

reich ihres Wahrnehmungsvermögens befindlichen äusseren Objecte, sondern wir sind auch im Stande, die mittelst derselben gehabten Anschauungen eine gewisse Zeit hindurch mit grösserer oder geringerer Genauigkeit zu fixiren; wir haben ein Gedächtnifs für diese Anschauungen. Es ist eine interessante Thatsache, dafs wir durch unser Gedächtniss für die Sinnesanschauungen in den Stand gesetzt werden, Anschauungen, die wir nach einander haben, mit einander zu vergleichen und von einander zu unterscheiden. In der Feinheit dieser Unterscheidung liegt ein Maafsstab des Gedächtnisses für die einzelnen Arten von Sinnesanschauungen. Es liegen nun auch einige Untersuchungen vor, welche die Frage hinsichtlich der Feinheit des Unterscheidungsvermögens für einzelne Sinne zum Gegenstande haben. Die auf den ersten Blick auffallende Angabe der Experimentatoren, dafs zwei auf einander folgende Sinnesanschauungen besser unterschieden werden, als zwei gleichzeitige, kann nicht befremden, wenn man bemerkt, dafs, ebenso wie zwei gleichzeitige Anschauungen verschiedener Sinne sich gegenseitig stören, auch zwei verschiedene Anschauungen eines und desselben Sinnes durch Vermischung mit einander an Schärfe verlieren und daher nicht gehörig aus einander gehalten werden. Was nun die Resultate jener Untersuchungen im Einzelnen betrifft, so hat 1) rücksichtlich des Tastsinns E. H. Weber gefunden, dass wenn er

mit verschiedenen Zeitintervallen gleichmäfsiger in die Anfangs-, Mittelund Endperiode seiner Untersuchungszeit vertheilen sollen. Die Zahl der Versuche ist allerdings, um zu strengeren Endresultaten zu gelangen, bei weitem nicht hinreichend und der Leser wird gegen die verschiedenen Zusammenstellungen der Mittelwerthe mit Recht einige Einwendungen machen. Doch es handelt sich vorläufig nur um eine annähernde Einsicht in diese Verhältnisse, die in ausgedehnter Weise untersucht, wie schon die Werthe der 1sten Versuchsreihe wenigstens andeuten, zu schärferen Resultaten führen würden. Diese und verwandte, zunächst von E, H. Weber angeregten, die übrigen Sinne betreffenden Fragen liefsen sich ins Vielfache vermehren; sie sind, da die einzuschlagende Technik keine Schwierigkeiten hat, leicht zu untersuchen und würden deshalb gerade für Studirende ganz besonders sich eignen. K. Vierordt.

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zwei Gewichte von gleicher Gestalt abwechselnd auf denselben Theil der unterstützten Hand legte, nach 15 bis 30 Sekunden Gewichte richtig unterschieden wurden, die sich wie 29:30 verhielten. Ferner wurden, wenn derselbe Finger oder dieselbe Hand abwechselnd in verschieden temperirtes Wasser getaucht wurde, Temperaturverschiedenheiten von bis R. noch wahrgenommen. Dagegen fehlt es noch an Versuchen über das Gedächtnifs der auf andere Hautstellen einwirkenden Temperaturen und Drucke. 2) Ueber den Gehörsinn haben wir Versuche von Delezenne, aus welchen hervorgeht, dafs Musiker Töne unterscheiden konnten, deren Schwingungszahlen sich wie 321 322 verhielten. 3) Der Geschmacks- und Geruchs sinn bieten in dieser Beziehung ein ganz unerledigtes Feld dar. Die Versuche würden hier wohl mit Flüssigkeiten, die Schmeck- und Riechstoffe in verschiedener Concentration aufgelöst enthielten, anzustellen seyn, wobei, was speciell den Geschmackssinn betrifft, auf die Differenzen zwischen verschiedenen Theilen der schmeckenden Fläche genauere Rücksicht zu nehmen wäre. 5) In Betreff des Gesichtssinns ergeben Versuche von E. H. Weber, dass verschieden lange Linien in der Weise unterschieden werden, dafs Differenzen von nach 70 Sek., von nach 30 Sek. und von etwas nach 3 Sek. in das Auge fielen. Das Folgende enthält nun die von den Weber'schen Angaben im Allgemeinen nicht sehr differirenden Resultate einer kleinen Untersuchung, deren Gegenstand die erwähnte Frage, soweit sie den Gesichtssinn betrifft, war, wobei ich namentlich den Einflufs der Zeitdauer auf das Gedächtnifs für Gesichtsanschauungen, sowie den der Stellung der verglichenen Linien zu ermitteln suchte.

Um bei den Versuchen messend verfahren zu können, verfertigte ich mir vor Allem ein Liniensystem, bestehend in einer Anzahl verschieden langer, als Einheiten dienender Linien, zu deren jeder eine Reihe von in gleichen Verhältnissen längeren und kürzeren Linien gehörte. Als Einheiten dienten, nach Millimetern gerechnet, 15, 30, 60, 90,

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120, 150; die mit diesen zu vergleichenden Linien wurden um To, 13, TJ, 78, 77, 40, und sowohl länger als kürzer gezeichnet. Ich erhielt so 6 Reihen von Linien, deren jede aus einer Einheitslinie und 2 Mal 9 anderen Linien bestand, von welchen die eine Hälfte um die bezeichneten Brüche gröfser, die andere kleiner als die Einheitslinie war. Wenn ich daher zuerst die Einheitslinie, dann irgend eine andere zu derselben Reihe gehörige Linie fixirte und beide mit einander zu vergleichen suchte, so hatte ich immer 2 Linien vor mir, die in einem bestimmten Gröfsenverhältnifs zu einander standen und war im Stande, aus der sich nachher ergebenden Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Urtheils einen Schlufs auf mein Distinctionsvermögen für Linearanschauungen zu machen.

Die Linien selbst wurden auf Streifen eines nicht zu grell weifsen Papiers mit gewöhnlicher schwarzer Tinte in gleicher Breite aufgetragen und unter der Mitte mit einem Punkt versehen, auf welchen beim Fixiren der Linien die Augenaxen eingestellt wurden. Auf der Rückseite der Papierstreifen wurde die absolute Länge der Linie und ihr Verhältnifs zur Länge der Einheitslinie bemerkt und hiernach nach jedem einzelnen Versuch die Richtigkeit oder Falschheit des Urtheils bestimmt.

Noch handelte es sich bei den Versuchen darum, dass der Abstand der Augen von den Linien immer der gleiche war. Diesen Zweck suchte ich auf folgende Weise zu erreichen. Ich benutzte einen Tisch von etwa 2' im Durchmesser, an dessen vorderen und hinteren Rand je ein Gestell zu stehen kam. Auf dem einen war eine zum Durchsehen dienende Maske befestigt. Das andere diesem gegenüber aufgestellte bestand im Wesentlichen aus einem fast senkrecht gestellten Brett mit einer horizontalen Leiste, welche die Papierstreifen mit den Linien aufnahm und auf welcher dieselben hin- und hergeschoben werden konnten.

Aufserdem dafs die Entfernung der beiden Gestelle und somit auch der Augen von den Linien stets die gleiche war, gewährte diese Einrichtung auch den Vortheil, dafs

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