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bedarf die Art, wie Newton die homogenen Farben auf dem Umfange seines Kreises vertheilt, einer durchgängigen Revision, zu welcher durch die Versuche des Hrn. Helmholtz nur erst die ersten Anfänge gemacht sind. Erst wenn hierüber ein hinreichendes Licht verbreitet ist, kann man sich an die Beantwortung der interessanten Frage heranwagen, nach welchem Gesetze die den verschiedenen Farben zugehörigen Aetherschwingungen 'sich in den Nerven oder im Sensorium zu einfachen Farbeneindrücken zusammensetzen, eine Frage, von deren Beantwortung wesentlich die Idee der verschiedenen Farben und des farblosen Lichtes abhängt.

Stettin d. 19. Febr. 1853.

V. Ueber die Diathermansie des Steinsalzes. Schreiben an Hrn. A. von Humboldt von Hrn. M. Melloni.

Portici, bei Neapel, 21. März 1853.

Zwei geschickte Experimentatoren haben neulich veröf

fentlicht, dafs das Steinsalz weniger durchgänglich sey für strahlende Wärme aus Quellen von niederer Temperatur, als für die aus Quellen von höherer Temperatur. Ich zweifle nicht, dafs diese Herren die Wärme, welche die Wand eines mit siedendem Wasser gefüllten Gefäfses ausstrahlt, nach dem Durchgang durch eine recht reine und wohl polirte Steinsalzplatte, weniger reichlich fanden als die, welche dieselbe Platte durchläfst, wenn die Wärmestrahlung von Flammen oder glühenden Körpern ausgegangen ist. Nur darf man daraus nicht schliefsen: »dafs das Steinsalz nicht alle Arten Wärme gleich gut durchlasse « 1).

Um meine Meinung deutlich auszudrücken, und zugleich um jeden Beobachter, der mit meinem thermo-elektrischen 1) Compt. rend. de l'acad. des Scienc. de l'Inst. 10. Jan. 1853, p. 34.

Apparat versehen ist, in den Stand zu setzen, die Versuche zu wiederholen, welche die Constanz der Durchgänglichkeit des Steinsalzes für alle Arten von strahlender Wärme auf eine ganz entscheidende Weise darthun, will ich zuvörderst von der durch die Herren de la Provostaye und Desains angeregten Aufgabe alles Ueberflüssige entfernen.

Vollkommen reine Steinsalzplatten sind ziemlich selten; auch trifft man nicht leicht Thermomultiplicatore von äufserster Empfindlichkeit, und überdiefs erfordern die Operationen, welche nöthig sind, um das Instrument zu graduiren und die den Graden seiner Scale entsprechenden Kräfte zu erfahren, eine gewisse Geschicklichkeit und eine grofse Dosis Geduld. Glücklicherweise sind indefs die äusserste Empfindlichkeit, die Kenntnifs des Verhältnisses der Wärmekräfte zu den Graden des Thermomultiplicators und die vollkommne Reinheit des Steinsalzes nicht unerlässlich für den von mir beabsichtigten Zweck; es bedarf dazu nur einer leidlich klaren Steinsalzplatte und eines mäfsig empfindlichen thermo-elektrischen Apparats.

Als ich das Glück hatte, mit Hrn. Biot meine ersten Versuche über die strahlende Wärme zu wiederholen, machte ich ihm bemerklich, dafs es, um die Grade der Durchgänglichkeit verschiedener Wärmestrahlen durch eine gegebene Platte zur vollkommenen Evidenz zu bringen, es fast unerlässlich sey, die directe Wirkung der Strahlen auf die thermoskopische Säule, durch gröfsere oder geringere Entfernung von der Quelle, stets eine gleiche Abweichung im Galvanometer hervorbringen zu lassen; denn, wenn man so verfahre, vernichte man im Voraus jeden Einwurf in Betreff der Verschiedenheit der Temperatur der strahlenden Quelle, und die gleiche oder verschiedene Gröfse der nach Einschaltung der Platte beschriebenen Bögen, erlaube dann, den hartnäckigsten Zweifler von der Beständigkeit oder Veränderlichkeit der durch einen selben Körper gehenden Wärmemenge zu überzeugen. Allein diese Methode hat, wie viele andere, eine gewisse Gränze, die man ohne Nachtheil nicht überschreiten darf; und um davon über

zeugt zu werden, brancht man sich nur eines ältern Versuchs von mir zu erinnern, der seit lange in den meisten Lehrbüchern der Physik beschrieben ist.

Eine sehr intensive und wenig voluminöse Wärmequelle, wie die Flamme einer Locatelli'schen Lampe, wird im Brennpunkt eines kleinen messingenen Hohlspiegels befestigt. Fünf oder sechs Decimeter davon befindet sich ein doppelter Metallschirm, in seiner Mitte mit einem kleinen Loch versehen. Hinter dieses Loch stellt man eine wohl polirte, ziemlich dünne und in horizontaler Richtung hinreichend lange Steinsalzplatte, und weiterhin den thermoskopischen Körper. Das Instrument zeigt eine gewisse Ablenkung, welche sich unverändert hält, so lange die Platte gegen das einfallende Bündel winkelrecht oder 10 bis 12° geneigt ist. Wenn man aber diesen Neigungswinkel überschreitet, nehmen die Anzeigen der Wärmewirkung ab, und werden immer schwächer, in dem Maafse als man die Schiefe vergröfsert. Andererseits weifs man, dafs, bei winkelrechter Incidenz, die Dicke einer recht reinen Steinsalzplatte keinen merklichen Einfluss auf die durchgelassene Wärmemenge hat. Die bei der Schiefe beobachtete Verringerung rührt also nicht her von der gröfseren Strecke der durchlaufenen Substanz, sondern von der stärkeren Reflexion, die dann die Strahlen an den beiden Oberflächen der Platte erleiden.

Dieser Versuch beweist einleuchtend, dafs der Kunstgriff, die Quellen von niederer Temperatur zu nähern, damit ihre Strahlung auf den Apparat eben so stark sey als die der Quellen von höherer Temperatur, wohl anwendbar ist, so lange die schiefsten Incidenzen der Strahlen auf die diathermische Platte nicht über 12° hinausgehen, dafs man ihn aber aufgeben mufs, sobald die Diagonalen, gezogen von den Rändern der strahlenden Oberfläche zu den gegenüberstehenden Rändern des thermoskopischen Körpers oder, genauer, zu den gegenüberstehenden Rändern der Mündung des ihm zur Hülle dienenden Rohrs, mit der

eingeschalteten Platte einen gröfseren Winkel als diese Gränze bilden.

an.

Wenden wir diese Data auf den vorliegenden Fall Mein Apparat hat gewöhnlich vier Haupt-Wärmequellen: eine Oelflamme, eine glühende Platinspirale, eine gekrümmte Platte von geschwärztem Kupfer, die von hinten durch eine Alkoholflamme auf eine dem Glühen nahe Temperatur gebracht wird; und ein, ebenfalls geschwärztes Kupfergefäfs voll siedendheissen Wassers. Repräsentirt man graphisch den strahlenden Körper, die thermoskopische Säule, den Schirm und die Platte in ihren Distanz- und Dimensions-Verhältnissen, so überzeugt man sich leicht, dafs die ersten drei Quellen, so aufgestellt im Apparat, dafs sie am Galvanometer einen anfänglichen Ausschlag von 30 bis 35° geben, der für das Divergenz - Maximum der einfallenden Strahlen gestellten Bedingung Genüge leisten; auch geben sie alle eine sehr geringe und stets gleiche Verringerung, wenn die eingeschaltete Platte von Steinsalz ist, was die gleiche Durchgänglichkeit ihrer Strahlen durch diesen Körper erweist. Bemerke man hier wohl die Wahrheit dessen, was vorhin in Betreff der galvanometrischen Anzeigen gesagt ist. Die experimentelle Methode, welche zum Beweise des von den HH. De la Provostaye und Desains angegriffenen Satzes nothwendig ist, erfordert nicht die Kenntnifs der numerischen Verhältnisse zwischen den Ablenkungen des Galvanometers und den sie erzeugenden Kräften, sondern es reicht hin, den ersten Ausschlag der Nadel zu beobachten, welcher erfolgt, wenn man die directe oder durchgelassene Wärmewirkung in die Röhre der Säule eintreten läfst, und man hat dann nur die Strahlung sogleich zu unterbrechen, sowie die Nadel nach Erreichung ihrer gröfsten Ausweichung zurückzugehen anfängt. Diese Beobachtungsweise ist leicht, genau, geschwind, und erlaubt deshalb in sehr kurzer Zeit die zur Erlangung einer Gleichheit der einfallenden Strahlungen nothwendigen Anordnungen zu machen und in einigen Mi

nuten die Vorkehrungen zu treffen, welche, um die kleinen, bei isolirten Beobachtungen leicht vorkommenden Unregelmässigkeiten zu entfernen, nöthig sind.

Hat man nun mittelst des Würfels voll siedenden Wassers einen Ausschlag von 30° hervorgebracht, so wird die durch die Einschaltung der Steinsalzplatten bewirkte Verringerung (unter den von uns freiwillig gewählten Umständen) etwas stärker seyn als die, welche bei den drei vorhergehenden Wärmestrahlungen stattfindet; allein diese Verschiedenheit entspringt aus einer Veränderung der Reflexion, und nicht der Transmission. Davon kann man

sich durch die graphische Construction überzeugen, doch ist es besser die folgende experimentelle Demonstration anzuwenden, da sie meines Erachtens ganz entscheidend ist.

Das Princip, welches beim Thermomultiplicator zur Messung von Wärmestrahlungen dient, bietet Hülfsquellen dar, die von den Physikern vielleicht noch nicht allgemein nach ihrem ganzen Werthe erkannt worden sind. Bekanntlich entspringen die Anzeigen dieses Instruments aus einem thermo-elektrischen Strom, welcher die Säule und das mit ihm zur Schliefsung verbundene Galvanometer durchläuft. Die Metalldrähte, welche die beiden Theile des Apparats vereinigen, können an den Enden leicht verbunden werden mit einer äussern Metallschliefsung, die einen mehr oder weniger grofsen Theil des Stroms abzweigt, und somit, nach Belieben, die Empfindlichkeit des Instruments verringert. Ich sage nach Belieben, weil, wenn man sich eines Rheostats bedient, um welchen ein Draht von gleichen Dimensionen wie der des Galvanometers gewickelt ist, Empfindlichkeiten, , u. s. w. erhalten werden können, 17 falls man den Draht des Rheostats in seiner ganzen Länge, oder zur Hälfte, zum Drittel, Viertel u. s. w. desselben anwendet. Allein diefs Verfahren erforderte langes Herumtappen ehe man dahin gelänge, genau die Drahtmenge aboder aufzuwickeln, welche zu der beabsichtigten Schwächung der Empfindlichkeit nöthig ist. Glücklicherweise

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