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Das Hauptwort.
Declination.

Die altfranzösische Unterscheidung des Nominativs von den Casus obliqui durch die Flexion (Mätzner Franz. Gram. 118) ist ziemlich treu bewahrt worden. Ein Verfall der Declination macht sich namentlich in den Wörtern mit fortspringendem Accent bemerkbar, indem das Verständniss derselben gänzlich verloren gegangen ist. Die Nominativformen haben schon meistens den Accusativformen weichen müssen, und da, wo sich beide Formen noch vorfinden, werden sie ohne Unterschied gebraucht.

Singular.

Nominativ. le perte et le damage (p 2, 156) madame, respondit le che

valiers.

Cas. obl. sur ceste parole, sus ce chemin.

Plural.

Nom. le contes de Derbi et ses routes, si compagnon resterent (2, 161), apries toutes ces ordonnances.

Formen mit fortspringendem Accent sind: soror, serour, emperair emperaires (1, 234,) — emperadour (1, 234), signour — sires messires (1, 149) — seigneur (2, 151), nies (1,228) neveu (1,21), cuens (lat. comes) (p 30) —

contes (1, 137).

Das Vat. Ms. kennt kein anderes Flexionszeichen als s, während die Gedichte und das Vinc. Ms. auch z und x haben.

Geschlecht.

Vom Neufrz. abweichendes Geschlecht haben: la glave (1, 464) = le glaive, amour (stets fem.), le pierre = la pierre, une honneure. (1, 223).

Das Eigenschaftswort.

Die Declination desselben gleicht der der Substantiva: Que nuls pauvres bacheliers s'excuse (1, 3).

Das Geschlecht der Adjective ist im Ganzen noch dasselbe als im 13. Jahrhundert, d. h. die lateinischen dreigeschlechtlichen Adjective sind zweigeschlechtlich, und die zweigeschlechtlichen eingeschlechtlich geworden. Ausnahmen finden sich wie schon im Altfrz. (Mätzner Frz. Gram. 147) brief reponse (1, 265).

Adverbien und Adjective werden noch nicht von einander unterschieden: petit a petit = peu a peu, male royne (1, 68).

Comparation..

Altfranzösische Comparative und Superlative sind: grignour (lat. grandior) 1,72, proisme (proximus), 1, 75 saintisse (sanctissimus).

Zahlwörter.

Cardinalzahlen. Ihr Unterschied von dem Altfrz. ist sehr gering und besteht nur in Lautveränderungen: noef, neuf- nonne (novem) (1, 86); doi und deus (2, 261, 2, 194), werden nicht von einander unterschieden. Ordinalzahlen. Die gewöhnliche Endung derselben ist ime (sissime), daneben seltener ieme.

Bemerkenswerth sind die fünf ersten Zahlwörter: li premiers, prime (immer sus l'heure de prime), second, secont, deuxime, deuxieme, deusime etc. tierce, tierse, terce, terse, tierch etc. quatrime (1, 101), quatrième (2, 219), quaresme (2, 312), quart (p 201), quint (p 201).

Fürwörter.

Persönliche Fürwörter.

Neben moi, toi, soi finden sich mi, ti, si. Bei reflexiven Verben unterscheidet Froissart gewöhnlich den Nominativ nous, vous von dem Accusativ nos, vos. Ou vous vos vodres retraire (1, 21). Das Fürwort le wird, wie der bestimmte Artikel le, auch weiblich gebraucht. Die alleinstehenden Pronomen werden noch nicht von den verbundenen unterschieden. Je Jehans Froissart (1, 1). Eine archaistische Form für je ist jou (1, 247).

Zueignende Fürwörter.

Die Formen mien, tien, sien werden substantivisch und adjectivisch gebraucht und werden im letzteren Falle ganz wie Adjective behandelt. Neben mon, ton, son finden sich mi, ti, si. Mes, tes, ses ist zuweilen noch Nom. Sing. (So 1, 27.)

Das possessive Verhältniss wird häufig durch den nach dem Substantiv stehenden Genetiv des persönlichen Fürworts ausgedrückt: li freres de li = son frère (vergl. ö vioo oov, a friend of mine.)

Hinweisende Fürwörter.

Die zahlreichen altfrz. Formen sind meistens geblieben, ohne jedoch ihren eigenthümlichen Gebrauch bewahrt zu haben.

Mascul.

Sing. ce, cel, celi, cesti, ceul, cheul, chieul, cet.

Plural. chil, ces, ceuls. Chiau (2, 237) und ceauls (1, 43) kommen nur substantivisch vor, während alle anderen Formen zugleich substantivisch und adjectivisch gebraucht werden.

Femin.

Sing. cette (selten), ceste, celle, celi, cel, chesti.

Plural. ces, celles.

Bezügliche Fürwörter.

Lequel und liquel sind als Adjective theils zwei-, theils eingeschlechtlich. Es finden sich daher für das Femin. folgende Formen: laquelle, laquel, liquel, lequel. (Siehe „Artikel".)

Fragende Fürwörter.

Sie gleichen in ihren Formen den bezüglichen Fürwörtern.

Unbestimmte Fürwörter.

Formen, die sich im Neufranzösischen nicht mehr vorfinden, sind: moult (lat. multum), tamainte (Diez Etymol. Wb. II, 356), quant oder quans (lat. quantus, neufrz. combien, quans jours (2, 103), nullui (im Altfrz. nur substantivisch und im Accus. gebraucht) hat bei Froissart häufig die Bedeutung von ne- rien; se doubter de nullui (2, 328).

Das Zeitwort.

Das Verb ist im Ganzen im 14. Jahrhundert, wie es im Altfranzösischen Indessen zeigen sich schon einige Anomalien, die auf einem Mangel des Verständnisses der Sprache beruhen.

war.

Personalflexion.

Erste Person Sing. Dieselbe hat im Vat. Mn. selten ein besonderes Flexionszeichen; in den Gedichten und dem Vinc. Mn. zeigt sich das später allgemein gewordene s schon häufiger. Der finale Stammconsonant erleidet die durch die Lautgesetze bedingten Veränderungen: parl, troef (trouve), truis (trouve), finis, serf, vent.

Zweite Person. Flexivisches s bewirkt meistens den Ausfall eines vorhergehenden Dentalen: vens.

Dritte Person. Ursprüngliches t in der ersten Conjugation ist im Präsens bereits regelmässig abgeworfen; es findet sich nur (p 226) il baset. Die zweite Conjugation schwankt im Gebrauche des ursprünglichen t im Perfect, während es sich dort in der dritten Conjugation ziemlich regelmässig findet.

Erste Person Plural. Für die ursprünglich picardische Endung omes steht überall ons. Eine anomale Form im Perfect ist mesins (= mimes). Dieselbe scheint dadurch entstanden zu sein, dass, nach Ausfall des vor s befindlichen e, m in n den Lautgesetzen gemäss verwandelt ist.

Zweite Person. Das Vat. Ms. setzt immer die picardische Endung es. In den Gedichten und den Vinc. Mn. findet sich ez.

Dritte Person. Die Personalflexion ist wie im Neufrz.

Tempusflexion.

Das Präsens hat keine eigenthümliche Tempusflexion. Die stammbetonten Personen diphthongiren überall, wo der Vocal eine Diphthongirung zulässt. Ausnahmen sind selten:

a diphthongirt in ai, amer, aim, selten am.

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Zuweilen ist diese Diphthongirung bereits in die flexionsbetonten Formen eingedrungen: trouvons etc.

Seine Tempusflexion ist oie.

Imperfect.

Perfect.

Wir werden das Perfect bei den einzelnen Conjugationen näher betrachten.
Der Conjunctiv bietet wenig Eigenthümlichkeiten dar.

Erste Conjugation.

Verba, welche im Präsens diphthongiren, sind:

trover; je troeve, troef, trouve (selten), truis (nach Burguy eine burgundische Form).

lever; je lieve neben leve und lieuve (2, 13).

griver; je grief (englisch grief).

amer; j'aime.

Die auf rer ausgehenden Verba versetzen häufig im Futur aus euphonischen Gründen den Charactervocal e: monstrerai und monsterrai. Durch Ausstossung des e entstehen die Formen donrai und jurrai (2, 22). Für modernes enverrai steht das regelmässig gebildete envoyerai (Herrig's Archiv 29. Bd. p. 358).

Im Imperfect des Conjunctivs findet sich neben asse meistens aisse, welches in den flexionsbetonten Formen zu i wird: parlaisse, parlasse, parlissions.

=

Die Bildung des Präsens des Conjunctivs vermittelst eines g ist aufgegeben; dagegen findet sich noch doinst; so in der Formel Dieu doinst möge Gott geben (2, 300). Ueber den Ursprung dieser Form bemerkt Th. Müller: oi ist nach Analogie anderer Verben gebildet, die im Präsens diph thongiren, s ist für g, welches gleichfalls den Zischlaut hat, gesetzt: Finer, coeiller quellier coeiller quellir, und deren Composita schwanken zwischen der ersten und dritten Conjugation (1, 24 p 40). Neben laisser findet sich noch laier. Von paroler kommt nur je parole vor.

-

Zweite Conjugation.

Die erste Person Singular des Präsens bietet folgende, durch die Laut gesetze zu erklärende Formen dar: attend, attent, attenc, attench, attens, atens, aten.

Im Imperf. Conjunct. findet sich rendesisse (p 257; 2, 340).

Dritte reine Conjugation.

Nach dieser Conjugation gehen: covrir, ofrir, sofrir, dormir, partir, sentir, oir, vestir, mentir, ferir, coellir, guerpir.

Die mannigfaltige Gestalt des finalen Stammconsonanten erklärt sich aus den Lautgesetzen. je dorm (p dors), tu dors, il dort; je serf, tu sers, il serf,

nous servons etc.

Von issir findet sich neben dem Futur issirai noch isterai (p 142) (mit eingeschobenem euphonischen t, von einem Infinitiv ister gebildet). Ebenfalls

sind aus einem auf er ausgehenden Infinitive, mit oder ohne Umstellung des e folgende Formen abzuleiten: ouvrerai (2, 1), ouverrai, souffrerai und soufferrai (1, 7).

Soir, partir, guerpir schwanken zwischen der dritten reinen und gemischten Conjugation (partissoit 1, 272, guerpissoient und guerpient etc. p 331). Doppelte Formen für das Particip des Perfect haben vestir und issir, vesti, issi, vestu, issu.

Das Perfect. Die dritte Person Singular hat meistens finales t abgeworfen (il servi). Eine Form auf st (reconquist 1, 68) scheint auf eine Mi. schung mit der dritten gemischten Conjugation hinzuweisen.

Hair conjugirt im Präsens he, hes, het, haons etc., Futur harrai.

Oir und issir haben noch ihre vollständige Conjugation.

Dritte gemischte Conjugation.

Die dritte Person Singular des Perfects lautet: obeist, obeit, obei.

Hilfszeitwörter.
Avoir.

Das Perfect hat folgende Formen:

eui, euc, euch (1, 84).

euis, eus, as (p 356).

euist (2, 8), eust (1, 183), eut (122), at?

euismes, eusmes, euimes (1, 165).

euistes, eustes.

euirent (?), eurent, orent.

Futur.

averai (p 125), auerai, aurai, arai (1, 177).

Eui und euch sind speciell picardische Formen.

(Ueber den Uebergang des i in c und ch siehe Burguy 1, 249).

Estre.
Perfect.

1. Sing. fui (1, 81), fuis (p), fus (1, 5).

1. Plur. fuimes (1, 161), fumes (1, 30), fusmes (p 9).

Archaistische Formen sind: ert und iert (p 128) = était, j'ere j'étais (Dier 2, 212).

Fuissiemes (p 226) = fussions hat die altpicardische Personalflexion wes

bewahrt.

Anomale Zeitwörter der ersten Conjugation.

Aler (Diez, Etymol. Wb. I, 118).

Präsens. voi, vai, vais (p 103), alons etc.

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