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wurden oben und unten der rotirenden Platte gegenübergestellt. Unter diesen Umständen musste sich in dem von den letztgenannten Platten bedeckten Sector der Goldringe Elektricitāt durch elektrostatische Induction anhäufen und convectiv fortgeführt werden. Wenn dies positive Elektricität war, wurde dieselbe frei an dem in Richtung der Rotation vorderen Rande des inducirten Sectors, während am hinteren Rande desselben fortdauernd neue positive Elektricität gebunden, beziehlich negative Elektricität frei wurde.

Unter diesen Umständen musste die positive Elektricität vom vorderen bis zum hinteren Rande des Sectors überströmen, wozu ihr in jedem Ringe zwei Wege offen standen, zwischen denen sie sich nach dem umgekehrten Verhältniss ihres Widerstandes theilen musste. Umfasst der inducirende Sector 1/n des Kreisumfanges, so verhalten sich die Widerstände der im Sector und ausserhalb desselben liegenden Wege wie 1:n-1, und es gehen deshalb (n − 1)/n des Stromes durch den Sector und 1/n ausserhalb desselben zurück. Durch Convection wird im Sector dem Strom entgegen ein der Summe beider Ströme entsprechendes Quantum fortgeführt. Wirkt also convective Bewegung der Elektricität wie geleitete, so ist auch im Sector die Gesammtbewegung:

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491 Wirkte dagegen convective Bewegung mehr oder weniger als geleitete, so würde dieser Ueberschuss sich in einem oder dem anderen Sinne an dem Sector zeigen müssen.

Die Versuche zeigten, dass wenn der Sector klein ist (des Umfanges), die kleine Differenz zwischen der Convection 1 und der Leitung überhaupt nicht oder wenigstens nicht sicher mehr beobachtet werden konnte, dass also bei naher Gleichheit der Convection und Conduction auch der elektrodynamische Effect der einen den der anderen merklich aufhob.

Wenn dagegen der Sector die Hälfte des Umfanges einnahm, konnte die hier vorausgesetzte Strömung auch in dem freien Theile der Scheibe beobachtet werden. Für eine sichere Messung war der Betrag aber zu klein.

Bei der Kleinheit der beobachteten elektrodynamischen Wirkung in den früheren Versuchen, wo die Scheibe elektrisirt und in ganzer Ausdehnung von den inducirten Platten gedeckt war, liess die theoretische Berechnung der Grösse der Wirkung aus den bekannten absoluten Werthen der elektrodynamischen Constanten nur angenähert übereinstimmende Werthe erwarten. Doch wurde dieselbe von Hrn. Rowland durchgeführt.

Das Verhältniss, in welchem die Wirkung des Erdmagnetismus auf das astatische Nadelpaar vermindert war, wurde ermittelt, indem man erst die Schwingungsdauer bei gleichgerichteten Nadeln und dann bei astatisch gestellten ermittelte.

Der Werth der elektrischen Potentialfunction in der Leydener Batterie und an der rotirenden Scheibe wurde nach dem von Sir W. Thomson gegebenen Gesetze der Funkenlänge bestimmt, was in diesem Falle ausreichend genau erschien. Vor und nach jedem Versuche wurde eine kleinere Flasche aus der Batterie von neun grossen Flaschen, die den Elektricitätsvorrath enthielt, geladen und an jener die Funkenlänge bestimmt.

Die Geschwindigkeit der Rotation wurde nach der Stellung der Kugeln eines Centrifugalregulators geregelt, der an einer 402 der langsamer rotirenden Axen angebracht war. Die Berechnung nach der Grösse der Rollen stimmte gut überein mit der Bestimmung durch den Ton einer Sirenenscheibe, die zeitweilig an der schnellsten Axe angebracht wurde.

Bei der Berechnung der Elektricitätsvertheilung auf der Scheibe und der elektromagnetischen Richtkraft wurde der am Rande der Scheibe befindliche Ueberschuss der Ladung nach dem für unendlich dünne Scheiben geltenden Werthe berechnet und als ein unendlich dünner Faden am Rande concentrirt gedacht, was beides allerdings nur annähernd richtig war, aber bei der Kleinheit dieses Theiles genügte.

Die Einwirkung auf die obere Nadel war ungefähr von der auf die untere.

Die horizontale Kraft des Erdmagnetismus wurde gleich 0,182 gesetzt, indem Centimeter, Gramm und Secunde als Einheiten gebraucht wurden; die elektrodynamische Constante ist von Hrn. Rowland nach Maxwell's Bestimmungen gleich

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28800 Millionen gesetzt. W. Weber's Werth würde 31075 Millionen sein. Ich gebe unten unter M die mit dem ersteren Werth, unter W die mit dem letzteren berechneten Resultate an.

Ich gebe hier nur das Resultat der Berechnung von drei unter günstigen Umständen ausgeführten Versuchsreihen an: 1) Zehn Versuche mit abwechselnd entgegengesetzter Rotation, bei jedem drei Ablesungen, deren mittlere bei entgegengesetzter Elektrisirung der Scheibe gemacht wird, als die erste und die dritte.

Mittlerer Unterschied der Gleichgewichtslage

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Die Uebereinstimmung darf als genügend angesehen werden bei der Messung einer Kraft, die nur 50000 von der Kraft des Erdmagnetismus beträgt, da in zwei dieser Versuchsreihen die beobachteten Werthe zwischen die den verschiedenen gemessenen Werthen der Weber'schen Constante entsprechenden hineinfallen.

Was die Bedeutung dieser Versuche für die Theorie der Elektrodynamik betrifft, so entsprechen sie den Voraussetzungen

der Theorie von Hrn. W. Weber, aber sie lassen sich auch aus der Maxwell'schen oder aus der die diëlektrische Polarisation der Isolatoren berücksichtigenden Potentialtheorie herleiten. Die Volumelemente der zwischen der bewegten und den ruhenden Platten liegenden Luftschicht erleiden fortdauernd Schiebungen im Sinne einer Rotation um radial gerichtete Drehungsaxen. Die bestehende diëlektrische Polarisation derselben wird sich in jedem materiellen Elemente also fortdauernd ändern, während sie im Raume dieselbe Richtung normal zur Fläche der elektrisirten Scheiben behält. Die entstehenden und vergehenden Componenten dieser Polarisation würden den Strom constituiren, der durch das astatische Nadelpaar angezeigt wird.

XLI.

Ueber die auf das Innere magnetisch oder diëlektrisch polarisirter Körper wirkenden Kräfte.

Aus: Wiedemann's Annalen Bd. XIII S. 385-406. Monatsberichte der Berliner Akademie vom 17. Februar 1881.

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Weiches Eisen, in die Nähe eines Magnets gebracht, zeigt selbst Abstossungen und Anziehungen kleiner magnetischer oder magnetisirbarer Körper, die es vorher nicht zeigte. Um diese zu erklären, nimmt man eine gewisse Vertheilung des Magnetismus in den Molecülen des Eisens an. Faraday zeigte später, dass Wirkungen dieser Art nicht blos im Eisen, sondern in fast allen bekannten Körpern in sehr viel geringerer Stärke und zum Theil auch in entgegengesetztem Sinne nachzuweisen sind, und dass genau ähnliche Erscheinungen, die auf eine Vertheilung entgegengesetzter Elektricitäten in den Molecülen elektrischer Isolatoren hindeuten, durch elektrische Anziehungskräfte hervorgerufen werden. Mathematisch wurden diese Erscheinungen von Poisson zuerst für das Gebiet des Magnetismus unter verhältnissmässig einfache Gesetze zusammengefasst, die wenigstens für mässige Stärken der Magnetisirung, und soweit sich nicht Wirkungen der reibungsähnlichen Coërcitivkraft einmischen, den Gang der Erscheinungen gut darstellen. Dieselben allgemeinen Gesetze lassen sich auch auf die schwächeren magnetischen Wirkungen in den paramagnetischen und diamagnetischen Substanzen anwenden, und ebenso auf die elektrische Polarisirung der Diëlektrica, soweit in letzteren nicht Leitung und die der Leitung verwandt

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