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als solche anerkannt wissen. Für das Folgende genügt uns zunächst die Thatsache, dass unter den bisher eingehaltenen Bedingungen der Versuche, Quecksilber in Berührung mit elektrolytischer Flüssigkeit sich nur langsam positiv gegen die Flüssigkeit ladet.

Die Langsamkeit dieser Ladung bei beschränkter Diffusion hat sich übrigens viel auffallender in Hrn. Lippmann's Versuchen mit dem Capillarelektrometer gezeigt, insofern der feine Quecksilberfaden desselben aus jedem Grade der Ablenkung. wenn er so gut isolirt, als der Apparat es gestattet, sich selbst überlassen bleibt, allmählig sich immer wieder einer bestimmten Gleichgewichtslage nähert, die verschieden ist von der, welche frisch abgetropftes Quecksilber annimmt. In der feinen Capillarröhre des Lippmann'schen Instrumentes geschieht die Diffusion nur ausserordentlich viel langsamer als in den eben besprochenen Tropfapparaten, und braucht Stunden1), während die unmittelbare elektrolytische Ausgleichung mit der Säure. 956 falls eine solche möglich wäre, im Querschnitt der Röhre ohne Verzögerung von Statten gehen könnte.

Daraus schliesse ich, dass wenn eine schnell abtropfende und übrigens isolirte Quecksilbermasse durch die tropfende Spitze mit einem Elektrolyten in Berührung ist, das Quecksilber und der Elektrolyt kein verschiedenes Potential haben können. Denn hätten sie es wäre z. B. das Quecksilber positiv - so würde jeder fallende Tropfen eine Doppelschicht an seiner Oberfläche bilden, welche + E aus dem Quecksilber wegnähme, und dessen positives Potential kleiner und kleiner machte, bis es dem der Flüssigkeit gleich wäre.

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Die Entladung der Berührungsflächen wurde in Hrn. König's Versuchen dadurch erreicht, dass die Quecksilberkuppe leitend verbunden wurde mit einer Elektrode, die aus einem staubförmig herabtröpfelnden Quecksilberstrahle bestand. Eine Bestimmung der Oberflächenspannung unter diesen Verhältnissen ergab nun Werthe, welche thatsächlich mit den früher erhaltenen Maximalwerthen ziemlich genau zusammenfielen. Es ist zu bemerken, dass Versuche dieser Art nur angestellt wurden in

1) Pogg. Annalen Bd. 149. S. 551.

, 1 und 5 procentiger Schwefelsäure, in Lösungen von Magnesiumsulfat, Natriumsulfat, Chlornatrium und verdünnter Natronlauge. Die geringen Abweichungen, welche sich zeigten, lassen sich wohl dadurch erklären, dass zu beiden Messungen sowohl verschiedene Quecksilber- als Flüssigkeitsmengen benutzt wurden, wodurch eine die Oberflächenspannung beeinflussende Verschiedenheit hinsichtlich der niemals ganz zu vermeidenden Spuren fremdartiger Beimischungen entstand. Dass die erhaltenen Werthe dem gesuchten Maximum wirklich entsprachen, ging daraus hervor, dass bei Einschaltung einer elektromotorischen Kraft, gleichviel welcher Richtung, in den die beiden Elektroden (Quecksilberkuppe und Quecksilberstrahl) verbindenden Draht immer eine Verminderung in der Oberflächenspannung eintrat. Aus diesen Versuchen geht also hervor, dass die durch die Annahme strenger Gültigkeit des Faraday'schen Gesetzes einerseits, und der Wirkung rein conservativer Kräfte andererseits geforderte Uebereinstimmung in der That besteht.

Um endlich noch zu sehen, wie schnell eine solche von Elektricität freie Oberfläche sich wieder elektrisch lade, wurden in procentiger Schwefelsäure noch folgende Versuche angestellt. Die Entladung bewirkte man entweder dadurch, dass man die Quecksilberkuppe mit der tröpfelnden Elektrode verband 957 oder die durch die Potentialdifferenz + 0,09 D bezeichnete Stromverzweigung herstellte, den Zustand einige Zeit bestehen liess und dann die Zuleitung zur Quecksilberkuppe unterbrach. Es trat innerhalb weniger Minuten eine Verminderung der Oberflächenspannung ein, welche dann noch mehrere Stunden, allerdings in viel langsamerer Weise, fortwährte und schliesslich bei einem Werthe von 35 bis 36 mg/mm stehen blieb.

Die Construction des bei diesen Versuchen benutzten Apparates war derart, dass nach einem Fortstossen des oberen Theiles des Tropfens sofort neues Quecksilber von unten her empordrang und den Tropfen zur früheren Gestalt ergänzte. Man konnte, nachdem der durch das Fortschleudern in heftige Bewegung gekommene Tropfen wieder seine Gleichgewichtslage angenommen, noch eine geringe Abnahme seiner Oberflächenspannung beobachten. Ob die letztere im ersten Augenblicke nach der Bildung des neuen Tropfens dem früher erhaltenen

Maximalwerthe gleich war, wie theoretisch zu vermuthen, liess sich leider wegen der erwähnten unvermeidlichen Schwankungen der ganzen Quecksilbermasse nicht feststellen.

Ueber die hypothetische Ursache der Veränderung, welche an einer neugebildeten Quecksilberoberfläche vor sich geht, zeigen diese Versuche wenigstens so viel, dass sie in einer durch den elektrolytischen Strom zu beseitigenden, also auch durch den entgegengesetzten Strom hervorzurufenden Veränderung besteht, da sie durch fortdauernde galvanische Ausgleichung der Fläche gegen eine sich fortdauernd erneuernde Tropffläche ferngehalten werden kann. Wäre nach der oben vorgebrachten Hypothese Sauerstoff das in der negativen Grenzschicht des Elektrolyten gesammelte Anion, so wäre dieser Bedingung offenbar Genüge geleistet. Quecksilber, dessen Oberfläche seit längerer Zeit mit einem lufthaltigen Elektrolyten in Berührung ist, wird also im allgemeinen positiv geladen sein und bedarf der Wasserstoffzuführung durch einen kathodischen Strom, um in seiner Capillarspannung zuzunehmen. Das ist der von Hrn. Lippmann vorzugsweise beobachtete gewöhnliche Fall. Dehnung der Fläche verdünnt die vorhandene elektrische Doppelschicht derselben und vermindert damit den Potentialunterschied zwischen Quecksilber und Elektrolyten. Dadurch wird die vorhandene elektromotorische Kraft der 300 Zelle in dem Sinne geändert, dass ein anodischer Strom begünstigt wird. Jenseits des Maximums aber muss sich alles dies umgekehrt verhalten.

Gleichzeitig erscheint:

GESAMMELTE

ABHANDLUNGEN

von

G. Kirchhoff.

gr. 8°. 641 Seiten mit Portrait und 2 lith. Tafeln. Preis 15 Mark.

Inhaltsübersicht.

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Ueber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine kreisförmige. Nachtrag zu dem vorigen Aufsatze. Ueber die Auflösung der Gleichungen, auf welche man bei der Untersuchung der linearen Vertheilung galvanischer Ströme geführt wird. Ueber die Anwendbarkeit der Formeln für die Intensitäten der galvanischen Ströme in einem Systeme linearer Leiter auf Systeme, die zum Theil aus nicht linearen Leitern bestehen. Ueber eine Ableitung der Ohm'schen Gesetze, welche sich an die Theorie der Elektrostatik anschliesst. Ueber die stationären elektrischen Strömungen in einer gekrümmten leitenden Fläche. Ueber die Messung elektrischer Leitungsfähigkeiten. Ueber die Vertheilung der Elektricität auf zwei leitenden Kugeln. Zur Theorie des Condensators. Bestimmung der Constanten, von welcher die Intensität inducirter elektrischer Ströme abhängt. Ueber die Bewegung der Elektricität in Drähten. Ueber die Bewegung der Elektricität in Leitern. Zur Theorie der Entladung einer Leydener Flasche. Zur Theorie der Bewegung der Elektricität in unterseeischen oder unterirdischen Telegraphendrähten. - Ueber den inducirten Magnetismus eines unbegrenzten Cylinders von weichem Eisen. Zur Theorie des in einem Eisenkörper inducirten Magnetismus. Ueber das Gleichgewicht und die Bewegung einer elastischen Scheibe. Ueber die Schwingungen einer kreisförmigen elastischen Scheibe. Ueber das Gleichgewicht und die Bewegung eines unendlich dünnen elastischen Stabes. Ueber das Verhältniss der Quercontraction zur Längendilatation bei Stäben von federhartem Stahl. Ueber die Transversalschwingungen eines Stabes von veränderlichem Querschnitt. Ueber die Reflexion und Brechung des Lichts an der Grenze krystallinischer Mittel. Ueber die Bewegung eines Rotationskörpers in einer Flüssigkeit. Ueber die Kräfte, welche zwei unendlich dünne, starre Ringe in einer Flüssigkeit scheinbar auf einander ausüben können. Zur Theorie freier Flüssigkeitsstrahlen.

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Ueber stehende Schwingungen einer schweren Flüssigkeit. — Versuche über stehende Schwingungen des Wassers. Ueber einen Satz der mechanischen Wärmetheorie und einige Anwendungen desselben. Bemerkung über die Spannung des Wasserdampfes bei Temperaturen, die dem Eispunkte nahe sind. Ueber die Spannung des Dampfes von Mischungen aus Wasser und Schwefelsäure. Ueber die Leitungsfähigkeit des Eisens für die Wärme. Ueber den Einfluss der Wärmeleitung in einem Gase auf die Schallbewegung. Ueber den Winkel der optischen Axen des Aragonits für die verschiedenen Fraunhofer'schen Linien. Ueber die Fraunhofer'schen Linien. Ueber den Zusammenhang zwischen Emission und Absorption von Licht und Wärme. - Ueber das Verhältniss zwischen dem Emissionsvermögen und dem Absorptionsvermögen der Körper für Wärme und Licht. Chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen. Zur Geschichte der Spectral-Analyse und der Analyse der Sonnenatmosphäre.

W. Rowan Hamilton

Elemente der Quaternionen.

Deutsch von

Paul Glan,

Docent für Physik an der Universität Berlin.

Ersten Bandes I. Theil.

Seite 1-132. gr. 8°. Mit Figuren. 1881. Al 4.—

Ersten Bandes II. Theil.

Seite 133-411. 1882. M 8.

H.'s,,Elements of Quaternions" ist bekanntlich das grundlegende Werk über die Rechnung mit Quaternionen und wird als solches mit zunehmender Ausbreitung dieser Rechnungsart immer mehr geschätzt werden.

Exemplare des engl. Originals sind nicht mehr zugänglich und die günstige Aufnahme, welche diese deutsche Ausgabe sofort gefunden, beweist, dass eine gute Uebersetzung ein wirkliches Bedürfniss war. Die deutsche Ausgabe wird in 2 Bände eingetheilt sein, von welchen der erste in 3 Theilen ausgegeben wird.

Alfr. Donadt

Das mathematische Raumproblem

und

die geometrischen Axiome.

80. 68 Seiten. 1881. M 1.60.

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