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wie das Quecksilberrhodanid auf, jedoch etwas schwieriger und giebt nicht so schöne schlangenförmige Formen wie dieses. Dem Lichte ausgesetzt wird es gleichfalls zersetzt. Bei der Analyse ergaben;

1) 0,8085 Gr. Substanz 2) 0,8355 »

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0,7155 BaSO, und 0,715 HgS 0,754 BaSO, und 0,7475 HgS. Daraus ergiebt sich I) S 12,15 Proc. Hg= 76,24 Proc. and II) S 12,39 Proc. und Hg77,13 Proc., während die Formel Hg, Cy, S, 12,4 Proc. S und 77,52 Proc. Hg verlangt. Dafs der Körper Quecksilberrhodanür ist, unterliegt also keinem Zweifel und es fragt sich nur, auf welche Weise dasselbe sich trotz der Ausscheidung von metallischem Quecksilber gebildet hat und warum es nicht unter gewöhnlichen Verhältnissen durch doppelte Wahlverwandtschaft zwischen dem salpetersauren Quecksilberoxydul und Rhodankalium entsteht. Ich glaube, dafs der theoretische Vorgang der Bildung dieses Körpers auf folgende, einzeln von mir geprüfte Reactionen zurückgeführt werden muss:

I) Eine Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul zu einer Lösung von Rhodankalium, letztere im Ueberschufs, gesetzt, verhält sich zu dieser ähnlich wie zu einer Lösung von Cyankalium, d. h. es wird metallisches Quecksilber abgeschieden und es bildet sich Quecksilberrhodanid, das sich im überschüssigen Rhodankalium löst:

Hg2 N2O+3K CyS=Hg+(Hg Cy2 S2+KCyS)

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+2KNO,.

II) Eine Lösung von Quecksilberkaliumrhodanid giebt mit einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul einen weifsen Niederschlag, der Quecksilberrhodanür und Quecksilberrhodanid zugleich enthält:

2(HgCy2S,+KCy S)+Hg2 N2O1 = 2Hg Cy2S2

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saurem Quecksilberoxydul während einiger Zeit digerirt, wandelt sich in Quecksilberrhodanür um:

Hg Cy2S2+Hg, N2 O, = Hg, Cy2 S2+Hg N2 O6.

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Es hat diese Reaction wohl ihren Grund in der wenn auch nur geringen Löslichkeit des Quecksilberrhodanids in Wasser.

Demnach geht bei der obigen Darstellungsweise des Quecksilberrhodanürs folgendes vor sich: In der ersten Zeit des Zusatzes des salpetersauren Quecksilberoxyduls bildet sich nach Reaction I eine Lösung von Quecksilberkaliumrhodanid, während sich metallisches Quecksilber ausscheidet; bei weiterem Zusatz der Quecksilberlösung entsteht nach Reaction II ein weifser Niederschlag, der Quecksilberrhodanid und Quecksilberrhodanür enthält; durch einen Ueberschufs von salpetersaurem Quecksilberoxydul wird endlich nach Reaction III das im Niederschlage enthaltene Quecksilberrhodanid in Quecksilberrhodanür. umgewandelt, von dem sich ein Theil in dem entstandenen salpetersauren Quecksilberoxyd auflöst.

Indem ich mit den mitgetheilten Resultaten meiner Versuche glaube, einen kleinen Beitrag zur Kentnifs des in vielen Punkten nur ungenau bekannt gewesenen Verhaltens des Rhodankaliums gegen die Quecksilberverbindungen geliefert zu haben, fühle ich mich noch verpflichtet, Hrn. Professor Rammelsberg, der mich zur Bearbeitung des Gegenstandes aufgefordert und auch während der Arbeit mit Rath und That unterstützt hat, an dieser Stelle meinen Dank abzustatten.

ཀོཝཱ

VI. Theorie der Abendröthe und verwandter Erscheinungen; von Dr. E. Lommel, Docent an der Universität und d. Polytechnikums in Zürich.

In den folgenden Zeilen ist eine auf das Princip der Beu

gung des Lichtes.gegründete Theorie der Abendröthe und verwandter Erscheinungen in elementarer Darstellung entwickelt, deren Grundgedanke von mir schon früher1) ausgesprochen und analytisch behandelt worden ist. Ich erlaube mir, diese Theorie hier in einer neuen und wie mir scheint, vervollkommneten Gestalt zu reproduciren und dabei einen Einwand zu besprechen, welcher gegen dieselbe erhoben worden ist.

1. Wenn von einem sehr weit entfernten leuchtenden Punkte ein Bündel paralleler Lichtstrahlen auf einen mit einer kleinen Oeffnung versehenen dunkeln Schirm- trifft, so kann man sich die Elementarstrahlen, welche jeder Punkt der Oeffnung nach allen möglichen Richtungen in den Raum hinter den Schirm sendet, in unendlich viele Bündel paralleler Strahlen gruppirt denken. Dasjenige derselben, welches die einfallenden Strahlen fortsetzt, heifst direct, die andern gebeugt; der Winkel, welchen die Richtung eines gebeugten Bündels mit der Richtung der directen Strahlen bildet, heifst der Beugungswinkel. Befindet sich hinter der Oeffnung eine Linse (das Objectiv eines Fernrohrs oder die Krystalllinse des Auges), so wird diese die Strahlen eines jeden Bündels in einem Punkte vereinigen, den man erhält, indem man durch den optischen Mittelpunkt O mit der Richtung des Bündels eine Parallele zieht und auf dieser von O aus gegen den Beobachter die Brennweite der Linse abträgt. Die Vereinigungspunkte befinden sich demnach auf einer mit der Brennweite der Linse als Radius von deren optischem Mittelpunkt aus beschriebenen Halbkugel, bei einem 1) »Beiträge zur Theorie der Beugung des Lichts"; Grunert's Archiv Tál. XXXVI, 1861.

für unendliche Entfernung accommodirten Auge also auf der Netzhaut. In diesen Vereinigungspunkten interferiren die Strahlen eines jeden Bündels vermöge der Gangunterschiede, welche sie durch ihre Neigung zu den directen Strahlen erlangt haben; (die Wirkung der Linse alterirt bekanntlich diese Gangunterschiede nicht merklich). Je nach der Gröfse dieser Neigung werden sich die gebeugten Strahlen bald vollständig vernichten, bald mehr oder weniger unterstützen, und so auf der Halbkugel die bekannten zierlichen Beugungsbilder entwerfen. Behufs bequemerer Untersuchung kann man sich jeden Punkt des halbkugeligen Bildes auf die ebene Grundfläche der Halbkugel projicirt denken und ihm dort die nämliche Lichtstärke beilegen, welche er im ursprünglichen Bilde besafs. Sind die einfallenden Strahlen senkrecht zur Schirmebene, so projicirt sich ihr Vereinigungspunkt gerade in die Mitte jener Grundfläche. Nach bekannten Gesetzen, welche abzuleiten hier nicht der Ort ist, sind nun die Entfernungen der gleichvielten Maxima und Minima der Lichtstärke von der Bildmitte, wenn man ähnlich gestaltete Oeffnungen mit einander vergleicht, der Wellenlänge des angewendeten Lichts direct, und entsprechenden Dimensionen der Oeffnungen umgekehrt proportional.

Läfst man daher eine beugende Oeffnung immer kleiner und kleiner werden, so wird das erste Minimum einer jeden Farbe immer weiter von der Mitte des Bildes sich entfernen. Da nun die den kürzeren Wellenlängen entsprechenden. Minima der Bildmitte stets näher liegen, als die den längeren Wellen zugehörigen, so kann man sich die Oeffnung endlich so klein denken, dass für irgend eine Farbe das erste Minimum erst am Rande der Bildfläche, d. h. für einen Beugungswinkel von 90° eintreten müfste; für alle minder brechbaren Farben könnte alsdann gar kein Minimum mehr zu Stande kommen, wohl aber noch für die brechbareren. Sey z. B. die Breite eines geradlinigen Spaltes =0mm,0005888, d. b. gleich der Wellenlänge des gelben Natriumlichtes (Linie Dim Sonnenspectrum), so würde für diese Farbe das Minimum an den äussersten Rand der Bildfläche zu liegen kommen; für

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rothes Licht wäre ein Minimum gar nicht mehr vorhanden, für violettes aber (Linie H) würde ein solches schon für den Beugungswinkel von 42° 18' eintreten. Indem also die brechbareren Strahlen ihren respectiven Minimis viel rascher zueilen, als die minder brechbaren, werden diese letzteren im gebeugten Lichte um so mehr vorherrschen, je weiter man sich von der Bildmitte, d. h. von der Stelle, wo das Bild der Lichtquelle entsteht, entfernt. In dem oben gewählten Beispiel würde das Verhältnifs der Intensitäten des violetten Lichts (Fraunhofer'sche Linie H, Wellenlänge = 0,0003963) und des rothen (Linie B, Wellenlänge 0TM*,0006897) für die Beugungswinkel 30', 1o, 5o, 10° ausgedrückt seyn durch die Zahlen 0,9997, 0,9987, 0,9635, 0,85971). Die Wirkung ist, wie diese Zahlen zeigen, besonders für die den directen zunächst liegenden gebeugten Strahlen freilich eine sehr schwache; wir werden aber in der Folge Umstände kennen lernen, durch welche sie gesteigert wird. Jedenfalls können wir behaupten, dafs ein weifser Lichtpunkt, durch eine sehr enge Oeffnung betrachtet, swar selbst weifs, aber von einer Aureole gebeugten Lichtes umgeben erscheint, das eine, wenn auch nur schwache, ja vielleicht unmerkliche, röthliche Nuance zeigt.

2. Sind in einem dunkelen Schirme beliebig viele, unter sich gleiche Oeffnungen in unregelmässiger Anordnung angebracht, so wird jede derselben in jeder Beugungsrichtung einen resultirenden Strahl liefern; alle Resultanten derselben Richtung sind, was Intensität und Farbenmischung betrifft, unter sich gleich; die Interferenzerscheinung, welche sie auf der Bildfläche hervorbringen, wird daher blofs von den Gangunterschieden bedingt seyn, welche ihnen ihre Neigung zu den directen Strahlen verleiht. Wegen der Unregelmäfsigkeit der Anordnung der Oeffnungen werden sich aber jene Resultanten in keiner Beugungsrichtung gegenseitig ver

1) Diese Zahlen sind berechnet aus dem bekannten Ausdruck

sin n b sin 2-12

πbsin!

worin b die Breite des Spaltes bedeutet.

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