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der Flächen entsprechend anordnen, und somit auf denjenigen Flächenelementen, zwischen denen der Funken auftritt, um so weniger Elektricität vorhanden seyn, je grösser die Oberfläche der Elektroden. Ueberhaupt wird ein jeder mit der Leitung qcb in Verbindung gesetzte Leiter von grofser Oberfläche ähnlich wirken.

Ferner ist eine der obigen ganz analoge Schlufsfolgerung in dem Falle zulässig, dafs zur Hervorrufung der optischen Erscheinung die beiden Condensatoren F und F gleichzeitig angewendet wurden, und die Capacität des letzteren im Vergleich zu ersterem gering war.

Der Umstand, dafs es nicht gelang, mit zweifelloser Sicherheit einen Einfluss der Schlagweite der Ladungsfunken zu constatiren, obgleich eine Steigerung der Letzteren eine Abnahme der fraglichen Zeitdauer zur Folge haben müsste, kann nicht als Einwand gelten. Die Werthe, innerhalb deren ich die Länge der Schallfunken ohne Störung des regelmässigen Ganges abändern konnte, waren durch die Aufstellung, Form etc. der Apparate so beschränkt, dafs die Unterschiede in der Wellenbildung offenbar innerhalb der Gränzen fielen, welche durch die unvermeidliche Inconstanz des optischen Phänomens gezogen sind. Sehr kleine Schlagweite der schallerzeugenden Funken konnte schon deshalb nicht zum Vergleich herbeigezogen werden, weil die Wellenbilder alsdann so zart wurden, dafs sich die gröfseren leicht der Beobachtung entzogen.

Der Einflufs, den nach obigen Versuchen die Schlagweite des Illuminator-Funkens hat, ist gleichfalls eine Bestätigung der obigen Annahme, denn mit zunehmender Entfernung der Elektroden mufs die Dichte auf den zugekehrten Flächenelementen abnehmen 1). Desgleichen beweist der 1) Diefs Letztere gilt natürlich nur unter der Annahme, dass dem isolirten System von Leitern, vom ersten bis zum zweiten Entlader gerechnet, stets die gleiche Elektricitätsmenge gegeben wird, bevor der Beleuchtungsfunken sich ausbildet, d. h. also, so lange zu jeder Entladung des Condensators nur je 1, oder je 2 Ladungsfunken erforderlich sind. Wenn bei zunehmender Schlagweite einer der früher besprochenen Grenzwerthe überschritten wird, so reicht die Erklärung allerdings nicht

Versuch, bei welchem Elektroden unter Oel zur Anwendung kamen, dafs die Beschaffenheit des. isolirenden Mediums, welches den Schlagraum erfüllt, von wesentlichem Einflufs ist.

Im Uebrigen dürfte sich die Inconstanz der fraglichen Zeitdifferenz zur Genüge erledigen, wenn man bedenkt, dafs die Elektroden durch jede Entladung eine längst bekannte Veränderung erfahren, wenn man ferner bedenkt, dafs die Luft im Schlagraum nie ruhig ist, um so weniger, als sich die Entladungen rasch wiederholen. Ferner dürfte der Umstand sehr ins Gewicht fallen, dafs der Funken nicht allein Luft von mittlerer Dichtigkeit, sondern auch die an den Elektroden haftende, verdichtete Luftschicht zu durchbrechen hat. Die Veränderungen in dieser Luftschicht entziehen sich unserer Wahrnehmung. Wenn man auch annehmen mufs, dafs diese verdichtete Glashülle schon durch die erste Entladung aufgerissen wird, so wird doch während der folgenden Funken ein fortwährender Conflict stattfinden müssen zwischen der Entladung einerseits und andererseits zwischen der Tendenz der Elektroden, sich mit einer neuen Gashülle zu überziehen, ein Conflict, dessen jeweiliges Resultat durch die fortwährenden Veränderungen der festen Oberfläche noch schwankender gemacht wird. Endlich ist darauf hinzuweisen, dafs im Condensator ein Rückstand bleibt, welcher nie absolut gleiche Werthe haben kann. Ist nämlich der eigenthümliche Widerstand der Luftstrecke nicht constant, so werden auch durch zwei aufeinander folgende Entladungen nicht genau dieselben Elektricitätsmengen zum Ausgleich gebracht. In der That werden die folgenden Mittheilungen beweisen, wie unregelmäfsig die Vorgänge im Funkenkanal (Temperaturveränderungen etc.) ausfallen. Daher kann auch die Dichte, welche vor jeder Entladung auf der Elektrode herrscht, nicht gleiche Werthe haben, selbst wenn in aller

aus. Man müfste dann eben eine Ungleichförmigkeit in der Veränderung der mittleren Zeitdifferenz bemerken. Diese Ungleichförmigkeiten können jedoch innerhalb der so auffälligen, unvermeidlichen Inconstanz der Zeitdifferenz liegen und somit bei den Versuchen nicht bemerkt werden.

Strenge die jedesmal zugeführte Ladung eine gleiche wäre. Man wird erkennen, dafs die Summe aller dieser Einflüsse, besonders bei kleiner Schlagweite, nicht verfehlen kann, auf die in Rede stehende Zeitdifferenz bedeutend einzuwirken. Befinden sich die Elektroden unter Oel, so gelten ähnliche Rücksichten. Es tritt hiermit noch die chemische Zersetzung wahrscheinlich mit ins Spiel, so dafs auch hier die Inconstanz der Wellenausbildung nichts Auffälliges haben kann. Der Gegenstand scheint mir jedoch für die Kenntnifs der Entladungsvorgänge von solchem Interesse zu sein, dafs er auch durch andere Beobachtungsmittel eine Bestätigung und weitere Verfolgung verdient.

III. Ueber Doppel-Influenz und die Theorie der Elektrophormaschinen; von P. Riefs.

(Monatsber. d. Akad., 4. April 1867.)

Im Jahre 1854 habe ich einen Versuch angegeben auf den ich kein Gewicht legte, weil er nur lose zusammenhing mit dem Gegenstande der Abhandlung, in der er beschrieben wurde. Eine Schellack- oder Paraffinscheibe wurde in schneller Bewegung zwischen einer elektrisirten Kugel und einer Spiritusflamme hindurchgeführt, so dafs die Scheibe die Verbindungslinie Beider normal schnitt, und dabei von der Kugel etwa 1 Fufs, von der Flamme 1 Zoll entfernt blieb. Die ganze, der positiv elektrischen Kugel zugewandte Fläche der Scheibe (Vorderfläche) war so stark negativ elektrisch geworden, dafs ein gewöhnliches Elektroskop daran zu starker dauernder Divergenz geladen wurde. Die der Elektricität der Kugel ungleichnamige Elektricität konnte auf die Vorderfläche der Scheibe nicht anders als durch Influenz gekommen seyn. Diefs genügte meinem Zwecke, die sonst bekannte Influenz auf Nichtleiter in auffallender Weise zu zeigen,

Als

Faraday nahm den beiläufig gegebenen Versuch auf'), in dem er eine Stütze seiner Theorie der diëlektrischen Medien sah, und variirte ihn in verschiedener Weise. ursprünglich elektrisirter Körper wurde eine geriebene Guttapercha-Platte (Schuhsohle) gebraucht, die Flamme zuweilen durch eine scharfe Metallspitze ersetzt. Eine Schellack oder Schwefelplatte wurde zwischen den elektrischen Körper und die Flamme oder Spitze gebracht und danach untersucht. Es zeigte nicht nur die Vorderfläche der Platte Elektricität, die mit der des influencirenden Körpers ungleichnamig war, sondern auch die Hinterfläche, die der Flamme oder Spitze zugewendet gewesen war. Beide Flächen waren stark elektrisch geworden mit der des influencirenden Körpers entgegengesetzten Elektricitätsart. Die Platte wurde wieder unelektrisch, wenn ihre Hinterfläche, nicht aber, wenn ihre Vorderfläche von einer Flamme bestrichen wurde. Als die Platte auf einer oder beiden Flächen mit Stanniol bekleidet war, wurden die beschriebenen Versuche mit gleichem Erfolge wiederholt. Als ferner die bekleidete Platte in die Nähe einer elektrisirten Kugel gebracht und ihre Hinterfläche ableitend berührt war, wurde die Platte vollständig geladen, wenn auch die Influenz der Kugel nur die kürzeste Zeit gedauert hatte.

Ich konnte den aus diesen Versuchen auf die Influenz gezogenen Schlüssen nicht beistimmen und erklärte den elektrischen Zustand der isolirenden Platte als Folge einer sehr zusammengesetzten Wirkung 2), der Influenz nämlich, welche die Platte erfahren, der Influenz, welche die Flamme erfahren, der Mittheilung von Elektricität von der Flamme zur Hinterfläche der Platte und endlich der Influenz, welche die Vorderfläche auf die Hinterfläche ausübte. Nach dieser Ansicht waren die erwähnten Versuche viel zu verwickelt, um Aufklärung der Theorie der Influenz zu versprechen; sie haben aber vor Kurzem ein grofses praktisches Interesse erhalten, so dafs es mir nöthig scheint, sie der Vergessenheit zu ent

1) Philosoph. Magaz. 11. p. 3—9 (1856).

2) Philosoph. Magaz. 11. 16.

ziehen und weiter ausbilden. Die mehrfache Influenz nämlich spielt die Hauptrolle bei den Elektrophormaschinen, die mit Recht die allgemeine Aufmerksamkeit erregt haben, und eine klare Einsicht in die Wirkungsweise dieser Maschinen und ihre Classificirung wird nur möglich, wenn jene Versuche hinzugezogen werden. Ich will zuerst die Erscheinung für sich selbst betrachten und dabei, des angegebenen Zwekkes wegen, statt der Flamme, nach Faraday's Vorgange, scharfe Metallspitzen gebrauchen, und dann die Theorie der vorzüglichsten der bisher ausgeführten Elektrophormaschinen angeben. Es braucht wol kaum bemerkt zu werden, dafs durch die Zurückführung der Theorie dieser Maschinen auf früher veröffentlichte Versuche das Verdienst ihrer Erfindung nicht geschmälert wird.

Die Doppel-Influenz.

Zwei isolirte Körper, von welchen der eine elektrisirt worden, seyen einander nahe aufgestellt. Ihre Form sey durch Drehung um eine gemeinschaftliche Axe entstanden, und ein Kreisstück der Oberfläche des neutralen Körpers um den Punkt, wo sie von der Axe dem elektrischen Körper zunächst geschnitten wird, heisse die Vorderfläche, ein Kreisstück um den zweiten Schneidungspunkt die Hinterfläche des Körpers. Im neutralen Körper sind durch die Nähe des elektrischen Körpers zwei Elektricitäten in gleicher Menge erregt worden, die Influenzelektricität erster Art, die mit der Elektricität des erregenden Körpers ungleichnamig ist, und die Influenzelektricität zweiter Art, die mit ihr gleichnamig ist. Ich will die Influenzelektricität erster Art, wo kein Mifsverständnifs zu fürchten ist, kurz die ungleichnamige, die Influenzelektricität zweiter Art die gleichnamige Elektricität nennen. Durch Influenz wird die Vorderfläche des neutralen Körpers mit ungleichnamiger, die Hinterfläche mit gleichnamiger Elektricität versehen, und beide Elektricitäten verschwinden, wenn die Influenz nach kurzer Zeit ohne Vorsicht aufgehoben wird. Mit Anwendung solcher Vorsicht lässt sich die eine und andre Elektricitätsart dem

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