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scheinung Rechenschaft geben, können nur neue Untersuchungen lehren. Es scheint mir aber gar nicht unwahrscheinlich, dafs bei z. B. 200o völlige Zerlegung bei hinreichend fortgesetzter Erhitzung eintreten werde.

Deville stellt neue Versuche in Aussicht, welche hoffentlich diese Sachen aufklären mögen.

Es war mir leid zu bemerken, dafs Deville mein Verfahren, wobei es sich doch nur um eine wissenschaftliche Frage handelte, so übel aufgenommen hat. Bei meiner Untersuchung war es mir blofs darum zu thun, die Theorie zu prüfen, und eben beim Studiren dieser Theorie habe ich den Scharfsinu und die Ausdauer Deville's noch vielmehr zu würdigen gelernt. Hoffentlich werden die Untersuchungen Deville's noch viel Neues zu Tage fördern, aber für das bis jetzt Bekannte scheint mir keine neue Theorie erforderlich.

Deventer, Mai 1867.

Nachschrift.

Erst nach Abfassung vorstehender Notiz ist mir die Arbeit des Dr. Leopold Pfaundler (Pogg. Ann. Bd. 131 S. 55) zu Ansicht gekommen. Es freut mich sehr daraus zu ersehen, dafs der Verfasser viele meiner Ansichten theilt; auch mit den seinigen kann ich mich im Allgemeinen sehr gut vereinbaren, nur muss ich, um Mifsverständnissen vorzubeugen, bemerken, dafs der Unterschied, der nach dem Verfasser zwischen unseren Ansichten besteht, gar nicht so beträchtlich ist, als er von ihm ausgesprochen worden ist.

Nach meiner Ansicht sollte es lediglich die durch die Zersetzung der zuerst ergriffenen Molecule hervorgebrachte Wärmeabsorption seyn, welche die Höher-Erhitzung verhindernd, (dieser Ausdruck des Dr. Pfaundler anstatt abkühlend ist entschieden besser) auf die Nachbarmolecule einwirkt und deshalb die Zersetzung aller Molecüle verzögert.

Nach seiner und H. Deville's Ansicht ist diese verzögernde Wirkung allerdings vorhanden und zur Erklärung mancher partiellen Zersetzungen auch hinreichend; aber auPoggendorff's Annal. Bd. CXXXI.

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fser dieser verzögernden Ursache ist bei den Verbindungen, die der Dissociation unterliegen, noch eine Ursache vorhanden, welche innerhalb gewisser Temperaturgränzen die vollständige Zersetzung nicht blos verzögert, sondern überhaupt ganz verhindert, mag die Temperatur auch noch so lange andauern.

Wenn ich zwischen beiden Ansichten zu wählen habe, mufs ich mich entschieden für die zweite bekennen. - Es würde sehr unwissenschaftlich und übereilt seyn, a priori behaupten zu wollen, dafs alle diese Erscheinungen lediglich in der Wärmeabsorption ihre Erklärung finden müssen. Es wird wohl kein Astronom a priori behaupten, dass alle Bewegungserscheinungen der Himmelskörper lediglich aus dem Gravitationsgesetze abzuleiten sind; wie viel weniger wird sich dann etwas so Absolutes behaupten lassen hinsichtlich der viel unbekannteren Molecularwirkungen.

Ich kann aber in der zweiten Ansicht gar nicht die Ansicht Deville's, wie diese in seinen Leçons sur la dissociation angegeben ist, erkennen. Hier ist von einer verzögernden Wirkung der Wärme gar nicht die Rede, geschweige denn, dafs sie zur Erklärung mancher partiellen Zersetzungen hinreichend seyn soll.

Sobald man nun zugiebt, dass diese Erklärung bei manchen partiellen Zersetzungen hinreicht, wird es nothwendig alle Zersetzungen, bevor man zu einer neuen Theorie schreitet, in Beziehung auf die Wärmewirkung zu prüfen. Erst was sich nach einer solchen Untersuchung als unerklärlich heraussellt, mag zu einer neuen Theorie Veranlassung geben.

Wenn Dr. Pfaundler meint, trotz meiner Einwendungen doch an der Annahme der Dissociation und an der Ansicht, dafs zwischen dieser und der Verdampfung eine tiefgehende Analogie stattfinde, festhalten zu müssen, so muss ich bemerken, dafs meine Bemerkungen sich gar nicht auf seine kritische Behandlung der Frage beziehen: denn es scheint mir auch seine Ueberzeugung zu seyn, dafs Erscheinun gen, welche, wie die der Flamme, Folge bekannter Wirkungen sind, keine Stütze für eine neue Theorie darbieten können.

Uebrigens bin ich, wie Dr. Pfaundler auch bemerkt

(S. 65), der Meinung gar nicht abhold, dafs aus einer Moleculartheorie der chemischen Verbindungen eine partielle Zersetzung herzuleiten sey, und es freut mich sehr zu sehen, dafs der Verfasser die Grundzüge zu einer solchen Theorie zu liefern versucht hat.

Juni 1867. 1)

VI.

Ueber eine eigenthümliche Art Klangpulse zu erzeugen und zu zählen; von F. Melde.

Bei einer Untersuchung über Luftblasen war es nöthig in

einer, mit Flüssigkeit gefüllten, Röhre die Temperatur constant zu erhalten, was dadurch erreicht wurde, dafs ich sie in einen Trog legte, in welchen an dem einen Ende aus einem Wasserbehälter Wasser zuflofs, während dieses an dem andern Ende mittelst eines Hebers wieder weggeführt wurde. Es traten hierbei unter Umständen Töne auf, deren Höhe mehr oder weniger rasch sich änderte, oft aber auch längere Zeit sich constant erhielt. Die Töne selbst hörten sich wie ein Summen an, das vernehmlicher wurde, wenn man das aus dem längeren Heberarm ausfliefsende Wasser auf ein untergestelltes Bret fallen liefs, um so einen ruhigeren Abflufs in das Auffangegefäfs zu bewirken. Bei genauerem Zusehen fand sich die Quelle der Töne an dem Eingange in den kurzen Schenkel, der unmittelbar in das Wasser des Trogs ragte und zwar dann, sobald der Heber nicht völlig angefüllt war, sondern mit der Flüssigkeit sich auch noch Luft hindurch drängte.

Die Entstehungsweise dieser Töne liefs, nach aufmerksamer Beobachtung, folgende Erklärung zu. In Figur 8 Taf. III und den folgenden Figuren stellt abz das Heberrohr, AB das Niveau des Wassers im Troge vor, alles horizontal Schraffirte deutet Wasser, die weifs gelassenen Stellen im Heberrohr dagegen Luftblasen an. Fig. 8 versinnlicht den 1) So eben erfahre ich zu meinem grofsen Bedauern, dafs der talentvolle Verfasser der vorstehenden Abhandlung am 15. Juli mit Tode abgegangen ist,

Moment, in welchem das Niveau AB sich gerade so weit gesenkt hat, dafs das obere Ende a des kurzen Schenkels noch eben unter Wasser taucht. In einer geschickten Regulirung des, nach dem Troge gehenden, Zuflusses, einer entsprechenden Hebung des einen Endes B des Troges, oder auch in einer sicheren Aenderung der Stellung des Hebers würde man Mittel haben, den in Fig. 8 Taf. III dargestellten Ausflufs constant zu erhalten. Ueberläfst man die Sache sich selbst, so wird bei einem bestimmten Verhätnifs des Ab- und Zuflusses das Niveau AB sich tiefer stellen als der Punkt a. In Folge hiervon würde ein Eindringen von Luft in den kürzern Schenkel stattfinden. Ist das Niveau aber nicht schon zu tief gesunken, so kann hinter der Luftmasse wiederum ein Abschlufs durch Flüssigkeit, nämlich dadurch, dass letztere vermöge der Capillarwirkung in die Höhe steigt, und so das eine Ende ab wieder zustopft, zu Stande kommen. Dieser Moment ist in Fig. 9 versinnlicht. Begreiflicher Weise wird sich dieser Vorgang wiederholen können: eine zweite Luftblase kann eintreten, ein zweiter Abschlufs derselben durch cappillares Ansteigen an a kann erfolgen, ein Zustand der durch Fig. 10 dargestellt ist, in welchem gerade die erste Luftblase bis x', die zweite bis x vorgeschritten ist. Beim weiteren Verlauf wird sich die Sache wie in Fig. 11 gestalten: Das Heberrohr wird eine Reihe von Luftblasen enthalten, die von einander durch Flüssigkeit getrennt sind. Setzt man voraus, das eine Ende a rage höher über das Niveau AB hinweg als bisher, so wird die capillare Aufsteigung bis zum gänzlichen Abschlufs des Endes ab längere Zeit gebrauchen, während dieser längeren Zeit wird auch eine gröfsere Luftblase eingedrungen seyn und man begreift, wie auch eine, durch Fig. 12 versinnlichte, Erscheinung schliesslich zum Vorschein kommen kann, bei welcher die einzelnen Luftblasen durch einzelne Flüssigkeitsringe von einander getrennt sind.

Demnach zeigt sich als Quelle der ganzen Blasenbildung im Heberrohr die bei a stattfindende Capillarwirkung. Fällt letztere weg, oder ist sie nicht hinreichend stark, oder wirkt

sie entgegengesetzt wie bei Wasser, so findet auch keine Blasenbildung im obigen Sinne statt. Die Erscheinung wird sich also nicht zeigen lassen mit Quecksilber, sie wird ferner aufhören, sobald das Niveau bei einer gehörig weiten Heberröhre zu tief gesunken ist.

Das Eindringen der Luftmasse und ihr Abschlufs durch das aufgestiegene Wasserquantum wird in einem ganz bestimmten Tempo vor sich gehen, falls die nöthigen Bedingungen erfüllt werden. Ist das Rohr nicht zu weit, dagegen umgekehrt die Wassermasse im Troge oben weit ausgedehnt, so wird der Abflufs durch ersteres nur ein langsames Sinken des Niveau's AB zur Folge haben. Das einmal eingetretene Tempo wird dann auch eine merkliche Zeit constant bleiben. Dasselbe könnte man aber auch bei rascherem Abflufs durch eine geeignete Haltung und Neigung des Hebers oder auch durch eine geeignete Verstellung des Endes B des Troges erzielen. Dieses Tempo macht sich dem Ohre aber auch bemerklich, da das Eindringen der Luft mit einer gewissen Heftigkeit erfolgt. Ist es rasch genug, so tritt eben eine Wahrnehmung eines Tons ein, welcher um so höher, je schneller der Luftabschlufs bei a geschieht, d. h. je rascher die Capillaransteigung sich vollzieht. Sinkt das Niveau rasch, so sinkt auch dem entsprechend schnell die Tonhöhe; erhält man durch eines der oben angegebenen Mittel möglichst die Gleichheit des Niveau's, so bleibt auch der Ton derselbe. Um diesen zu ändern, habe ich mich darauf eingeübt, mit der linken Hand den Heber gehörig zu fassen und mit der rechten die kleinen feinen Verstellungen zu erzielen. Es mufs diefs, wie gesagt, eingeübt seyn, insbesondere, da man mit aufmerksamem Ohre auch die leisen summenden Töne verfolgen mufs. Will man freilich letztere verstärken, so kann man diefs durch einen Kautschuk schlauch, dessen eines Ende man in das. Wasser des Trogs legt, während das andere ins Ohr gesteckt wird.

Die Ueberschrift dieser Mittheilung deutet aber auch noch auf etwas anderes hin, nämlich eine Zählung der Klangpulse. Um möglichst vollständig die nun zu erwähnende Erschei

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