Page images
PDF
EPUB

Entladung erzeugte Ausdehnungs- und Verdichtungszustand der successiven Schichten noch andauert, wenn eine zweite erfolgt, woraus denn hervorgeht, dafs er permanent und sichtbar wird.

Der Durchgang der Elektricität durch eine Gassäule bewirkt also eine Bewegung der Gastheilchen, und diese Bewegung scheint ein von der negativen Elektrode ausgehender Impuls zu seyn. Könnte man diesen Vorgang nicht

davon ableiten, dafs die Molecule sich mit statischer Elektricität belüden und dadurch ihre gegenseitige Repulsion erhöhten? Man weils und sieht es an den Aureolen, welche die negative Kugel nebst ihrem Stiel umgeben, dass, bei gleicher Spannung, die negative Elektricität leichter als die positive aus den Elektroden in das verdünnte Mittel der Umgebung eindringt. Da demnach die der negativen Elektrode nächste Portion dieses Mittel mehr mit statischer (negativer) Elektricität beladen seyn mufs als es die der positiven Elektrode benachbarte Portion mit positiver ist, so ist es nicht zu verwundern, dafs die Repulsion der Gastheilchen und folglich die Verdünnung des Gases gröfser ist in der ersten Portion als in der zweiten1). Allein warum verbreitet sich die negative Elektricität leichter als die positive, unter gleichen Bedingungen der Intensität, der Gröfse und Lage der Elektroden, der Natur und Verdünnung des umgebenden Mittels? Das ist ein Geheimnifs oder wenigstens ein sehr interessanter Punkt zum Studium für die Theorie der Elektricität.

(Schlufs im nächsten Heft.)

1) Die Thatsache, dafs die Spannungs - Elektricität sich von der negativen Elektrode aus leichter fortpflanzt als von der positiven aus, kann leicht durch den Versuch nachgewiesen werden, eben so wie der permanente Zustand elektrischer Spannung der Gassäule während des Durchgangs der Elektricität, welch einen Grad von Verdünnung das Gas auch besitzen mag.

IX. Ueber eine fluorescirende Substanz aus dem Kubaholze; von Dr. Friedrich Goppelsröder. (Der physik.-chem. Section der schweiz. Naturforscherversammlung in Neuchatel im Sommer 1866 als Notiz mitgetheilt und vom Hrn. Verf. übersandt.)

Bei der Untersuchung einer seit mehreren Jahren in mei

ner Farbstoffsammlung aufbewahrten grünen Dampfdruckfarbe für Wolle, wie sie in der Druckerei der HH. Köchlin und Baumgartner in Lörrach gemischt und angewandt wird, und welche aus einer Mischung von Kubaholzthonerdelack mit Indigocarmin, Alaun, Oxalsäure und Senegalgummi nebst der nöthigen Menge Wassers bestand, hatte ich Gelegenheit eine prachtvolle Fluorescenzerscheinung wahrzunehmen, und es ist mir gelungen eine Substanz zu gewinnen, welche zu den am schönsten fluorescirenden der bis jetzt bekannt gewordenen gehört, ja welche dieselben an Intensität wahrscheinlich übertrifft.

Ich habe bereits Gelegenheit gefunden, in Gemeinschaft mit den HH. Hofrath Prof. Müller in Freiburg i. B. und Prof. Eduard Hagenbach hier Versuche mit der Geifsler'schen Röhre und im Sonnenspectrum anzustellen, wo sich überall prachtvolle grüne Fluorescenz gezeigt hat. Die beiden Herren, welchen ich bereits im vorigen Jahre eine genügende Menge des Materials zur Verfügung gestellt habe, sind bereit noch weitere Versuche über das optische Verhalten dieser Substanz anzustellen, und ich verweise defshalb zum voraus auf deren spätere Mittheilungen.

Ich glaube den Herren Physikern einen Dienst zu erweisen, wenn ich vörläufig die Mittel an die Hand gebe, wie man zu dieser lehrreichen fluorescirenden Substanz gelangen kann, welche sich nicht nur zu brillanten Vorlesungsversuchen, sondern auch zum theoretischen Studium der Fluorescenzerscheinungen ganz besonders eignen dürfte.

[ocr errors]

a

I. Darstellung aus der grünen Dampfdruckfarbe.

Die erste Beobachtung machte ich anno 1864, wo ich die Analyse der obenerwähnten grünen Dampfdruckfarbe vornahm. Als diese mit absolutem Alkohole auf dem Wasserbade digerirt und der alkoholische Auszug abfiltrirt wurde, zeigte das Filtrat im auffallenden Lichte prachtvoll dunkelgrüne intensive Fluorescenz und im durchscheinenden Lichte dunkelgranatrothe Färbung Ebenso verhielt sich der zweite hellere Auszug; überall wo die Wand des Becherglases von einem Tröpfchen der Flüssigkeit benetzt war, fluorescirte sie prachtvoll grün. Bei Verdünnung des concentrirten Auszuges mit absolutem Alkohole verlor er seine granatrothe Farbe im durchscheinenden Lichte und wurde schliesslich grün, wefshalb der dritte verdünnte alkoholische Auszug im durchscheinenden Lichte grün aussah.

Beim Stehenlassen des alkoholischen Auszugs schied sich nach einiger Zeit Indigocarmin aus, vollkommen aber nur beim Schütteln desselben mit Aether. Die vom Indigocarmine abfiltrirte Flüssigkeit zeigte die ursprüngliche prachtvolle grüne Fluorescenz, war aber im durchscheinenden Lichte hellgrün und nicht mehr granatroth wie vorher. Bei nochmaligem Schütteln mit Aether schied sich kein blauer Farbstoff mehr aus; dessen Entfernung war daran zu erkennen, dafs auf einem während mehrerer Stunden und blofs einige Linien tief in die Lösung getauchten Papierstreifen keine blaue Schicht entstand, während ein zweiter Streif, welcher in die ursprüngliche nicht mit Aether geschüttelte alkoholische Flüssigkeit eingetaucht war, nachher eine deutliche blaue Schicht unter der obersten farblosen Schicht zeigte. (Siehe in d. Bascler Verhandl. Jahrgang 1861, III. Theil 2 tes Heft Seite 268 meine Notiz » Ueber ein Verfahren Farbstoffe in ihren Gemischen zu erkennen. «)

Nach Verdampfen der aetherisch-alkoholischen Flüssigkeit auf dem Wasserbade hinterblieb ein olivengrüner Rückstand. Dieser löste sich in absolutem Alkohol, in Aether, in Methyl- und Amylakohol mit intensiver dunkelgrüner Fluorescenz, während Terpentinöl und Schwefelkohlenstoff beim Poggendorff's Annal. Bd. CXXXI.

30

Schütteln damit sich nur schwachgelblich ohne Fluorescenz färbten; beim Schütteln des Rückstandes mit kaltem destillirtem Wasser färbte sich dieses gelb mit Fluorescenz; das nach dieser Behandlung unlöslich Gebliebene löste sich in kaltem Alkohol braungelb mit Fluorescenz. Beim Auskochen ebendesselben Rückstandes mit destillirtem Wasser färbte sich dieses gelb und nahm grüne Fluorescenz an.

Wurde die grüne Druckfarbe mit destillirtem Wasser angekocht und der wässerige Auszug filtrirt, so schied sich beim Schütteln des Filtrates mit Aether blauer Indigofarbstoff aus, während die Lösung schön grün fluorescirte und nach dem Verdampfen einen olivengrünen bis dunkelbraunen Rückstand hinterliefs, welcher sich in absolutem Alkohol mit granatrother Farbe im durchscheinenden, mit prächtig grüner Fluorescenz im reflectirten Lichte löste...

II. Darstellung aus dem gelben Kubaholzthonerdelack.

1) Der Lack löste sich zum gröfsten Theile in verdünnter kochender Salzsäure mit goldgelber Farbe und mit grüner Fluorescenz auf. Nach dem Erkalten schied sich ein. gelber Körper aus, welcher sich auf Zusatz von Alkohol wieder, und zwar mit Fluorescenz, löste. Das in der kochenden verdünnten Salzsäure Ungelöste war gelb und löste sich in mit wenig Salzsäure versetztem Alkohol mit prächtiger Fluorescenz auf.

2) Mit destillirtem Wasser ausgekocht, löste sich nur sehr wenig auf; der bräunlichgelbe Auszug fluorescirte nicht, zeigte jedoch nach Zusatz einiger Tropfen Salzsäure schwache Fluorescenz. Der filtrirte Auszug hinterliefs einen bräunlichen Rückstand, welcher mit Alkohol so lange auf dem Wasserbade digerirt wurde, als sich noch etwas löste; das alkoholische Filtrat war gelbbraun und fluorescirte schön grün.

3) Das in Wasser Unlösliche färbte Alkohol goldgelb mit spurenweiser Fluorescenz; der alkoholische Auszug wurde durch einige Tropfen Salzsäure grün fluorescirend und heller gelblich; die Fluorescenz verschwand aber wie

[ocr errors]

der auf Zusatz von Ammoniak, und es trat wieder lebhaft goldgelbe Färbung ein.

4) Das in Alkohol Unlösliche gab mit Alkohol und etwas Salzsäure digerirt eine prächtig grüne fluorescirende, im durchscheinenden Lichte dunkelgranatrothe Lösung, welche durch destillirtes Wasser bedeutend verdünnt werden kann und dennoch prachtvoll fluorescirt, während die Farbe im durchscheinenden Lichte hellgoldgelb wird.

5) Der Kubalack löste sich in wässeriger Lösung von Aetznatron dunkelgranatroth und mit grüner Fluorescenz, welche aber weder in Schönheit noch in Intensität mit dem oben erwähnten prachtvollen Grün verglichen werden kann. Nach Neutralisation mit Salzsäure entstand ein bräunlichgelber Niederschlag, dessen Filtrat gelb und stark grün fluorescirend war; dieser Niederschlag löste sich in Alkohol unter Zusatz von Salzsäure zur gelbbraunen prachtvoll fluorescirenden Flüssigkeit auf. Wie Aetznatronlösung verhielt sich Ammoniak flüssigkeit.

III. Darstellung aus dem Kubaholze.

Das Kubaholz ist die beste Sorte Gelbholz des Färbermaulbeerbaumes, morus tinctoria. Das zu meinen Versuchen angewandte war fein geraspektes aus der Farbholzmühle und Extractfabrik des Hrn. R. Geigy in Kleinbasel. Es wurde mit destillirtem Wasser so lange ausgekocht als sich noch etwas darin löste; die filtrirten Auszüge wurden auf dem Wasserbade zur Trockne verdunstet. Der hierbei bleibende Rückstand, das feste Extract, zeigte folgendes Verhalten:

1) Das rothbraune Pulver wurde mit kochendem Alkohol digerirt; der filtrirte Auszug war im durchscheinenden Lichte dunkelgranatroth, im reflectirten dunkelgrün fluorescirend. Diese Fluorescenz war jedoch nicht so schön wie die am Auszuge der Druckfarbe und des Kubaholzlacks beobachtete: sie verschwand durch Zusatz von Salzsäure und kam nach sorgfältiger Neutralisation der Säure wieder zum Vorschein.

« ՆախորդըՇարունակել »