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aufgestellte Scheibe von vorn mit einer hell leuchtenden Flamme, so übernehmen bei Betrachtung derselben durch das Prisma die stehengebliebenen Speichen der weissen Scheibe die Stelle der ausgeschnittenen Sectoren bei durchgelassenem Lichte, während diesen auf einem dunkeln Hintergrund die Rolle der Speichen zufällt. Bei der Drehung erfolgt das Verschwinden der Farben in gleicher Weise. Beleuchtet man hingegen die rotirende Scheibe durch elektrische Funken einer sich entladenden Flasche, so erscheinen die prismatischen Farben auf der scheinbar ruhenden Scheibe in voller Schärfe. Farben, aber natürlich von geringerer Reinheit, treten auch hervor, wenn man nicht direct durch das Prisma nach der rotirenden Scheibe blickt, sondern zwischen dem Prisma und dem Auge eine mit gleichweit abstehenden Löchern versehene rotirende Scheibe einschaltet.

Dem bei weisser Beleuchtung erhaltnen Ergebniss entsprechen vollkommen die bei farbiger Beleuchtung hervortretenden Erscheinungen, d. h. die durch das Prisma entstehenden Farben verschwinden bei der Drehung, so dass dann die farbige Beleuchtung sich allein geltend macht.

Betrachtet man durch ein rechtwinkliges Spiegelprisma eine Sectorenscheibe, so, dafs die Hypotenusenfläche des Prismas senkrecht auf der Scheibe steht, und das von jener Fläche total reflectirte Licht durch zwei Brechungen an den Kathetenflächen ins Auge gelangt, so wird bei Drehung des Spiegelprismas um eine der Hypotenuse parallele Axe die Sectorenfläche sich mit doppelter Geschwindigkeit zu drehen scheinen. Dieselben Erscheinungen zeigen sich daher, wenn man, statt die Sectorenscheibe zu drehen, zwischen das Auge und das brechende Prisma ein rotirendes Spiegelprisma einschaltet.

Vertauscht man die Sectorenscheibe mit einer von gleichweit abstehenden runden Löchern (wie eine Opelt'sche Sirene), so erhält man bei der Rotation derselben Ringe, die an zwei einander diametral gegenüberstehenden Punkten die lebhaftesten prismatischen Farben zeigen, an den Enden

des darauf senkrechten Durchmessers hingegen weifs sind, wovon der Grund unmittelbar ersichtlich ist.

Vertauscht man das brechende Prisma mit einem Diffractionsgitter von Nobert, so erhält man complicirtere Erscheinungen, weil hier dem primären Spectrum sich die secundären hinzufügen.

Ein Gitter mit radialen, einen Kreisraum erfüllenden Strichen stand nicht zur Verfügung.

II. Ueber subjective Farben durch elektrische Beleuchtung. Röthliche Trübungen der hochstehenden Sonne treten in der Regel nur hervor, wenn ein sogenannter trockner Nebel die Luft erfüllt, während der sich in der Höhe zu einer gleichförmigen Bedeckung niederschlagende Wasserdampf die durchscheinende Sonne blendend weifs erscheinen läfst. Es war mir daher anffallend, als ich bei einem heftigen im Walde der Wilhelmshöhe bei Kassel im September 1866 mich überfallenden Gewitter den Wald plötzlich durch einen Blitz roth durchleuchtet sah. Eine ähnliche Beobachtung hatte ich im August 1835 auf dem Iserkamm in Schlesien gemacht. Die zickzack förmigen Ferilli, welche in der Regel die heftigen Ausbrüche des Vesuvs begleiten, werden, selbst wenn sie äufserst dunkle Aschenwolken durchleuchten, nie als farbig beschrieben. Es blieb daher nur die Annahme übrig, dass es auch röthliche Entladungen der Elektricität der Wolken gebe, oder dafs der Eindruck ein subjectiver sey, veranlafst durch das vorwaltende Grün der Umgebung des Waldes. Dafs plötzliche elektrische Entladungen wirklich subjective Farben hervorrufen können, zeigen die nachfolgenden Versuche.

Die in der vorhergehenden Notiz beschriebene Scheibe mit ausgeschnittenen Sectoren wurde in rasche Drehung versetzt und dabei von vorn durch eine Flamme beleuchtet, deren Strahlen durch eine tiefgelbe Scheibe hindurchgingen. Nachdem der Eindruck dieser gelben Beleuchtung der rotirenden Scheibe längere Zeit auf das Auge gewirkt hatte, wurde die Scheibe gleichzeitig durch den Funkenstrom einer

Holtz'schen Maschine beleuchtet. Die rotirende Scheibe schien nun still zu stehen, wegen der raschen Aufeinanderfolge der Funken aber in zitternder Bewegung. Neben den gelblich beleuchteten weifsen Speichen der Scheibe erschienen nun die dunkeln ausgeschnittenen Sectoren lebhaft blau.

XIV. Ueber die elektrische Rotation.

Nachträglich zu der Notiz im vorigen Heft S. 495 mag

hier bemerkt seyn, dafs zur Anstellung des dort beschriebenen Versuchs nicht nothwendig zwei Holtz'sche Maschinen erforderlich sind. Statt der einen, der treibenden, kann man ganz füglich eine gewöhnliche Elektrisirmaschine ȧnwenden, deren Conductor und Reibzeug man mit den Elektrodenkämmen der Holtz'schen Maschine verbindet, von welcher man, um den Versuch zu vereinfachen, aufser den Schnurläufen auch die ruhende Scheibe entfernt hat. Die Rotationsgeschwindigkeit, welche die drehbare Scheibe unter diesen Umständen annimmt, nachdem man ihr einen kleinen Impuls ertheilt hat, ist zwar nicht ganz so gross wie im Fall sie durch den Strom einer Holtz'schen Maschine getrieben wird, aber doch immer ansehnlich genug. Sie hängt natürlich von der Kräftigkeit der Elektrisirmaschine ab.

Wie übrigens die Rotation zu Stande kommt, oder vielmehr unterhalten und gesteigert wird, ist leicht ersichtlich. Nach dem anfänglichen Impuls bekleidet sich die Scheibe mit den von den Kämmen ausströmenden Elektricitäten, auf der einen Hälfte mit der positiven, auf der andern mit der negativen; und so wie die von dem einen Kamm ausströmende Elektricität zu dem anderen gelangt, wird sie von diesem angezogen und nicht blofs sie allein, sondern auch die Scheibe, an welcher sie adhärirt. Es ist aber auch einzusehen, dafs die beiden Hälften der Scheibe nicht fort

dauernd entgegengesetzt elektrisirt seyn könnten (wie sie es wirklich sind), wenn die von dem einen Kamm ausströmende Elektricitätsmenge vollständig zu dem anderen gelangte, weil dann die Elektricität des letzteren gänzlich zur Neutralisation der Elektricität des ersteren verbraucht werden würde. Es mufs also entweder ein Theil der von der Scheibe aufgenommenen Elektricität verloren gehen oder die von jedem Kamme ausströmende Elektricität in der Weise zerfallen, dafs nur ein Theil an die von ihm fortgehende Hälfte der Scheibe übergeht, und der andere die entgegengesetzte Elektricität der an ihn herantretenden Hälfte neutralisirt.

P.

XV.

Ueber den Magnetismus und Diamagnetismus der Gase; von Hrn. J. Chautard.

(Compt. rend. T. LXIV, p. 1141.)

Alle Physiker wissen, mit welchem Erfolge die Frage über

den Magnetismus und Diamagnetismus der Gase von Faraday, Plücker und E. Becquerel behandelt und beantwortet worden ist. Wenn ich mir erlaube, auf diesen gegenwärtig für die Wissenschaft vollkommen abgemachten Gegenstand zurückzukommen, so ist es, weil er noch nicht in den Unterricht eingeführt ist, und weil meines Wissens noch kein Versuch existirt, der diese schwierig darstellbaren Phänomene einem grofsen Auditorium anschaulich machen könnte.

Die Anwendung von Seifenblasen, erzeugt an dem Ende einer irdenen Pfeife, ist mir mit Sauerstoff sehr gut gelungen und hat mir erlaubt, damit eine kräftige Anziehung zu erhalten, die man durch successive Magnetisirungen und Demagnetisirungen des Elektromagnets augenblicklich in eine starke Oscillationsbewegung verwandeln kann. Ich bediene mich dazu eines grofsen Rühmkorff'schen Elektromagnets, der für die Faraday'schen Versuche eingerichtet ist und

durch eine Säule von 30 Bunsen'schen Elementen angeregt wird. Die Seifenlösung ist mit einer gewissen Menge Glycerin gemischt (in demselben Verhältnisse wie bei den Plateau'schen Versuchen). Die irdene Pfeife, befestigt mittelst einer Zange in einer zweckmäfsigen Höhe für die an ihrem vorderen Ende gebildete Blase, befindet sich oberhalb der Pole des Elektromagnets, in 2 bis 3 MIlm. Abstand. Das hintere Ende der Pfeife nimmt ein Kautschuckrohr auf, das zu einer mit Sauerstoff gefüllten Blase führt. Nach dieser Vorbereitung beleuchtet man die Blase mit dem Lichte einer Knallgas-Laterne; man hat somit ein magnetisches Gaspendel, welches in einem Hörsaal von 300 Personen eben so sichtbar ist wie ein kleines Pendel von einer Eisenkugel.

Ein anderer Versuch, der auch vollkommen gelingt, bctrifft den Diamagnetismus der Magnesium-Dämpfe oder des weifsen Rauchs der aus der Verbrennung des Magnesiums entstehenden Talkerde. Läfst man das Metall etwas unterhalb der konischen Pole des Elektromagnets verbrennen, so sieht man, so wie man diesen anregt, die Rauchsäule sich seitwärts theilen und eine recht deutliche U-form annehmen. Es ist ein leicht anzustellender Versuch, der sich sehr zu Vorlesungen eignet.

XVI. Ueber die Natur der Gase des Vulcans auf Santorin.

Als Resultat einer im Frühling dieses Jahres vorgenommenen Untersuchung des neuerlich auf der Insel Santorin entstandenen Vulcans giebt Hr. Janssen in dem Compt. rend. T. LXIV, p. 1303 unter Anderen folgendes an;

>> Die Flammen des Vulcans von Santorin enthalten Natrium, und dieses mufs sich darin in relativ grofser Menge befinden, denn ich konnte es bei jeder Gelegenheit nachweisen. Die Gesammtheit meiner Beobachtungen läfst mich Poggendorff's Ann. Bd. CXXXI.

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