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parallel neben ihm herlaufenden Stromleiter nach dem Ampère'schen, wie nach dem Potentialgesetze quer gegen seine Längsaxe, das heisst parallel den dem Drahte zugewendeten Seiten seiner Kreisströme, zu stellen sucht, so geschieht das auch in diesem Falle, so, wie es der genannte Autor beobachtet hat.<<

Bei dieser Demonstration scheint es nun Hr. Helmholtz für ganz gleichgültig zu halten, ob jene Querstellung, welche ein Magnet an einem »seiner Längsaxe parallel neben ihm herlaufenden Stromleiter nach dem Ampère'schen wie nach dem Potentialgesetze hervorruft, durch eine Drehung in dem einen oder im entgegengesetzten Sinne erfolgt.

Der Sinn dieser Drehung ist aber, bei constanter Richtung des Stromes für einen einseitig beweglichen Leiter, von dem Vorzeichen des vorwiegend auf den Leiter einwirkenden Magnetpoles abhängig. Trifft man daher bei einem solchen elektrodynamischen Versuche eine derartige Anordnung, dass die Gleitstellen des beweglichen Bügels, bei unveränderter Richtung des Stromes im beweglichen Leiter, in dem einen Falle sich unter dem prävalirenden Einflusse des magnetischen Nordpoles, in dem anderen Falle des Südpoles befinden, so muss die Richtung, in welcher die von Herrn Helmholtz angeführte Querstellung des beweglichen Leitertheiles erfolgt, in beiden Fällen die entgegengesetzte sein. Man kann die hierzu erforderlichen Bedingungen sehr leicht durch zwei Quecksilberrinnen realisiren, von denen die eine am oberen, die andere am unteren Pole des verticalen Magneten angebracht ist, wie dies in den beiden Figuren der beifolgenden Tafel III. dargestellt ist. Wendet man nun bei unveränderten Stromrichtungen nacheinander zuerst einen beweglichen Leiter an, dessen kürzere Enden in die obere Quecksilberrinne tauchen, und hierauf einen Leiter, dessen längere Enden in die untere Rinne tauchen, so beobachtet man in beiden Fällen trotz der Verschiedenheit des einwirkenden Magnetpoles eine elektrodynamische Rotation des beweglichen Bügels in dem gleichen Sinne.

Nach dem Helmholtz'schen Potentialgesetze aber, nach welchem »unmittelbar gar keine Kraft auf den festen Theil« des beweglichen Leiters wirkt und »die Vorgänge in der Gleitstelle allein in diesem Falle das Treibende sind«, müsste nothwendig in beiden Fällen eine Rotation im entgegengesetzten Sinne statt

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finden, da die >>rotirenden Kräfte«, welche »auf die stromleitenden Flüssigkeitsfäden des Quecksilbers einwirken«, in dem einen Falle unter der Einwirkung des Nordpoles, in dem andern Falle, bei unveränderter Richtung des eintretenden Stromes, unter Einwirkung des Südpoles des Magneten oder Solenoïdes rotiren. >>Da es nun«<, wie Hr. Helmholtz selber wörtlich bemerkt'), >>die gleiche drehende Kraft ist, welche auf den beweglichen Draht und auf die stromleitenden Flüssigkeitsfäden wirkt, in die sich sein unteres Ende verlängert«, so müssten auch »die dem Leiter adhärirenden Theile dieser Flüssigkeitsfäden im Sinne der wirklich stattfindenden Rotation fortbewegt werden und »den

festen Leiter mitnehmen<«<. Die »>wirklich stattfindende Rotation des festen Leiters findet aber bei dem oben von mir beschriebenen Experimente in dem einen Falle gerade in entgegengesetzter Richtung von derjenigen statt, welche ihr durch das Helmholtz'sche Potentialgesetz mit Hülfe der Gleitstellenmechanik vorgeschrieben wird. Folglich ist der oben von mir beschriebene Versuch mit geschlossenen Strömen ein experimentum crucis, welches eindeutig und bedingungslos den Beweis liefert, dass die vom Helmholtz'schen »Potentialgesetze angezeigten Wirkungen der Stromenden nicht existiren« und demgemäss diese »>Potentialtheorie mit den Thatsachen in Widerspruch tritt.<

Man kann nun das erwähnte Experiment sehr mannichfach modificiren, und ich habe mich bemüht, eine solche Modification desselben ausfindig zu machen, welche in sehr drastischer Weise die Widersprüche zur Anschauung bringt, zu welchen die von Helmholtz aus seinem Potentialgesetze mathematisch abgeleiteten Consequenzen in ihrer Anwendung auf die Wirklichkeit führen.

Dass die Bewegungsrichtung eines Wagens z. B. einer Locomotive, wenn »unmittelbar gar keine Kraft auf den festen Theil wirkt, sondern die treibende Kraft direct nur die Räder in Rotation versetzt, und daher die Locomotive nur vermöge der Reibung ihrer Räder auf den Schienen fortbewegt werden kann, so dass »die Vorgänge in der Gleitstelle allein in diesem Falle das Treibende« sind dass, sage ich, in diesem Falle die Translo

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1) Poggendorff's Annalen. Bd. 153. p. 550.

cationsrichtung der Locomotive von der Rotationsrichtung ihrer Räder abhängt und unzertrennlich mit ihr verbunden ist, vermag jeder Mensch auch ohne Kenntniss des Princips der Erhaltung der Kraft und der virtuellen Geschwindigkeiten, ohne Weiteres einzusehen und zu prüfen. Wäre aber Jemand in einem bestimmten Falle, z. B. bei geneigter Ebene der Bahn, zweifelhaft, ob die Bewegung der Locomotive vermöge der direct auf sie wirkenden Schwerkraft oder vermöge der indirect auf die Räder wirkenden Spannkraft des Dampfes fortgetrieben werde, so genügte hierzu ein einfaches Experiment. Der Führer der Locomotive brauchte nur durch abwechselnde Verstellung der Dampfsteuerung die Räder einmal rechts, das andere mal links herum rotiren zu lassen. Zeigte sich hierbei, dass trotz dieser Umkehr der Rotationsrichtung der Räder die Bewegungsrichtung der Locomotive dieselbe bleibt, so würde Jeder hieraus schliessen müssen, dass nicht »die Vorgänge in der Gleitstelle in diesem Falle das Treibende sind«, sondern dass vermöge der schiefen Ebene der Bahn und einer etwa durch Glatteis verminderten Friction »der Gleitstellen« auf den Schienen die Locomotive durch die unmittelbar auf den festen Theila wirkende Componente der Schwerkraft fortgetrieben wird.

Nur diese trivialen Reflexionen sind es, welche mutatis mutandis auf den in beifolgender Tafel III dargestellten, und unmittelbar durch die Zeichnung erläuterten Versuch zu übertragen sind, um Jeden davon zu überzeugen, dass, wenn bei festgehaltenem Bügel das kleine Rad in Fig. 1 und Fig. 2 nach entgegengesetzter Richtung, der bewegliche Bügel aber bei unveränderter Stromrichtung nach der gleichen Richtung rotirt, nothwendig auf den Bügel selbst »unmittelbar« eine Kraft von constanter Richtung ausgeübt werden muss, um diese Rotation der Bügel in gleicher Richtung zu bewirken. Nach Ampère's und Weber's elektrodynamischem Grundgesetze erklärt sich diese Erscheinung auch sehr einfach, indem der obere horizontale Theil des Bügels in beiden Fällen unter dem prävalirenden Einfluss des magnetischen Nordpols bleibt.

Ich hatte den beschriebenen Versuch schon in meiner letzten Abhandlung angedeutet1) und hätte es bei dieser Andeutung

1) Poggendorff's Annalen. Bd. 154. p. 328. Die wenigen Worte, mit welchen ich bereits an dieser Stelle den obigen Versuch beschrieb, sind folgende:

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