Untersuchungen Über Das Nibelungenlied (Classic Reprint)

Excerpt from Untersuchungen Über das Nibelungenlied

Es ist überall eine missliche Sache, eine Ansicht, die zu allgemeiner Geltung gelangt ist, für einen Irflhum zu erklären und ihr die Wahrheit entgegenzusetzen, zumal wenn der Irrthum selbst noch jung ist und noch mit dem lebhaften Eifer, den man einer neugewonnenen Wahrheit zuwendet, verkündet und festgehalten wird, und wenn er sich an Namen knüpft, die ein Gegenstand unserer Verehrung geworden sind. Dies alles ist in hohem Mass der Fall bei den Ansichten über die Entstehung des nimlungenliedes, denen hier entgegengetreten werden soll. In all den Lese Bandbüchern der Literaturgeschichte, die jetzt in so grosser Menge erscheinen, wer den die Lehren von den zwanzig Volksliedern und von der Vorzüglichkeit der einen Münchner Handschrift mit? Dem Siegeeton vorgetragen mit welchem Schüler die Worte des Meisters als unumstössliche Wahrheit zu wiederholen pflegen. Und dieser Meister ist Lachmann dessen hohes kritisches Talent ein Gegenstand der allgemeinen Bewunderung geworden ist; und dieses Kritiken Meisterwerk ist die Ausgabe der Nibelungen Noth, die als eine der wunderbarsten Leistungen mensch lichen Scharfsinns und als ein Werk gepfiesen wird, auf das Deutschland stolz sein dürfe und dem das phflologische Ausland nichts ähnliches an die Seite stellen könne. Und nun diese Ausgabe für eine von Grund aus verfehlte, und jene triumphimnden Ansichten für lrrthümer zu erklären, heisst das nicht einem rennenden Bosse in die Zügel fallen, und den bransenden Wagen mit der Hand aufhalten wollen?

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