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cität der starren und flüssigen Körper angenommen hat, und sie allein gestattet auch eine directe experimentelle Bestimmung.

Seit einem Jahrhundert ist eine grofse Anzahl Physiker mit Untersuchung der specifischen Wärme der elastischen Flüssigkeiten beschäftigt gewesen. Crawford, Lavoisier und Laplace, Dalton, Clément und Désormes, de la Roche und Bérard, Haycraft, Gay-Lussac, Dulong, de la Rive und Marcet haben nach einander Untersuchungen über diesen Gegenstand veröffentlicht. Die meisten dieser Physiker haben gesucht, durch Erfahrung gewisse Gesetze nachzuweisen, zu welchen sie durch a priori gefafste Ideen über die Constitution der elastischen Flüssigkeiten geleitet worden waren. Sie haben sich weniger darauf gelegt, die Zahlenwerthe der Wärmecapacitäten verschiedener Gase in Bezug auf die allgemein zur Einheit angenommene des Wassers zu bestimmen, als die einfachen Verhältnisse aufzusuchen, welche sie bei denselben voraussetzten. Die Schlüsse, zu welchen sie gelangten, sind im Allgemeinen sehr fehlerhaft.

Die Arbeit von de la Roche und Bérard, welche 1813 von der Akademie gekrönt ward, ist noch heute die vollständigste über diesen Gegenstand, und zugleich die, deren Resultate sich am wenigsten von der Wahrheit entfernen. Diese Ueberlegenheit rührt nicht allein her von der grofsen Sorgfalt, welche diese geschickten Experimentatoren auf ihre Versuche verwandten, sondern auch von der directen Methode, welche sie befolgten, wärend die meisten der anderen Physiker Methoden des Umweges einschlugen, bei denen das gesuchte Element oft nur einen sehr geringen Einfluss aufserte.

Die allgemeinen Schlüsse, welche de la Roche und Bérard aus ihrer Arbeit zogen, waren folgende:

1. Die specifische Wärme der Gase ist nicht gleich für alle, sie möge nun auf Volume oder auf Gewichte bezogen werden. Sie hat in diesen beiden Beziehungen folgende Werthe:

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2. Die Wärmecapacitäten dieser selben Gase, bezogen

auf Wasser, werden durch folgende Zahlen ausgedrückt:

Specifische Wärme des Wassers

1,0000

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3. Die specifische Wärme der atmosphärischen Luft, in Bezug auf Volume betrachtet, nimmt zu mit der Dichtigkeit, aber nach einem wenig schnellen Verhältnifs. Wenn das Verhältnifs der Drucke ist, ist das der speci

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1 1,3583

4. Nach theoretischen Betrachtungen, die sich überdiefs auf directe Versuche von Gay-Lussac stützen, nehmen de la Roche und Bérard an, dafs die specifische Wärme der Gase rasch mit der Temperatur zunehme.

Das sind die genauesten Kenntnisse, welche wir bis heut über die specifische Wärme der Gase besitzen und welche auch allgemein von den Physikern angenommen worden sind. Die Gränzen, welche ich mir in diesem Auszug zu stecken genöthigt bin, verhindern mich, die von

meinen Vorgängern angewandten Methoden zu besprechen und die meinigen aus einander zu setzen. Ich bemerke blofs, dafs ich bei diesen Untersuchungen auf grofse Schwierigkeiten gestofsen bin, nicht allein in Bezug auf das Experimentiren, sondern auch in theoretischer Hinsicht. Die zu Anfange dieser Vorlesung auseinander gesetzten Betrachtungen werden diefs leicht begreiflich machen. Obwohl meine ersten Versuche schon 15 Jahr alt sind und ich sie bereits damals in meinen Abhandlungen über die specifische Wärme der starren und flüssigen Körper ankündigte, so ist es doch erst nach Anwendung der mannigfachsten Methoden und entgegengesetzten Correctionselemente, dafs ich heute meine Resultate mit Zutrauen der Akademie vor

lege.

Nach meinen Versuchen ist die specifische Wärme der Luft, in Beziehung auf Wasser:

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Also verändert sich die specifische Wärme der Luft, entgegen den Versuchen von Gay-Lussac, nicht merklich mit der Temperatur. Versuche mit einigen anderen permanenten Gasen führten zu einem ähnlichen Schlufs.

Bei den Versuchen über die atmosphärische Luft, bei denen der Druck von 1 bis 10 Atmosphären schwankte, fand ich keinen merklichen Unterschied zwischen den Wärmemengen, die eine selbe Gasmasse abgiebt, wenn sie um eine selbe Anzahl von Graden erkaltet. Also würde, im Widerspruch mit den Versuchen von de la Roche und Bérard, die für Druckschwankungen von 1 bis blofs 1,3 Atmosphäre einen sehr merklichen Unterschied angaben, die specifische Wärme einer selben Gasmasse unabhängig seyn von der Dichtigkeit. Versuche mit mehren anderen Gasen haben mich zu analogen Schlüssen geführt. Ich gebe jedoch diefs Gesetz mit einigem Vorbehalt. Ich konnte noch nicht entscheiden, ob die Wärmecapacität unter verschiedenem Druck absolut constant sey oder einer sehr

geringen Veränderung unterliege, weil meine Versuche eine kleine Berichtigung wegen des Bewegungszustandes des Gases erfordern.

Die specifische Wärme der Luft, bezogen auf Wasser, nämlich 0,237, ist bedeutend geringer als die von de la Roche und Bérard angenommene Zahl 0,2669; sie beruht auf mehr als hundert, unter den mannigfaltigsten Umständen gemachten Bestimmungen.

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Ein Blick auf diese Tafel lehrt sogleich, dafs die specifischen Wärmen des Sauerstoffs, des Stickstoffs und des Wasserstoffs, für gleiche Volume, sehr wenig von einanander abweichen; mithin würde man zu der Annahme geführt werden, dafs die specifische Wärme der einfachen Gase, bei gleichem Volume und unter gleichem Drucke, gleich ist. Allein für das Chlor und das Brom ergaben sich Zahlen, die zwar untereinander gleich, aber sehr bedeutend höher sind als die für die übrigen Gase gefundenen.

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Diefs sind die specifischen Wärmen aller flüchtigen Substanzen, die ich mir in hinreichender Menge und im Zustande der Reinheit verschaffen konnte.

Die specifische Wärme, welche ich durch eine grofse Zahl von Versuchen für den Wasserdampf erhalten habe, ist 0,475, kaum die Hälfte von derjenigen, welche de la Roche und Bérard fanden. Es ist merkwürdig, dafs die specifische Wärme des Wasserdampfs sehr nahe gleich ist der des starren Wassers, des Eises, und nur die Hälfte von der des flüssigen Wassers.

Es bliebe mir nun noch übrig, die Werthe, welche ich für die specifischen Wärmen der zusammengesetzten elastischen Flüssigkeiten gefunden habe, in Bezug auf die darin enthaltenen einfachen Gase und auf die Verdichtungsweisen derselben zu discutiren, und die specifischen Wärmen derjenigen Körper, die im starren, flüssigen und gasigen Zustand, untersucht werden konnten, für diese drei Zustände miteinander zu vergleichen. Allein ich verspare diese Discussion für eine spätere Mittheilung, in welcher ich die latenten Verdampfungswärmen dieser selben Substanzen geben werde.

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