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schönen Gedanken einen grofsen wissenschaftlichen Werth besitzt, und ich würde daher auch die vorstehende Auseinandersetzung gern vermieden haben, wenn sie nicht zu meiner eigenen Rechtfertigung nothwendig gewesen wäre.

V. Ueber die Zusammensetzung des Rindstalgs; von VV. Heintz.

In einer im Jahre 1849 erschienenen Arbeit hat Arzbächer1) nachzuweisen versucht, dafs das aus dem Rindstalg dargestellte Stearin zwei Procent Kohlenstoff mehr enthalte, als das aus dem Hammeltalg gewonnene, und Liebig2) hat die Richtigkeit der Resultate dieser Untersuchung gegen einen freilich nur vermeintlichen Angriff von mir in Schutz genommen. Bei meiner Untersuchung des Rindstalgs bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Angaben von Arzbächer dennoch unrichtig sind.

Dieser stellte das Stearin auf folgende Weise dar. Das Fett wurde im Wasserbade geschmelzt und mit Aether geschüttelt. Nach dem Erkalten wurde letzterer abgegossen, das Stearin zwischen Papier geprefst und auf dieselbe Weise 4 bis 5 Mal behandelt. Das so gewonnene Stearin schmolz bei 60°,6 C., war blendend weifs, leicht zerreiblich und pulverisirbar. Die Zahlen, zu welchen Arzbächer durch die Analysen des so aus Rindstalg dargestellten Stearins gelangte, waren folgende:

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1) Ann. der Chem. und Pharm. Bd. 70, S. 239.*.

2) Ebend. Bd. 80, S. 296. * Anm.

wogegen seine Analysen des Hammeltalgstearins folgende

Zahlen lieferten:

I.

II.

III.

IV. Mittel. 76,68 76,57 76,50 12,17 12,40 12,28

Kohlenstoff 76,18 76,60
Wasserstoff 12,28 12,17

Sauerstoff 11,54 11,23 11,15 11,03 11,22

100 100 100 100 100.

Meine Untersuchung des Stearins aus Hammeltalg1) weist nach, dafs die vorstehenden Resultate der Analysen dieses Körpers richtig sind. Denn ich fand darin:

Kohlenstoff 76,74

Wasserstoff 12,42

Sauerstoff 10,84

100.

Anders verhält es sich mit dem Stearin aus Rindstalg. Ich erhielt dasselbe auf folgende Weise. Das geschmolzene Fett wurde in warmen Aether gegossen und nach dem Erkalten der Lösung das ausgeschiedene Stearin abgepresst, welche Operation mehrmals wiederholt wurde. So stellte ich aus Talg, welcher von drei verschiedenen Thieren herstammte, drei verschiedene Proben von Rindstalgstearin dar, von denen die erste bei 61°,2 C., die zweite bei 61o C., die dritte bei 60°,7 C. schmolz. Bei der Analyse dieser Proben erhielt ich folgende Zahlen 2):

I. 0,2724 Grm lieferten 0,7652 Grm. Kohlensäure und 0,3092 Grm. Wasser.

II. 0,2497 Grm. gaben 0,7008 Grm. Kohlensäure und 0,2765 Grm. Wasser.

III. Aus 0,2688 Grm. endlich erhielt ich 0,7525 Grm. Kohlensäure und 0,298 Grm. Wasser.

1) Diese Annalen Bd. 84, S. 230.*

2) Alle in dieser Arbeit erwähnten Elementaranalysen sind mit Kupferoxyd im Sauerstoffgasstrom ausgeführt worden. Die zur Aufsammlung der Kohlensäure und des Wassers dienenden Apparate wurden aber nicht eher gewogen, als bis der Sauerstoff aus denselben durch atmosphärische Luft wieder ausgetrieben war.

Aus diesen Zahlen folgt folgende Zusammensetzung der verschiedenen Stearinproben.

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Auch Duffy 1) fand bei der Untersuchung des Rindstalgstearins keinen höheren Kohlenstoffgehalt als 76,87 Procent.

Aus diesen analytischen Resultaten folgt, dafs die Zusammensetzung des aus Rindstalg gewonnenen Stearins ganz mit der des Hammeltalgstearins übereinkommt, und zwar ist sein Kohlenstoffgehalt um so gröfser, je höher sein Schmelzpunkt ist. Da nach meinen früheren Untersuchungen das in der angegebenen Weise hergestellte Stearin stets noch ein Gemenge des eigentlichen reinen Stearins mit Palmitin ist, welches letztere weniger Kohlenstoff enthält als das Stearin, so folgt daraus, dafs dieses schwerer in Aether löslich ist als das Palmitin und dafs es einen höheren Schmelzpunkt besitzt als dieses.

Als ich die Untersuchung des Stearins des Rindstalgs begann, schien mir dieselbe namentlich deshalb interessant, weil die aufsergewöhnliche Zusammensetzung, welche das daraus dargestellte Stearin nach Arzbächer besitzen sollte, vermuthen liefs, dafs eine eigenthümliche, kohlenstoffreichere fette Säure als die Stearinsäure daraus würde dargestellt werden können. Die Wiederholung der Analysen des Rindstalgstearins hat zwar diesen Grund zur näheren Erforschung der Zusammensetzung jenes Fettes hinweggenommen. Dennoch schien es mir wichtig genug, die Untersuchung fortzusetzen, wenn ich auch nur hoffen dürfte, die Uebereinstimmung in der Zusammensetzung auch dieses Fetts mit der der übrigen thierischen Fette darzuthun. Dafs dasselbe wirklich nicht davon abweicht, wird 1) Journ. für prakt. Chem. Bd. 58, S. 358.* Quart. Journ. of the Chem. Soc. Vol. V. p. 303.

die folgende Untersuchung ergeben. Ich habe indessen gleichzeitig Gelegenheit genommen, die etwas gröfsere Quantität reiner Palmitinsäure, welche ich bei dieser Untersuchung erhielt, dazu zu benutzen, um durch eine gröfsere Zahl von Atomgewichtsbestimmungen und Analysen der Verbindungen derselben ihre Form unwiderruflich festzustellen.

Der Gang der Untersuchung dieses Fetts war genau derselbe, welchen ich bei Zerlegung des Menschenfetts ') und Hammeltalgs 2) angewendet habe. Ich kann es unterlassen, ihn hier nochmals ausführlich zu beschreiben. Nur das darf ich nicht unerwähnt lassen, dafs ich zur partiellen Fällung der festen, fetten Säuren stets essigsaure Magnesia angewendet, welche, wie ich mich nun schon vielfach überzeugt habe, zu diesem Zweck aufserordentlich viel anwendbarer ist, als die essigsaure Baryterde, oder das essigsaure Bleioxyd.

Die Untersuchung des flüssigen Theils der aus dem Rindstalg erhaltenen fetten Säuren ergab, dafs derselbe wesentlich aus Oelsäure bestand, aufserdem aber noch eine andere Säure, freilich nur in geringer Menge enthielt, deren Atomgewicht viel niedriger war, als das der übrigen darin enthaltenen fetten Säuren. Der in Aether lösliche Theil des Bleisalzes des leichter in Alkohol löslichen Theils der fetten Säure enthält wesentlich diese beiden Säuren, welche sich dadurch von einander trennen lassen, dafs man die Barytverbindung derselben darstellt und mit Aether auszieht. Die ölsaure Baryterde bleibt zumeist ungelöst, während das Barytsalz der anderen Säure sich leicht auflöst.

Um dieses Salz in möglichst reinem Zustande zu erhalten, fällte ich die ätherische Lösung durch wenig Alkohol, trennte den zuerst klebrig erscheinenden Niederschlag von der überstehenden Flüssigkeit und wiederholte diese Operation so oft, bis der Niederschlag flockig wurde 1) Diese Annalen Bd. 84, S. 238.

2) Diese Annalen Bd. 87, S. 353. *

und nicht mehr zusammenklebte. Er wurde darauf mit Aether enthaltenden Alkohol gewaschen, getrocknet und der Analyse unterworfen.

Die so gewonnene Barytverbindung war nicht vollständig farblos, sondern etwas gelblich gefärbt, konnte bei 110° C. getrocknet werden, ohne zusammen zu kleben, und enthielt ziemlich viel Baryterde, mehr als ich bei Untersuchung der analogen Verbindungen, welche aus den fetten Säuren des Menschenfetts und des Hammeltalgs erhalten worden waren, gefunden hatte. Die ganze Menge der möglichst reinen Substanz, welche mir zu Gebote stand, betrug nur so viel, dafs sie zu einer Analyse hinreichte. Diese ergab folgende Zahlen:

0,2513 Grm. des Barytsalzes lieferten 0,401 Grm. Kohlensäure 0,1473 Grm. Wasser, und 0,1093 Grm. kohlensaure Baryterde. Diese Zahlen entsprechen folgender Zusammensetzung:

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Es ist nicht möglich aus diesen Zahlen eine einfache Formel abzuleiten. Wahrscheinlich liegt der Grund dafür darin, dass die Substanz, welche zur Analyse diente, noch immer nicht eine chemisch reine Verbindung war. Ungeachtet der Abweichung der Resultate dieser Analyse von denen, welche ich bei Untersuchung des analogen Products aus dem Hammelfett erhielt 1), wage ich doch nicht die Behauptung aufzustellen, dafs dieses von jener aus dem Rindstalg erhaltenen Barytverbindung wesentlich verschieden sey. Ich glaube vielmehr, dafs letztere nur etwas vollkommener von unwesentlichen Beimengungen befreit worden war.

Die ölsaure Baryterde, aus welcher durch Aether die. 1) Diese Annalen Bd. 87, S. 555. *

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