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aus vier schwarzen Punkten (bei zwei auf einander gelegten Platten aus vier Dreiecken), welche, durch hellgraue Schatten verbunden, ein Y bilden. In sechs- und achtseitigen Platten wird der schwarze Centralfleck ein sechs- und achtseitiger Stern, während die Farben der Ecken sich zu einer sehr regelmässigen Umschliefsung ordnen, besonders wenn durch Drehung des analysirenden Prisma die Mitte weifs wird; die Figuren gekühlter Würfel sind Fig. 8 und 9 Taf. V abgebildet. Die isochromatischen Linien rechtwinklig gekreuzter parallelopipedischer Platten bleiben ihrer Form nach denen im linearen Lichte gleich, welche erscheinen, wenn die Polarisationsebene den rechten Winkel zwischen den Platten halbirt. Alle Figuren bleiben unverändert, wenn man die Gläser bei circularer Polarisation und Analyse in ihrer Ebene dreht.

Durch ungleiche Abkühlung entstandene Unregelmäfsigkeiten der Figuren zeigen sich im circularen Licht besonders bei dünnen Platten, oft selbst bei denen, welche im linearen regelmässig erschienen, doch habe ich auch gerade das Entgegengesetzte, und zwar bei einer sechsseitigen Platte, beobachtet.

Ein durch umwickelten Messingdraht zusammengeprefster Cylinder 1) verhielt sich wie ein gekühlter. Quadratische und kreisförmige Platten diametral durch eine Schraube geprefst, zeigen zwischen den an den Angriffspunkten der Schraube entstehenden Ringen eine farbige Verbindung ohne Kreuz. Liegt die Compressionsaxe in der Polarisationsebene des geradlinig polarisirt einfallenden Lichtes, so ist auch hier die Figur in den Quadranten verschoben, wenn das Licht circular analysirt wird.

1) Diese Anwendung der Weber'schen Pressungsmethode des Glases auf Polarisationserscheinungen hat mir Hr. Prof. Mitscherlich gezeigt. (Vergl. d. Annal. Bd. XX S. 1.)

VI. Ueber die Farbenzerstreuung in einem und demselben Mittel; von Hrn. Amici.

[Gegenwärtiger Aufsatz ist ein Auszug aus einer Abhandlung über die Verfertigung achromatischer Fernröhre ohne Linsen, welcher Hrn. Werhulst vom Hrn. Amici mitgetheilt, und von Ersterem in den Anhang zu der gemeinschaftlich von ihm und Hrn. Quetelet besorgten franz. Uebersetzung der Herschel'schen Optik aufgenommen worden ist.]

Nach der Annahme der Physiker ist die Dispersion der

Farben in einem und demselben brechenden Mittel constant, d. b. bei einer und derselben Substanz entsprechen gleichen Refractionen gleiche Dispersionen. Es ist diefs eins der Grundgesetze, auf welche sich die Theorien der berühmtesten Mathematiker stützen, die sich mit dem Achromatismus beschäftigt haben, und man hat daraus gefolgert, es sey bei Anwendung einer einzigen brechenden Substanz unmöglich, das Licht durch Refraction ohne Zersetzung abzulenken. Ich habe indefs gefunden, dafs die Dispersion, welche aus mehr als einer Refraction erfolgt, keineswegs constant ist, sondern verschieden nach der Neigung der Strahlen, die auf die Fläche eines Prisma cinfallen.

Ein Lichtstrahl kann so auf ein Prisma einfallen, dass er mit beiden Flächen gleiche Winkel macht. Bekanntlich ist dann die totale Refraction ein Minimum, und jeder andere Strahl, der entweder gegen die Kante oder die Grundfläche des Prisma stärker neigt als der ebengenannte Strahl, erleidet eine gröfsere Ablenkung. Zahlreiche Versuche baben mich nun die bis dahin unbekannte Eigenschaft gelehrt, dafs wenn der einfallende Strahl nach Seite der Kante neigt 1), die Dispersion stär1) Die Neigung gegen die Kante oder gegen die Grundfläche ist immer auf den Strahl bezogen, der die kleinste Ablenkung erPoggendorff's Annal. Bd. XXXV.

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ker ist als die, welche man erhält, wenn man das Prisma so dreht, dafs dieselbe Refraction bewirkt wird, der Strahl aber mehr gegen die Grundfläche neigt.

Noch befremdender scheint es, dafs ein Strahl, der zu einem ersten Prisma hinausgetreten ist, so abgeändert wird, dafs er die umgekehrte Eigenschaft erlangt, d. h. wenn man den zum ersten Prisma ausfahrenden Strahl mit einem zweiten Prisma auffängt, so ist die Farbenzerstreuung grösser, falls der Strahl sich der Basis nähert, und kleiner im umgekehrten Fall.

Man kann diefs Gesetz auch auf folgende Weise ausdrücken: Wenn gleiche Ablenkungen des Spectrums entsprungen sind aus ungleichen Ablenkungen der Strahlungen an den beiden Flächen des Prismas, so sind die farbigen Räume grösser, sobald die von der Hinterfläche bewirkte Ablenkung grösser ist, als die von der Vorderfläche erzeugte. Dieser Satz ist nur unter der Bedingung wahr, dafs der einfallende Strahl zuvor keine Brechung erlitten hat. Sonst sind die farbigen Räume kleiner.

Diels Gesetz geht aus folgenden Versuchen hervor, die Jeder, der gut geschliffene Prismen besitzt, leicht wiederholen kann.

Versuch 1. Ein Prisma von englischem Kronglase und dem brechenden Winkel 20° 6', so gerichtet auf einen Gegenstand, dafs der einfallende Strahl gleiche Neigung hatte, wie der ausfahrende in Bezug auf die brechenden Ebenen, wurde durch ein dicht vor das Auge gehaltenes Prisma aus französischem Spiegelglase von 6o 15' achromatisirt, sobald die auf letzteres einfallenden Strahlen gegen die Grundfläche desselben neigten. Die Refraction durch beide Prismen war Null, d. h. die beiden Prismen brachen gleich stark, der Gegenstand erschien achromatisch und verkürzt.

leiden würde; wenigstens wenn nicht ausdrücklich das Gegentheil angegeben ist.

Versuch 2. Mit denselben Prismen. Der auf ersteres einfallende und gegen dessen Basis neigende Strahl wurde durch das zweite corrigirt, dessen Basis er sich noch mehr näherte. Die Refraction war im ersten Prisma stärker. Der Gegenstand erschien verkürzt.

Versuch 3. Dieselben Prismen, nur ihren Ort gegen einander vertauscht. Der auf das erste Prisma einfallende und gegen dessen Kante neigende Strahl wurde beim Einfallen auf das zweite, unter einer der Emergenz gleichen Incidenz achromatisirt. Die Refraction war Null, der Gegenstand erschien verlängert.

Versuch 4. Dieselben Prismen. Der einfallende Strahl, noch mehr gegen die Kante des ersten Prismas neigend, wurde, beim Eintritt in das zweite, durch eine gröfsere Neigung gegen die Kante corrigirt. Die Refraction war grösser im zweiten Prisma; der Gegenstand erschien verlängert.

Versuch 5. Ein Prisma aus weissem venetianischen Glase und von 28° 12′ wurde combinirt mit einem andern Prisma aus Kronglas von 20° 6', welches letztere sich auf Seite des Auges befand. Wenn am ersten Prisma die Incidenz der Emergenz gleich gemacht wurde, und beim zweiten Prisma der einfallende Strahl gegen die Basis neigte, waren die Farben compensirt und der Gegenstand erschien verkürzt. Die Refraction war alsdann im ersten Prisma stärker.

Versuch 6. Die beiden eben genannten Prismen. Der einfallende Strahl gegen die Basis des ersten Prismas geneigt, wurde corrigirt, wenn er dem zweiten unter einer Incidenz begegnete, die ihn gegen die Basis desselben neigen machte. Die Refraction war im ersten Prisma gröfser, und der Gegenstand schien verkürzt.

Wenn man das erste Prisma unbewegt liefs, und das zweite so neigte, dafs es eine gleiche Refraction erzeugte, zugleich aber der auf dasselbe einfallende Strahl gegen

dessen Kante neigte, so wurde die Dispersion dieses Prismas schwächer.

Versuch 7. Dieselben Prismen, wie beim letzten Versuch. Der einfallende Strahl, gegen die Kante des ersten Prismas geneigt, wurde durch das zweite Prisma corrigirt, sobald der auf dasselbe einfallende gegen dessen Kante neigte. Der Gegenstand war verlängert und die Refraction stärker im zweiten Prisma.

Blieb das erste Prisma unverrückt, und wurde das zweite geneigt, damit der auf dasselbe einfallende Strahl gegen dessen Basis neigte, so war bei gleicher Refraction in den beiden Fällen die Dispersion des Lichtes grösser.

Versuch 8. In zwei gleichen Prismen aus gleicher Substanz ist, unter gleichen Incidenzen, der gegen die beiden Kanten geneigte Strahl bei seiner Emergenz gefärbt, und die Dispersion ist grösser in dem Prisma, welches dem Gegenstand näher liegt. Der Gegenstand ist verlängert.

Wiewohl die Veränderlichkeit der Dispersion des Lichts in einem und demselben Mittel scheint auf den ersten Anblick ein eigenthümliches, von den gewöhnlichen Gesetzen der Farben-Entstehung im Prisma unabhängiges Phänomen zu seyn, so ist sie dennoch eine unmittelbare Folge von der Theorie der Refraction, und wenn ich sie als eine neue Eigenschaft des Lichts betrachte, so geschieht es alleinig darum, weil sie niemals von den Physikern beobachtet worden ist. Um zu zeigen, wie man die durch meine Versuche gegebenen Resultate aus der Theorie herleiten könne, und vor allem, um zu beweisen, dafs gleiche Refractionen ungleiche Dis· persionen erzeugen müssen, je nachdem der einfallende Strahl gegen die Basis oder gegen die Kante des Prismas neigt, ist es hinreichend, die Dispersionen für diese beiden Fälle zu berechnen.

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